HirnTumor-Forum

Autor Thema: Glioblastom IV - nach der OP versagten Bestrahlung und Chemo - und nun?  (Gelesen 198928 mal)

Mädel

  • Gast
Hallo Ihr alle, Hallo Chiquita! Mein Vater lebt auch noch! Habe mich lange nicht mehr gemeldet, weil er u.a. wieder mal im Krankenhaus war. Heute hatte er einen MRT-Termin. Ergebnis: Im Vergleich zur letzten MRT am 13. Oktober ist der Tumor etwas kleiner geworden. Der Arzt hat aber wohl ein Ödem an einer anderen Stelle entdeckt, aber keine weiteren Tumorzellen. Naja, mein Vater bekommt momentan ja gar nichts mehr - weder Kortison noch Weihrauch noch sonst etwas, das Wirkung auf den Kopf haben könnte. Kortison hat der Onkologe ausgeschlichen, Weihrauch haben wir wegen Magenproblemen abgesetzt (ob die vom Weihrauch stammen, wissen wir natürlich nicht - der Onkologe hatte aber ja über Weihrauch eh nur gelacht). Temodal bekam er wegen seines schlechten Allgemeinzustandes seit Dezemeber nicht. er hat also erst 5 Tage Temodal bekommen - vor 4 Monaten! - Ich habe keine Ahnung, wie es weiter geht. Haben ständig Angst vor Verschlechterung. Über den Tod wird bei uns auch nicht gesprochen, im Grunde ist es bei uns wie bei Dir, Chiquita, nur ist der TUmor noch nicht so weit fortgeschritten. Die Nebenerkrankungen (Herzprobleme, Magen, Lungenentzündung etc.) sind aber genauso belastend für die Familie. EIn SPezialbett haben wir auch schon seit Februar - alltägliche Dinge wie Waschen, Anziehen kann mein Vater schon lange nicht mehr ohne Hilfe. Der körperliche Abbau hat wohl eben auch mit dem Tumor und dessen Behandlung ( OP und Strahlen) zu tun. Du schreibst, Du würdest gerne mit Deinem VAter alles mögliche besprechen und letzten Endes versuchst Du, ihn heiter zu stimmen und ihm eine schöne Zeit zu bescheren, während Du da bist. Genau so geht es mir. Und dann ist man wieder alleine und könnte nur heulen. Mir fehlen die Worte. Der Arzt heute sagte, man wisse eben nicht, ob er noch Wochen hat oder Monate. ABer es geht ja nicht nur um die Zeit. Er soll sich ja auch wohl fühlen und ein halbwegs lebenswertes Leben führen können. Keine AHnung, was uns noch alles bevorsteht. Auch meine Mutter hat da wahnsinnige Angst vor. Sie sagt immer, sie wolle nicht, dass er so leiden muss. Aber da haben wir ja leider keinen Einfluss drauf. Der Gedanke macht verrückt. Man kann nur hoffen, dass es dann, wenn es so weit ist, schnell gehen wird.
Oft fehlt mir die Kraft, noch Frieden mit den anderen Verwandten zu halten, wenn man schwachsinnige Kommentare hört. Eigentlich müsste man hier mal raus.
Alles Gute an alle,
Mädel

Steffi1234

  • Gast
Hallo ihr alle,

mein Mann bekommt jetzt wöchentlich einen epileptischen Anfall und jedes Mal verschlechtert sich seine Beweglichkeit. Er ist unheimlich traurig und hat keine Auftrieb mehr. Mir tut das so weh, mit anzusehen wie er leidet, ich weiß nicht wie lange man das aushalten kann.
Vor allem weiß ich nicht wie lange das mein Mann noch aushält. Jetzt kann er noch so mit Ach und Krach und seinem Gehwagen auf die Toilette, aber was wenn das nicht mehr geht. Mein Mann ist ein unheimlicher Ästhet, wie mag das für ihn sein, ich mach mir da so viele Gedanken und das zieht mich immer tiefer in dieses verdammte Loch. Es sind jetzt Tag an denen ich, sobald ich aus dem Zimmer meines Mannes gehe, nur noch heulen muss und oft gar nicht mehr aufhören kann. Ich weiß einfach nicht mehr wie das alles weitergehen soll. Aber ihr kennt das alle und doch ist jeder für sich alleine.

