Hallo ihr alle,
erstmal vorweg: der austausch hier in diesem forum hilft mir sehr, mit dieser situation besser fertig zu werden. auch ich bin dankbar, dass ich diese möglichkeit habe. vielen dank, dass es euch gibt!!!
tja, ich bin jetzt gerade am wochenende wieder für ein paar tage bei meinen eltern gewesen (wir wohnen 300 km auseinander).
als ich am samstag ankam, war es ganz schrecklich. mein vater bekommt mittlerweile auch sehr häufig epileptische anfälle, und der letzte war gerade am freitag abend.
daher war er noch 24 stunden lang sehr unruhig und hatte immense probleme mit seiner blase. ständig wollte er auf toilette (ca alle 5 minuten) und wir mussten ihm jedesmal aus dem bett helfen und ihn dorthin führen, da er nicht laufen konnte allein.
wie angelika schon sagte, die beweglichkeit verschlechtert sich immens nach jedem anfall. auch die geistige fitness.
die ganze nacht war meine mutter auf und hat ihn ca. 20 mal zur toilette gebracht.
es war schrecklich. ich dachte schon, jetzt gehts ganz schnell zuende.
der arzt hat uns aber gestern erzählt, dass diese unruhe normal sei nach einem krampfanfall.
und dann wieder dieser enorme aufschwung:
Seit sonntag war er dann "total gut" drauf. er konnte wieder besser laufen, musste nicht mehr oft zur toilette. wir bekamen besuch und er war richtig aufgedreht und erzählte geschichten und war fröhlich. er war fast so wie früher.
ich glaube, ich habe jetzt erkannt, dass es dem kranken gut tut, wenn er besuch bekommt und alle so tun, als wäre das leben genauso wie früher, wenn auch nur für ein paar stunden. einfach mal aus dem krankendasein herausgerissen zu werden, gibt glaube ich, auftrieb.
ich habe mir bewußt am we ganz viel zeit für ihn genommen und meine mutter auch so viel wie möglich "weggeschickt", damit sie mal allein außer haus besorgungen machen kann oder etwas für sich tun kann (friseur, etc).
mein vater und ich haben viel geredet, wenn auch nichts tiefgründiges, und ich glaube, was ihn aufrecht erhält, ist tatsächlich sein glaube daran, dass irgendwie alles gut wird und er noch eine weile mit uns hat.
er scheint sehr optimistisch zu sein. da kann man natürlich nicht anfangen über den tod zu sprechen.
vielleicht ist der richtige zeitpunkt einfach noch nicht da. denn wenn man anfängt, darüber zu reden, könnte der kranke eventuell seinen optimismus und kampfgeist verlieren....
richtig ist, wie ihr alle sagt, dass man auf jeden fall irgendwann über dieses thema sprechen muss...bevor es zu spät ist.
als ich gestern wieder zurück fuhr, kam er bis ans auto rausgelaufen und wollte sich garnicht von mir trennen. da stand er mit seinem stock und den traurigen augen an der strasse. "wann kommst du wieder?" fragt er dann immer, und ich sagte: "bald".
als ich abfuhr, hatte ich zum ersten mal irgendwie das gefühl, die zeit "sinnvoll" mit ihm verbracht zu haben.
keine 5 minuten später habe ich trotzdem losgeheult, weil die tränen immer erst kommen, wenn er außer sichtweite ist, das stimmt schon.
ich wünsche uns allen weitere schöne momente mit unseren angehörigen, die wir nutzen müsen, solange wir noch können.
weiterhin euch allen viel kraft!
liebe grüße,
chiquita