HirnTumor-Forum

Autor Thema: Hämangioblastom  (Gelesen 97258 mal)


jazz230380

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Re:Hämangioblastom
« Antwort #16 am: 09. Juni 2008, 17:50:13 »
Hi Fips2,

als ich in Mainz in der Uni lag, haben die mich auf MS untersucht, was ja auch in diesem Fall nicht falsch war, aber ich habe damals mein MRT kurz so um den 18.12.2003 in etwa gemacht bekommen und hab dann gesagt bekommen das was sei aber was können sie mir noch nicht sagen, das es ausgewertet wird und dann bekomme mein Hausarzt bescheid.

Weißt du wie lange ich darauf gewartet habe, bis Ende Januar, das fand ich ziemlich hart damals, es ist unmenschlich meiner Meinung nach, einen Menschen in diesem Gewissen rumlaufen zu lassen.

Dann hat mein Hausarzt das Schreiben von Mainz bekommen und da stand nicht mal drin ob ich mich noch mal in der Klinik vorstellen soll, nichts.

Da meiner Tante Ihr Freund damals auch in Behandlung in Heidelberg war, und er sehr zufrieden war, bin ich auch dort hin.

Lieben Gruß jasmin

fips2

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Re:Hämangioblastom
« Antwort #17 am: 09. Juni 2008, 19:42:21 »
Hallo Jazz
Bei der Wartezeit muss ich dir schon irgendwie recht geben,nur bedenke dabei aber fairerweise auch,dass der Jahreswechsel mit seiner Feiertagsanhäufung dazwischen lag.Ich weis auch nicht,bzw. hast du nicht erwähnt wo und bei wem du in Mainz warst, oder bei wem in Heidelberg.
Wir wurden bis jetzt in Mainz in der Neurochirurgie sowie Toraxchirurgie immer ausführlich und schnellstens informiert und gut beraten.

Was hier jetzt,wie du es nennst "unmenschlich" ist,lass ich mal dahingestellt.Eine 4 wöchige Wartezeit für einen endgültigen Befund eines "Etwas" das noch so klein ist,dass man keinen richtigen Befund sofort stellen kann, oder eine Bestellung zur OP,die dann nach 4 (in Worten vier)Tagen KH-Aufenthalt urplötzlich vorher abgeblasen wird wegen OP-Nebenwirkungen.
Ja hat der Chrirurg im Vorgespräch nicht auf die Nebenwirkungen und Risiken der OP hingewiesen?Ist ihm das grad mal so eben ein paar Stunden vor  der OP eingefallen?

Hier mag sich jetzt jeder seine eigenen Gedanken darüber  machen.

Du wolltest wissen was du tun sollst.
Das kann dir leider keiner beantworten.Wir sprechen nur jeweils von unsren eigenen Erfahrungen und wie wir selbst weiter verfahren würden.Die endgültige Entscheidung liegt bei dir als Patient selbst und die nimmt,oder kann dir keiner abnehmen.

Notfalls gibt es auch noch andere sehr gute Kliniken,z.B. INI, in denen du dir eine Zweit oder Drittmeinung einholen kannst.

Gruß Fips2
« Letzte Änderung: 09. Juni 2008, 20:14:01 von fips2 »

Offline SabineW.

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Re:Hämangioblastom
« Antwort #18 am: 11. Juni 2008, 20:57:49 »
Hallo Jasmin,

ich kann sehr gut mitfühlen, was Du momentan mitmachst, dass Dir sogar alles egal ist, Hauptsache, es passiert endlich was. Ich habe die Von-Hippel-Lindau-Erkrankung und viel, viel Zeit mit Warten in Krankenhäusern und Ärzten verbracht. Wer weiß, dass etwas nicht stimmt und spürt, dass es mit dem Gesundheitszustand langsam immer schlechter geht. Das macht mürbe.

Doch der 19. Juni ist ja nun auch bald. Bereite Dich auf diesen Tag vor. Stelle alle Deine Fragen. Lass Dir alles erklären, was Du nicht verstehst. Bitte den Arzt, dass er Dir vom 19. Juni auch einen Arztbrief zukommen lässt.

Zweitmeinung: Du kannst die letzten MRT-Aufnahmen auch an eine andere Neurochirurgische Abteilung schicken. In Freiburg, wo viele von uns Hippel-Lindau's erfolgreich operiert worden sind, werden Deine MRT-Bilder angeschaut und anhand Deiner Symptome beurteilt, ob eine OP ratsam wäre und wenn nicht, warum nicht.

