Liebe Anna,
ich weiß...man ahnt das Ende kommen und ist so unvorbereitet und fassungslos, wenn es eintritt. Es ist immer das erste Mal, wenn ein lieber Mensch stirbt, man kann sich nicht vorbereiten. Es hilft auch nichts, was da tröstet, es tut unendlich weh. Das, was Du für Deine Mama getan hast, war für euch alle sehr sehr wertvoll. Du konntest nicht ihr Leben retten, aber Du konntest mit Deinem Tun Hoffnung geben. Wie sonst hättet Ihr diese Zeit überstehen sollen?
Wenn wir nochmal die Wahl hätten, würden wir einen anderen Weg einschlagen. Keine Standardtherapien mehr. Obwohl sie bei manchen helfen.
Genau das habe ich mir nach dem Tod meines Vaters auch gesagt, nicht wissend, dass wir noch einmal für meinen Mann diese Entscheidung treffen müssen, welches der richtige Weg ist. Es war die 2. Chance aber um welchen Preis?
Woher nimmst du denn deine ganze Kraft?
hast Du mich einmal gefragt.
Weil wir mit unserer Entscheidung
gegen die Standardtherapie bis jetzt die richtige Wahl getroffen haben, sind wir in so einem luxuriösem Zustand bei dieser Diagnose, dass andere auch profitieren sollen, die diese 2. "Chance" in aller Regel nicht haben. Ich weiß aber auch, dass dieser Zustand jeder Zeit kippen kann.
Ich kann es kaum ertragen, wenn ich lese, was da so alles schief läuft. Mein Vater hätte das auch gewollt, dass seine Erfahrungen anderen dienen. So bekommt sein Tod einen Sinn.
Vielleicht findest Du auch einen Sinn, im Tod Deiner Mutter. Nicht am Anfang, da tut es nur weh aber im Nachhinein. Hier zu schreiben, mit den Ärzten aufzuarbeiten, was da schief gelaufen ist und mit Betroffenen reden und viel weinen, das hilft. Irgendwann sind keine Tränen mehr da. Dann bekommen die Gedanken wieder Raum. Und du hast eine Quelle voller Hoffnung und Lebensmut, Dein Kind!!!
Sei umarmt
tine27