HirnTumor-Forum

Autor Thema: Überleben  (Gelesen 40612 mal)

Offline Toni

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Re:Überleben
« Antwort #15 am: 23. August 2010, 19:16:23 »
Hallo,
sollte unsere Krankheit doch irgendeinen Sinn haben -manche von Euch wissen sicher, dass ich mein WHO III, für das Überflüssigste der Welt halte-  so doch den Einen: unser Leben anders, mutiger, ehrlicher und zufriedener zu verbringen. Wie oft schleppen wir "Freundschaften" hinter uns her, wie Lucie, oder schieben sie vor uns hin, wie Bluebird. Freundschaften sind doch ein wenig wie eine Ehe, vom Anspruch her. Was passiert, wenn die Rollen gewechselt werden? Wen der vermeintlich Starke schwach wird? Wenn der Gebende nehmen muss? Oft zerbrechen dann solche Freundschaften, weil sie nur als Einbahnstrasse funktionieren.
Lucie, Du schreibst, dass besagte Freundin abtreiben, wenn sie ein Kind mit der Behinderung Deines Sohnes erwarten würde. Das mag sie Dir ins Gesicht sagen? Bedeutet ihr dein Sohn nichts? Es ist eine Rohheit und eine Kaltherzigkeit noch dazu. Solche Wertigkeiten sind mir zuwider. Als junge Frau bin ich auf die Straße gegangen, gegen den §218 hieß es damals, damit jede Frau selbst entscheiden kann, ob sie ihr Kind behalten will oder nicht. Ich war nicht "für" die Abtreibung sondern "gegen" jegliche Strafmaßnahmen Frauen gegenüber, die sich nicht in der Lage sahen, ein Kind groß zu ziehen.
Seid mutig! Wer nervt, fliegt ´raus!
Liebe Grüße,
Toni
"Von guten Mächten wunderbar geborgen..."

Offline schwede

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Re:Überleben
« Antwort #16 am: 23. August 2010, 19:39:27 »
Hallo Lucie !

Zitat
Wenn du keinen Keller hast, dann putz die Fenster......
Gute Idee  ;D
Niemals werde ich Aufgeben

Nur du alleine schaffst es, aber du schaffst es nicht alleine !!!
(Verfasser Unbekannt )

Richtig sieht man nur mit dem Herzen, das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar. Antoine de Saint-Exupéry, Der kleine Prinz

Wenn du einen Menschen glücklich machen willst, dann füge nichts seinen Reichtümern hinzu, sondern nimm ihm einige von seinen Wünschen. Epikur von Samos

Lucie

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Re:Überleben
« Antwort #17 am: 24. August 2010, 08:48:13 »
@Bluebird: Puh, das ist ja richtig heftig und geht gar nicht. Da frage ich mich echt, was in manchen Menschen vorgeht. Wahrscheinlich weiß sie bis heute nicht, was sie falsch gemacht haben könnte?! In solch einem Fall ist das einzig Richtige wirklich, sich zu trennen.

@Toni: Nach dem Sinn unserer Krankheit habe ich mich zuerst nicht gefragt. Aber jetzt, bei deinen Zeilen, da denke ich schonmal drüber nach. Bisher habe ich mich auch nicht als besonders stark gesehen, jetzt, seit meiner Krankheit, wurde mir das aber schon mehrfach gesagt. Angeblich bin ich stark und habe Mut. Vielleicht ist an deiner Theorie mehr dran, als ich bisher gesehen habe. Wenn ich meine Freundin nächstes Mal treffe, werde ich besonders drauf achten.

Ja, das mit dem Abtreiben bei der Behinderung meines Sohnes hat sie mir gesagt. Mit der Begründung, dass sie einem Kind nicht zumuten möchte, was mein Sohn alles durchmachen mußte. Klar, die erste Zeit mit krankem Baby war hart. Aber ich galube nicht, dass er davon nun eine Schädigung hat. Er hat einen Klumpfuss, das ist eine Fehlstellung des Vorderfußes. Er wurde mit knapp 5 Monaten operiert, hatte eine Schiene, die er nachts tragen mußte, bis er etwa 4 war und ist einmal die Woche zur Krankengymnastik gegangen. Heute hat er davon noch eine ziemlich schmale Wade, da fehlen einfach Muskeln. Er kann alles machen, nur bei manchen Dingen hat er weniger Kraft als andere. In seiner Freizeit geht er Reiten und macht Jujutsu. Hätte ich ihn abtreiben sollen???? Dennoch denke ich, dass sie meinen Sohn mag. Er ist ein aufgeweckter und recht schlauer kleiner Mann. In meiner jetztigen Situation, wo sie auch mit meiner Krankheit irgendwie komisch umgeht, stelle ich mir allerdings schonmal die Frage, ob die Freundlichkeit gegenüber meinem Sohn echt ist. Ich will ihr aber nicht immer nur Böses unterstellen, vielleicht bin ich derzeit besonders empfindlich.