Ich selber war allerdings noch nie in Freiburg zu einer Operation gewesen (zu weit weg, komme aus Berlin). Aus Erzählungen auf den Info-Treffen für Hippel-Lindau's kann ich die OP-Ergebnisse nur bestaunen. Falls Du möchtest, schicke ich Dir die Adresse per Mail zu.

Liebe Jazz, halt die Ohren steif und lass Deinen Kopf nicht hängen.

LG

Sabine

artur

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Re:Hämangioblastom
« Antwort #19 am: 21. Juni 2008, 18:13:51 »
Hi Sabine,
ich hoffe es geht Dir gut.War am 16.06. zur Nachuntersuchung in Ingolstadt und Dr. Pietilä will mich erst im nächsten Februar mit neuem MRT wiedersehen. Meine Sensibilitätsstörungen sind wie bei Dir total wetterabhängig. Zur Zeit fühle ich mich sehr gut, bei Wärme und Sonne habe ich den Eindruck, es ist besser als vor der OP. Festgestellt bleibt eine Störung der Tiefensensibilität im linken Arm und an den Fingern. Damit muß ich leben, ich glaube nicht das es besser werden kann. Aber ich habe dennoch ein neues Problem, meine Krankenkasse hat mir jetzt rückwirkend bis 2005 die Mitgliedschaft storniert, weil ich angeblich kein gesetzlich Versicherter bin bzw. das Recht nicht dazu hatte. Seit Oktober gab es kein Krankengeld mehr und krankgeschrieben bin ich noch immer. Mit so einer Sauerei in so einer Situation habe ich auch nicht gerechnet. Bis Juli will ich die anstehende Blutuntersuchung auf Hippel- Lindau noch hinter mich bringen. Hat Dr. Pietilä Deine Mutter operiert?
Gruß Artur  

Offline SabineW.

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Re:Hämangioblastom
« Antwort #20 am: 24. Juni 2008, 10:38:48 »
Hallo Artur,
es ist doch immer wieder schön zu hören, dass die Nachuntersuchungen ohne Befund sind. Ich finde, etwas schöneres kann ein Arzt gar nicht sagen. Jetzt drück ich Dir für Februar die Daumen.

Was Deine Sensibilitätsstörungen im Arm angeht, hoffe ich, dass sie Dich nicht weiter beeinträchtigen. Denn auch wenn diese Beschwerden bleiben sollten, kann man irgendwann darüber hinwegsehen und diese Behinderung in sein Leben integrieren.

Fr. Dr. Pietilä hat bis zu ihrem Wechsel nach Ingolstadt meine Schwester behandelt, die auch Hippel-Lindau hat und ein mittlerweile inoperables Hämangioblastom am Kreuzbein. (Meine Mutter war übrigens nie beim Arzt und starb 2002 an Unterleibskrebs.)

In welcher Krankenkasse bist oder warst Du denn versichert? Ich verstehe nicht, wie die schon nach 3 Jahren Mitgliedschaft feststellen konnten, dass Du gar kein Mitglied sein darfst. Wie geht es jetzt weiter? Musst Du die genetische Untersuchung im Juli privat bezahlen?

Seit Anfang Juni habe ich eine Symptomzunahme und war gestern auf Empfehlung meiner Neurologien beim MRT. Sie meinte, es könne viele Ursachen haben. Womit sie recht hat. Ich habe neben ein großes Hämangioblastom und Zyste in Höhe des ersten Halswirbels noch mehrere Hämangioblastome am linken Kleinhirn und etliche im Rückenmark. Bin auf den Befund gespannt und habe mir einen Termin in der Neurochirurgie am nächsten Mittwoch geholt.  

Meld Dich mal, wie es mit Deiner KK weitergeht.

LG

Sabine


artur

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Re:Hämangioblastom
« Antwort #21 am: 25. Juni 2008, 19:14:31 »
Hallo Sabine,
ich wünsche Dir viel Glück bei Deiner Untersuchung. Ich hoffe Deine Ärzte sind gut, Du weißt ja wen ich empfehlen würde und wenn ich mit dem Dreirad anreisen müsste . Mit meiner Krankenkasse gehts nur vor dem Sozialgericht weiter.
LG Artur

Offline SabineW.

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Re:Hämangioblastom
« Antwort #22 am: 15. August 2008, 13:29:28 »
Hallo Artur,

ich wollte mich mal wieder melden.

