Hallo Ihr Lieben!
Nach sehr, sehr langer Zeit hab ich mich mal wieder im Forum umgesehen. Es ist halt immer wieder das gleiche. Neue Schicksale, schreckliche Geschichten, viele viele Leute die man einfach nur trösten möchte. Ich habe damals wohweislich die Überschrift für meinen Eintrag gewählt- Abschied vom Leben mit Glioblastom. Nicht nur mein Mann hat sich aus diesem Leben verabschiedet, auch ich habe entschieden ganz ohne Glioblastom zu leben. Obwohl es auch in meiner Umgebung Menschen mit dieser Erkrankung gibt und ich dafür immer ein offenes Ohr haben werde, ist es für mich ein Thema, mit dem ich mich auskenne aber das für mich nicht bestimmend ist. Eine Schublade, die ich gut auf - aber auch wieder gerne wieder zumachen kann.
Neulich habe ich einen jungen Mann kennengelernt, der wegen eines Motorradunfalls querschnittgelähmt ist und viele andere schwerwiegende Verletzungen davongetragen hat und zudem auch vor und seit diesem einem Jahr das seitdem vergangen ist so viel Schrott erlebt hat, das man es sich kaum vorstellen kann. Er hat so viel Energie und Lebenskraft ausgestrahlt, war wahnsinnig interessiert an den verschiedendsten Dingen, das hat mich fasziniert.
Ich hab ihm gesagt, dass das Leben oft so wie bei ihm von einer Sekunde auf die andere völlig aus den Bahnen geraten kann. Er hat mir daraufhin gesagt, er glaubt manchmal jetzt schon in der Hölle zu sein. Dann hab ich ihm gesagt, dass es aber auch sehr schnell alles wieder gut werden kann. Und dass ich vor einem Jahr auch nicht gedacht hätte, in welchen Dimensionen sich das abspielen kann. Ich hab ja damals schon geschrieben, dass ich ganz sicher weiß, dass ich wieder glücklich werden würde.
Und jetzt hab ich einen sehr sehr lieben Partner an meiner Seite, der mein ganzes bisheriges Leben mitträgt. Und das schönste ist, wir erwarten ein Kind. Es war nicht geplant, ist aber absolut erwünscht und für uns ein Geschenk Gottes. Natürlich ist das für manche ein Skandal. Und die ganz kleinkarierten meinen mich nicht mal mehr grüßen zu müssen. Aber hätten die alle mit mir tauschen wollen noch vor 1 - 2 Jahren? Wissen die wie es ist, jemanden sterben zu sehen und dann plötzlich ganz allein zu sein?
Es ist schon traurig, dass manche Leute einen lieber leiden sehen. Dann können sie nämlich in Aktion treten und versichern, wie sehr sie einem helfen und dass sie immer für dich da sind. Dann fühlen sie sich wahrscheinlich richtig was wert weil sie sonst keine Anerkennung finden. Sie wollen nicht sehen, dass es dir wieder gut geht und sie nichts dafür getan haben. Wahre Freunde erkennt man nicht nur daran, dass sie für dich da sind wenn es dir schlecht geht, sondern auch daran, was sie dir tatsächlich gönnen und nicht neiden wenn es dir supergut geht.
Wie soll man das erklären, wenn man wieder liebt, obwohl man den geliebten Menschen verloren hat? Es ist doch aber nichts verloren gegangen. Das was er hinterlassen hat, ist doch noch da und wird es immer sein. Dieses Paket ist hier bei uns und bewegt sich keinen Millimeter. Es ist halt nicht wie bei einer Trennung oder Scheidung, wo einer nicht mehr will und der andere vielleicht lange Zeit auf Versöhnung hofft. Worauf sollte ich warten? Dass er wieder zurückkommt?
Ich bin gespannt, ob es Reaktionen darauf gibt und welche. Ich bin für alles offen!
Machts gut!
Bis denn,
I hope