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Autor Thema: Therapie Glioblastom  (Gelesen 7467 mal)

DocSchroeder

  • Gast
Therapie Glioblastom
« am: 03. November 2005, 15:31:58 »
Hallo,
mein Name ist Ulf und ich bin neu hier im Forum. Die Struktur der Seite habe ich noch nicht ganz durchblickt, aber ich hoffe, daß mich jemand "hört" und vielleicht antwortet ja auch der ein oder andere. Meine Mutter hat ein Glioblastom und ich muß ja nicht groß erklären, was das für die ganze Familie bedeutet. Sie wurde Ende August operiert (subtotal) und ist jetzt gerade mit ihrer Strahlen- / Temodal-Therapie fertig. Und "fertig" ist wörtlich zu nehmen. Da sich überhaupt kein Arzt richtig um sie kümmert, weiß sie nicht so recht, was jetzt zu tun ist. Ich bin Tierarzt und habe somit schon mal ein medizinisches Grundverständnis, bin aber natürlich kein Hirntumor-Experte. Bei Internet-Recherchen ergeben sich ja haufenweise Therapiemöglichkeiten, vorwiegend experimenteller Natur, aber wöfür soll man sich da entscheiden. Ich habe deshalb ein paar Fragen und vielleicht hat ja jemand Erfahrungen, die er mit mir teilen möchte:

1. Nach Abschluss der ersten Runde Temodal kommt ja dann eine zyklische Behandlung mit jeweils 5 von 28 Tagen (laut Stupp et al.). Die Ärzte haben meiner Mutter jetzt gesagt, daß sie erstmal die MRT bzw. PET-Aufnahmen abwarten wollen und dann entscheiden wie es weitergeht (das ist aber erst Mitte Dezember). Frage: Ist das sinnvoll oder wann soll man in die Zyklen einsteigen? Ich hätte gesagt möglichst früh, weil die Krebszellen ja da sind, auch wenn sie noch keine sichtbare Größe erreicht haben. Außerdem verträgt meine Mutter das Temodal ganz gut, nur ggr. Blutbildveränderungen, kein Brechreiz.

2. Ich habe über die Einnahme von Shiitake-, bzw. Reishi-Pilzen gelesen. Ich habe aber keine nachvollziehbare Dosierungs- bzw. Kombinationsempfehlung gefunden. Hat da vielleicht jemand Erfahrungen?

3. Hat jemand Erfahrungen mit der Einnahme von COX-II-Hemmern zur Angiogenese-Hemmung. Fängt man damit erst an, wenn wieder Tumor sichtbar ist, hat jemand Dosierungsempfehlungen oder Erfahrungen mit Nebenwirkungen? Die Ärzte raten ja von solchen Selbsttherapien ab, aber ein gewisses Risiko muss man wohl eingehen. Und COX-II-Hemmer werden ja in der Rheumatherapie (und auch bei Tieren) als Dauermedikation ganz gut vertragen.

4. Weiß jemand, was man für die MGMT-Bestimmung für Material braucht? Vor der OP hat uns natürlich niemand darauf hingewiesen, daß es diese Möglichkeit gibt und somit wurde sie nicht durchgeführt. Jetzt frage ich mich, ob vielleicht irgendwo in der Patho noch ein Geweberest von meiner Mutter eingefroren ist. Funktioniert das mit fixiertem Material oder ist frisches Tumormaterial nötig?

5. Hat jemand Erfahrungen mit Melatonin? Die unterstützende Therapie während der Bestrahlung ohne ärztliche Anweisung durchzuführen haben wir uns damals nicht getraut, da die empfohlenen Dosen extrem hoch waren. Und da habe ich vor den Hormonen doch zuviel Respekt. Da meine Mutter jetzt aber häufig Angstzustände hat und wenig schläft (mein Papa übrigens auch), habe ich mich gefragt, ob es Sinn macht, niedrigere Dosen zu nehmen sozusagen als "natürliches" Schlafmittel. Hat das schon mal jemand ausprobiert und wenn ja dann in welcher Dosierung?

Eine Menge Fragen, oder? Wäre schön, wenn jemand dazu aktuelle Informationen hätte, ich bin für jeden Hinweis dankbar.