Der MRT-Befund vom Juni 08 zeigte keine Veränderung gegenüber der Voruntersuchung im Okt. 07. Da ich aber zunehmende Symptome habe, wurde mir eine Operation in Höhe HWK 1 angeboten. Aufgrund des hohen OP-Risikos habe ich einen Termin am 3. September bei Prof. Vajkoczy (Virchow-Klinikum Berlin) bekommen, um weiteres Procedere zu besprechen.

Gestern erhielt ich einen Anruf, dass der Termin auf den 25. August vorverlegt werden konnte.

Ich meld mich wieder, wenn ich genaueres weiß.

Hallo Jazz, hast Du mittlerweile mehr in Erfahrung bringen können?

LG

Sabine

artur

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Re:Hämangioblastom
« Antwort #23 am: 29. August 2008, 17:42:29 »
Hallo Sabine,
wie war Dein Termin?
Gruß Artur

Offline SabineW.

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Re:Hämangioblastom
« Antwort #24 am: 29. August 2008, 20:20:48 »
Hallo Artur,

danke der Nachfrage.

Prof. Vajkoczy hat mir einen Großteil meiner Sorgen genommen, ist auf jede Frage eingegangen und wir haben einen OP-Termin für Ende September/Anfang Oktober ausgemacht.

Die Sekretärin wollte sich diesbezüglich bei mir melden, was sie bisher nicht getan hat. Ich rufe am Montag dort einmal an.

Dauert der Ärger mit Deiner Krankenkasse noch an oder hast Du schon Klarheit?

LG

Sabine

artur

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Re:Hämangioblastom
« Antwort #25 am: 01. September 2008, 08:58:46 »
Hi Sabine,
ich werde an Dich denken, ich hoffe, das der Tumor nicht so groß ist. Mit welcher Methode operiert er denn, von vorne, von hinten, werden die Halbbögen entfernt?
Ich habe übermorgen meinen Blutabnahmetermin wegen der erbbiologischen Untersuchung auf Hippel-Lindau. Mit der Big Krankenkasse oder auch IKK gehts wie gesagt vor dem Sozialgericht Duisburg mit einem entsprechenden Anwalt weiter. Seit Oktober 07 wird die Krankengeldzahlung verweigert, das ist eine der größten Sauereien, die ich bisher erlebt habe. Zum Glück kann ich mich wehren, aber wie sieht´s bei anderen aus? Zur Zeit bin ich zwei Stunden pro Woche bei einer Heilpraktikerin in Baden- Baden, die daran arbeitet, meine motorischen (auf den linken Arm beschränkten Fähigkeiten) wieder herzustellen. Nebenbei geh ich dort absolut tiefenentspannt wieder nach Hause. Auch eine neue Erfahrung.
Wie sehen Deine Symptome derzeit aus?
Gruß Artur        

Offline SabineW.

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Re:Hämangioblastom
« Antwort #26 am: 06. September 2008, 21:07:48 »
Hallo Artur,

seit 2005 habe ich mit zunehmenden Symptomen zu kämpfen, zunächst Sensibilitätsstörungen (erst rechte Körperhälfte bis Gaumen) dann kam die linke Seite hinzu (von Zehen bis Schlüsselbein), dann folgte der Gaumen, von Zeit zu Zeit habe ich Schluckstörungen rechts, zum Schluss kamen Schwindel und beginnende Lähmungen in beiden Beinen hinzu (sog. Kniestreckerparese). Ich kann nur noch schlecht gehen, und Bordsteine oder Treppensteigen strengen mich außerordentlich an. Ich bin sehr schnell erschöpft. Daraufhin wurde ich zum MRT geschickt - .

Mein Hämangioblastom in Höhe HWK 1 ist jetzt 10 mm groß und hat eine Zyste von 20 mm gebildet. Zudem ist das umliegende Gewebe ödematös (geschwollen). Ich werde liegend operiert, durch den Hinterkopf über's Kleinhirn - und schon ist man an der Medulla oblongata, durch die man sich zum 1. Halswirbel durchmogelt. Mein Schädelknochen am Hinterkopf ist bereits seit 1996 durch eine sog. Duraplastik ersetzt.

Für Deine Blutuntersuchung wünsche ich Dir alles Gute. Wie sieht es mit Deinen Familienangehörigen aus? Hast Du Kinder?

Wovon hast Du denn ohne Krankengeld gelebt? Wovon lebst Du jetzt?

Ich wünsche Dir viel Glück und viel Geduld mit Deinem Arm. Hast Du denn schon Fortschritte bemerkt?