Ich muss sagen, dass es mir unheimlich gut tut mich mit euch hier zu unterhalten und auszutauschen, bin dann irgendwie immer ein bißchen ruhiger, ich weiß ja nicht wie es euch so dabei geht.
Liebe Grüße an alle Angelika

chiquita0405

  • Gast
Hallo ihr alle,

erstmal vorweg: der austausch hier in diesem forum hilft mir sehr, mit dieser situation besser fertig zu werden. auch ich bin dankbar, dass ich diese möglichkeit habe. vielen dank, dass es euch gibt!!!

tja, ich bin jetzt gerade am wochenende wieder für ein paar tage bei meinen eltern gewesen (wir wohnen 300 km auseinander).

als ich am samstag ankam, war es ganz schrecklich. mein vater bekommt mittlerweile auch sehr häufig epileptische anfälle, und der letzte war gerade am freitag abend.
daher war er noch 24 stunden lang sehr unruhig und hatte immense probleme mit seiner blase. ständig wollte er auf toilette (ca alle 5 minuten) und wir mussten ihm jedesmal aus dem bett helfen und ihn dorthin führen, da er nicht laufen konnte allein.
wie angelika schon sagte, die beweglichkeit verschlechtert sich immens nach jedem anfall. auch die geistige fitness.

die ganze nacht war meine mutter auf und hat ihn ca. 20 mal zur toilette gebracht.
es war schrecklich. ich dachte schon, jetzt gehts ganz schnell zuende.

der arzt hat uns aber gestern erzählt, dass diese unruhe normal sei nach einem krampfanfall.

und dann wieder dieser enorme aufschwung:
Seit sonntag war er dann "total gut" drauf. er konnte wieder besser laufen, musste nicht mehr oft zur toilette. wir bekamen besuch und er war richtig aufgedreht und erzählte geschichten und war fröhlich. er war fast so wie früher.

ich glaube, ich habe jetzt erkannt, dass es dem kranken gut tut, wenn er besuch bekommt und alle so tun, als wäre das leben genauso wie früher, wenn auch nur für ein paar stunden. einfach mal aus dem krankendasein herausgerissen zu werden, gibt glaube ich, auftrieb.

ich habe mir bewußt am we ganz viel zeit für ihn genommen und meine mutter auch so viel wie möglich "weggeschickt", damit sie mal allein außer haus besorgungen machen kann oder etwas für sich tun kann (friseur, etc).

mein vater und ich haben viel geredet, wenn auch nichts tiefgründiges, und ich glaube, was ihn aufrecht erhält, ist tatsächlich sein glaube daran, dass irgendwie alles gut wird und er noch eine weile mit uns hat.
er scheint sehr optimistisch zu sein. da kann man natürlich nicht anfangen über den tod zu sprechen.

vielleicht ist der richtige zeitpunkt einfach noch nicht da. denn wenn man anfängt, darüber zu reden, könnte der kranke eventuell seinen optimismus und kampfgeist verlieren....

richtig ist, wie ihr alle sagt, dass man auf jeden fall irgendwann über dieses thema sprechen muss...bevor es zu spät ist.

als ich gestern wieder zurück fuhr, kam er bis ans auto rausgelaufen und wollte sich garnicht von mir trennen. da stand er mit seinem stock und den traurigen augen an der strasse. "wann kommst du wieder?" fragt er dann immer, und ich sagte: "bald".
als ich abfuhr, hatte ich zum ersten mal irgendwie das gefühl, die zeit "sinnvoll" mit ihm verbracht zu haben.
keine 5 minuten später habe ich trotzdem losgeheult, weil die tränen immer erst kommen, wenn er außer sichtweite ist, das stimmt schon.

