HirnTumor-Forum

Autor Thema: Ängste und Symptome  (Gelesen 14286 mal)

Emigrate

  • Gast
Ängste und Symptome
« am: 20. November 2007, 15:11:36 »
Hallo euch Allen.

Bevor ich anfange meine Probleme zu schildern, will ich vorneweg nehmen, dass ich mir sehr bewusst bin, um die einzelnen Schicksale die die Menschen hier teilen. Vielleicht klingen meine Ängste und Symptome, die ich im Folgenden nun schildern werde wie Hohn für manche Betroffene. So ist es aber nicht gedacht. Ich wünsche allen viel Kraft bei ihrem Kampf und ich bin mir durchaus bewusst, dass vielleicht eine Menge Menschen hier liebend gerne mit mir tauschen würden.

Vor gar nicht so langer Zeit hatte ich schon einmal über meine Ängste in diesem Forum geschrieben. Es begann vor 2.5 Jahren, wo eine Bekannte mit 36 an einem Glioblastom verstarb. Was folgten waren Kopfschmerzen und die verschiedensten Symptome. Diagnostisch habe ich bis zum heutigen Tage ein CT, ein MRT, mindestens 4 neurologische Untersuchungen und 2 EEG´s ohne jeglichen Befund erhalten. Das letzte Bild von meinem Kopf stammt von 2005. Bis heute weigert sich meine Neurologin vehement mir ein neues MRT zu verschreiben. Stattdessen bekomme ich seit ca. 3 Wochen das Mittel Citalopram, welches bisher aber (meiner Meinung nach) völlig wirkungslos ist. Privat habe ich mit ziemlichen Schicksalen zu kämpfen: Hund gestorben, Mutter bei Arbeitsunfall den Arm fast zerquetscht und zu guter Letzt, der Schwiegervater momentan im KH mit Herzinfarkt und 3 Bypässen. Daneben habe ich immer wieder Momente, gerade auch wenn ich mich konzentrieren kann oder alleine bin, wo mir aus heiterem Himmel auf einmal schlecht wird und ich das Gefühl habe, ich muss mich gleich übergeben. Das passiert aber nie. Mein Gesicht kribbelt, ich bin müde und habe das Gefühl vergesslicher zu sein als sonst. Diese (vermutlich) psycho-vegetativen Symptome reißen an meinen Nerven und nehmen mir ein gutes Stück Lebensqualität.
Im Grunde drehen sich 70% meiner Gedanken um das Thema Hirntumor und die Folgen die eine derartige Diagnose für mich hätte. Es haben sich fast Zwänge bei mir entwickelt, die mich dazu bringen mehrmals täglich meinen eigenen neurologischen Status zu überprüfen. In 2.5 jahren habe ich eine Menge zum Thema gelesen und verinnerlicht.

Dieser Druck und diese Gedanken versuche ich mit Sport zu beherrschen, was mir eigentlich immer gelingt. In der Vergangenheit konnte ich mehrmals die Woche 4-5km joggen und hatte nie Probleme. Am vergangenen Samstag bin ich dann nach der Arbeit (müsste sehr früh anfangen) direkt zu meiner Standardrunde gestartet.
Schon nach 800m wurde mir auf einmal schlecht und ich hatte das Gefühl mir wird so komisch kalt, bzw. ich habe kalten Schweiß auf der Haut. Also stoppte ich für ein paar Sekunden und rannte dann (wohl auch aus Angst) einfach weiter. Die folgenden 5 km waren ohne Erbrechen und Übelkeit. Auch am Sonntag konnte ich 3.3 km laufen, obwohl ich früher aufhören musste, weil meine Beine und mein Körper einfach fertig waren. Sofort hatte ich den Gedanken an einer Hirndrucksymptomatik und meine Angst und meine Befürchtungen fühlen sich bestätigt durch den Vorfall beim Joggen (ich war danach wohl auch blass um den Mund herum).
Ich habe am Samstag ein Erlebnis vor mir, worauf ich mich schon seit Monaten freue und trotzdem überwiegt der Gedanke daran, dass mir den Rest der Woche irgendwas passieren könnte. Vllt. eine Hirndrucksymptomatik, schlimme Kopfschmerzen, neurologische Defizite usw...