LG
Sabine




artur

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Re:Hämangioblastom
« Antwort #27 am: 11. September 2008, 00:43:22 »
Hi Sabine, wie beschreibst Du Deine Sensibilitätsstörungen? Taub oder Kribbeln, mehr von innen oder von außen? Oder so wie Stromschläge? Bei mir ist es auf jeden Fall so, teilweise habe ich das Gefühl, ein Sumo Ringer packt mich und schnürrt mir von hinten meinen Thorax ein. Schluckbeschwerden hatte ich auch vor der OP und auch rechts. Aber so stark, dass ich dachte, gleich ersticken zu müßen. Dann war es nach Minuten plötzlich wieder weg.Zudem habe ich unter dem Kinn und am Hals ein Hautgefühl, als ob diese einen Sonnenbrand 2. Grades hätte. Ich habe mal gerade nach Kniestreckparese gegogelt, aber nichts adäquates darüber gefunden. Mein linkes Bein knickt meistens abends in der Kniekehle einfach für Sekunbenbruchteile ein, andere bemerken es kaum, ich kann es nicht konbtrolieren, es passiert meistens nur einmal. Trotzdem bin ich Sonntag wieder 13,5 km im Wald gelaufen in 1:19. Danach sind meine Beine für die die nächsten 24 Stunden müde, teilweise bis zu den Knien taub. Während des Laufens habe ich Sensibilitätstörungen aller zuvor beschriebenen Arten gemeinsam und abwechselnd stärker oder schwächer. Der Sumoringer verläßt mich meistens nach den ersten drei Kilometern. Schmerzen habe ich dann in den Halsmuskeln, aber die Strecke ist hart und besteht aus Asphalt, Sandwegen in Dünen (Maasdünen) und querfeldein unaufgeräumten Waldwegen, wo Du auch mal etwas springen mußt. Läufer begegnen da einem nur selten. Eigentlich tue ich mir das nur noch an, weil ich froh bin, das ich noch lebe und überhaupt laufen kann. Meine Kondition reicht für gut 20 km, letztens bin ich mit dem Rennrad ( Fahradfahren ging ganz lange gar nicht wegen Gleichgewicht und Halsmuskeln) 17 km hin zur Strecke gefahren, dann gelaufen und wieder zurück, danach bin ich um 16 Uhr ins Bett und am nächsten Morgen morgen wieder aufgestanden. Ich hatte keine Lust mehr meine Beine zu bewegen, so schwer waren die. Aber ich wollte wissen, ob ich es schaffe und es ging. Übrigens hat mir die ganze Lauferei sehr geholfen vor der OP, da war ich jeden Tag unterwegs, zwei Tage vor der OP am 28.05.07 15 km in 1: 15. Ich hatte eine Riesenangst und mit dem Laufen war ich einigermaßen kopfmäßig relaxt. Da kannte ich auch noch nicht dieses Forum, dafür aber Hippel- Lindau, denn auf dem DIN A 3 Umschlag des Radiologen Dr. Bock aus Oberhausen stand Hämangioblastom- Hippel- Lindau ? Dann habe ich nach Internetrecherche Herrn  Alsmeier angerufen, der mich super unterstützt hat und auf alle meine tausend Fragen sehr geduldsam einging. Ich habe Ihn auch später noch kontraktiert und mich für alles bedankt, weil es mir auch etwas peinlich war, schließlich ist er nicht mein Psychotherapeut. Ich hatt aber auch ein paar besondere Umstände und der Tumor ist so selten, das kaum ein Arzt darüber was zu sagen weiß, das habe ich am Montag wieder mal bei einem Neurologen erfahren müßen. Und wenn ich Deine Beschreibungen lese, dann meine ich auch es eher mit einem Mediziner zu tun zu haben (z.b. hattest Du auch eine Syrinx?) Ich wußte gar nicht was das ist. Meine jetzige Hausärztin, die jetzt im September in den Ruhestand geht, kannte ich auch erst seit Februar 2007, vorher war ich noch nie in meinem Leben krank geschrieben, noch hatte ich einen Hausarzt und teilweise war ich noch nicht mal krankenversichert. Als der Tumor am 27.04.07 beim MRT entdeckt wurde, war meine langjährige Lebensgefährtin im vierten Monat schwanger unsere erste Tochter wird jetzt im November 16 Jahre alt. Ja, dann auf anraten Herrn Alsmeier erbbiologische Untersuchung in Essen auf Hippel- Lindau, dann habe ich die paar Leute die so heißen wie ich angerufen, aber alles negativ. Mein Vater hatte einen bösartigen Tumor (Schminketumor) im oberen Halsbereich und verstarb mit 53 Jahren. Da kannst Du Dir vorstellen, was mir so alles durch den Kopf ging. Am 27.04.07 war ich kurz nach dem Befund in der Wedau Klinik in Duisburg, es war Freitag abend, der Assistensarzt sagte: Ja, Ja ein Tumor im Rückenmark, der ist aber schon groß, die wachsen aber langsam, den gucken wir uns noch eine Weile an, ob der wächst, aber das entscheidet der Oberarzt und der ist am Montag wieder da. Kommen Sie mal Montag um 8 Uhr. So bin ich ins Wochende gegangen und habe am Montag um halb acht schon auf dem Flur gesessen, denn Wartezimnmer gibts da nicht. Der gleiche Assistenzarzt schlurfte über den Flur, entdeckte mich, wurde geschäftig, nahm