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Autor Thema: EVA-Glioblastom seit 2004  (Gelesen 6645 mal)

Offline Bluebird

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EVA-Glioblastom seit 2004
« am: 11. Mai 2010, 09:03:10 »
Ein Erfahrungsbericht

Im April 2004 flogen mein Mann und ich auf eine kanarische Insel. Uns ging es gut. Mein Mann hatte noch ein paar Monate bis zum Ruhestand und ich wollte Ende Juni aus dem Arbeitsleben ausscheiden. Im Mai merkte ich, dass irgendetwas nicht stimmte. Schmerzen hatte ich keine, aber mit dem Laufen klappte es nicht immer. Anfang Juni feierte ich meinen 51. Geburtstag. Am 15. Juni Vormittags hatte ich einen Termin bei meiner Hausärztin. Bei ihrer Untersuchung stellte sie fest, dass meine rechten Zehen keine Kraft hatten. Deshalb empfahl sie mir, in die neurologische Station der Uniklinik Würzburg zu gehen. Noch am selben Tag war ich dort. Zuerst wurden  neurologische Tests vorgenommen. Anschließend wurde eine Computertomographie erstellt. Um 16.30 Uhr eröffnete mir der Oberarzt, dass in meinem Kopf eine Geschwulst wäre. Damit hatte ich nicht gerechnet. Am nächsten Tag beschloss ich, ich will und ich werde diesen Krebs besiegen und ein „medizinisches Wunder“ werden.  In den folgenden Tagen wurde überprüft, ob es ein Primärtumor oder Metatasen seien. Die Biopsie sollte das klären. Der Neurochirug erklärte den Tumor für inoperabel. Das Risiko für eine halbseitige Lähmung wäre zu hoch. Nach der Biopsie dauerte es noch fünf Tage, bis die Diagnose feststand. Es war ein Glioblastom. Das sagte mir zu diesem Zeitpunkt natürlich noch gar nichts.
Am nächsten Tag bekam ich einen Termin in der Strahlenklinik. Vorher hatte mir ein Oberarzt Mut gemacht, dass der Tumor sehr gut bestrahlt werden könne und zusätzlich erhielt ich von ihm die Information über das neue Mittel Temodal. Prof. Dr. Flentje schlug mir vor, dass ich zweimal am Tag bestrahlt werden würde und gleichzeitig die Chemotherapie mit Temodal bekommen würde. Nachdem ich nicht wusste, wie ich alles vertragen würde, entschied ich mir für eine stationäre Behandlung. Ich hatte Gewicht verloren und setzte jetzt alles daran, wieder zuzunehmen. Alles, was viele Kalorien hatte, verzehrte ich. Bereits seit drei Jahren nahm ich täglich Aloe Vera-Saft ein.  Monate später las ich, dass dieser Saft die Nebenwirkungen einer Bestrahlung und einer Chemotherapie lindert. Das kann ich nur bestätigen. Ich hatte keine Probleme, nur die Haare gingen an den Stellen der Bestrahlung aus. Aber das war vorübergehend und außerdem erhielt ich eine schöne Perücke.
Der Tumor saß in der Region, die für die Motorik zuständig ist. Dadurch fiel die Krankheit frühzeitig beim Laufen auf. Schon während der Bestrahlung besserten sich die Gehprobleme und die anschließende ambulante Reha verstärkte dies. Mit dem MRT im September war Prof. Flentje sehr zufrieden. Er machte den Vorschlag,  die Chemotherapie vorsorglich noch sechs Monate weiter zu nehmen. Am 23. Februar 2005 wurde wieder ein MRT erstellt. Das Ergebnis war gut und am 1. März endete die Chemotherapie. Die Kontrolle erfolgte per MRT im Mai und im Oktober. Es gab keinen Anlass zur Sorge. In diesem Jahr machte ich täglich kilometerlange Wanderungen und fuhr insgesamt 600 km mit dem Fahrrad. Im März stieß ich im Internet auf die Seite der biologischen Krebsabwehr und ließ mir Unterlagen schicken. Sie empfahlen verschiedene Mittel für die Stärkung der eigenen Abwehrkräfte, Sport an der frischen Luft und eine positive Einstellung. Seitdem nehme ich Weihrauch ein,  außerdem Selen, Zink und die Vitamine A, C, D und E.