Liebe Grüße an alle
ULF
« Letzte Änderung: 07. November 2005, 16:16:11 von DocSchroeder »

bine1990

  • Gast
Re:Therapie Glioblastom
« Antwort #1 am: 04. November 2005, 15:57:41 »
Hallo,
habe deinen Artikel gestern schon mal gelesen und heute nochmals reingeschaut. Denke das in deinem Artikel viele Fachwörter drinnen sind, die den einen oder anderen abschrecken, bzw. mir ein Großteil davon nichts sagt. Bei meiner Ma (64 Jahr) wurde Ende Mai dieses Jahres die Diagnose Glio IV gestellt und auch eine Operation gemacht. Anschließend 60 Bestrahlungen und Themodal-Zyklen, bis heute. Sie bekommt jeweils 370 mg Themodal an 5 Tagen und hat dann 23 Tage Pause, ab dem 18 Tag wird dann zweimal die Blutwerte kontrolliert. Sie hat insgesamt jetzt gerade den 6. Zyklus gehabt. Meine Mum war vor vier Wochen im Krankenhaus in Ludwigsburg, dort wurde ein MRT gemacht, da kurz davor ihre Mutter gestorben war und die Ärzte sich nicht ganz einig waren, wird nun am 9.11. nochmal eins gemacht. (Die Geschichte kannst du unter Glioblastom, Glioblastom IV (Seiten 1-4) hier im Forum nachlesen. Meine Mum muss ihre Themodal-Tabletten immer selbst im Krankenhaus abholen und hat dort auch immer ein Gespräch mit der Neurologin. Ihr geht es, wenn man dort so die anderen Fälle sieht absolut gut und sie hat keinerlei Ausfallerscheinungen.
Das Problem bei deiner Mutter scheinen mir wirklich die Ärzte zu sein. Entweder ihr müsst euch die zur "Brust" nehmen, also wirklich auf einem Gespräch bestehen, nicht zwischen Tür und Angel, sondern mit Termin oder euch die Unterlagen holen und in eine andere Klinik damit gehen, vor allen Dingen, wenn ihr das Gefühl habt, es hat niemand für euch Zeit!! Man muss sich aber auch im klaren sein, dass diese Gespräche manchmal doch sehr "hart" sind. Meiner Mutter wurde damals auch knallhart gesagt, leben sie ihr Leben, es kann morgen, nächste Woche, in einem Monat oder einem Jahr vorbei sein!! Das muss man auch erst verdauen und damit umgehen lernen. Nach dem ersten Schock meinte meine Mutter: "Ich will noch nicht sterben" und sie hat auch ansonsten eine Lebensbejahende Einstellung, ich danke, dass ist ganz wichtig. Auf alle Fälle nicht den Kopf in den Sand stecken!! Sucht euch einen Arzt eures Vertrauens. Gibt hier auf den Seiten auch immer ganz viel interessantes, muss man sich durchlesen.
Wünsche euch alles Gute!!

claus4711

  • Gast
Re:Therapie Glioblastom
« Antwort #2 am: 04. November 2005, 22:46:42 »
Hallo Ulf,

Hatte selbst inzwischen exstirpiertes Ventrikelmeningeom Grad-I, gelte also als "geheilt".

Wie Du weiß, ist ein Glioblastom eine sehr schwere Erkrankung.
Du schreibst nichts über den WHO-Grad, der ist aber in vielerlei Hinsicht wichtig und (nicht nur) therapieentscheidend.

Bei Schwersterkrankungen mit sehr eingeschränkter Lebenserwartung - und ein Glio IV jedenfalls gehört grundsätzlich dazu - von häufig nur noch wenigen Monaten sind die wohl meisten Therapien "experimenteller" Natur. Die Zeit ist eben sehr begrenzt.

Zu Deinen Ziffern:
Zu 1.
Versuche die anstehenden MRT- und PET-Aufnahmen vorziehen zu lassen (nicht erst Mitte Dezember), sofern dies zur Beurteilung des Zustandes nach "Abschluß der ersten Runde Temodal" möglich ist.  
Falls Dir gesagt werden sollte, es sei nicht sinnvoll, laß Dir sagen warum nicht. Du mußt erst voll verstehen was gemeint ist. Danach erst macht es Sinn nach anderen Meinungen zu suchen.
Zu 2.
Keine Erfahrung hier mit Shitake etc. hier.
Ich würde hoch dosiert einnehmen.
zu 3.
COX-II Hemmer und Risiko.
Nein hier keine Erfahrung.
Ich würde bei mir (fallsGrad IV) anwenden.
Frage hier weiter im Internet.
Zu 4. Keine Ahnung.
Zu 5. Melatonin
Bei GlioIV und schlechter Prognose würde ich es einem Schlafmittel immer vorziehen.

Wenige Antworten nur auf Deine vielen Fragen.

Alles Gute!
Claus

 



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