HirnTumor-Forum

Autor Thema: Chemo-ja oder nein?  (Gelesen 8454 mal)

kiko

  • Gast
Chemo-ja oder nein?
« am: 06. September 2006, 14:45:05 »
Hallo,
ich lese seit einigen Tagen hier im Forum und bin immerwieder von den persönlichen Erfahrungen gerührt!
Ich bin der Meinung,dass ein solches Forum sehr wichtig ist um anderen Kraf zu geben und selbst Hilfe zu erhalten.
Im März diesen Jahres bin ich mit meinem Freund zusammen gekommen.Wir haben von Anfang an eine sehr innige Beziehung geführt.
Ich wußte vom ersten Tag an, dass er an einem Glioblastom multiforme erkrankt ist und habe mich dennoch für eine gemeinsame Zukunft entschieden.Die ersten Wochen waren sehr schwer, aber irgendwann ist das Thema oberflächlich keines mehr gewesen...
Ich muss dazu sagen, dass es ihm sehr gut geht und er ohne Einschränkungen lebt!!! Sein Tumor wurde im Januar 2005 entdeckt, die Ärtze gaben ihm noch ein halbes Jahr...
Man denkt immer daran aber versucht damit so gut es geht zu leben.
Eigentlich grenzt es an ein Wunder, dass er noch lebt und vorallem ohne Beschwerden!
Nun zu meiner Frage:
Gestern war er beim CT,die Ärzte meinten, dass der Tumor seit einem halben Jahr nicht mehr wächst und er sich überlegen sollte, doch an einer Chemo bzw. Bestrahlung teilzunehmen...
Bis jetzt hatte er eine solche Behandlung abgelehnt, da er die Zeit, die er noch hat genießen will,anstelle "haarlos und krank den ganzen Tag im Bett zu liegen" (seine Worte)
So viel ich weiß, stoppt die Chemo den Wachstum (der zur Zeit bei ihm nicht vorhanden ist) und tötet die kranken Zellen...eine letzendliche Beseitigung ist nicht möglich!??
Würdet ihr in diesem Fall eine Chemo durchziehen?
Er ist unheimlich stark und meint, dass ihm die Liebe zu mir Kraft gibt, aber ich denke, dass er während seiner Chemo diese positive Einstellung und seinen Lebensmut verlieren könnte und der Wachstum wieder ausbricht.
Gab es Fälle, wie diese (Wachstumsstillstand) und welche Erfahrungen habt ihr mit der Chemo in diesem Zusammenhang gemacht?
Kann es sein das gerade durch die Bestrahlung der Wachstum wieder beginnt, weil es ihm in dieser Zeit wesentlich schlechter gehen würde als bisher?
Er lebt nun fast schon 2 Jahre damit, was letzendlich schon überdurchschnittlich ist...
aber einem Menschen, den man liebt wünscht man in dieser Situation ein Wunder!
 

onkelz

  • Gast
Re:Chemo-ja oder nein?
« Antwort #1 am: 06. September 2006, 15:18:38 »
Hallo,
dein Beispiel zeigt wieder eindrucksvoll, dass Statistiken eben doch nur Statistiken sind und keine "Garantie" darstellen.
Wenn die Ärzte unabhängig voneinander meinen (dafür müsstest du dir eine zweite/dritte Meinung einholen), dass es durchaus Sinn macht eine Chemotherapie zu beginnen, dann sollte man überlegen, ob man die Kraft besitzt Haarausfall und alle Nebenwrikungen zu überstehen.
Das wäre die medizinisch/verstands-Seite, wenn ich das mal so nennen darf. Wenn ich rein menschlich überlege, dass es deinem Mann schon 2 Jahre sehr gut geht, dann würde ich mir überlegen, ob mir eine Chemotherapie die Zeit, die ich noch habe, nicht wirklich verschönert. Verstehst du, was ich meine?

Um es klar auszurücken, sind Chemo und alle therapeutischen Maßnahmen letztlich nur lebensverlängernd. Die Frage ist nur, wie gut man diese Lebensverlängerung genießen kann...


Darf ich fragen, wie alt dein Freund ist?


Ich wünsche euch alles Gute und die Kraft diese Situation zu überstehen.

kiko

  • Gast
Re:Chemo-ja oder nein?
« Antwort #2 am: 06. September 2006, 16:43:29 »
Danke,du hast das ganze auf den Punkt gebracht!
Ist eine Lebensverlängerung unter gewissen Umständen wirklich noch lebenswert?
Aber was, wenn es von heute auf morgen schlechter wird und man sich mit dem Gedanken quält eine Chance nicht wahrgenommen zu haben?
Klar,letzendlich muss es jeder für sich entscheiden, jedoch helfen Erfahrungen anderer sehr.
Er ist übrigens 34 Jahre, sieht weder so aus und benimmt sich auch nicht so  (das sage ich jetzt, weil ich wesentlich jünger bin   ;) )
Vielleicht ist ja auch das Kind in ihm sein "Kraft- und Mutspender"...jedenfalls bin ich überzeugt davon,dass eine positive Einstellung sehr viel aus macht,auch wenn es schwer ist mit der Diagnose zu dieser zu gelangen.

supidupi

  • Gast
Re:Chemo-ja oder nein?
« Antwort #3 am: 06. September 2006, 17:09:32 »
Hallo kiko,

Zitat
..."haarlos und krank den ganzen Tag im Bett zu liegen" (seine Worte)

Dazu kann ich nur sagen, dass meine Mutter (GBM 11/05) seit dem 9.7.06 täglich Chemo bekommt und sie liegt nicht haarlos und krank im Bett rum. Ihr geht es den Umständen entsprechend gut und sie hat auch wieder ihre Haare die sie bei der Bestrahlung im Januar verloren hat. Bei Temodal fallen die Haare nicht aus. Von eingeschränkter Lebensqualität durch die Chemo ist nichts zu merken.

