Ihr Lieben,
es liegen viele Kilometer zwischen uns und wir haben uns vermudlich noch nie getroffen... Nichts desto Trotz haben wir eine schicksalhafte und boshafte Gemeinsamkeit. Ich habe alle Eure Beiträge in den letzten Tagen, Nächten und auch dazwischen gelesen. Ich schwanke zwischen Respekt, Achtung, vermeindlicher Hoffnung und vollkommender Fassungslosigkeit. Ich bin Ende des Jahres 35 Jahre alt geworden, hatte ohne Frage ein berufliches hartes Leben aber die Person die mich immer aufgefangen hat war mein Papa. Im August hat er - vor der Diagnose - mich zum Altar geführt. Eine tolle neue Famielie die perfekte Symbiose. Das Leben hatte seinen momentanen Höhepunkt. Mein Mann und ich besitzen absurderweise eine Privatklinik in Hamburg - alles Ärzte, hochqualifiziert - und jetzt beginnt das Absurdum. Am 11.1.2008 fällt mein Vater (62) im Gespräch mit seinem Bänker vom Stuhl. Der Rettungshubscgrauber kommt, der Albtraum zwischen Hohhnung und Diagnose und Machtlosigkeit beginnt. Als der Anruf mich aus Lübeck erreicht befindet sich meine Familie geschlossen im OP. Ich entscheide nach Lübeck zu fahren - der Notarzt hatte einen Schlaganfall prognostiziert. Tja, was zu dem Zeitpunkt schlimm klang, erscheint mir Heute als Seegen. Untersuchungen mittels MRT/CT und weitere focale Kranfanfälle auf der Neurochirurgie bestätigen eine "unklare Raumforderung" sogar 2 rechts frontal. Mhhhh, Raumforderung? Was keine Miete zahlt fliegt raus! Das war mein erster unqualifizierter Gedanke. Die Uni Klinik Lübeck reagiert neutral, faktisch orientiert. Wir wägen Chance und Risiko ab, machen uns auf die Suche nach dem besten Operateuer mit den besten Fallzahlen, gepaart mit Menschlichkeit. Die Zeit rennt. Papa wird auf unserern Wunsch aus Lübeck entlassen. Wir gehen nach Hambur - unserer Heimat und wählen das Team um PD Dr. Kremer (grandioser Arzt und Handwerker). Papa entscheidet sich für die OP dort. Das warten beginnt. OP Termin ist am 25.1.08. Kerzen anzünden, beten, hoffen. Der Anruf kommt gegen Nachmittag. Alles gut geangen, keine Ausfälle. Wir jubeln - bis 23.00 erneuter Anruf aus der Klinik Revision nach Hirblutungen. Die beiden Primarien hatten eine Brücke geschlagen sich in einen "Schmetterling" verwandelt und waren mit dem Gewebe vernetzt. ich kürze ab: Alle Risiken und Nebenwirkungen haben statt gefunden: Facialisparese, Keine Sprache, kein Schlucken, halbseitige Lähmung. 8 Tage Intensiv inkl. epileptischer Anfall und Durchgangssyndrom zollen Ihren Tribut. Papa ist nicht mehr der starke Macher. Er weint, er fleht, er erkennt uns partiell. Wir versuchen was in unserer Macht steht. PD Dr. Kremer ist stets präsent, erklärt Bilder (Der Tumor auf Leinwandgröße) ok, wir sind Ärzte aber immer noch eine den Vater liebene Tochter. Wir bestehen darauf meinen Papa auf eine normale Station verlegen zu lassen. Personalmangel - bei allem Respekt für das super engagierte Team, Depressionen von meinem Vater und keine therapeutischen Möglichkeiten bringen uns zum familiären Entschluss, die Verantwortung zu übernehmen und Ihn gegen den wirklichen Wunsch der Ärzt zu uns in die Privatklinik verlegen zu lassen. Das war am 6.2.08. Mama hatte Geburtstag und es war ihr sehnlichster Wunsch. Es war wie eine Verwandlung. Jeden Tag kommt eine Physiotherapeutin, ein Logopäde kümmert sich um die Sprache, es geht mit kleinen Schreitten vorran. Die Lähmung der Zunge bedeutet auch eine extreme Einschränkung des Schluckvermögens. Wir kochen ca. 10 Gerichte am Tag, behandeln seine kaputte Zunge mit flüssigem Glycerin (altes Hausmittel) und motivieren Ihn. Die Frage ist nur für was. Bestrahlung? Und wenn wann dann wo? 6 Wochen ambulant in HH? 3 Wochen (Doppelte Dosis) in Lübeck? Chemo mit Themodal? Wofür? Das Ziel der OP war mein Papa betritt das Krankenhaus so, wie er es verlassen wird. Nun ja, keine Vorwürfe, aber Lesen und Schreiben konnte einer der Topmanager Deutschlands schon immer und Lachen war seine Geheimwaffe. Die ist ersetzt worden durch Dankbarkeit und Tränen...Ich wüsste gerne ob ich außer der Wunderheilerin IRMA in Düsseldorf noch jemanden kontaktieren könnte, der Studien kennt, gute (schlechte) Erfahrungen mit irgendwelchen Alternativen gemacht hat und wie man eine Entscheidung pro oder contra Radatio und Chemo treffen soll. Ich bin verwirrt, konfus, emotional, verzweifelt und muss etwas machen. Aufgeben zählt nicht zu unser Familiengeschichte. Danke, für Eure Zeit, viel Glück allen Anderen und jeder Tag bringt neue Hoffnung - und die stirbt bekanntlich nicht vor meinem Papa. Alles Liebe und bitte helft
Larissa