mich mit in das Untersuchungszimmer, sagte mir während er mit seinen Gummihandschuh zur Blutabnahme meinen linken Oberarm abband, das ich jetzt hierbleiben müsse, denn ich werde sofort operiert. Ja, wie.... sofort operiert?, fragte ich entgeistert. Ja, wir haben entschlossen, sie sofort zu operieren. Wer denn?, fragte ich. Hat der Professor Hassler sich das denn auch angeschaut und können wir den mal sprechen? Es ging, der Prof hatte gefühlte drei Minuten Zeit, Ich fragte, ob das denn bösartig sei, was ich da habe, denn wir bekommen noch einen Nachzügler und müßen wir das Kind abtreiben? Ich weiß noch sehhr genau was Professor Hassler sagte: Weiß ich nicht was das ist, steht ja nicht drangeschrieben was das ist. Könnte soundso sein. Schaute auf den DIN A 3 Papierausdruck des MRT, zuckte mit den Schultern und meinte in fast vierzig schon viel gesehen zu haben. Wir, meine Lebensgefährtin und ich waren völlig perplex und geschockt, aber bevor ich so richtig Schiß bekam, ging die Untersuchungsarie los. Ich kam sofort in ein Bett und wartete im Bett auf dem Flur, meine Frau stand daneben und wir tauschten betretene Blicke aus. Dann bekam irgendein Narkotikum für ein Schluckschallecho. Mittags um 12 Uhr wurde ich beduselt in einem Krankenzimmer wach, eine kleine Albanerfamilie war anwesend und neben mir ein ganz alter Opa mit intensiven Schmerzen, weiter hionten einer, dar auf seine `Arztbrief`zur Entlassung wartete. Ich versuchte sofort mein Bewußtsein wieder herzustellen und versuchte ztu laufen. Eine chinese Krankenschwester, die mit Sicherheit dem maoistischem China entstammte, sagte: Du bleib liege, Arzt komm. Dann kam meine Frau, die hatte jetzt den Oberarzt gesprochen und sagte, der OP Termin wäre am 2. Mai um 8 Uhr und weil morgen (1.Mai) keiner da ist müßen jetzt noch dringenst Untersuchungen gemacht werden. Die Krankenschwester erklärte wiedersprüchlich wohin ich gehen sollte. Wir warteten daraufhin solage vor einem falschen Untersuchungsraum, bis auch uns`Geschockten` klar wurde, das hier heute keiner mehr iurgendjemanden  untersucht. Dann lief uns der Oberarzt entgegen; ja wo sind sie denn, gleich ist Feieraben, ich brauche noch ein EEG. Das gabs dann auch noch bei einer fortwährend maulenden schlecht gelaunten polnischstämmigen MTA Frau. Ich entschuldigte mich, das ich irgendwo falsch gewartet habe. Sie rief dann noch mal den Arzt an und erklärte, das sie eigentlich gleich Feierabend hat und erster Mai und weiß ich nicht was. Danach wieder aufs Zimmer, mittlerweile war die Albanerfamilie siebenköpfig und das Krankenzimmer war voller Lärm. Der Narkosearzt kam mit einem Fragebogen. Ich fragte, ob es hier irgendwo einen Raum gäbe, wo man sich ungestört unterhalten könne. Meine Frau war nach Hause gefahren und holte ein paar Sachen, die man im Krankenhaus so braucht. Der Arzt sagte nein und keifte über meine Schulter die Lärmenden an: hier geht auch noch was anderes ab, jetzt ist mal Ruhe. Ich bemerkte meinen Zugang im Arm, war wohl die Chinesin. Alles war chaotisch und ideotisch. Der Narkosearzt war Deutscher und erklärte mir unumwunden, was die Risiken der OP sind: Atemlähmung, Querschnittslähmung vom Hals an usw. Nun wollte ich wissen wer mich operiert, "Weiß ich nicht, wir operieren mehrere in einem OP Saal, ein OP Team sozusagen. Ich mach auf jeden Fall nicht die Narkose, ich gebe nur den Fragebogen an den Kollegen weiter". Aha, abends war ich mit meiner Frau dann noich beim Italiener und auf dem Klo entfernte ich den Zugang, als ich gegen zehn ins Krankenhaus zurückkam, saße auf den Waschbetonblöcken vor dem Portal lauter Penner in Bademänteln und soffen Bier aus Flaschen. Das weiß ich noch genau, weil ich hatte zuvor noch nie so richtige Stadtpenner in gestreiften Bademänteln und Schlafanzügen gesehen. Die Leute aren richtig zu. Als ich dann in meinem Bett lag, schaute ich noch mal aus dem Fenster in den Innenhof hinunter. Die Chinesin kam, es gab einen neuen Zugan und paßte mir eine Halskrause an. Die Zimmertür war die ganze Nacht auf, Hip Hop auf dem Flur.... gegen ein Uhr schlief ich ein und sinnierte noch was schlimmer sei: Knast oder Krankenhaus. Auch das weiß ich noch ganz genau. Am nächsten Morgen war der erste Mai, ein schöner frühsommerlicher Tag. Eine Muslima mit Kopftuch machte mein Bett. Ich bin mit meiner MRT CD ind Händen eingeschlafen, weil die sich bis jetzt überhaupt noch keiner angeschaut hatte unmd ich dachtze, wenn mich jetzt einer abholt, dann kann er die CD nicht übersehen. Der Radiologe sagte, das ich die CD unbedingt dem