HirnTumor-Forum

Autor Thema: Künstliches Koma nach Meningeom-OP  (Gelesen 49624 mal)

Andy001

  • Gast
Künstliches Koma nach Meningeom-OP
« am: 28. Januar 2006, 19:17:29 »
Hallo,

da die erste OP bei meiner Mutter sehr komplikationslos verlaufen ist, suche ich nach Erfahrungen zur unten beschriebenen Situation.

Bei der zweiten OP letzten Donnerstag wurde das nachgewachsene M. um ein grosses Blutgefäß herum entfernt. Dabei kam es wohl zu einer Blutung, die aber sofort wieder behoben werden konnte. Der Operateur lässt die Patientin seitdem im narkotisierten Zustand (nennt man das künstliches Koma?) um das Risiko möglichst gering zu halten und eine bestmögliche Erholung zu gewährleisten.

Nach jetzt 2 Tagen und mit dem Wissen, dass noch bis Montag mit dem "Aufwecken" gewartet werden soll, macht man sich schon Sorgen.

Hat jemand ähnliche Erfahrung mit solch einem Vorgehen und kann Informationen über die Verweildauer in diesem Zustand geben.
(Dauer, Anlass, usw.)

Da es jetzt Samstag ist, ist der behandelnde Arzt nicht zu sprechen und sein Kollege kann nur obige Auskunft geben.

Für alle Informationen und Wünsche dankbar.  
« Letzte Änderung: 29. Januar 2006, 09:21:50 von Ulrich »

Ulrich

  • Gast
Re:Künstliches Koma(?) nach Meningeom OP über 3 Tage
« Antwort #1 am: 29. Januar 2006, 09:19:02 »
Das Thema "künstliches Koma" ist ja durch den Herrn Scharon in letzter Zeit häufig auch in den Zeitungen diskutiert worden. Das künstliche Koma soll das Gehirn schonen, Stoffwechselvorgänge verlangsamen, Blutdruckextreme verhindern, Ödeme reduzieren, usw. Es scheint mir eine gute Sache zu sein...

Glaub mir, eine Intensivstation kann vom Patienten wie die Hölle erlebt werden (Tag und Nacht Licht an, irgendwo rappelt eine Beatmungsmaschine, ein Monitor piepst, dauernde Geschäftigkeit...), da ist es besser, man ist im künstlichen Koma.

Du solltest der Auskunft Glauben schenken. Ärzte wissen eigentlich schon, was sie tun. Das künstliche Koma ist nichts Außergewöhnliches.

Warten und hoffen (auch wenn es schwer fällt).

Andy001

  • Gast
Re:Künstliches Koma nach Meningeom-OP
« Antwort #2 am: 29. Januar 2006, 11:20:46 »
Hallo,

Danke für die zuversichtliche Antwort.

Ich werde weiter berichten. Morgen soll meine Mutter langsam aus der Narkose geweckt werden.

Gute Besserung auch an alle anderen Patienten.

Andy001

  • Gast
Neurologische Ausfälle vermutet, weiterhin Sedation
« Antwort #3 am: 29. Januar 2006, 17:14:20 »
Hallo,

die Sedation wurde verringert.
Auf die Frage meines Vaters während seines heutigen Besuchs, ob sie Schmerzen habe, antwortete sie mit kurzem Kopfschütteln. Ist dann aber wohl gleich wieder eingeschlafen.
Grund für die weitere Sedation sind nach Aussage des Arztes neurologische Ausfälle. Genauere Informationen zu diesem Umstand soll es morgen geben.

Was sind neurologische Ausfälle? Die Spannweite ist wahrscheinlich riesig.

Wir hoffen weiter das Beste und sehen das Reagieren auf die Ansprache als  positives Zeichen.

Positive Gedanken an alle Betroffenen.

