Liebe Alle,
es hat mir gutgetan, zu hören, dass es Euch ähnlich geht. Man fühlt sich dann nicht so allein. Andorra, ich musste fast grinsen, als ich mir vorgestellt habe, dass man von mir verlangen könnte, den - auch für mich undenkbaren - Satz "Ich muss nicht immer stark sein" herauszubringen. Sollte ich es tun müssen, so bin ich sicher, wären ebenfalls Tränen die Reaktion. Meine Mutter, die mir sehr ähnlich ist, ist die einzige, die das durchschaut, sagt aber glücklicherweise nicht viel dazu. Meine nach außen getragene "Stärke" dient mir letztlich als Halt und Hülle, ohne die ich glaube, nicht zurechtkommen zu können. Jedenfalls nicht ohne größere Auseinandersetzungen mit mir selbst, und dafür ist jetzt nicht die richtige Zeit.
Da mein Mann die erste Diagnose Hirntumor schon vor 15 Jahren bekommen hat (damals noch Grad II), war bei uns schon immer ich diejenige, die "funktioniert" hat. Und ich war mit Sicherheit schon immer viel zu "behütend"; ich habe zwar versucht, das zu begrenzen, weil ich auch glaube, dass es unseren Männern besser geht, wenn man sie nicht als geliebten kranken Mann, sondern einfach als geliebten Mann behandelt, aber es fällt mir jetzt, wo er langsam schwächer wird, natürlich wieder sehr schwer. Ich bemühe mich aber auch, ihm eigene Aufgaben zu überlassen, und sei es auch nur, den Arzt bei Fragen zur Dosierung der Betablocker mal selbst anzurufen. Sonst kann er körperlich zur Zeit einfach nicht viel machen - so mein Eindruck, aber vielleicht müsste ich ihn einfach mehr fordern. Ich werde darüber wohl nochmal in Ruhe nachdenken...
@girl67 - wo sitzt denn der Tumor Deines Mannes ? Ich meine mich zu erinnern, dass Wesensveränderungen und Aggressionen häufig bei frontal gelegenen Tumoren auftreten (korrigiert mich, falls ich irre, ich bin da wirklich nicht sicher). Vielleicht hilft es, wenn Du Dir vor Augen führst, dass nicht Dein Mann Dich so behandelt, sondern dass das allein von dem Tumor kommt. Ich kann mir aber vorstellen, wie schwer es sein muss, auch das noch zu ertragen und nicht zumindest gemeinsam die verbleibenden schönen Momente genießen zu können. Ich schicke Dir ein Päckchen Kraft und hoffe, dass es hilft.
Liebe Grüße
Caro