Liebe Hilde,
ich bin total geschockt über deinen Eintrag. Ich leide mit dir. Da ist ja schrecklich!
Kann dir gar nicht schreiben, wie's mir damit grade geht.
Und ich kann die Situation gut verstehen. Ich habe grad einen Mann, der erbärmlich weint; weiß schon nicht mehr, wie oft tagsüber. Und ich kann nichts machen.
So wird's dir auch gehen. Wie soll man trösten? Was kann man sagen?
Ich nehme ihn in den Arm, sage ihm, daß er recht hat, daß es ganz schlimm ist so eine Krankheit zu haben, aber daß außer der re. Seite und der Sprache doch noch alles funktioniert. Daß er klar denken kann (sage ihm nicht, daß das manchmal nicht mehr so ist), daß alle seine anderen körperlichen und organischen Funktionen gehen und daß er sich nicht aufgeben darf. Versuche ihn zu animieren mal rauszugehen, aber er will überhaupt nicht.
Heute abend hab ich ihm vorgeschlagen, morgen mal in die Stadt zu fahren und in der Fußgängerzone ein Eis zu essen. Daß er einfach mal rauskommt. Er hat zwar ja gesagt, aber mal sehen, wie es morgen ist.
Mensch Hilde, bitte, bitte gib du nicht auf. Versuche ihm Kraft zu geben, auch wenn's dir selber schwer fällt. Wie ist denn sein Gesundheitszustand ansonsten? Schlimm, wenn er essen und trinken verweigert. --- Ich denke ganz arg an dich und drücke dich.
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Hallo Kanita und Isabel,
bitte NICHT den Bericht über unsere Polin als allgemein ansehen.
Wir hatten schon mal eine von Anfang Januar bis Mitte März. Sie war grad 30 geworden, und sprach etwas deutsch. Man konnte sich schon unterhalten und sie hat täglich dazu gelernt. Sie hatte einfach auch das nötige Interesse dazu. Ihre Schwester war zeitgleich ca. 6 km von hier in einem Haushalt. Eine Schulfreundin von mir hat für ihre Schwiegereltern seit letztes Jahr eine Polin da, und die hat das vermittelt. Alles ganz, ganz liebe Frauen.
Die waren mit noch einer anderen, die hier deutsch studiert hat, auch bei uns zu Besuch. An "Altweiberfasching" waren wir alle zusammen unterwegs.
Also alles nur positiv. Sie hat in ganz kurzer Zeit den kpl. Haushalt selbständig übernommen, hat gekocht, hat nach einiger Zeit auch unser Auto gefahren und ging oder fuhr allein zum Einkaufen. Null Probleme.
Da waren wir jetzt natürlich verwöhnt. Sie wäre gern im Mai wieder gekommen, aber da wollte mein Mann absolut niemanden haben, weil er sich auf eine alte Freundin mal wieder verlassen hatte (na ja, alte Geschichte). Nun wechselt sie sich mit ihrer Schwester ab bei dem Mann, wo diese damals war. Ich hätte sie jetzt gern wieder gehabt.
Die jetzige werde ich wohl "umtauschen" müssen. Ihr fehlt insgesamt auch die Eigeninitiative.
Auch um deutsch zu lernen und diverses andere. Habe ihr gestern gezeigt, wo Wasch-maschine und Trockner stehen; habe auch grad was umgeräumt, daß sie sieht wie es geht. Aber heute lagen schon den ganzen Tag verschiedene Sachen im Bad, die in die Waschmaschine gehören. Ich hab sie mal liegen lassen, weil ich dachte, irgendwann macht sie das. War aber nicht so. Werde das also morgen selbst machen.
Es ist auch schlimm, gar keine Unterhaltung führen zu können - und mit meinem Mann sprechen kann sie ja auch nicht. Heute abend kam ich ca. 19.00 Uhr zurück. Sie kann ihn noch nicht mal fragen, was er zum Abendbrot möchte, ob er überhaupt was möchte. Abends ißt er gerne mal einen Obstsalat. Wenn er ihr das sagen würde, sie wüßte ja garnicht, was er meint. Gestern hab ich ihr aufgeschrieben, daß wir heute zusammen kochen. Sie hat mich in der Küche allein machen lassen und kam erst, als ich sie dazu gerufen habe.
Soviel dazu. Genug geklagt!
@Isabel: So wie du den Zustand deines Vaters beschreibst ist es kein Problem, wenigstens Pflegestufe 1 zu kriegen. Die hat mein Mann damals direkt gekriegt, als er nach der OP aus dem KH entlassen wurde, da auf der re. Seite immer noch körperl. Einschränkungen bestanden. Als der MDK vor Ort war, hat mein Mann sich auch noch ein bißchen schlechter drangestellt, als es war, was das Gehen und Sprechen anging. Da war er fit genug im Kopf zu wissen, dass das funktioniert.
Bin heute etwas spät dran, weil mein Mann auf der Couch so tief geschlafen hat. Da hab ich gewartet, bis er leicht wacher war, um ihn ins Bett zu bringen. Unsere Polin habe ich kurz nach 22.00 Uhr ins Bett geschickt, d.h. ihr gesagt, sie kann ruhig gehen und muß nicht warten und ich würde da bleiben.
Ein langer Tag.
Liebe Grüße an euch alle