Chirugen geben müsse, aber bisher wollte die noch keiner, aber jetzt kam ein arabischerstämmiger junger Assistenzarzt zu mir, ein angehender Hirnchiruge. Dieser erklärte mir tatsächlich folgendes: Alles gar nicht schlimm, wenn der Tumor böse ist oder klebt, dann nehmen wir vielleicht nicht alles raus, dann bestrahlen wir und wir machen die OP im sitzen. Währenddessen krikkelte er mit einem Kuli auf der Bild Zeitung vom Opa den OP Zugang auf. Jetzt wollte ich einfach nur noch wissen wer mich denn operiert; er ist dabei, wer das jetzt macht, mal schauen. Ich sage mal dem anderen Oberarzt Bescheid der soll mal kommen, der weiß das. Ich wartete auf diesen Oberarzt, ein jovialer älterer Inder kam um halb elf. Der klärte mich nochmals über die Risiken auf, ich bat ihn gemeinsam mit mir und meiner Frau zu sprechen, die müsste jeden Augenblick hier sein, dies sei sehr wichtig für uns, weil wir jetzt auch noch Nachwuchs erwarten usw. Der Joviale erklärte, die OP müsse ein, wenn ich jetzt so alt wäre wie der da und meinte den interessierten Opa neben mir, dann würde er nicht operieren, aber so würde er mir vieleicht noch fünf Jahre geben, kann aber auch schon morgen sein. Ich fragte nochmals, ob wir uns gleich noch mal sprechen könnten, wenn meine Frau hier ist, da schaute er auf die Uhr und meinte: Nein, gleich habe ich Feierabend. Ich fragte, ob denn noch jemand kommt um sich die CD voim MRT anzuschauen. Nein, aber halten sie die mal fest. Der joviale indische Oberazt ging. Der Opa meinte: Wenne dran bis, bisse dran, da kriegse sowieso nix von mit. Ja klar, aber du bist auch 86 und nicht 43. Ich ging nach draußen, setzte mich auf eine Bank und dann mußte ich heulen wie seit meiner Kindheit nicht mehr. So fanden mich meine Frau und meine Tochter. Mir war nichts mehr peinlich. Nachdem ich mich einigermaßen beruhigt hatte, ging ich wieder auf die Station, packte meine paar Sachen ein, schenkte dem Opa meine Lakritzbonbons, entfernte den Zugang im Arm, verabschiedete mich von der Schwester und fuhr nach Hause. Abends setzte ich mich vors Internet,m meine Frau an anderer Stelle ebenso und wir recherchierten nach speziellen auf diesen Gebiet erfahrenen Kliniken. Gegen 23 Uhr rief ich die Tumorhotline der neurochrugischen Klinik im Klinikum Ingolstadt an. Ein Assistenzarzt beruhigte mich, sagte eine zweite Meinung ist immer gut und er würde im Sekretariat alles über das Gespräch hinterlassen, ich solle morgens ab neun Uhr anrufen. Das Telefonat dauerte über eine Stunde und ich ging mit der Hoffnung schlafen, das `Richtige` getan zu haben. Am nächsten Morgen rief ich um neun Uhr an und eine freundliche Frau Knopf sagte: Grüß Gott, ja wir sind informiert, dann fahren Sie mal los, die Frau Dr. Pietilä wartet auf Sie. Ich sagte, aber ich bin erst heute gegen nachmittag da, das sind mindestens 600 km. Ja, ja kein Problem, wir haben uns schon angeschaut, wo Sie herkommen.  Der Rest ist eine andere Geschichte, eine mit gutem Ausgang, eine schöne. Ich habe einen Einweisungstermin für den 29.Mai 07 bekommen, habe drei Tage zuvor noch meine Lebensgefährtin geheiratet und unsere kleine Tochter ist am 1. November gesund und ohne Hippel- Lindau zur Welt gekommen. Was bleibt ist das Trauma mit dem jeder von uns leben muß, aber wie gesagt Sabine, ich jammere auf hohem Niveau. Ich möchte nur das weitergeben, was ich an Erfahrungen sammeln konnte. In Duisburg und das ist meine ist meine absolute Überzeugung, wäre ich einfach nur verstorben. Ich bin heute einfach nur dankbar, das dort alles so schrecklich, dreckig,stümperhaft, unmenschlich, unwürdig, assozial und caotisch war und das ich gar nicht anders konnte, als dort zu fliehen. Und glaube mir Sabine, ich habe in meinem ganzen Leben hart arbeiten müßen, seit meinem fünfzehnten Lebensjahr auf sämtlichen Baustellen in Deutschland, ich habe immer gedacht, ich bin ein ganz hartgesottener, aber da war ich in 48 Stunden so klein, da hätte ich mit einem Düsenjäger unter dem Teppich herfliegen können. Und das geht einfach nicht, das ist gegen die Würde, aber Realität in einem Bundesland in dem jahrzehntelang alles gleich sein sollte, weil man Gleichheit mit Gerechtigkeit verwechselt hat. Entsprechend ist das Niveau jetzt unten angesiedelt und das trifft fast alle öffentlichen Bereiche.
Sag bitte wann Du operiert wirst, ich werde positiv an Deine Sache denken, ich hatte immer ein Talismann dabei, ein kitschiges vierblättriges Kleeblatt in Kunstharz gegossen Ich schicke es Dir gerne als Leihgabe. Mir hat`s geholfen.
Gruß Artur            