ich wünsche uns allen weitere schöne momente mit unseren angehörigen, die wir nutzen müsen, solange wir noch können.

weiterhin euch allen viel kraft!

liebe grüße,
chiquita
« Letzte Änderung: 20. April 2005, 11:41:23 von chiquita0405 »

Steffi1234

  • Gast
Hallo ihr alle,

habe letztens im Handelsblatt über ein künstlich hergestelltes Einweißmolekühl mit dem Namen CILENGITIDE gelesen, wird gegen Glioblastome eingesetzt, kennt das einer von euch, hat einer davon gehört. Frag jetzt mal unseren Neurologen und Neurochirurgen, der an vielen Studien beteiligt ist. Melde mich wieder.
Grüße Angelika

jolina

  • Gast
Hallo Alle,
ich habe mich auch schon lange nicht mehr gemeldet!

Mein Vater ist am 11.4. morgens um 6:32 verstorben!!!!!!!!!!1 Und das nach 2 1/2 Monaten. Die Bestrahlung ist nach dem Ersten Teil abgrochen worden, weil es ihm zu schlecht ging. Er konnte sich kaum noch selber bewegen, hat nichts mehr gegessen und vor allem nichts mehr getrunken. Infusionen zu Hause ging irgendwann nicht mehr, weil nach 2 Tagen die Nadel immer wieder raus mußte. Nach einer Woche ist er dann ins Krankenhaus gekommen, wo er einen Port gelegt bekam, Ab dann hat ihn wenigstens keiner mehr mit Trinken genervt und das Kortison konnte auch gespritzt werden. Wir dachten noch er würde ein wenig aufgepeppelt und dann könnten wir ihn wieder nach Hause nehmen und er hätte noch ein paar schöne Monate. Mein Bruder kam Sonntags aus Amerika, ich aus Detmold und dann ist er Montags einfach nicht mehr aufgewacht. Das Tröstliche: meine Mutter und seine 3 Kinder waren bei ihm (als wenn er gewartet hätte). Leider war er morgens nicht mehr, ansprechbar was uns schon etwas hinterherhängt, aber er hatte keine Schmerzen.

Wir konnten leider nicht mehr richtig mit ihm reden. Er war sehr verändert, hat nur die Decke angestiert und nichts gesagt. Man wußte einfach nicht was in ihm vorging. Nach 2 Wochen denke ich: hätte ich doch einfach versucht mit ihm zu reden. Man hätte vielleicht ganz anders Abschied nehmen können.

Ich bin jedenfalls sehr traurig und er fehlt mir. Mein Mutter ist jetzt seid 3Tagen alleine (das 1. Mal in ihrem Leben) und sie ist am Ende. Es ist einfach nur schrecklich.
Ich kann nur eins sagen: Genießen so lange es geht.

Grüße und alles Gute für alle (ich fahre jetzt mit meiner Familie für 1 Woche in Urlaub, aber meine Mutter wollte da nicht mit. Es ist dafür noch zu früh, glaube ich)

jolina

chiquita0405

  • Gast
Liebe Jolina,

das ist eine sehr traurige Nachricht, mit der ich garnicht gerechnet habe so schnell.
Es tut mir sehr leid für Dich und Deine Familie. Nichts kann jetzt den Schmerz lindern, den Du empfindest. Worte können Dir im Moment nicht über den schweren Verlust hinweghelfen.
Trotzdem: Ich denke an euch und wünsche Dir ganz viel Kraft, diese schwere Zeit zu bewältigen...

