HirnTumor-Forum

Autor Thema: Wie Angehörige aus diesem "Loch" befreien???  (Gelesen 11069 mal)

rosi4

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Wie Angehörige aus diesem "Loch" befreien???
« am: 18. Juni 2008, 08:13:40 »
Hallo ihr Lieben,

ich bin ganz neu hier, und hab mich angemeldet, weil ich nicht weiter weiß.

Der Mann meiner besten Freundin hat ein Glioblastom.
Er wird zur Zeit, nach OP, Chemo und Bestrahlung mit Temodal weiter behandelt.
Er fühlt sich eigentlich sehr gut, ist voller Optimismus, und hofft dass er seine Krankheit besiegt.

Nun mein Problem.
Seine Frau ist z. Z. sooooo fertig, dass sie fast nur noch weint, nur NEGATIVES sieht, und sich an NICHTS erfreuen kann.
Ich würde ihr so gern helfen, sie sagt auch, dass sie einsieht, dass sich das ändern muß, und wenn wir darüber sprechen ist es auch etwas besser, aber ich mache mir echt große Sorgen um SIE.
WIE kann ich ihr helfen??????????
Weiß vielleicht jemand einen Rat????
Würd mich wahnsinnig über Tipps und Ratschläge von euch freuen.

Liebe Grüße
rosi4

Offline sonnenlicht

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Re:Wie Angehörige aus diesem "Loch" befreien???
« Antwort #1 am: 18. Juni 2008, 08:57:40 »
hallo,

erstmal herzlich willkommen in diesem forum!!

pauschale ratschläge gibt es nicht, jeder reagiert anders auf die krankheit und jeder mensch ist anders empfänglich wenn man damit konfrontiert wird als angehöriger.

aber eines kannst du sicherlich tun und zwar zuhören und trösten, zeige verständnis und belese dich vorher, hole dir informationen aus dem netz.
es gibt über gehirntumore viele berichte im netz, suche nach dem was du wissen willst und mit deinem wissen kannst du schon helfen, so das diverse unsicherheiten oder fragen und ängste direkt klar und sicher beantwortet werden können.

liebe grüsse

Offline Bea

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Re:Wie Angehörige aus diesem "Loch" befreien???
« Antwort #2 am: 18. Juni 2008, 10:35:24 »
Liebe Rosi,

auch von mir herzlich Willkommen im Forum.

Du hilfst bereits. Egal ob Angehöriger oder Betroffener - es tut so gut wenn Menschen da sind denen es nicht zu viel wird. Die bereit sind sich mit der Krankheit auseinander zu setzen und nicht nur alles schön reden. Auch eine Hand, stumm und still gehalten, ist etwas wunderbares!

Ich denke auch deine Freundin durchlebt mehrer Phasen; sie lernt die Krankheit kennen, hat Ängste, Sorgen, Nöte, ist verzweifelt und wird auch irgendwann wieder Hoffnung schöpfen. Leider schreitet parallel zu diesen Phasen die Krankheit ihres Mannes und auch er durchlebt.
Das ist alles sehr sehr viel. Wie da jemand reagiert kann man nicht pauschalisieren - so auch nicht die Hilfe. Aber da sein, das ist ein Geschenk.

Deiner Freundin und dir alles erdenklich Gute!
LG,
Bea

rosi4

  • Gast
Re:Wie Angehörige aus diesem "Loch" befreien???
« Antwort #3 am: 18. Juni 2008, 16:36:56 »
Liebe Bea, liebes sonnenlicht,

erstmal Danke für eure lieben Worte.
Allerdings habe ich Sorge, ob ich ihr alleine helfen kann.
Sie ist, genauso wie ich Krankenschwester, und kennt deshalb die prognose ganz genau.
Dadurch kann sie nur alles negativ sehen. Sie kann sich an nichts mehr freuen.
Egal was sie macht, denkt sie, es wird bald das letzte Mal sein. Sie weint häufig, und ihre Kinder
(15, 19, 23,) wissen dann auch nicht was sie machen oder sagen sollen.
Ihr Mann wird natürlich dadurch auch nicht gesünder.Im Gegenteil.......

Ich weiß nicht, ob es nicht doch eine psychologische Beratungsstelle oder ähnliches gibt. Denn vielleicht könnten die doch noch besser helfen.
Ich hoffe, dass jemand vielelicht im Raum Aschaffenburg/ Würzburg irgendeinen Rat hat.
Anfangs dachte sie, sie schafft das Allein, aber mittlerweile merkt sie selbst dass es immer schlimmer wird.
Ich möchte nicht, dass NOCH etwas schlimmes passiert, denn ihr Mann sagte schon mal....."am besten ich fahre gegen die Wand, dann ist alles vorbei".....
Oder gibt es evt. Bücher oder Schriften, die etwas motivieren???

An WEN kann man sich denn mit solchen Problemen wenden??? Und würde das über ihre Krankenkasse gehen???