Ich bekomme meine Gedanken nicht davon ab und die Angst nicht in den Griff. Was sagt ihr zu diesen Symptomatiken. Kennt das jemand? Wie wahrscheinlich ist es, dass man mit einer Hirndrucksymptomatik bzw. Hirntumor joggen gehen kann? Wie schnell kann sich sowas entwickeln? In in den letzten Tagen habe ich wieder mehr Kopfschmerzen am Tage die sich meistens ziehend und drückend hinter beiden Augen äußern.

Ich bin gerade 22 und frage mich wie wahrscheinlich es ist, nach allen diagnistischen Maßnahmen, dass meine Symptome doch eine organische Genese haben.

Ich würde mich freuen, wenn ihr mir eure objektiven Meinungen und Gedanken dazu schildern würdet und euer Gefühl, was dahinter stecken könnte.

Danke im Voraus.
Emigrate

edit: Link zu Citalopram-Information eingefügt. Ulrich[/color]
« Letzte Änderung: 08. Mai 2008, 18:22:30 von Ulrich »

Schmibi

  • Gast
Re:Ängste und Symptome
« Antwort #1 am: 20. November 2007, 17:04:09 »
hALLO;

hier brauchst Du Dich nicht zu schämen!

Ich kann mir vorstellen, dass Du durch den Verlust Deiner Bekannten ( durch Hirntumor) traumatisiert bist. Ich kenne dieses durch eine andere Erfahrung aus meinem Leben.

Ich denke, wenn Deine Neurologin körperlich ausgeschlossen hat, dass Du eine Hirnerkrankung hast, stimmt dies. Ich würde bei Dir denken, dass Du nervlich überblastet bist und regelrecht in Deinen Körper hörst, und Dein Körper dann prompt reagiert.

Ich nahm auch Anfang des Jahres Antidepressiva und bei mir dauerte es fast 4 Wochen , bis dieses gewirkt hat.

Ich denke einfach, Du bist überlastet. Mein gutartiger Hirntumor(Meningeom) wurde auch nur durch Zufall entdeckt.

Ich bin auch nervlich ziemlich belastet, als Mutter von 7 Kindern, und einem Ehemann, der die ganze Woche beruflich unterwegs ist.
An manchen Tagen, wenn es hektisch war, fühle ich mich auch müde, habe Kopfschmerzen und mir ist schlecht, dies hat jedoch nichts mit meinem Tumor zu tun.

Denke nur an Gutes, probier Dich abzulenken!

Vorab schicke ich Dir einen Sack Nerven!

Liebes Grüßle
Schmibi


Offline Bluebird

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Re:Ängste und Symptome
« Antwort #2 am: 20. November 2007, 20:17:13 »
Hallo Emigrate!

" Das Leben ist immer lebensgefährlich..." schrieb ein bekannter Autor.  Es gibt auch sowas wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung, die ich Dir nicht wünsche. Wenn Du mal in mein Profil schaust und unter "Krankengeschichte" liest, wirst Du feststellen, dass auch ich in meinem Leben immer mal wieder mit dem Thema Hirntumor konfrontiert wurde.  Für mich stand fest, dass dies das Schlimmste wäre, was mir im Leben zustoßen könnte. Seit 2005 habe ich die Diagnose "gutartiger Hirntumor". Aber ich glaube, inzwischen weniger ängstlich und weitaus mehr lebensbejahend zu sein als Du!
Niemand kann für sein Leben ausschließen, dass ihn eine schwere körperliche Erkrankung trifft. Wenn Du über ausreichende finanzielle Mittel verfügst, könntest Du Dich auf eigene Kosten jährlich oder alle zwei Jahre komplett durchschecken lassen. Jedes Untersuchungsergebnis ist immer nur eine Status Quo-Aufnahme.
Was ich aber vor allem aus Deiner Schilderung lese ist, dass Du unbedingt psychotherapeutische Unterstützung brauchst wegen Deiner wirklich dramatisch ausgeprägten Lebensangst, die vielleicht unterbewußt sogar von einer Todessehnsucht  beeinflußt wird. Citalopram ist ein Antidepressiva. Deine Neurologin sollte Deine Ängste ernst nehmen, ansonsten wechsel den Arzt. Frage nach einem Aufenthalt in einer psychotherapeutischen Tagesklinik. Du mußt einfach wieder lernen, das Leben in jedem Augenblick zu lieben und es zu nehmen wie es kommt. In den Kliniken finden Gespräche statt, Musik, Malen, Werkeln, Diskussionsrunden zu tagesaktuellen Themen etc. etc.

