HirnTumor-Forum

Autor Thema: Sarah und das Ponsgliom  (Gelesen 13349 mal)

stepper

  • Gast
Sarah und das Ponsgliom
« am: 16. August 2005, 00:23:02 »
Hallo
Aufgrund von Doppelbildern, die meine 9 Jährige Tocher sah, bin ich mit ihr am 1.7. zum Augenarzt gegangen, der reagierte schnell und überwies mich in die Augenambulanz St. Martinus Krankenhauses, die wiederum in die Uni-Klinik.
An diesem Tag wurde ein Tumor im Hirnstamm festgestellt, mit der Aussage Ponsgliom, da dieser Tumor nach Aussage der Ärzte weder operiert noch biopsiert werden konnte, war unsere Familie sehr geschockt.
Da ja immer eine 2. Meinung zur Diagnose in Deutschland da sein muß und diese 2. Meinung aber nicht das gleiche bzw. Bauschmerzen zur Feststellung der Diagnose hatte (der Tumor war zu klein und wucherte nicht), lagen meine Tochter und ich 3 Wochen im Krankenhaus mit etlichen Untersuchen,setzen eines Broviacs und ständigen Kortisonseinnahme. Am 21.7. wurden wir ohne Diagnose zur ambulaten Weiterbehandlung entlassen.
Bis auf das das eine Auge eine Lähmung hatte und die Sprache etwas verwaschen war, ging es meiner Tochter gut.
Am 8.8. sollte nochmal ein MRT gemacht werden um den Wachstum zu beobachten. Dabei stellte man fest, der Tumor hatte 10% zugenommen, aber immer noch sehr klein. an diesem Tag traten erstmal Ausfallerscheinungen auf der rechten Seite (Arm,Bein) auf.Im Laufe der Woche lähmte sich die rechte Seite.
Am heutigen Tag mußte sie nochmal zur Ambulanz und zur Sehschule (ihre Sehschärfe, die bis dahin sehr gut war)überprüfen zu lassen. Zu Hause angekommen klagte sie über Kopfschmerzen und fing fürchterlich an zu weinen. Mein Mann ist mit ihr sofort wieder in die Ambulanz gefahren, wobei sie auf dem Hinweg sich nur erbrochen hat. Sie hatte einen Totalausfall!!!
Nachdem man ihr wieder Kortison gegeben hat und wieder MRT Bilder gemacht hat, stellte man fest, das der " Tumor blutete" . Z.Zt liegt sie auf der Intesivstation, kann nicht sprechen, das linke Auge ist weiterhin gelähmt, sowie die linke Gesichtshälfte und die rechte Seite (Arm,Bein). Sie spührt die Berührungen aber. Man hofft, das das Wasser im Gehirn abläuft.
Am 22.8. sollte mit der Behandlung (Bestrahlung,Chemo) begonnen werden.
Ich bin totunglücklich und versuche meinem Mann (der mit der Sache nicht umgehen kann) und unserer 5 Jährigen Tocher Mut und Halt zu geben.
Wer weiss was von Tumorbluten?
Ich weiss der Ponsgliom ist selten und man kommt an ihn schwer ran.
Wie sieht es mit Biopsie in solchen Fällen aus?
Mein Mann hat  eine zur diagnosig abgelehnt.
Für mich bricht eine Welt zusammen, sie ist so ein fröhliches, kontaktfreudiges, liebes, großzügiges, sehr großes kräftiges hübsches Mädchen. Und nun sowas. Meine Hoffnung waren aufgrund der Größe des Tumors und der bald beginnen Behandlung so immens.
« Letzte Änderung: 17. August 2005, 22:26:58 von Ulrich »

claus4711

  • Gast
Re:Sarah und der Ponsgliom
« Antwort #1 am: 17. August 2005, 10:37:14 »
Bei diesem "dramatischen" Geschehen müssen dringend weitere eurochirurgische Meinungen eingeholt werden.
Sprich mit Prof. Samii ("INI" = International Neuroscience Institue"; Hannover (allerdings privatärtztl. Abrechnung; Wenn Du ihm persönlich Deine Situation, die Deines Kindes, vorstellt, dann "macht" er es vielleicht sogar "umsonst".

Alles Gute!

stepper

  • Gast
Re:Sarah und das Ponsgliom
« Antwort #2 am: 21. August 2005, 11:13:24 »
Hallo ninette, hallo claus4711,
vielen Dank für eure Hinweise. Sarah wurde am 17. wieder auf die Intensivstation gelegt, da aufgrund ihrer Lähmungen ein Schlucken nicht möglich war und die Betreuung auf einer "normalen" Station nicht so möglich ist. Man hat ihr viel abgesaugt. Die Ärzte rieten uns entweder sie ins künstliche Koma zu legen oder einen Luftröhrenschnitt durchführen zu lassen, letzteres wurde empfohlen. Den Schnitt hat sie überstanden. Jetzt wird sie regelmäßig abgesaugt, eine lungenentzündung hat sie nicht bekommen. Wir haben alles in Kraft gesetzt, dass sie auf der intensiv bleiben kann, bis jetzt sieht es gut aus. seit gestern bekommt sie "Chemo" mit Temozolamid. Morgen nachmittag geht es mit der Bestrahlung los. Mein Mann und ich wechseln uns mit der Betreuung ab. Ich versuch Sarah zum Lachen zukriegen und es gelingt mir immer häufiger. Morgen ist der Oberarzt unseres "Vertrauens" wieder auf der Kinderkrebsstation .Ich werde jetzt darauf  drängeln weitere Meinungen einzuholen. Es wurde zwar schon viel zu viel Zeit nur diskutiert , aber jetzt ist sie ja in Behandlungsphase und ein weitere Meinung würde mich mehr beruhigen. Der Sarahs Ponsgliom hat übrigens "nur" eine Länge von 2cm und eine Breite von knapp 1,5 cm.
Ich bin dankbar für die Zeit, die sie jetzt auf der Intensiv verbleiben kann, da sie dort "kräfte" sammeln kann. Die Stationsärzte und die Oberärztin sind im Hinblick auf die Beurteilung ihres "Allgmeinzustandes" in meinen augen kompetenter.
L.G.
Stepper

