Hallo an Alle,
es wird mal Zeit für ein kleines Update von mir. Vllt. sind meine Erfahrungen für andere ja etwas hilfreich. Wenn es etwas länger werden sollte schon jetzt einmal sorry.
Meine Geschichte hatte ich ja schon gepostet. Inzwischen habe ich die Bestrahlung hinter mich gebracht, war danach 3 Wochen in der Reha (würde ich so wahrscheinlich nicht mehr machen). Auch die Chemo mit 400 mg Temodal (5 Tage/4 Wochen Pause) habe ich jetzt zu Ende gebracht und bin seit Montag komplett Medikamenten frei.
2 Kontroll-MRT Termine hatte ich auch schon. Der Befund des Ersten war schon ganz gut. Der Termin lag ca. drei Monate nach der Bestrahlung. Den letzten hatte ich am 01. Februar und die Ergebnisse waren noch etwas erfreulicher. Im Befund steht unter anderem: „nur noch sehr kleine punktuelle Anreicherungen im Resektionsrand“ usw. Dass da auch steht, dass weiterhin nicht auszuschließen ist, dass Tumoranteile vorhanden sind, stört mich nicht so, da ich weiß dass die Radiologen zur Absicherung immer solche ähnlichen Sätze verwenden. Für mich ein überaus erfreulicher Befund.
Interessant wird sicher das nächste MRT Ende April. Da wird dann das erste Mal ohne Medis und Bestrahlung ein Befund erhoben sicher spannend. Verrückt mache ich mich deswegen jedoch nicht. Ich nehme es wie es kommt und werde dann sehen, was weiter getan werden muss um dem Knödel Einhalt zu gebieten. Es bringt meines Erachtens überhaupt nichts, sich vorher den Kopf zu zerbrechen was sein könnte, das würde mir die Lebensqualität zerstören. Ich „genieße“ lieber die Zeit in der die Befunde gut sind.
Psychisch ging/geht es mir nicht immer ganz so gut. Liegt aber weniger an der Krankheit selbst, als an den daraus resultierenden Folgen. Wer meine Geschichte kennt, weiß dass wir bereits auf gepackten Kisten saßen um nach Canada umzuziehen als mich die Diagnose erreichte. Ich hatte doch größere Probleme als gedacht, mich mit der neuen Situation an zu Freunden und bin ziemlich depressiv geworden, weil ich keinen Plan hatte wie es weiter gehen soll. Nicht, dass ich verzweifelt war den schei.. Tumor zu haben, nö ich wusste einfach nicht wie sich das Leben weiter gestalten sollt. Meine Firma hatte ich schon vor der Diagnose aufgegeben, ein Job nicht in Sicht und zu guter Letzt ist man halt einfach nicht mehr ganz so gut belastbar. Das stürzte mich offenbar in eine Sinnkrise. Ich habe viel gelegen und geschlafen, was mich immer depressiver machte. Zum Glück habe ich wenigstens noch den einen Hund und so bin ich gezwungen mehrmals täglich raus zu gehen.
Kann jedem mit der Krankheit nur empfehlen sich einen Hund zu zulegen, du hast jeden Tag Bewegung an frischer Luft, egal wie das Wetter ist und die frische Luft tut nun mal einfach gut. Ich bin kein Freund von Psychologen und solchen Sachen, war immer der Meinung, aus einem solchem Tief musst du dich allein raus ziehen. Rückblickend, was für ein Schwachsinn! Ich habe mir Hilfe gesucht und bin auf eine Psychoonkologin und Therapeutin gestoßen, dir mir liegt und die mir was bringt. Wir haben ein gutes und sehr vertrauensvolles Verhältnis. Ich bin circa ein Mal pro Woche bei ihr und wir haben gute konstruktive Gespräche. Ich kann jedem Betroffenen und Angehörigem nur dazu raten solche Hilfen in Anspruch zu nehmen. Wenn es nicht zusammen passt, dann geht man wieder. Man wird zu nichts gezwungen und sucht sich das Beste für sich raus.
Wir geht es bei mir jetzt weiter? Ich werde versuchen einen Job zu finden, am Besten einen den ich von zu Hause aus machen kann. Nicht mehr als Selbstständiger, schön im Angestelltenverhältnis. Parallel werde ich am Donnerstag eine ehrenamtliche Tätigkeit aufnehmen. Mir bekommt das rumhocken zu Hause einfach nicht und ich brauche Aufgaben die ich bearbeiten kann.
Dann freue ich mich auf mein erstes Rockkonzert seit der Erkrankung Ende März. Bin mal gespannt wie mir das bekommt. Ich war allerdings vorsichtig, denn unten kurz vor der Bühne zu stehen habe ich mich dann doch nicht getraut. Wir haben uns Plätze auf den Rängen besorgt, so kann ich jeder Zeit sitzen oder auch mal raus, für den Fall es wird zu laut oder zu viel.
Urlaub wollen wir auch endlich mal wieder machen, wenn auch nur eine Woche hier in Deutschland. Der letzte Familienurlaub ist aber sehr, sehr lange her und alle freuen sich auf die Woche. Vorher fahren wir noch über ein langes Wochenende mit vielen Freunden und deren Kids weg.
Den Blick habe ich positiv nach vorne gerichtet und mache wieder Pläne (z.B. Urlaub), auch wenn ich darauf achte, dass es notfalls auch stornierbar ist. Ich bin nicht blöd und weiß, dass sich die Situation jederzeit schlagartig ändern kann, so lange es mir so geht wie jetzt, mag ich daran aber nicht denken. Die wichtigsten Vorkehrungen sind für den Fall der Fälle getroffen alles andere wird sich zeigen und solange mache ich nach Möglichkeit das Beste aus der guten Zeit.
Soweit mein Statusbericht. Liebe Grüße an Alle und immer schön den Kopf oben halten, auch wenn der Hals dreckig ist.
LG Guido