Lymphome(Quelle:
Medicine-Worldwide)
Allgemeines - HäufigkeitUnter den Tumoren des Gehirns sind Lymphome vergleichsweise selten. Nur etwa ein bis drei Prozent aller Hirntumoren sind Lymphome. Man kann bei Lymphomen zwischen primären, also aus lymphatischen Zellen des Gehirns entstandenen Tumoren und Lymphomen, die aus der Entartung von lymphatischem Gewebe außerhalb des Gehirns entstanden sind, unterscheiden.
Erstmalig auftretende primäre Lymphome des Gehirns sind seltener als die sekundären Manifestationen. Bei einer Störung der Immunabwehr des Körpers steigt das Risiko an einem primären Lymphom des Gehirns zu erkranken. Zu den Gefährdeten zählen besonders Organtransplantatierte, Patienten mit einer HIV- Infektion im weit fortgeschrittenen Erkrankungsstadium oder Patienten mit einer angeborenen Störung des Immunsystems. Etwa drei Prozent der an AIDS Erkrankten entwickeln ein Lymphom des Gehirns als Komplikation. Die Wahrscheinlichkeit an einem Lymphom zu erkranken steigt mit der Dauer der Grunderkrankung, wie HIV- Infektion usw., an.
Bei Patienten, die an einem Non-Hodgkin-Lymphom (NHL) erkrankt sind, findet man in 10-15% der Fälle eine Beteiligung des zentralen Nervensystems. Bei Studien an verstorbenen Erkrankten ergab sich sogar bei 20-34 % eine Beteiligung des Gehirns. Isolierte Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) im Gehirn sind dagegen ausgesprochen selten. Sie stellen nur 0,2 - 2% der NHL dar. Die Erkrankung tritt bevorzugt in der 6. und 7. Lebensdekade auf und wird bei Männern häufiger beobachtet.
Gemäß einer amerikanischen Langzeitstudie scheint die Zahl der Lymphomerkrankungen auch anzusteigen, wenn man die Gruppe der immunsupprimierten Patienten außer Acht lässt. So gab es 1973 etwa 2,3 Fälle auf 10 Millionen Einwohner. Die Rate stieg bis 1982 auf 7,5 Erkrankungen pro 10 Millionen Einwohner an. Welche Einflussgrößen diesen Anstieg an Neuerkrankungen verursachen, ist nicht bekannt.
TumorentstehungDie genauen Ursachen dieser Tumorerkrankung sind nicht bekannt. Eine Störung des Immunsystems erhöht jedoch das Erkrankungsrisiko. Allerdings erkranken auch ansonsten klinisch "gesunde" Patienten. Lymphome entstehen in der Regel in den sogenannten lymphatischen Organen. Dazu zählen die Leber, die Milz, die Lymphknoten oder die Schleimhäute des Darms und des Magens. Von dort ausgehend können sich die Lymphome im Gehirn absiedeln.
Aber auch im Gehirn können Lymphome entstehen, obwohl das Gehirn nicht zu den lymphatischen Geweben gehört. In diesem Falle entarten lymphatische Zellen, die sich auch unter normalen Umständen im Gehirn befinden.
Krankheitssymptome und KrankheitsverlaufWie bei allen anderen Tumoren des Gehirns sind die Symptome eines zentralen Lymphoms von seiner Größe und Lage abhängig und deshalb entsprechend vielfältig. Der Bogen spannt sich von Konzentrations- und Leistungsschwäche bis hin zu epileptischen Anfällen.
DiagnostikDie Anwendung von Schnittbildverfahren ist im Rahmen der Diagnostik so wie bei allen Hirntumoren besonders wichtig. Dem MRT ist, wenn möglich, der Vorzug vor dem CT zu geben. Bei beiden Verfahren kann eine zentrale Raumforderung gegebenenfalls mit einem Ödemhof gefunden werden. Nach der Kontrastmittelgabe reichern die betroffenen Regionen das Kontrastmittel deutlich an. Alle möglichen Diagnoseverfahren sind in der Rubrik Allgemeines
hier klicken sehr ausführlich dargestellt. Im Gegensatz zu anderen Tumoren kann aber mit keinem Schnittbildverfahren die "Diagnose" Lymphom" sicher gestellt werden. Dies liegt an der Vielgestaltigkeit seiner Erscheinung. Zur Sicherung der Diagnose ist daher eine zusätzliche histologische Gewebeuntersuchung erforderlich. Die Gewebeprobe kann sowohl stereotaktisch, als auch seltener, mit Hilfe einer offenen Operation gewonnen werden. Zur Vorbereitung eines solchen diagnostischen Eingriffs werden ebenfalls Schnittbilder benötigt. Da bei Raumforderungen im Gehirn meist eine antiödematöse Behandlung mit Kortison erforderlich ist und Lymphome sich unter dieser Therapie verkleinern, kann ein entsprechender Verlauf als indirektes Lymphomzeichen gewertet werden.
Da primäre Lymphome des Gehirns selten sind, muss eine Manifestation an einer anderen Stelle des Körpers sicher ausgeschlossen werden. Dazu ist eine Untersuchung des ganzen Körpers erforderlich, die mit dem CT durchgeführt wird. CT-Untersuchungen des Brust- und des Bauchraumes mit Kontrastmittel sind jeweils erforderlich. Durch Zuhilfenahme aller Diagnosen können die Ausbreitung und das Stadium der Erkrankung (Staging ) gut bestimmt werden.
TherapieBei isoliertem Befall des Gehirns wird eine kombinierte Strahlen- und Chemotherapie durchgeführt. Dazu wird das Chemotherapeutikum über eine Vene verabreicht und außerdem eine fraktionierte Bestrahlung durchgeführt. Zur Vermeidung einer Tumorausbreitung über den Liquor wird ein weiteres Medikament verabreicht. Das Chemotherapeutikum Methotrexat wird nach einer Punktion des Spinalkanals direkt in den Liquor hinein verabreicht. Dieses intensive Behandlungsverfahren ist wegen der möglichen, aber unvermeidlichen Nebenwirkungen für den Patienten sehr belastend. Es kann daher nicht allen Patienten zugemutet werden.
Die Bestrahlung erstreckt sich über einen Zeitraum von etwa vier bis fünf Wochen. Die Gesamtdosis der Strahlung beträgt für das gesamte Gehirn 40 Gy (Gray). Durch eine Aufsättigung im Tumorareal wird dort eine Gesamtdosis von 50 Gy erreicht. Der Spinalkanal (Rückenmark) wird mit einer Gesamtdosis von 24 Gy behandelt, sofern sich bei der Liquorpunktion dort keine Lymphomzellen nachweisen lassen. Andernfalls wird für den Spinalkanal eine Bestrahlung mit einer Gesamtdosis von 30-36 Gy vorgenommen. Die Strahlendosis pro Behandlungssitzung beträgt 1,8 bis 2,0 Gy.
PrognoseDie Strahlensensibilität der Lymphome ist ausgezeichnet. Auf eine Ganzhirnbestrahlung sprechen 90-97% der Lymphome sehr gut an. Die mittlere Überlebenszeit beträgt dann 10 bis 20 Monate. Kann dem Patienten allerdings eine intensive kombinierte Strahlen- und Chemotherapie zugemutet werden, lassen sich weitaus bessere Langzeitergebnisse erzielen. In diesen Fällen wird sogar eine 3 Jahresüberlebensrate von 70% erreicht.