Offline Jo

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Re:Künstliches Koma nach Meningeom-OP
« Antwort #4 am: 29. Januar 2006, 17:49:59 »
hallo andy,

es hängt sehr davon ab, wo das meningeom bzw. das op-gebiet liegt. je nachdem kann es ausfälle oder beeinträchtigungen geben. wenn ein ödem in einem hirngebiet entsteht, wie durch die op, kann der entstandene druck probleme auslösen.  die ärzte versuchen die zeit zu überbrücken, bis das ödem sich zurückbildet und der druck weniger wird( auch durch kortisongabe).

oft bilden sich ausfälle nach der op zügig zurück...bei mir war das sehen ca. eine woche lang beeinträchtigt..bei anderen sind gesichtsnerven betroffen...natürlich gibt es auch heftigere probleme...
aber die ansprechbarkeit deiner mutter ist ja ein gutes zeichen. es hilft zu wissen, dass sich da viel verbessern kann, so kann man dem patienten ein wenig helfen nicht in panik zu verfallen, wenn er selber wahrnimmt, dass da wohl etwas nicht so ist wie vorher.


ich drück euch die daumen, lieben gruss jo

Andy001

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Re:Künstliches Koma nach Meningeom-OP
« Antwort #5 am: 29. Januar 2006, 18:06:25 »
Danke für die aufmunternden Worte.

Die Reaktion auf Ansprache sehe ich auch sehr positiv.

Bei der ersten OP wurde wohl nur ein kleiner Teil des M. entfernt, man hat leider vergeblich versucht, den Sehnerv und den Nerv, der für das Öffnen des Augenlieds zuständig ist, zu erhalten.
Daher war sie auch nach 2 Tagen wieder fit (d.h. Rumlaufen usw.)
So weit ich weiss, lag das M. hinter dem rechten Auge. Genaueres kann ich aber auch nicht sagen.

Geduld, Hoffnung und Glück.

Andy


Andy001

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Gute Nachrichten aus dem KH
« Antwort #6 am: 30. Januar 2006, 10:40:55 »
Hallo,

die neuesten Informationen:
Meine Mutter ist ansprechbar, Auge ist offen (das andere Auge kann sie seit der ersten OP leider nicht mehr öffnen, der Sehnerv ist aber auch defekt), hat auf Drücken beider Hände reagiert. Eigenatmung ist da.

Hört sich sehr positiv an.

Heute abend bin ich im Krankenhaus und werde dann nochmal berichten.

Danke.

Offline Ciconia

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Re:Künstliches Koma nach Meningeom-OP
« Antwort #7 am: 30. Januar 2006, 11:56:17 »
Hallo Andy,

prima, grüß deine Mutter ganz lieb und weiter so in kleinen Schritten.

Wie Ulrich oben schreibt, kann  die Intensivstation nach einer OP ein wahres Trauma sein. Ich habe es zweimal so erlebt und würde ein künstliches Koma immer vorziehn. Übrigens gibt es Kliniken, die alle Patienten nach einer Hirn-OP ins künstliche Koma versetzen.

LG ciconia
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Offline Jo

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Re:Künstliches Koma nach Meningeom-OP
« Antwort #8 am: 30. Januar 2006, 12:24:17 »
hallo andy,

klingt ja schon mal super!

übrigens war es bei mir so, dass ich bei meiner mutter (glio 4) zwei tage mit auf der intensivstation war, weil sie mich nicht mehr weggelassen hat und es war wirklich schlimm für mich die ganzen eindrücke zu verarbeiten...als ich selber operiert worden bin, hab ich es ganz anders empfunden und wenig von dem drumherum mitbekommen... manchmal ist die medikation des patienten ein segen.

lieben gruss, ich hoffe es geht positiv weiter!

jo

Andy001

  • Gast
Heute mein erster Besuch auf der Intensivstation
« Antwort #9 am: 30. Januar 2006, 19:56:57 »
Hallo,

heute war ich das erste Mal zu Besuch auf der Intensivstation.
(die Ergebnisse von heute morgen wurden übrigens bei verringter Narkose gemacht)
Der "Heilschlaf" (der Ausdruck beruhigt etwas mehr als Künstliches Koma) wird wohl noch bis Mittwoch fortgesetzt, wobei aber die Sedierung weiter langsam verringert werden soll.
Auf Nachfrage beim Stationsarzt erhielten wir die Auskunft, das der Zustand neurologisch stabil und für die Umstände normal ist.
- Habe den Arzt gefragt, ob er den Zustand normal findet, denn mein Erfahrungshorizont ist da zum Glück sehr eingeschränkt. Und er bestätigte mir nochmal den "Normalzustand"

