Hallo Ihr Lieben,
wir sind gestern kurz vor Mitternacht in Bremen gelandet und jetzt liegen wir schon wieder erschöpft im Bett.
Ich schreibe Euch unsere Erlebnisse etwas ausführlicher:
Mit etwas wackeligen Beinen nach meiner Lungenentzündung und einem tiefbesorgten Ehemann an der Seite machten wir uns im April auf nach Antiparos, eine der kleineren Inseln der Kykladen, mitten in der Ägäis. Die erste Nacht verbrachten wir in ein Hotel auf Paros (der Nachbarinsel) und am nächsten Morgen fuhren wir mit der Fähre rüber und dann zu unserem Haus. Zum Glück hatte es diesen Winter nicht viel geregnet, die Schäden hielten sich in Grenzen also, das Unkraut - hüfthoch- war schon vertrocknet, und die lieben Tierchen, die es sich auf unseren Veranda gemütlich gemacht hatten, mussten wieder abziehen. Also alles ok, ohne Hetze und das volle Programm. Die ersten Tage haben wir nach diesem langen Winter in Deutschland nur ´rumgehangen, uns gesonnt (ich mit langen Ärmeln, Kopftuch und Hut), draußen gegessen und das Wetter und die Aussicht genossen. Doch dann musste ich mich aufmachen und nach kräftigen Männern suchen, die das Grundstück säubern sollten, denn das vertrocknete Gras brennt wie Zunder und stellt eine Brandgefahr im Sommer dar. Ich fand Ivan, einen ehemaligen Barmann aus Bulgarien, freundlich und kräftig. In gesunden Zeiten waren das Säubern der Beete meine Leidenschaft...ich habe mich jeden Morgen nach dem Frühstück paar Stündchen damit beschäftigt...Nun ist es Ivans Arbeit und es freute mich, dass er das sehr gern machte.
Und so gingen die Wochen dahin, dann war das Streichen dran, das ´Rumgammeln, das soziale Leben, das Besuchen von Freunden und das Besuch empfangen, die Klein- und Großreparaturen und dieses Jahr ganz besonders die endlose Diskussionen über die Schulden, die Streiks und deren Folgen. Die Nachrichten im griechischen Fernsehen waren allabendlich ein wahrer Krimi: Die Sprachlosigkeit der Journalisten, wenn das, was alle ahnen, tatsächlich eintritt: Korruption und Steuerhinterziehung und Betrug bis der Arzt kommt...Richter, die nicht richten, Staatsanwälte, die nicht ermitteln, Minister, die mitteilen lassen, sie würden im Untersuchungsausschuss nicht erscheinen, und eine Kommunistische Partei im Parlament, die sagt, weder achte sie noch akzeptiere sie die Verfassung des Staates...Einfach traurig, diesen Verfall zu erleben. Zur Beschönigung der Aufstellung des gr. Staatshaushalts für den IWF und der EZB mussten die geschätzten Einnahmen aus Drogenhandel, Prostitution, Schutzgeld-Erpressung, die nicht erzielten Steuereinnahmen und die Schwarzgelder hinzugenommen werden...
Es waren trotzdem sehr schöne Wochen. Zum Schluss erwischte uns doch ein Streik, mussten Hals über Kopf das Haus schließen und das nächste Schiff nach Piräus nehmen. Die Fahrkartenautomaten nahmen nur Hartgeld an, die Fahrkartenschalter "bummelten", am Flughafen wurden immer-wieder die Transportbänder gestoppt. Wir erreichten in letzter Minute das Flugzeug...
Mein Fazit: Ist es nicht toll, was man alles mit einem WHO III nach einem Jahr mitmachen kann? (Soll ein halber Spass sein, der Euch Mut machen soll. Es hat mich ganz schön mitgenommen und Wolfgang auch.)
Am 09.06. wird es ein Jahr her sein.
Ich hoffe Euch Allen geht es gut! Es würde mich sehr freuen, wenn es so wäre. Ich habe oft an Euch gedacht, aber der Abstand hat mir auch gut getan.
Persönlich geht es mir gut bis mittelprächtig: die Blutwerte sind noch miserabel, ich kann ohne Mundschutz weder fliegen noch Bus fahren, die Anämie ermüdet mich, kann nur wenig schlafen und meine Knochen schmerzen. Ein Medikament, vermutlich das Diclofenac verursacht mir Bluthochdruck, also muss ich was unternehmen. Alles in Allem nichts Dramatisches aber jede Menge Störungen.
Habt viele und liebe Grüße,
Toni