LG, chiquita

Steffi1234

  • Gast
Hallo ihr alle,

habe heute morgen einen unheimlichen Schreck bekommen, mein Mann wurde nicht mehr richtig wach, er konnte auch nur sehr verwaschen sprechen, obwohl wir am Wochenende so viel Spass hatten und das erste Mal unser Scalamobil benutzt haben, da wir ja im 3. Stockwerk wohnen. Es war ein schöner warmer Tag und wir sind 1 1/2 Stunden spazieren gegangen. Und dann das heute morgen. Musste  dringend zur Arbeit, aber meine Schwiegermutter war ja da. Die hat mich dann angerufen und gesagt, dass es ihm besser ginge. Man denkt schon immer mal daran, wie es ist, wenn er nicht mehr aufwachen würde, aber ich glaube egal wieviel man nachdenkt oder es sich vorstellt, wenn es dann soweit ist, zieht es einem die Beine weg. Hatte solche Angst.
Wie geht es bei euch allen so, meldet euch mal, es lenkt mich immer von meinen eigenen Sorgen ab, wenn ich eure Einträge lese und weiß, dass es so viele Menschen gibt die das gleiche durchmachen wie ich, ich fühl mich nicht so allein und verloren.
Liebe Grüße Angelika

chiquita0405

  • Gast
liebe angelika,
das kenne ich gut! bei meinem dad ist es manchmal ähnlich, dann nuschelt er irgend etwas in den telefonhörer, das man garnicht versteht und pennt sogar am telefon ein.
ich glaube mittlerweile, dass nichts tagesabhängiger ist als diese verfluchte krankheit!
meistens ist er so drauf, wie du beschrieben hast, wenn er am tag vorher total fit war. als wir letztes wochenende besuch hatten, war er ja total aufgedreht und hat erzählt und ist "rumgesprungen", da konnte man meinen, er sei ganz der alte. am nächsten tag dann war er so fertig und müde, dass er garnicht aufstehen konnte.
mach dir nicht zu viele sorgen, es kann morgen schon wieder alles anders aussehen!vielleicht war er einfach nur erschöpft von eurem schönen tag gestern!
lg, chiquita

Mädel

  • Gast
Hallo Angelika/Chiquita! Ich kenne das auch von meinem Vater. Jeder Tag ist unberechenbar, manchmal fängt er auch gut an und endet schlecht - oder umgekehrt. Mein Vater hatte im März als das Wetter so schön war eine richtige Hochphase. Er hat nur rumgealbert ist auch "rumgesprungen", total aufgedreht. Wir haben uns alle immer nur ungläubig angeschaut (so war er vor der Krankheit nie drauf) und uns dann aber natürlich vor allem gefreut und mit gealbert. Das tut dem Kranken bestimmt auch einfach nur gut, völlig abzuheben und alles ignorieren. Unserer ganzen Familie hat das auch gut getan. Aber die Phase ist nun wohl vorbei, jedenfalls grübelt er fast ständig nur noch, starrt an die Decke und weint sehr viel. Man ist dann so hilflos. Mir fehlen in letzter Zeit immer die Worte - und es gibt ja auch keinen Trost. Für uns auch nicht. Aber wir dürfen noch nicht aufgeben, oder??? Ab wann darf man das eigentlich? - Heute ist unser Termin in der Neurochirurgie - ich habe grosse Angst davor. Da wird sich entscheiden, wie es weiter geht. Ich habe die meiste Angst davor, dass der Arzt sagt: "GEhen Sie nach Hause, machen SIe sich noch ein paar schöne Tage. Therapieren macht in dieser Situation keinen Sinn mehr." - Aber vielleicht kommt es ja auch ganz anders.
Liebe Grüsse,
Mädel