Wenn Du irgendwelche Hobbies hast, google doch einfach mal mit den Suchbegriffen. Es ist zwar gut, dass Du Dich  mit Themen wie Krankheit und Tod auseinandersetzt - aber Du bist jung und offensichtlich gesund. Darum  solltest Du Dich in anderen Foren mit Gleichgesinnten austauschen, die Deine Interessen teilen.

LG
Bluebird
« Letzte Änderung: 20. November 2007, 20:21:19 von Bluebird »
The best time to plant a tree was 20 years ago.
The second best time is NOW.
(Chinesisches Sprichwort)

Offline Bea

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Re:Ängste und Symptome
« Antwort #3 am: 21. November 2007, 08:58:44 »
Hallo Emigrate,

Deine Frage
Zitat
Wie wahrscheinlich ist es, dass man mit einer Hirndrucksymptomatik bzw. Hirntumor joggen gehen kann?
kann ich dir als Tumorpatient so beantworten: ich könnte es nicht. Und ich habe es auch(mit ärztlicher und fachlicher Hilfe) nicht wieder geschafft meine Kondition herzustellen. Kurzatmigkeit ist eine Nebenbegleitung die bleiben wird, auch wenn längere Spaziergänge drin sind.

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass du dich durch die gravierenden Dinge, die du erleben mußtest, sehr genau auf deinen Körper konzentrierst. Du mußt dir aber bewußt machen, daß du deine Lebensqualität einschränkst. Dein Fokus liegt mMn in der Suche nach einer möglichen Krankheit. Die ist nie ausgeschlossen. Natürlich! Sprich mit deinem Arzt genau darüber und laß dir eine Überweisung zu einem Facharzt geben, nachdem du eine ganzheitliche Untersuchung hast durchführen lassen. Deine Lebensqualität muss gesichert sein!

Ich wünsche dir von Herzen, dass du diese Erlebnisse verarbeiten kannst und für dich deinen Weg findest optimistisch und gestärkt durchs Leben zu gehen.

Alles Liebe,
Bea

Emigrate

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Re:Ängste und Symptome
« Antwort #4 am: 21. November 2007, 23:34:29 »
Guten Abend an euch alle.

Erstmal vielen herzlichen Dank für die bisherigen Antworten. Wenn ich richtig verstanden habe, geht ihr auch weg von einer organischen Diagnose und hin zu einer psycho-vegetativen Geschichte. Grundsätzlich ist es schon so, dass mein Verstand mir sagt, dass schon auf Grund der langen Anamnese (2,5 Jahre!) kein organischer Befund vorliegen kann. Ein Mediziner meinte mal zu mir: "Häufiges ist häufig und Seltenes ist selten", wobei meine Wahscheinlichkeit schon durch die Vorgeschichte und Diagnostiken auf 1:500 000 gesunken ist. Trotz Allem bleibt das Gefühl und die Symptome. Heute morgen bin ich um 5 aufgewacht, weil ich auf die Toilette musste. Als ich wieder im Bett lag, konnte ich nicht einschlafen, bekam Magengrummeln und so ein leichtes Gefühl von Übelkeit. Nach einer ganzen Weile schlief ich ein. Nachdem ich dann heute morgen aufgestanden war, ging ich direkt nüchtern 4km joggen und musste mich dabei nicht übergeben o.ä.

Ich begreife einfach nicht, woher sowas kommt und kann nicht verstehen, dass das alles einfach psychisch sein kann. Vor Allem aber habe ich Angst, dass man mich irgendwann nicht mehr ernst nimmt.