Dass das GBM bei deinem Freund ohne irgendwelche Behandlungen (habe ich doch richtig verstanden, oder?) bis jetzt kein Wachstum gezeigt hat grenzt wirklich schon an ein Wunder. Das GBM ist bekannt für sein schnelles diffuses Wachstum.
Ich wüßte nicht, ob ich das Glück so lange rausfordern würde.

Aber die Entscheidung liegt bei deinem Freund, die kann ihm niemand abnehmen. Jeder muß für sich einen Weg finden mit dieser besch... Krankheit zu leben. Man sollte auch den Willen des Betroffenen respektieren. Wenn dein Freund keine Chemo möchte, solltest du das respektieren, auch wenn es dir schwer fällt.

Ich hoffe ich konnte dir ein wenig weiterhelfen.

Liebe Grüße

Tatjana





wost

  • Gast
Re:Chemo-ja oder nein?
« Antwort #4 am: 06. September 2006, 18:10:18 »
Hallo Kiko,
auch ich lebe seit fast 1 Jahr mit einem Glio IV u. habe nach Strahlen u. Chemo jetzt die "Kur" mit Temodal mit Pausen. Mein Tumor ist sogar etwas zurückgegangen u. nimmt weniger Kontrastmittel auf. Auf das Äußere darf man nicht achten. Nach Haarausfall bleibt die "Frisur" eben so, steht mir besser als vorher sagen die meisten. Äußeres ist in unserem Fall unwichtig, Hauptsache die Chemo hilft. Mal sehen was das nächste MRT zeigt. Vergiss alle Statistiken, nach denen wäre mancher nicht mehr unter uns. Lebt so weiter wie bisher und denkt nicht an diese besch... Krankheit. Ich weiß, leicht gesagt, trägt aber sehr zum Wohlsein bei.
Ich wünsche deinem Freund so wie mir und allen anderen Betroffen noch viele glückliche Tage, Wochen, Monate und möglichst Jahre.
Gruß wost

moritz13

  • Gast
Re:Chemo-ja oder nein?
« Antwort #5 am: 15. Oktober 2006, 20:36:32 »
Hallo, wost- mein nickname ist moritz aber ich bin eine frau namens doris und erlebe das angesprochene problem mit meiner mutter seit ca. 3 monaten... erst dachte sie, sie hätte alzheimer wegen der konzentrationsschwächen, dann "zwang" ich sie zum neurologen bzw. MRT, dort wurde es festgestellt, ihre orientierung ist nur noch im eigenen bereich (und selbst dort nur bedingt) vorhanden, ich muss dazu sagen, dass ich selber gerade brustkrebs mit amputation und chemo etc. durchhabe und meine mutter täglich bei mir im krankenhaus war- ich habe ihr die orale chemo empfohlen und die uniklinik hier arbeitet auch damit- aber da sie gerade erst die "sache" mit mir durchhat, fällt es ihr natürlich schwer... die 6 wochen bestrahlung hat sie hinter sich, nun pause und anfang nov. die chemo... wäre dankbar für antwort! doris

Offline hexe

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Re:Chemo-ja oder nein?
« Antwort #6 am: 16. Oktober 2006, 00:55:25 »
hallo kiko,
wenn der tumor sich seit einem halben jahr nicht rührt,lass ihn in ruhe,
ich lebe seit 7 jahrenso ähnlich,(op,bestrahlung)der kleine rest der da ist rührt sich bei mir auch nicht,und ich geb dir recht die einstellung ist wichtig,wenn man sich gut fühlt ist das imunsystem auch stark,das ist meine feste überzeugung,der körper hat auch eigene mittel,einen virus oder tumor zu bekämpfen-wie das genau funktioniert weiss ich nicht,ist ja auch egal-hauptsche es ist ruhe.ihr solltet aber das ding beobachten lassen,wennin 5 oder 6 jahren nix passiert ist,dann bleibts vielleicht auch so,jedenfalls hoffe ich das,besonders auch für mich.
hatte dein freund op,wenn nicht vielleicht ist es ja kein glio,das wäre natürlich noch besser.
mfg margita
allzeit bereit

moritz13

  • Gast
Re:Chemo-ja oder nein?
« Antwort #7 am: 16. Oktober 2006, 21:13:34 »
Hallo, hier ist Moritz nochmal... ich bringe meine Frage auf den Punkt:  Da meine Mutter definitiv ein GlioIV hat, zwischenzeitig ein Teil davon entfernt wurde (an den Rest kam man nicht heran- zu tief verwurzelt)), hätte ich sehr gerne einen Erfahrungsaustausch mit Patienten bzw. leidtragenden Angehörigen, die mehr Erfahrung mit diesem Thema haben als ich- schon für den schonenden Umgang mit meiner Mutter... ich danke im voraus... PS: Besonders hilfreich wären positive feedbacks über die orale Chemo, falls es welche gibt... Liebe Grüsse an alle, besonders an Ulrich, dessen Kommentar ich zum Anlass nahm, meiner Mutter überhaupt eine Chemo zu empfehlen!

 



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