Offline SabineW.

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Re:Hämangioblastom
« Antwort #28 am: 18. September 2008, 20:22:54 »
Hallo Artur,

das sind ja ganz fürchterliche Erfahrungen, die Du in der Wedau Klinik in Duisburg gesammelt hast. Umso froher bin ich, dass Du die Flucht ergriffen hast und schließlich in Ingolstadt gelandet bist. Es ist auch schön zu hören, dass Deine Familie zu Dir gehalten hat.

Ich hoffe, dass Dein Hippel-Lindau-Test negativ ausfällt und Du und Deine Kinder von dieser Krankheit verschont bleiben.

Was das "Jammern auf hohem Niveau" betrifft: Es ist okay und völlig verständlich. Sowas lässt sich nicht so schnell verdauen.

Sensibilitätsstörungen: äußern sich bei mir eher mit Taubheit (pelzig) und Kribbeln, Schwere in den Beinen, Schmerzen (Beißen und Ziehen) nur unterhalb beider Achseln. Und wie Du richtig vermutet hast, bei der Kniestreckerparese knickt man plötzlich weg und findet keinen Halt. Ich habe dieses Wort im April zum ersten Mal gehört und wollte gleich wissen, was das ist. Mit der Zeit übernimmt man den Ärzte-Jargon und ich denke kaum über die deutsche Bezeichnung nach. Mein Fehler. Dafür guck ich gleich mal nach, was ein Schminke-Tumor ist.

1996 hatte ich auch ein Schluck-Echo. Es wird geguckt, ob in der Herzscheidewand ein Loch (ein sog. Shunt) ist. Bei Operationen im Sitzen kann ein Shunt zu tödlichen Komplikationen führen. Der Professor Vajkoczy erklärte mir, dass darum heutzutage nicht mehr im Sitzen operiert wird. Meine OP ist am 3. Oktober geplant.