Steffi1234

  • Gast
Hallo ihr beiden,

bei uns gibt es natürlich auch Hochphasen, aber leider nicht mit herumspringen, denn mein Mann kann eigentlich seit November 04 nicht mehr gehen. Wir hatten nie wie man so sagt eine "gute Zeit" wie manch andere, der Tumor wurde im August entdeckt, dann OP, Chemo-Strahlentherapie, 2 Wochen Reha und dann Hemiparese rechts, erst leichte Lähmung, dann vollkommene Lähmung. Also die guten Zeiten war mein Mann im Krankenhaus oder auf Reha, aber nicht bei mir (natürlich war ich im Krankenhaus jeden Tag bei ihm, aber was kannst denn da schon machen). Wir hatten nach der Diagnose Hirntumor nur noch Zeit im Krankenhaus bzw. auf Reha verbracht. Zu Hause konnten wir nichts mehr unternehmen und das seit November 04.
Man fühlt sich dabei so eingesperrt, obwohl sich mein Mann noch nicht einmal beschwert hat.
Ich will ja nicht jammern, aber nach der Diagnose hatte ich zumindest noch ein paar Wochen oder Tage, vielleicht auch Monate erwartet, die wir noch miteinander etwas unternehmen können, aber leider war das nichts.
Heute gehts meinem Mann wieder besser, wie ihr schon gesagt habt, ein Auf und Ab. Hoffe das es mehr Auf als Ab gibt die nächste Zeit.
Grüße Angelika

chiquita0405

  • Gast
hallo ihr zwei,

bei meinem vater haben sie schon im februar gesagt:
"nehmen sie ihn mit nach hause, wir können nichts mehr für ihn tun".
das war hart, besonders natürliche für meine arme mutter.
wie fühlt sich denn ein mensch, den die ärzte aufgeben?
er bekam dann noch einen zyklus temodal, aber eher für den erhalt des optimismus, den er nicht verlieren sollte.
aber kopf hoch: jetzt haben wir bald mai, und es geht ihm "gut". also bitte nicht die hoffnung verlieren, mädel!

zu dir angelika: eine wirklich gute zeit hat wohl niemand mehr, der diese diagnose erhält. meine eltern hatten seit der diagnose im august letzten jahres nicht eine ruhige minute, die sie hätten genießen können. sie wollten so oft noch eine "letzte schöne reise" machen, aber das war natürlich aufgrund der anfänglichen op's und krankenhausaufenthalte, dann durch die bestrahlungen und chemo, jetzt aufgrund des schlechten zustandes meines vaters, unmöglich!
wenn ich von gemeinsamen "unternehmungen" oder einer "schönen zeit" spreche, dann meine ich dinge wie: zusammen im garten sitzen oder über erinnerungen sprechen.
die begriffe "schöne zeite" und "herumspringen" relativieren sich natürlich. "herumspringen" heißt für mich, dass ich froh bin, wenn er es schafft, vom tisch zum bett alleine zu kommen, ohne hinzufallen.
ich bin mitttlerweile froh über jede kleinigkeit...
ich glaube, eine richtig gute zeit, so wie man sie früher definiert hätte, hatte keiner mehr von uns mit unseren angehörigen glio-patienten...;-(

lasst uns das beste aus dieser zeit machen, solange es noch möglich ist!