Für viele Angehörige mag es schwer sein, einen "verkabelten" Menschen mit Röhrchen und festgehaltenen Armen als optimal versorgt zu sehen, aber ich bin stolz darauf in einem Land zu leben, wo allen Betroffenen solche Massnahmen zur Verfügung stehen und es ist in diesem Augenblick einer der besten Versorgungen ist, die man sich vorstellen kann.
Im übrigen teile ich Jos Meinung - im Wachzustand kann eine Intensivstation ganz schön anstrengend sein. Pieps hier, Surr da, Klack dort und das 24x7.

Es geht also weiter langsam aufwärts.

Dankbarkeit und Hoffnung.

Ach so,
noch vergessen. Auch unter der Narkose konnte meine Mutter von Zeit zu Zeit durch Kopfnicken oder Kopfschütteln anzeigen, dass sie uns hört und konnte auch auf einfache ja/nein Fragen antworten. Das "Aufwachen" konnte man immer ganz gut an der erhöhten Herzfrequenz beobachten.
« Letzte Änderung: 30. Januar 2006, 21:11:40 von Ulrich »

Andy001

  • Gast
Weiter gute Nachrichten und ein seltsames Laborergebnis
« Antwort #10 am: 01. Februar 2006, 09:29:21 »
Hallo,

seit gestern ist der Beatmungsschlauch draußen.
Erste Sprechversuche gibt es auch schon, aber nach fast einer Woche mit Intubierung ist das alles noch etwas gequält.

Die interessanteste Nachricht kommt von der Gewebeuntersuchung:
Meine Mutter hat wohl kein Meningeom. Bei dem entfernten Gewebe handelt es sich um Gewebe, dass normalerweise in der Lunge vorkommt.
Es ist aber alles gutartig und die Lunge zeigt auch keine Auffälligkeiten. Es ist also keine Metastase. So die Auskunft des Arztes.
Ein Gendefekt, der Lungengewebe im Kopf wachsen lässt? Ich bin einigermassen verwirrt.

Nach der ersten OP wurde soweit ich erfahren habe, nur ein Schnellschnitt gemacht und dabei wurde das oben genannte nicht festgestellt. Diesesmal hat das Labor der Uniklinik Homburg/Saar die Proben zur Sicherheit sogar nach Tübingen geschickt.

Auf das es weiter aufwärts aufgeht.
« Letzte Änderung: 01. Februar 2006, 09:33:45 von Andy001 »

Andy001

  • Gast
Künstliches Koma und das Aufwachen
« Antwort #11 am: 01. Februar 2006, 22:53:20 »
Hallo,

<edit> Habe zu dem Thema Nachwirkungen eines künstlichen Komas bis jetzt sehr wenig Informationen gefunden. Wenn jemand einen guten Link hat, bin ich dankbar.


mein Vater war heute zu Besuch bei meiner Mutter und kam sehr aufgelöst wieder zurück.
Meine Mutter fantasiert nur und erkennt ihn nicht.
D.h. sie spricht schon wieder (ein positiver Aspekt).
Weiss auch ihren Namen usw.
Nach Aussage der Ärzte ist das aber nach mehr als 5 Tagen künstlichem Koma normal.
Wenn ich mir überlege, was so alles in den letzten Tagen in den Körper meiner Mutter gepumpt wurde, um das künstliche Koma aufrecht zu erhalten, kann ich mir schon denken, daß so etwas nicht von jetzt auf gleich wieder abgebaut ist.

Wer kann von Erfahrungen mit dem Aufwachen aus dem künstlichen Koma berichten? Die Ärzte sagten auch was von aggressivem Verhalten.

Der Anruf einer Nachbarin, deren Schwester 3 Wochen im Koma gelegen hat und die von einem ähnlichen Verhalten berichtet hat und viel gutes Zureden meinerseits haben meinen Vater dann doch wieder ziemlich beruhigt. Ich hoffe vor allem auf die Aussage der Ärztin: Machen Sie sich keine Sorgen, das ist in solch einem Fall normal.