Während des Winters 2005/2006 verschlechterte sich mein Laufen etwas. Ich schob es auf die kalte Jahreszeit. Mitte April 2006 war wieder die übliche Untersuchung. Prof. Flentje war mit dem MRT nicht zufrieden. Ich hatte aber das Gefühl, mir geht es gut bis auf die kleinen Probleme mit dem Laufen. Ende April wurde zum ersten Mal ein FET-PET erstellt. Es gab Hinweise auf eine Aktivität des Tumors. Das MRT Ende Mai ergab kein Wachstum. Der Professor meinte, wenn es ein Rezidiv wäre, wäre der Tumor in dieser Zeit schon explodiert. Der  Faktor des FET-PET wurde berechnet und der Wert lag mit 1,6 unter dem Wert 2,2. Ab dieser Zahl würde man von einem Rezidiv ausgehen. Also Entwarnung. Kein Rezidiv! Mein Gefühl hatte mich nicht getäuscht. Vorsichtshalber wurde im August ein weiteres MRT angefertigt, das dann alle Zweifel beseitigte.
Die nächsten MRTs wurden im März und im Oktober 2007 erstellt. Jedes Mal ergab sich nichts Negatives. Das veranlasste den Professor zu der Bemerkung, ich könnte es geschafft haben. Er schlug vor, den Untersuchungszeitraum auf ein Jahr zu erhöhen. Natürlich hatte ich keine Einwände dagegen.
Ich habe das Glück, die kalte Jahreszeit auf einer kanarischen Insel  verbringen zu können. Mehrmals in der Woche schwamm ich 1.000 Meter und lief mit den Nordic-Walking-Stöcken ca. 2,5 km. Alles so gut wie es ging. Meine Vorstellung war, ich schwamm und lief den Krebs davon und er könne mich nicht einholen. Ich tat alles, um meine Abwehrkräfte zu stärken.
Im Sommer 2007 war ich auch auf der Insel. Ich lernte Brigitte kennen, die mir mit einer manuellen Therapie helfen wollte. Natürlich probierte ich dies aus. Zweimal in der Woche wurde mein Fuß bearbeitet. Bisher verschlechterte sich langsam aber stetig meine Fußheberparese. Das waren die Spätfolgen der intensiven Bestrahlung. Jetzt trat eine Trendänderung ein. Statt einer Verschlechterung gab es eine leichte Verbesserung. So langsam sich der Zustand verschlimmerte, so langsam trat auch die Besserung ein. Und das hält bis heute an.
Im Oktober 2008 wurde das übliche Kontroll-MRT mit gutem Ergebnis erstellt und ich hoffe, dass das auch so bleibt.Seit paar Wochen kann ich wieder Auto fahren. Wegen der Fußheberparese war das Fahren mit dem rechten Bein nicht mehr möglich. Inzwischen wurde unser Auto umgebaut und ich betätige jetzt das zusätzliche Gaspedal und die Bremse mit dem linken Bein. Es klappt gut. Heute habe ich die Fahrprobe bestanden. Ein zweites positives Ergebnis: Das  neueste MRT vom 20. Oktober 2009 ist wiederum in Ordnung.
Vor einigen Monaten fand ich ein Zitat von Bertholt Brecht, das meine volle Zustimmung fand:
„Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“
Zum Schluss noch ein herzliches Dankeschön an Prof. Flentje, der mir die Chance zum Kämpfen bot. Ebenso meinem Mann, der mir in all der Zeit immer zu Seite stand und mich unterstützte.

21. Oktober 2009


The best time to plant a tree was 20 years ago.
The second best time is NOW.
(Chinesisches Sprichwort)

 



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