Liebe Smarty,
ich finde Deinen Weg, den Du jetzt der Pandemie ein wenig anzupassen versuchst, von der Begründung her (!) nicht so wirklich gut.
Dein Mann ist durch seinen Hirntumor und den Schlaganfall doppelter Risikopatient.
Alle, die derzeit zu Ärzten gehen, weil sie krank sind, sind schützenswerte Personen.
Da kannst Du als Angehörige doch nicht sagen, weil Du keinen kennst, der sich angesteckt hat, in Quarantäne ging, an Covid19 erkrankt ist oder daran versterben musste, dass Du Deinen Mann und Dich und die Kinder als Angehörige nicht mindestens schützen musst!
Das Virus sitzt nicht im Bundestag, es kennt keinen Kalender, es unterscheidet nicht zwischen arm und reich.
Es ist da und steckt an jedem Tag zehntausende Menschen an und an jedem Tag sterben hunderte, die trauernde Familien hinterlassen.
Wer, wenn nicht wir, die wir hier alle Risikopatienten und deren Angehörige sind, soll denn dann Solidarität üben?
Bei all meinen Kindern, die in drei B-Bundesländern leben, gab es in der Familie Quarantäne, zum großen Glück ohne Infektion.
In den Schulen meiner Lehrerkinder werden die Lehrer alle 2 Wochen getestet und es gibt mehrere bis viele Lehrer und Klassen, die zeitweise in Quarantäne mussten. Es wird weiter unterrichtet, direkt oder aus der Ferne, auch durch die Quarantäne-Lehrer.
"Homeoffice" ist für Familien mit Kindern die Härte!
Die Ärzte schützen sich und ihr Personal vor Ansteckung so penibel wie sie es können - und bleiben freundlich und machen ihre Arbeit beständig gut unter diesen besonderen Bedingungen.
Es gibt viele Tätigkeiten, wo seit neun Monaten die Menschen weit über ihren Grenzen arbeiten, und es ist kein Ende abzusehen.
Ja, es ist verdammt schwer, dort zurückzustecken, wo es wirklich sein muss und sein kann.
Es ist auch sehr schwer, sich selbst zu schützen, wenn man ab und zu auf Leute trifft, die die AHA-L- Regeln nicht so gern einhalten möchten.
Aber noch werden die Lebensmittel verkauft (Danke an alle Verkäuferinnen), noch gibt es die nicht lebensnotwendige Kiefernorthopädie (Diese Ärzte könnten bald in den Kliniken gebraucht werden.), noch muss dieses 3-Stufen-System (Wer wird zuerst behandelt und wen darf man sterben lassen.) nicht angewendet werden.
Ich bin ganz klar der Meinung und sehr viele mit mir, dass man mindestens alle geltenden Regeln einhalten muss und am besten immer ein Stück mehr zur eigenen und zu Sicherheit der anderen tun sollte, z.B. möglichst:
- häufiger die Maske tragen
- immer den Abstand groß zu halten
- ohne Kinder einzukaufen
- auf Begleitung beim Arztbesuch zu verzichten
- Besuche im Krankenhaus durch viele andere Medien zu ersetzen
Natürlich tut es mir weh, meine Kinder und die Enkel seit Februar fast nie zu sehen. Aber sie haben ihre Oma und ich habe sie - am Telefon, per E-Mail, in den sozialen Medien, Päckchen werden geschickt, manches im Internet (klima- und zeitfreundlich!) bestellt. Wir haben so viele Kontaktmöglichkeiten (auch zu den Ärzten!), wir müssen nicht mal unbedingt Briefe schreiben.
Ja, es gehört hier in die Kummerecke, aber wir müssen jeder das Allerbeste daraus machen.
Wir hier wissen doch besonders gut, dass man auch winzigste Glückspünktchen finden kann, auch mit Abstand, Frischluft, duftender Seife und Maske.
Ich wünsche mir, dass Ihr das und mich versteht.
Deine/Eure KaSy