Danke, dass du auch davon berichtest, dass du früher für deine Vorstellungen auf die Straße gegangen bist!

@Caro: Dass einem die Worte fehlen, kann ich nachvollziehen. Aber bei einer Freundin müssen ja nicht gleich Worte da sein, da reicht schon ein ehrlich gemeintes Dasein. Dann kommen die Worte irgendwann auch von allein. Ein paar Worte hatte sie dann doch noch. An dem Tag, als sie mich im KH besucht hatte, war dort auch meine Schwägerin. Die beiden hatten sich länger nicht gesehen. Und obwohl ich ihr ja an dem Tag gesagt habe, was mit mir los ist, rief sie abends nur deshalb nochmal bei mir an, um zu sagen, dass meine Schwägerin in dem Tag aber besonders gut ausgesehen hat. Ist das nicht toll? Übrigens stimmt es - Unterstützung bekommt man oft von Menschen, von denen man es nicht erwartet hat. Und das ist gut so, da sieht man, dass man etwas wert ist.

Einen Hund können wir uns nicht anschaffen - habe furchtbare Angst davor, seit ich als Teenie mal von einem gebissen wurde. Was habt ihr für einen? Ein Wellensittich von uns ist übrigens 14 Jahre alt geworden.

@Schwede: Na, wenn du das für eine gute Idee hälst, scheinst du ja mit wenig zufrieden zu sein.... Dann viel Spaß beim Putzen!

Euch allen einen schönen Tag!
LG
Lucie

Offline Bluebird

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Re:Überleben
« Antwort #18 am: 24. August 2010, 09:20:30 »

Hallo Lucie,

eine kurze Anmerkung von mir: wer von den gesunden, "normalen" Menschen nimmt sich das Recht heraus zu bestimmen, was lebenswert ist? Warum denken viele Menschen beim Anblick eines Behinderten "ach, die/der Arme, wie furchtbar?" Eben, und darum ziehe ich meinen Hut vor Eltern, die sich entscheiden, ein behindertes Kind zur Welt zu bringen (sofern es lebensfähig ist) oder anzunehmen. Die Leute, die gesunde Kinder haben, sollten dankbar sein und hoffen, dass dies so bleibt.
Auch wenn in unserer Gesellschaft immer noch Vorurteile vorhanden sind, so lohnt es sich, dafür zu kämpfen, einem behinderten Kind den Weg in ein möglichst normales, selbstbestimmtes Leben zu ebnen.

LG
Bluebird
« Letzte Änderung: 24. August 2010, 09:22:44 von Bluebird »
The best time to plant a tree was 20 years ago.
The second best time is NOW.
(Chinesisches Sprichwort)

Lucie

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Re:Überleben
« Antwort #19 am: 24. August 2010, 09:39:50 »
Hallo Bluebird,

deine Ansichten kann ich komplett so unterschreiben. Und wo steht denn auch geschrieben, dass man ein Recht auf ein gesundes Kind hat? Jeder Erwachsene, der ein Kind möchte, sollte doch wissen, dass dieses auch behindert sein könnte. Wer das nicht will, sollte dann doch gar kein Kind bekommen.

LG
Lucie

Offline Caro

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Re:Überleben
« Antwort #20 am: 24. August 2010, 10:50:20 »
Liebe Lucie,

Bluebird hat völlig recht. Sei stolz auf Deinen kleinen Mann und auf Dich, dass Du ihm eine so tolle Mutter bist. Ich habe mal einen schönen Satz gehört - behinderte Menschen sind nicht behindert, sondern sie werden behindert. Sollte jeder mal drüber nachdenken...

Ich werde meiner Kleinen von Deinem Wellensittisch erzählen, vielleicht schafft sie dann auch 14 Jahre. Sie ist ein Cocker Spaniel und erst zweieinhalb. Aber auch ohne Hund findet Ihr sicher das richtige Haustier für Deine beiden.

Lieben Gruß, Caro

Lucie

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Re:Überleben
« Antwort #21 am: 24. August 2010, 11:00:12 »
Hallo Caro,

na, was ein Wellensittich schafft, das schafft doch auch ein Hund...... Wenn das kein Ansporn ist für deine Kleine.......

Ich bin auch sehr stolz auf meinen Sohnemann. Manchmal braucht er ein wenig "Antrieb", um es nett zu formilieren, damit er seine Ziele erreicht. Aber er selbst sagt, dass ich so mit ihm umgehen soll. Na, wenn er meint......

An alle, die mich hier schon aufgebaut haben: Eure Worte hier an dieser Stelle haben schon ein kleines Wunder bewirkt! Ich lese wieder! Mein ganzes Leben lang habe ich viel gelesen. Immer wenn ich krank war, mochte ich aber kein Buch in die Hand nehmen. Heute morgen ist es ganz von allein passiert - plötzlich saß ich da und hatte wieder ein Buch in der Hand. Toll, dass ihr mich so aufgebaut habt!

