Hallo,
ich muss bine1990 recht geben, hört auf Euch ein schlechtes Gewissen zu machen.
Mein Mann(39 J.) ist im Mai 2005 an einem Astrozytom Gr. II erkrankt (wenn Ihr mögt lest meinen Bericht: Astrozytom und Rezidiv). Erst ging es ihm noch relativ gut, doch dann hat sich sein Zustand verschlechtert. Ich habe ihn von Juli 05 bis Januar 06 zu Hause gepflegt. Anfänglich hatte er nur Gleichgewichtsstörungen und hin und wieder Kopfschmerzen, doch nach dem wir die Nachricht bekamen, dass er ein Rezidiv hat und der Tumor inoperabel sei, hat sich sein Zustand verschlechter. Sein Wesen hat sich extrem verändert, er wurde sehr agressiv und hatte auch Depressionen, bald konnte er auch kaum noch laufen, bzw. seine Bewegungen koodinieren, da er Tumor sein Kleinhirn angegriffen hat. Diese Zeit, in der ich meinen Mann gepflegt habe, war sehr schwierig, da ich meinem Mann noch kaum etwas recht machen konnte, schon bei der kleinsten Kleinigkeit ist er schon ausgeflippt (so ist er nie gewesen, er war immer lebensfroh, ruhig und ausgeglichen). Außerdem haben wir einen Sohn, geb. August 2004. In dieser Zeit habe ich immer versucht, es beiden Recht zu machen, unser Sohn ist sehr lebhaft und hatte natürlich ein Alter, in dem er auf Entdeckungsreise geht. Doch im Dezember war ich so ziemlich am Ende meiner Kräfte. Leider war ich immer auf mich allein gestellt,egal ob es Arztbesuche, Strahelntherapie, MRT-Termine oder sonst irgendetwas war, die Eltern und der Bruder meines Mannes haben sich immer gerne aus allem herausgehalten (das Benzin ist ja so teuer, außerdem waren Kneipenbesuche und Garten immer wichtiger), und wenn Sie dann doch mal etwas gemacht haben war es Murks, da es nie mir mir abgesprochen wurde.
Im Januar 06 kam er dann ins Krankenhaus, eigentlich zur Chemo, doch die Ärzte sagten, dass er dringen operiert werden müsste, sie würden diesen Eingriff wagen. Man versprach uns, dass sich seine Lebensqualität durch diesen Eingriff verbessern würde. OK, die Rumpfkontrolle war schon durch den Tumor zerstört, aber man kann sein Leben auch im Rollstuhl einigermaßen lebenswert gestalten.
Doch dann kam alles anders, er lag ca. 3 Wochen im Wachkoma und eine Infektion jagte die nächste. Sein Zustand war so schlecht, also ein absoluter Pflegefall, dass die Ärzte sagten, sie könnten es nicht mehr verantworten, eine Chemo durchzuführen. Also sollte er zum Sterben entlassen werden.
Es stellte sich für mich auch die Frage, ob ich meinem Mann zu hause pflegen sollte oder ober er in ein Pflegeheim oder Hospiz kommt. Die Entscheidung war für mich nicht einfach, doch da ich ja keine große Hilfe von der Verwandtschaft erwarten konnte, und wir noch ein ziemlich kleines Kind haben, was mich auch braucht, musste ich mich schweren Herzens dafür entscheiden, meinem Mann in ein Pflegeheim zu geben. (Leider habe ich für ein Hospiz keine ärztliche Bescheinigung bekommen, da die Lebenserwartung bei ca. 6 Monaten liegt). Ich habe mich umgehört, mir Empfehlungen eingeholt und mir Pflegeheime angeschaut. Letztendlich musste ich mich ja entscheiden und habe auf meinen Bauch gehört, die Entscheidung war gut und ich habe Sie bis heute nicht bereut. Natürlich hat das Personal nicht so viel Zeit und ist teilweise nicht ganz so geschult wie in einem Hospiz, doch sie kümmern sie rührend um einem Mann. Außerdem gehen wir (unser Kind und ich) meinen Mann täglich besuchen. Der Kleine kann dort rumlaufen, da freuen sich die anderen Bewohner, dass mal Leben in der Bude ist.
Wir haben einen sehr guten Hausarzt, der regelmäßig nach meinem Mann schaut und auch keine Probleme hat, Schmerzmittel zu verschreiben. Mein Mann muss keine Schmerzen haben, hat er gesagt.
Natürlich macht es mich hin und wieder traurig, dass ich meinen Mann nicht zu Hause pflege, doch ich muss, auch wenn es egoistisch erscheint, auch an mich und den Kleinen denken.
Es ist schlimm genug, wenn man einen Menschen, den man über alles liebt so verfallen sieht. Wenn ich aus dem Heim nach hause gehe, kann ich mich wenigstens ein bisschen erholen und am nächsten Tag wieder frisch zu meinem Mann gehen. Ich glaube das hiflt ihm mehr, als wenn ich ständig ein Nervenwrack wäre und nur noch zu hause rumschreien würde.
Also macht Euch kein schlechtes Gewissen und denkt bitte auch ein bisschen an Eure Gesundheit, auch wenn es Euch schwerfällt,
Liebe Grüsse
Yvonne