Liebe Struhsi,
es ist fast, als würdest du meine Geschichte erzählen. Meine Mutter ist auch 75, im Mai an GBM erkrankt, OP, Strahlen.
Auch wir haben uns sehr intensiv mit der Frage beschäftigt, ob wir ihr sagen, dass die Krankheit tödlich ist. Sie war jedoch so positiv und so gut drauf, hat die OP sozusagen weggesteckt und die Bestrahlungen so gut vertragen, dass wir es ihr nicht in aller Deutlichkeit gesagt haben. Gesagt haben wir und die Ärzte ihr nur, dass das GBM mit schwerwiegenden, nicht heilbaren Gesundheitsstörungen einhergeht und wiederkommen wird.
Inzwischen machen sich doch schwerere gesundheitliche Beeinträchtigungen bemerkbar und leider hat sie seit ein paar Tagen ihren Optimismus und ihre positive Stimmung verloren. Sie realisiert jetzt, was diese Krankheit bedeutet, dass sie ans Haus gebunden ist und ihre Selbstständigkeit verliert (sie ist auch Witwe und lebt allein). Einen Notruf haben wir ihr vor zwei Wochen installiert. Sie trägt das dazu gehörige Armband widerwillig, sieht aber ein, dass es im Notfall lebensrettend sein kann. Für sie ist es jedoch ein weiteres sichtbares Zeichen dafür, wie krank sie ist und dass vieles, was sie bisher "mit links" gemacht hat, plötzlich nicht mehr geht. Ich denke, sie hat auch erkannt, dass sie sterben wird, denn sie spricht viel über den Tod und regelt vieles, räumt auf, mistet Schränke aus usw.
Dir würde ich raten, es deiner Mutter nicht zu sagen, solange sie nicht selbst danach fragt, es ihr gut geht und sie das Leben noch geniessen kann. Ich hätte Angst, ihre Zuversicht und ihre Motivation zu zerstören. Der Tag, an dem es ihr schlechter geht und das Gespräch vielleicht von alleine darauf kommt, ist früh genug da. Vielleicht ist sie auch noch nicht bereit, den Tatsachen ins Auge zu sehen.
Ich bin sicher, du wirst den richtigen Weg für euch finden.
Alles Gute und viele liebe Grüsse
Anmari