Ganz liebe Grüße
rosi4
 

Offline Bea

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Re:Wie Angehörige aus diesem "Loch" befreien???
« Antwort #4 am: 18. Juni 2008, 22:26:42 »
Liebe Rosi,

den medizinischen Dienst wirst du kennen, je nach Lage gibt es irgendwann auch Ansprechpartner im Hospiz (die vermitteln schon mal ausgezeichnete Therapeuten).
Zuerst würde ich mich an die Hirntumorhilfe wenden http://www.hirntumorhilfe.de/
Hier werdet ihr erfahren wo die nächste Anlaufstelle ist. Auch der Onkologe sollte entsprechende Adressen haben. Deine Freundin wird dann sehen ob sie in eine Selbsthilfegruppe (davon gibt es leider wenige) möchte oder aber lieber in Einzelgespräche zum Psychotherapeuten.

Es gibt auch einiges an Lesematerial. Vom Ratgeber bis hin zum Buch. Mir haben nach Erstellung der Diagnose Bücher von Betroffenen viel Kraft und Mut gegeben.

Noch etwas fällt mir ein; ich würde auch den hausarzt mit einbeziehen - bevor deine Freundin überlastet ist.

LG,
Bea

rit

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Re:Wie Angehörige aus diesem "Loch" befreien???
« Antwort #5 am: 19. Juni 2008, 22:58:30 »
LIebe rosi,
ich bin auch eine Angehörige. Mein Mann ist seit dem 19.2. am Glio erkrankt. Genauso wie mein Mann es lernen muss zu akzeptieren, muss ich es lernen. Ich bin erst seit einem 3/4 Jahr verheiratet und wollte eigentlich ganz viel mit ihm machen. Ich bin zwar in Therapie, das ist eigentlich viel zu wenig. Aber nach dem ersten Schock, der etwa 6 wochen anhielt, hilft mir der normale Alltag am meisten. Zwischendurch heule ich zwar noch fürchterlich, ich versuche etwas für mich zu machen, das ist allerdings beinahe auch schon wieder Stress.
Arbeit tut gut, laufen,
4 1/2 Monate sind vorbei und ganz langsam trauer ich nicht mehr darum, was ich alles nicht mehr mit ihm machen kann, sondern freue mich inzwischen darüber, dass er mal wieder nach draußen geht. Wenn es ihm besser geht, dann vergesse ich die Prognose. Nur die Lebensqualität zählt.
dieses forum ist auch für mich wichtig, denn er kann sich nicht informieren und mir hilft es den Feind zu kennen, um so weniger fürchte ich mich.
siehe auch nach unter Glio Müdigkeit
LG

heidemarie

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Re:Wie Angehörige aus diesem "Loch" befreien???
« Antwort #6 am: 13. Juli 2008, 10:10:14 »
Hallo, ich lese schon ein paar Monate die Einträge. Jetzt bin ich soweit auch mal zu antworten da ich mich in dem Text wiedergefunden habe "wie geht man mit den Angehörigen um". Seid 14 Monaten wissen wir die Diagnose Glio IV bei meinem Mann, ein Jahr habe ich es verdrängt und geglaubt es ist wirklich nicht so schlimm wie mein Mann immer behauptet. Nach der Diagnose rezediv, bin ich in ein Loch gefallen, ich konnte nicht mehr arbeiten (wo keiner verständniss für hatte zit. " Sie trauern um Ihren Mann, obwohl es ihm gut geht!" >Psychologin!!! Helfen konnte mir die Psychotherapeutin und der Weg der Wahrheit. Unsere Familie und Freunde wissen Bescheid (ob sie es glauben wollen oder nicht!) und das hat mir gut getan. Trotzdem kenne ich das Gefühl...ist es der letzte Geb. , schaffen wir es noch einmal zusammen in den Urlaub? Weinen hilft, aber besser ist prof. Hilfe und Information über die Krankheit.
auf Antworten bin ich gespannt. H

rit

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Re:Wie Angehörige aus diesem "Loch" befreien???
« Antwort #7 am: 13. Juli 2008, 21:36:23 »
LIebe Heidemarie,

auf der Arbeit hatte ich massive Probleme, weil ich einmal meine Truer mit gebracht habe, seit dem Moment hatten meine Kolleginnen Angst, dass ich ausfallen könnte un d sie müssten mehr arbeiten. Ich wurde dann zu meinem Leid noch gemöbbt. Zum Gück hat es geklappt, dass ich ( Lehrerin) nach den Ferien an einer größeren Schule komme an meinem Wohnort.

Ich spreche mit meinen Freunden ganz offen über die Krankheit und auch über die Prognose, kenne ich den Feind, dann kann ich besser damit umgehen, mein Mann verdrängt, was das Zeug hält, das mach ich, wenn ich wieder gesund bin. Nur er wird nicht wieder gesund. Ich versuche ihm klarzumachen, dass er es sehen muss, wie z.B. Diabetes, da muss man auch sein Leben umstellen und sehen, was man noch machen kann.

Freunde springen ab, der harte Kern bleibt, man selbst hat neben der Arbeit auch nicht mehr die Energie, schließlich hat man auch noch die Pflege. Ich stelle fest, dass ich mit der Aufgabe wachse. Dies Forum hilft mir auch massiv, da man ja auch nicht bei jeder Kleinigkeit den Arzt belästigen möchte, da er eh keine Zeit hat.