claus4711

  • Gast
Re:Sarah und das Ponsgliom
« Antwort #3 am: 21. August 2005, 19:55:05 »
Wir bewundern Dich sehr, und Deine Tapferkeit - auf Beides ist auch Dein Kind angwiesen - und viele kennen die Problemene, mit denen Du es nun leider zu tun hast.
Wende Dich an Prof.Samii in Hannover (INI) mit allen Unterlagen (vergiß die Bilder und Bereichte nicht).
Wir bewundern Dich sehr, und wünschen das Beste für Dein Kind und Dich!
Claus

claus4711

  • Gast
Re:Sarah und das Ponsgliom
« Antwort #4 am: 22. August 2005, 00:46:44 »
Hallo Stepper,
Prima, daß Ihr Euch zur Einholung einer Zweitmeinung entschlossen habt.
Dies ist auch dringend erforderlich (und auch üblich).
Organisatorisch bedeutet dies üblicherweise, daß Ihr Euch mit Eurem Kind (oder auch ohne, wenn der Zustand die Reise nicht zuläßt) im Sekretariat des Professors, den Ihr um die Zweitmeinung bitten wollt, mit der Bitte um Zweitbeurteilung mit allen Unterlagen  (Röntgen/MRT oder Kopien davon etc) mit entsprechender Bitte anmelden müßt.
Wartet nicht lange, macht schnell!
Alles Gute!
Claus

kali

  • Gast
Re:Sarah und das Ponsgliom
« Antwort #5 am: 24. August 2005, 08:17:17 »
hallo ninette,
zuerst einmal alles gute für deine schwester und ganz viel kraft.
ich wollte dich nur fragen, wie diese schluckbeschwerden sind.
lg uschi

stepper

  • Gast
Re:Sarah und das Ponsgliom
« Antwort #6 am: 20. April 2006, 12:41:12 »
Sarah ist am 5.4.2006 verstorben. Sie war seit 4.10.05 in der reha. Vor weihnachten sah es so aus als würde sie weihnachten nicht mehr erleben. Aufgrund meines kampfes um höhere dosierung des antikörpers, den sie jeden freitag in der Uni bekommen wurde ihr zustand besser und der Tumor hatte sich drasstisch verkleinert und wir waren voller Hoffnung. Bei den letzten beiden malen der MRT Bilder wurden im Großhirn tumore endeckt(in den Ventrickeln). Man sagte uns aus neuester med. Erkenntnis kann  unter Antikörperbehandlung doch der Tumor Metastasen bilden. Am 14.3. waren die letzten Bilder eindeutig und ihr Tumor (Ponsgliom) war auch gewachsen. Eine weitere Behandlung wäre für Sarah nur eine Qual geworden. Sie wurde auch wieder Schwächer und die Ausfallerscheinungen stärker. So haben wir sie am 20.3. nach Hause geholt und die letzten 2 1/2 Wochen schön mit ihr verbringen können. Sie ist friedlich im Schlaf verstorben. Gestern war ihre Trauerfeier und die Urnenbeisetzung.Viele viele Menschen haben anteil genommen. Für mich ist ein Trost, dass sie Weihnachten, Sylvester und ihren 10. Geburtstag wunderschön und mit essen, trinken , sprechend ,wieder stehen könnend, einige Schritte laufend und mit viel lachen verbringen konnte.Sarahs kleine schwester wird seit November 05 von einer Kinderpsychologin betreut. Wir wollen nach den Ferien zu einem Gesprächskreis für verwaiste Eltern gehen. Sarah hat eine tiefe Lücke in meinem Herzen hinterlassen!!!!!!!!!!!!!

Offline regilu

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Re:Sarah und das Ponsgliom
« Antwort #7 am: 20. April 2006, 15:23:51 »
Liebe Mama von Sarah, ich weiss gar nicht, wie ich Dir "richtig" mein Beileid auszudrücken kann.
Du und Dein Mann und die ganze Familie, Ihr habt alles, aber wirklich alles für Euer Töchterchen getan und doch durfte Sarah nur 10 Jahre alt werden, die sie aber in einer glücklichen Kindheit bei Euch verleben konnte! Ich habe jedenfalls diesen Einduck durch Deine Einträge gewonnen!!    :'( :'( :'(
Ich habe selbst 2 Kinder und kann mir eigentlich garnicht vorstellen, ein Kind zu verlieren. Es ist ein Albtraum!
Und doch, wir haben uns zu fügen, in allem!

Ich wünsche Dir und Deiner Familie  viel, viel Kraft, das alles zu ertragen.
Es grüsst Euch, mit Tränen,
regilu
 
« Letzte Änderung: 20. April 2006, 15:25:01 von regilu »
Auch die dunkelsten Wolken haben,  der Sonne zugekehrt,  ihre lichten Seiten!
Friedrich Herter

 



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