lg an euch alle,
chiquita

Mädel

  • Gast
Hallo zusammen, hallo Chiquita! Danke für Deine tröstenden Worte. Eine schöne Zeit definiere ich momentan ähnlich wie Du. Bei uns geht es jetzt wieder drunter und drüber und ich muss psychologische Höchstleistungen bringen. Übernächste Woche wird mein Vater noch mal operiert!!! Einerseits freut mich das, andererseits kann da ja auch ne Menge schief gehen. Bei meinen Eltern jedenfalls hat sich nach dem Gespräch mit dem Operateur erstmal eine Weltuntergangsstimmung breit gemacht. Sie waren fix und fertig, haben nur geweint und sich voneinander verabschiedet (!). Dabei hatte der Neurochirurg ausdrücklich gesagt, es sei zu früh, die Flinte ins Korn zu werfen - da seien wir noch lange nicht! Natürlich muss man bei meinem Vati bedenken, dass er immerhin 68 ist und sein Herz ja (wie erwähnt) auch nicht immer so tickt wie es sollte (hinzu kommen noch einige weitere Grunderkrankungen). Mein Vater hat zwar zur Operation zugestimmt, sieht das aber nach dem Motto "Ich habe ja keine Wahl".
Seit dem Gespräch in der Klinik versuche ich ständig, ihm die positiven Aspekte klar zumachen: dass er eine weitere Chance erhalten hat, dass sein Tumor zumindest sehr gut zugänglich ist, dass Du geschrieben hast, Ihr seid froh, eine zweite OP gemacht zu haben, etc. - Ich habe ein bisschen den Eindruck, meinen Eltern ist jetzt erst klar geworden, was die Diagnose wirklich bedeutet. Dass man ständig dagegen ankämpfen muss - sogar wenn der Tumor sich verkleinert hat! Das ist es, was sie nicht richtig verstehen: dass man eben trotzdem so früh wie möglich operieren sollte, bevor der Tumor wieder so gross ist, dass man nicht mehr operieren kann (so der Neurochirurg).
Da der Tumor nur sehr geringfügig kleiner geworden ist, brauchen wir eigentlich auch keine Zweitmeinung. Unser Onkologe hatte uns das Beratungsgespräch mit dem Neurochirurgen ja auch vermittelt, weil er eine Operation für möglicherweise notwendig hielt. Wenn alles gut geht (also wenn mein Vati bis zur OP nervlich durchhält), soll er mit der 5 ALA-Methode operiert werden. Ulrich hat dazu im Forum schon mal was geschrieben. Der Tumor wird dabei wohl gefärbt und man kann Tumorgewebe besser von gesundem Gewebe abgrenzen. Naja, mal sehen. Danach soll er sofort Temodal bekommen.
Ich wünsche Euch weiterhin eine "schöne Zeit" und viele "Unternehmungen". Es tut gut, hin und wieder von jemandem zu lesen, der den gleichen Krankheitsfall in der Familie hat, so zynisch das klingen mag. Aber mit vielen Freunden kann man überhaupt nicht darüber reden. Die verstehen einfach nicht, worum es geht. Wahrscheinlich wollen sie auch mit dem Thema Tod nicht konfrontiert werden. Wenn ich ehrlich bin, habe ich bis zur Erkrankung meines Vaters auch in einer heilen Welt gelebt und nicht mal gewusst, dass es Glioblastome gibt. Also, weiterhin alles Gute Euch allen!
Mädel

jolina

  • Gast
Hallo Ihr,

wir sind mittlerweile aus dem Urlaub zurück. Das Gute ist, man ist mal ganz weg und kann ein wenig abschalten. Zwischendurch zumindest.

Das mit den Guten Tagen und den schlechten Tagen kenne ich. Schon bevor er gestrorben ist, gab es Tage an denen es ihm ganz schlecht ging und man meinte es ginge zu Ende und 3 Stunden später war alles wieder 'in Ordnung' (was man noch so in Ordnung genannt hat). Er war dann ganz klar und hat Eis gegessen. es war dann okay und wir hatten immer wieder die Hoffnung: er erholt sich jetzt einfach von der Therapie. Um so überraschender war dann, dass er an dem einen morgen dann einfach nicht mehr aufgewacht ist. Wir wußten ja, dass es unheilbar ist, aber auch wir hatten noch auf ein paar schöne Monate/Wochen gehofft. Ich glaube der behandelnde Arzt war auch etwas überrascht: und da sieht man wieder, dass es doch bei jedem anders verläuft.