Hoffnung.
« Letzte Änderung: 02. Februar 2006, 11:26:09 von Andy001 »

Offline Jo

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Re:Künstliches Koma nach Meningeom-OP
« Antwort #12 am: 02. Februar 2006, 15:12:55 »
hallo andy,

der zustand deiner mutter ist bestimmt im bereich von " normal nach so einer op", wie sich der patient erholt zeigt sich ja jetzt erst in der nächsten zeit. aggressives verhalten kann nach einer hirnop durchaus auftreten. ich glaube gelesen zu haben, besonders wenn das stirnhirnbetroffen ist, tritt es häufiger auf. mein cousin hatte vor jahren einen schweren autounfall. das gehirn war nicht verletzt, aber "geprellt". er wurde 10 tage im künstlichen koma belassen, als er erwachte, kannte er seine mutter nicht mehr, sprach wirres zeug und war sehr aggressiv. die erinnerungen kamen sehr schnell wieder, mit agressiven ausbrüchen hatte er noch lange zu kämpfen...aber er hat diese zeit überstanden und jetzt ein glückliches leben.

vielleicht erholt sich deine mutter ja schneller als erwartet. gab es denn noch aussagen zu dem "mysteriösen" befund?

ich drück euch die daumen.gruss jo








Mari

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Re:Künstliches Koma nach Meningeom-OP
« Antwort #13 am: 02. Februar 2006, 16:17:42 »
Hallo, Andy! Nur keine Panik, was Phantasieren, Verwirrtheit etc. angeht.
Optische und akkustische Halluzinationen gehören anscheinend durchaus
zum Aufwachen nach künstlichem Koma. Zumindest war es bei mir nach drei Tagen Koma so - fand ich allerdings nicht so bedrohlich. Ich habe sowieso den Eindruck, daß es von außen schlimmer aussieht, als es der
Patient selber empfindet. Die ganzen Kabel und Schläuche werden nicht
unbedingt wahrgenommen. Es kann übrigens sein, daß bei Deiner Mutter
einiges ankommt, sie aber noch nicht adäquat reagieren kann. Mich hat es
furchtbar gestört, das über mich geredet wurde, aber mir keine Informationen gegeben wurden - für die Ärzte und meinen Mann war ich
noch nicht ansprechbar, dabei habe ich aber vieles gehört (vielleicht
auch erst später verarbeitet). Also Geduld - und ruhig mal mit der Mutter reden. viel Glück

Andy001

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Re:Künstliches Koma nach Meningeom-OP
« Antwort #14 am: 02. Februar 2006, 21:32:36 »
Hallo und Danke für die aufmunternden Worte.

Ich kann im Moment nur die Informationen wiedergeben, die ich über meinen Vater bekomme, da ich leider ca. 200km weit weg arbeite und erst morgen wieder einen Besuch abstatten kann.

Aber zu dem was ich heute erfahren habe:
Meine Mutter hat heute sowohl meinen Vater als auch dessen Schwester, die mitgekommen war, sofort erkannt.
Ein deutlicher Fortschritt gegenüber gestern.

Leider kommt jetzt wohl die Phase in der der Patient bewusst mitbekommt, wie schlecht es ihm geht und ich kann mir vorstellen, dass man sich nach über 5 Tagen künstlichem Koma mit Intubation, künstlicher Ernährung und Liegen in einer festen Position nicht besonders toll fühlt.

Für die Ärzte mag der Zustand des Patienten normal sein, für die Betroffenen und Angehörigen ist der Zustand alles andere als normal und man macht sich oft aus Unkenntnis unglaubliche Sorgen, nur um dann zu hören, daß der Zustand den Umständen entsprechend ist.
Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich sagen, etwas mehr Vorabinformation von Seiten der Ärzte hätte geholfen. Umso dankbarer bin ich für dieses Forum.

Wegen des Ergebnisses der Gewebeprobe werde ich mich noch schlau machen.

Besserung.

« Letzte Änderung: 02. Februar 2006, 21:34:46 von Andy001 »

 



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