Als ich bei meiner Neurologin vor ziemlich genau einem Jahr in Behandlung gegangen bin, hat sie mich untersucht und ein EEG angefertigt- alles unauffällig. Bisher weigert sie sich (wohl auch verständlich) ein neues bildgebendes Verfahren zu machen.

Grüße und gute Nacht.

Offline Bri

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Re:Ängste und Symptome
« Antwort #5 am: 22. November 2007, 07:19:49 »
Guten Morgen emigrate,
Du hast ja schon einige Antworten bekommen. Vorsicht im Leben ist manchmal ein guter Begleiter im Leben, Angst ein schlechter....
Dein Leben mit 22 Jahren wird ja schon bestimmt von Angst - das soll und darf nicht sein und grenzt ja schon an Panikattacken. Selbst Tumorpatientin muss ich Dir sagen, das Leben ist zu schön und wertvoll, um damit seine Zeit zu vertun. Du hast zur Diagnostik alles getan, körperliche Ursachen sind ja offenbar ausgeschlossen - jetzt ist die Psyche dran. Hol Dir dringend psychotherapeutische Hilfe - es gibt auch gute ambulante Angsttherapien. Deine Neurologin hätte Dich eigentlich schon darauf aufmerksam machen müssen/können! Bei vielen jungen Leuten spielt das Vegetativum auch verrückt - Kreislaufprobleme  u.a. mit Symptomen, die Du beschreibst (auch dagegen kann man was tun) - bei Dir hat sich aber ein übler Gedanke, nämlich Hirntumor, festgesetzt - darum die Therapie....
Warte nicht lange - ich drück Dir die Daumen!
Liebe Grüße
Bri

Offline Bea

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Re:Ängste und Symptome
« Antwort #6 am: 22. November 2007, 07:40:41 »
Liebe Emigrate,

eine kleine Anmerkung sei mir noch gestattet.
Einige Zeit vor meiner Krankheit joggte ich auch. Aber denkst du ernsthaft es ist gesund dies mit nüchternem Magen zu tun? Wird dir davon vielleicht auch schlecht? Nur meine Überlegung. Wie wäre es mit mind. einem Getränk und einer Banane vorab?

LG,
Bea

Offline regilu

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Re:Ängste und Symptome
« Antwort #7 am: 22. November 2007, 19:43:16 »
Hallo, liebe Emigrate, ich kann mich nur meinen Vorschreibern anschliessen.
Mein Mann war auch vor dem Bekanntwerden seines Hirntumors vor fast 3 Jahren sein Leben lang sehr aktiver Sportler u.a. auch Jogger.
Er musste und muss damit fertig werden, dass die Kräfte auf Dauer nachgelassen haben.
Wenn er jetzt nur noch einmal in der Woche etwas joggt, dann dauert es immer fast 2 Tage, bis er sich davon erholt hat. Ich stelle mir das so vor, dass es nicht die Anstrengung als solche ist, sondern der ruckartige Stoss bei jedem Laufschritt, der bis in den Kopf geht und vielleicht minimale Gehirnerschütterungen verursachen.
Nach der sportlichen Betätigung ist er den ganzen Tag sehr müde und wie er so rheinisch sagt: "Ich bin so doll im Kopf." Ich denke, dass das Schwindelgefühle sind.

@ Bea: habe mich länger nicht gemeldet und möchte Dich fragen: Wie geht es Dir denn??
Seid lieb gegrüst von regilu
   
Auch die dunkelsten Wolken haben,  der Sonne zugekehrt,  ihre lichten Seiten!
Friedrich Herter

Offline Bri

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Re:Ängste und Symptome
« Antwort #8 am: 22. November 2007, 19:57:43 »
Hallo regilu,
ich glaub, wir müssen noch mal festhalten, dass bei Emigrate bis heute kein Tumor nachgewiesen wurde (wie z.B. bei Deinem Mann). Und sie/er ist erst 22 Jahre alt und müßte vor Kraft strotzen. Aber es gab eine schwere tödliche Hirntumorerkrankung in der nächsten Umgebung - das kann manchmal Schlimmes, eben starke Ängste, auslösen....
Dir Emigrate wünsche ich Hilfe bei der Bewältigung Deiner Angst!
Liebe Grüße
Bri

 



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