Ich wünsche weiter, das ihr den Kopf hoch haltet und ie Zeit genießt auch wenn es sehr anstrengend ist und man meint, dass es schlechter nicht mehr geht. Danach ist es definitiv nicht mehr möglich einen Satz auszutauschen. Ich wünsche mir jetzt selbst die Schlechteste Zeit wieder zurück !!!Liebe Grüße
Jolina

Steffi1234

  • Gast
Hallo ihr Alle,

bei uns war gestern wieder einmal ein AB. Gestern nachmittag haben wir noch vergnügt am Balkon Kaffee getrunken. Dann auf einmal am Abend wurde  mein Mann immer verwirrter, er wußte nicht mehr dass er im Bad war, dann wieder doch, wußte wieder nicht was er machen wollte, hat mich und meine Eltern und sämtliche Verwandte beschimpft, obwohl das gar nicht seine Art ist. Hat geschrien, geweint, resigniert, war total wirr im Kopf. Hab ihn dann mit Müh und Not in sein Bett gebracht (er geht unheimlich schlecht) und ihm eine Schlaftablette gegeben. Mann ich hatte solch eine Angst. Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen, bin dann von 2.00 Uhr bis 4.00 Uhr morgens noch zu ihm ins Bett um ihn zu beruhigen, er ist zu dieser Zeit nochmal aufgewacht, hab ihm aber gleich wieder eine Schlaftablette gegeben, denn sonst hätte er immer weiter gegrübelt. Hab mich heute mit der Neurologin unterhalten, sie empfiehlt mir Valium für solche Fälle. Ich hoffe mein Mann beruhigt sich wieder ein bißchen. Ich hatte das Gefühl er hat gestern an soviel gedacht, dass ihn belastet, dass das Gehirn mit der Situation nicht mehr fertig geworden ist. Heute morgen sagte er mir defenitiv, dass er keinen mehr sehen will, ausser mich. Lieber Gott was soll das noch werden, was ist nur mit uns passiert, nach solchen Vorfällen bin ich immer wieder so am Boden. Das allerschlimmste ist, dass ich ihm keine Antworten geben kann und vor allem kann ich ihm nichts abnehmen, ich kann nur für ihn da sein, doch gestern abend hat er meine Nähe vollkommen abgelehnt, in der Nacht wieder nicht. Ich hoffe ich mache alles richtig und er fühlt sich bei mir wohl.
Bis bald Angelika

chiquita0405

  • Gast
Natürlich fühlt er sich wohl bei Dir! Ich glaube das Schlimme bei dieser Krankheit ist, dass der Mensch nicht nur körperlich abbaut, sondern irgendwie auch geistig total verändert wird. Ich kenne das alles auch gut von meinem Vater, der an manchen Tagen total aggressiv gegen alles und jeden ist und jede Zuneigung von sich weist. Am nächsten Tag ist er dann wieder total lieb und hilflos.
Aber nur ganz selten ist er von seiner Persönlichkeit her der, der er noch vor einem Jahr war.
Ich denke, Dein Mann spürt sehr, wie Du für ihn da bist! Er kann eben nicht anders, wegen seiner Krankheit!
Mein Vater hat neulich als ich zu Besuch war, ausversehen eine Schale Erdbeeren mit Eis fallen lassen. Meine Mutter hat ihn angebrüllt, weil alles auf den Teppich fiel. Sie schimpfte und schimpfte. Es ist ja klar, sie hat ihn jeden Tag 24 Stunden um sich, umsorgt ihn Tag und Nacht und irgendwann reißen einem bei aller Engelsgeduld auch mal 5 Minuten die Nerven.
Ich beruhigte sie und sagte, "Mutti, wir dürfen nicht vergessen, dass Vati jetzt ein sehr kranker Mann ist, er darf ruhig eine Schale Erdbeeren aus seiner gelähmten Hand rutschen lassen".
Er saß da wie ein kleines Kind und guckte ganz hilflos und traurig.
Wir dürfen nicht vergessen, dass diese Scheisskrankheit einfach alle verrückt macht, den Kranken natürlich am meisten!
Liebe Grüße an euch alle,
chiquita
« Letzte Änderung: 03. Mai 2005, 17:23:53 von chiquita0405 »

 



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