Wie es aussieht, hast Du schon vor Deiner Operation viel Sport getrieben. Ich kann gut nachvollziehen, dass Du Dich lebendig fühlen willst. Darum pass gut auf Dich auf, besonders wenn sich Dein Körper müde und schwer anfühlt.

Alles Gute!

Sabine



 


artur

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Re:Hämangioblastom
« Antwort #29 am: 20. September 2008, 12:38:47 »
Hi Sabine,
meine Sensibilitätsstörungen würde ich genauso beschreiben, warscheinlich etwas schwächer ausgeprägt, was sich aber auch schnell ändert (Wetter, körperl. Belastung). Ich hoffe das viele Betroffene lesen, was ich in den städtischen Kliniken Wedau in Duisburg bei Professor Hassler erleben durfte. Diese Zustände sind mit Sicherheit stellvertretend für viele andere Kliniken oder Abteilungen. Leider gibt es ja keine Vergleiche, kein Benchmarking, keinen Überblick und vor allem keine verläßlichen Erfolgsstatistiken. Ich hätte schon gerne vorher gewußt, wie handwerklich gut jemand eine heikle Operation angeht und durchführt. Über die OP Methode im Sitzen haben noch ganz andere den Kopf geschüttelt. Was ich aber im Rückblick als ebenso schlimm empfand, waren die an sittliche Verwahrlosung und Verrohung grenzenden Zustände im Umgang mit dem Patienten, überhaupt das ganze Niveau.
Etwa zur gleichen Zeit erkrankte ein Bekannter von mir an einem sehr agressiven Hautkrebs, ein Zeh wurde amputiert, danach ein Jahr Chemotherapie; er lag ebenfalls in Duisburg auf einer Krebsstation, siebenhalb Wochen lang, er durfte sich mit ansehen, wie eine türkische Großfamilie mit einem kleinen Campingkocher im Krankenzimmer Essen zubereitete. Als er sich über den Kochgestank beschwerte, wurde er als "Ausländerfeind" beschimpft. Er hat es über sich ergehen lassen, weil er zu schwach war. Keiner hat diesen Wahnsinn gestoppt, teilweise hat das Personal Angst, sagt er heute. Wütend denkt er daran zurück und ich ebenso, wenn ich an meinen Kurzaufenthalt in Wedau denke. Der wird unvergessen sein.
Also Leute, wenn Ihr ansatzweise so etwas erlebt, schon im Vorfeld, dann haut ab. Sucht euch einen Arzt, der euch aufklärt und gut mit euch umgeht. Ich denke, daran erkennt man
den berufenen Profi.
Krankenstationen und Krankenhäuser können anders geführt werden. Bestes Beispiel sind die städtischen Kliniken in Ingolstadt. Für eine geringe Zuzahlung war ich auf einer Komfortstation und war froh angesichts der prallen Fürsorglichkeit der Schwestern, das Krankenhaus nach 16 Tagen verlassen zu dürfen. Die Betreuung war für mich schon zuviel des "Guten." Aber daran denke ich gerne zurück. Der Slogan der Klinik heißt: In liebevollen Händen oder so ähnlich. Vieleicht kitschig, trifft aber voll zu. Meine Chirugin Frau Dr. Pietilä
war fast jeden Tag bei mir, ebenso Oberarzt Dr. Slencar. Die ganze riesengroße Klinik ist in einem gutem ansehnlichen Zustand, obwohl sie aus den Siebzigern stammt, es wurde eben immer wieder investiert. Der Umgangston und das Niveau entsprechen "gut bürgerlich" und nicht dem sozialen, assozialen Randfeld. Hier wären die von mir geschilderten Duisburger Zustände undenkbar und als gebürtiger Duisburger kann ich mich da nur schämen.          

Für Dich Sabine wünsche ich alles Gute, hoffentlich werden die Störungen nicht größer. bei mir sind manche Einschränkungen nach der OP einfach weg gewesen, dafür kamen andere. Im allgemeinen geht es mir besser, schon allein wegen der Superschmerzen, die ich jeden Morgen so gegen fünf bis sieben Uhr hatte.
Am 3. Oktober bin ich in Nordfrankreich für ein paar Tage, am 5. habe ich Geburtstag, werde schon 45 Jahre. Manchmal fühle ich mich auch so.

Alles Gute für Dich
Gruß Artur





         

 



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