Liebe Hallig,
ich habe Deine verzweifelten, wuterfüllten Zeilen gelesen und wünsche Dir sehr, dass es Dir ganz schnell gelingt, die Liebe zu Deinem Vater Oberhand gewinnen zu lassen.
Bleib bei ihm, bei Deiner Arbeit wird das jeder verstehen.
Sprich mit ihm, auch wenn er nicht mehr antworten kann. Sag ihm alles, was Du ihm sagen möchtest. Erzähl ihm von Euren Erlebnissen, die Du als Kind mit ihm hattest. Danke ihm für Dinge, die er für Dich getan hat. Sag ihm, wie lieb Du ihn hast. Streichle ihn, halte ihm die Hand.
Es muss Dir gelingen, die Zeit, die Euch verbleibt, für ihn und Dich so schön zu gestalten wie es möglich ist. Er wird dadurch vielleicht ein wenig von seinen Schmerzen abgelenkt.
Du aber wirst an diese Minuten, Stunden, vielleicht Tage zurückdenken können mit dem Gefühl, ihm alles gesagt zu haben, ihn auf seinem letzten Weg gut begleitet zu haben. Du wirst Frieden finden so wie Dein Vater auf eine andere Weise auch.
Es gibt im Zusammenhang mit dem Tod eines Angehörigen oder guten Freundes nichts Schlimmeres als sich später Vorwürfe machen zu müssen, dass man nicht mehr alles sagen konnte. Das lässt einen ewig nicht los. Lass die Wut auf die Ärzte nicht zu! Sie sind es nicht, die ihn mit der Chemo töten - es ist der Krebs! Auf den darfst Du wütend sein!
Jeder hier würde Dich am liebsten in den Arm nehmen - schöpfe daraus die Kraft, Deinem Vater all Deine Liebe zu zeigen und zu geben!
Deine KaSy