Liebe Grüße
Lucie

Offline Toni

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Re:Überleben
« Antwort #22 am: 24. August 2010, 11:38:23 »
Aber das Haben wir sehr gern gemacht, Lucie. Und auch Du hast uns bereichert!
Schönen Tag noch,
Toni
"Von guten Mächten wunderbar geborgen..."

Lucie

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Re:Überleben
« Antwort #23 am: 24. August 2010, 11:48:25 »
Hi Toni,

das ich hier schon jemandem geholfen haben könnte, ist mir gar nicht aufgefallen. Noch habe ich ja nicht wirklich Ahnung von all dem, aber das wird sicher im Laufe der Zeit und dann ist es selbstverständlich, anderen zu helfen. Das, was ich hier schon bekommen habe, gebe ich dann gern weiter.

So, nun fordern die Kids ihr Recht. Futter!!!!

LG
Lucie

Offline Bea

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Re:Überleben
« Antwort #24 am: 24. August 2010, 16:58:38 »
Hallo,

hier kann jeder stolz auf seinen Teil sein - im Forum wie auch im privaten Umfeld.

Beim Thema Behinderung und evtl. Grund zur Abtreibung kommt mir spontan der Gedanke dass es um Angst geht. Und zwar weniger um das Kind als eher um einen selbst.
Ich weiß noch dass ich mich trotz Drängen des Arztes damals gegen eine Fruchtwasseruntersuchung entschieden habe. Damals wollte ich gar keine Entscheidung, hatte ich mich doch schon lange vorher FÜR ein Kind entschieden.

Vielleicht schließt sich hier wieder der Kreis zum eigentlichen Thema: Überleben! Das heißt auch annehmen. Wenn man es schafft sein Leben und das was darin passiert bzw. was man selber damit anstellt anzunehmen, dann ist es oft leichter.
Allerdings ist das Annehmen nicht immer einfach  ;)

Ganz liebe Grüße,
Bea

Lucie

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Re:Überleben
« Antwort #25 am: 25. August 2010, 09:08:53 »
Hallo Bea,

dass man Ängste hat, kann ich verstehen. Sollte man sich das aber nicht überlegen, bevor man schwanger ist? Das mit dem Annehmen des eigenen Lebens und der Inhalte ist ein schönes Wort von dir. Noch bin ich nicht soweit, dass ich meinen HT komplett angenommen habe. Im Gegenteil - ich spreche fast täglich mit "ihm" und sage ihm, dass er mich verlassen soll. Von Annehmen bin ich da wohl noch etwas entfernt.

Gruß
Lucie

Offline Eva

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Re:Überleben
« Antwort #26 am: 25. August 2010, 10:06:44 »
Hallo Lucie,

mit dem Tumor habe ich nicht gesprochen. Aber mit meinen Fresszellen. Die habe ich immer auf ihn gehetzt und ihnen gesagt, sie sollen ihn finden und vernichten. Ich glaube, sie haben mich verstanden und ihre Aufgabe gut erledigt. Das wünsche ich dir auch.
LG Eva
Der Gesunde weiß nicht, wie reich er ist.

Vergiss die Frage, was das Morgen bringen wird, und zähle jeden Tag, den das Schicksal dir gönnt, zu deinem Gewinn dazu.                                                                Horaz

Mein Erfahrungsbericht: http://www.langzeitueberlebende-glioblastom.de

Lucie

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Re:Überleben
« Antwort #27 am: 25. August 2010, 10:16:53 »
Hallo Eva,

das könnte ich ja zusätzlich auch noch tun. Bisher habe ich dem Tumor schon die dollsten Geschichten erzählt, wie er sich zu verhalten hat. Manch einer würde wohl sagen, dass ich nun komplett durchgeknallt bin. Aber ich bin schon desöftern meinen Eingebungen gefolgt und habe dabei oft erfahren, dass ich richtig lag. Hoffentlich tu ich dieses Mal auch das richtige. Außerdem lebt es sich ganz gut, wenn man etwas durchgeknallt ist, da fällt es wohl etwas leichter mit der jetzigen Situation umzugehen.

LG
Lucie

Offline Bea

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Re:Überleben
« Antwort #28 am: 25. August 2010, 17:43:51 »
Hallo Lucie,

du sagst:
Zitat
Im Gegenteil - ich spreche fast täglich mit "ihm" und sage ihm, dass er mich verlassen soll. Von Annehmen bin ich da wohl noch etwas entfernt.
Das ist für mich annehmen. Du hast das Problem angenommen. Annehmen heißt ja nicht gleich einen neuen Freund aufnehmen.

Und genau das meine ich; wir müssen das annehmen was uns das Leben "schenkt".

Schwangerschaften kann man sich vorher überlegen, wie wahr. Krankheiten leider nicht!

LG,
Bea

Offline manu44

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Re:Überleben
« Antwort #29 am: 25. August 2010, 20:35:39 »
hallo lucie


auch ich spreche mal mit meinem teil.

für andere ist das vieleicht komisch,aber mir tut es gut zu sagen ,bleib ruhig,dann bleib ich es auch. :D

 



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