Liebe Kjersti,
bei meiner Schwester wurde mit Anfang 30 ein Glioblastom Grad IV diagnostiziert. Die Uniklinik Bonn schickte sie als inoperabel nach Hause, Empfehlung Chemo und Bestrahlung.
Die Ärzte haben die Diagnose als klares Todesurteil ausgesprochen. Auch die Klinik, in der sie sich zur Bestrahlung vorstelltw, meinte, sie solle sich keine Hoffnung machen, sie würde nur in die Studie aufgenommen weil sie ein hoffnungsloser Fall sei. So wenig ich von Vortäuschung falscher Chancen halte, finde ich diese Art trotzdem eine Riesensauerei. Sie hatte aber etwas Gutes:
Auch meine Schwester hat sich gegen die schulmedizinische Therapie entschieden. Sie lebte noch 4,5 Jahre (Prognose: 3 - 6 Monate) - davon die ersten sogar noch ganz gut (blöde Aussage, wenn man mit der Diagnose jede Nacht einschläft - aber im Vergleich zu dem, was du im Forum manchmal liest schon). Ihr Tumor ist ohne schulmedizinische Behandlung trotzdem lange nicht gewachsen, sie hatte nur ein minimales Ödem bei Behandlung mit Weihrauch statt mit Cortison (Umstellung auf Weihrauch in der Habichtswaldklinik in Götting, 100 %ige Substitution, nicht die schlimmen Nebenwirkungen von Cortison, allerdings nicht besonders gut magenverträglich).
Deine Freundin hat sich entschieden. Lass ihr diese Entscheidung. Die Chemotherapie ist eine unendliche Belastung, die sie allein aushalten muss - das darf ihr niemand einreden, das müsste sie selbst wollen. Und meine Schwester hat ohne diese Behandlung länger durchgehalten als viele in diesem Forum. Dabei war sie schon mit einer selbstgestrickten Rasta-Mütze nach Bonn gereist, in der Annahme,kahl zurück zu kommen.
Deine Freundin braucht dich und ihre Freunde. Nicht um ihr zu sagen, was sie tun soll (außer sie fragt danach), sondern um reden zu können, im Arm gehalten zu werden, nicht alleine zu sein.
Die Klinik, in der meine Schwester gestorbenist, nannte die Aussage der Uniklinik Bonn unverantwortlich, man hätte dort operiert. Das zeigt, auch bei Unikliniken findest du die Wahrheit nicht, bei dieser Diagnose weiß keiner was richtig ist. Deshalb ist die Entscheidung deiner Freundin genau so gut wie die Befolgung des Rates eines Arztes. Ich habe meine Schwester für ihren Mut immer bewundert. Wie gerne würde man doch die Verantwortung an den Halbgott in Weiß abgeben.
Und vor allem: Es gibt immer Hoffnung. Zwar nicht nach dem aktuellen Stand des Wissens der Schulmedizin, aber dieser aktuelle Stand ist morgen ein anderer als heute. Und es gibt Wunder. Ich habe immer an eines geglaubt, und jetzt, wo es bei meiner Schwester nicht eingetreten ist, weiß ich immer noch, dass es bei jemand anderem eintreten kann.
webz