Es hilft mir enorm, wenn die leute um mich herumwissen, wie es steht, weil dann fällt dieses blöde Trösten weg, es wird schon wieder. Dann kann ich viel eher sagen, damit hab ich jetzt Probleme.

Bei mir zählt nur Lebensqualität.

Liebe Grüße

Offline Iwana

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Re:Wie Angehörige aus diesem "Loch" befreien???
« Antwort #8 am: 13. Juli 2008, 22:11:32 »
Hallo Rosi
Mein Mann hat zu Beginn auch viel geweint (oft gemeinsam) Doch mit den Monaten kehrt irgendwie etwas Normalität zurück... Er hat sich aber eine Psychologin gesucht... zuerst wöchentliche Gespräche, inzwischen (nach 8 Monaten) treffen sie sich noch einmal pro Monat.

und was auch noch viel geholfen hat ist immer wieder reden... Leute haben wo man auch dreimal das gleiche erzählen kann....
Schicke euch eine Portion Kraft.... Gruss Iwana

heidemarie

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Re:Wie Angehörige aus diesem "Loch" befreien???
« Antwort #9 am: 14. Juli 2008, 10:23:47 »
Hallo felicitas,
danke für die schnelle Antwort. Ich habe einige andere Einträge von Dir gelesen und es war oft eine Übereinstimmung da, mit den Problemen dich ich auch habe und das tut gut. Die beruflichen Probleme stehen bei mir zur Zeit im Vordergrund.Meine Ärzte können nicht akzeptieren das mir die tägliche Konfrontation mit Kranken, die mich an das zusammenleben mit meinem Mann errinnern, Probleme bereitet. Ich muss weiter kämpfen und für mich den richtigen Weg finden.
Du schreibst Freunde springen ab, der harte Kern bleibt, Diese Freundschaften versuchen wir aufrechtzuerhalten, was aber immer mit viel Anstrengung für mich verbunden ist. Ich will freundlich sein und meinen Mann nicht bloß stellen, versuche seine Vergesslichkeit ins lustige zu ziehen, aber wenn er ungeniert beim Essen schmatzt, hinterher rü..... u.s.w. finde ich das schon peinlich. Wie kann ich damit täglich umgehen? ??? Toll finde ich in diesem Forum das Freunde sich Gedanken machen wie Angehörigen geholfen werden kann. Ich wollte aber irgendwann keine Ratschläge mehr hören und brauchte einfach nur jemanden der mir zuhört, ohne Kommentar! H

rit

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Re:Wie Angehörige aus diesem "Loch" befreien???
« Antwort #10 am: 14. Juli 2008, 17:26:54 »
LIebe Heidemarie,

wie du schreibst, es ist nicht nur die Pflege, sondern der Mensch, den man mal geliebt hat, ist nicht mehr da.

so wie du schreibst, kannst du dich mit deinem Mann noch über die Krankheit auseinandersetzen. Mein Mann kann und will nicht darüber reflektieren.

Vielleicht solltest du bei deiner Arbeit einfach mal 2 Wochen Auszeit nehmen. Durch die Erkrankung meines Mannes war ich auf der Arbeit sehr leicht angreifbar. ich weiß nicht wie es nach den Sommerferien ist

Für dich muss es sehr schwer gewesen sein zu arbeiten, zu verdrängen. Perfekt funktioniert, wieso funktionierst du jetzt nicht mehr? Weil du es zulässt?
Arbeit heißt Professionalität, genau das wurde mir auch gesagt, keine Ausfälle, schließich hat man eine Verantwortung zu tragen.

Das Verrückte dabei ist, dass die Arbeit auch noch ablenkt, so viel Normalität wie möglich. Nur man geht am Stock.

Lg

heidemarie

  • Gast
Re:Wie Angehörige aus diesem "Loch" befreien???
« Antwort #11 am: 14. Juli 2008, 21:47:34 »
Hallo Felicita,
Leider kann ich mit meinem Mann über seine Erkrankung nicht sprechen, er sieht es nicht als erkrankung die zum Tot führt, sondern nach OP, Bestrahlung und jetzt 2. Zyklus mit Temodal wird alles wieder wie vorher. Das paradoxe ist er geht zur Arbeit, sie lenkt ihn ab und wenn etwas passieren sollte, sind seine Kollegen da, die schnell helfen können. Als Ehemann und Vater ist er schon lange nicht mehr so wie es früher war. Es stimmt, ich habe meinen Job so gut es geht versucht zu erledigen, aber täglich mit Menschen zu arbeiten, die Dement sind, ist sehr anstrengend. Ich habe oft nach dem Dienst geweint, weil ich immer diese aussichtslosigkeit vor Augen hatte. Für mich steht fest, ich brauche meine Kraft für meine Kinder und meinen Mann, der sich täglich mehr verändert. Nur dann kann ich noch respektvoll mit ihm umgehen.
Wie geht es Deinem Mann, hat er sich sehr in seinem Wesen verändert?H

 



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