HirnTumor-Forum

Autor Thema: Aus dem TIEF kommen  (Gelesen 220389 mal)

Offline cindra

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #75 am: 31. März 2011, 09:45:51 »
Hallo Kasy,

lass dich einfach mal in den Arm nehmen. Ich kann dich ja so gut verstehen. Mir geht es ja in vielem ähnlich wie dir. Für mich ist mein Beruf auch keine lästige Pflicht, sondern ich liebe ihn und ich habe immer gesagt: Mein absoluter Alptraum wäre es nicht mehr arbeiten zu können.

Dadurch habe ich mich auch sehr unter Druck gesetzt. Und dieser Druck war äußerst kontaproduktiv. Letztes Jahr nach der Reha haben sie mir dringend empfohlen eine Teilrente zu beantragen. Ich habe 4 Monate gebraucht um mich dazu durchzuringen. Innerhalb von 5 Wochen war sie genehmigt, auch wenn der Rentenbescheid noch eine Weile auf sich warten ließ.

Während der ganzen Zeit habe ich genauso gearbeite wie vorher (allerdings mit viel Urlaub dazwischen, den ich noch abbauen konnte). Ich habe mich damit überfordert und jeder hat es mir gesagt. Das Resultat davon war dass ich diesen Winter einen Infekt nach dem anderen hatte (seit gestern habe ich schon wieder Halsschmerzen)

Seit ich im Februar mit der Rente begonnen habe und weniger arbeite merke ich dass es ganz langsam wieder aufwärts geht, auch wenn es ständig wieder Rückschläge gab und immer noch gibt.
Ich habe immer noch die Leitung des Kigas und das obwohl ich deutlich weniger arbeite. (irgendwie hat es mich schon ein wenig Stolz gemacht dass mein Träger das wollte wenn ich es mir zutraue). Ich habe natürlich nicht nein gesagt und merke heute schon das ein oder andere Mal dass die Verantwortung und die zusätzliche Arbeit mir an die Substanz geht. Aber ich arbeite die Mehrstunden die dafür nötig sind auch, meist viel zu viel und ohne Bezahlung, eben weil ich meinen Beruf liebe)

Seit Monaten habe ich schon Probleme mit meiner Schulter und bin damit nicht zum Arzt gegangen, weil ich einfach nicht schon wieder eine neue Baustelle aufmachen wollte. Nun sind die Schmerzen unerträglich geworden und ich habe mich doch dazu durchgerungen. Das Ergebnsi war dass meine Probleme von der OP und von den vielen Anfällen kommen.(Es ist ja nicht nur die Schulter, sondern hat sich zum Schluß bis zum Ellenbogen runter gezogen). Als ich den Grund für die Probs erfahren habe, bin ich in ein ganz tiefes Loch gefallen da ich dachte nach der OP MUSS es doch langsam wieder aufwärts gehen. Aus dem Loch bin ich immer noch nicht draussen. Mal kann ich mehr. mal weniger gut damit umgehen.

Ohne meine Arbeit weiß ich nicht wie es mir gerade gehen würde. Sicher nicht besser als jetzt, auch wenn mir an manchen Tagen das arbeiten schwer fällt.

Nun habe ich meine ganze Geschichte der letzten Monate hier aufgeschrieben. Mir hat es gut getan mir alles von der Seele zu schreiben, und ich hoffe sehr dass es auch dir ein wenig helfen kann.
Du bist nicht alleine, und ab und zu muss man einfach mal alles los werden was einen bedrückt.

Ich finde es gut dass du alles hier niederschreiben kannst. Und dadurch dass du hier geschrieben hast, habe auch ich mich "getraut".
 Meine Gedanken sind nämlich auch immer wieder: Stell dich nicht so an mit deinem Meningeom....es gibt viele denen geht es viel schlechter

Lass dich nicht unterkriegen
Andrea
Vergangenheit ist Geschichte - Zukunft ist Geheimnis - und jeder Augenblick ist ein Geschenk

Offline Bea

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #76 am: 31. März 2011, 12:55:47 »
Liebe KaSy,
liebe Andrea,

wie gut kann ich eure Schilderungen nachvollziehen.

Bei mir wurde es ja die unbefristete Rente, die mir - schwarz auf weiß im Bescheid - den Boden unter den Füßen weg zog.
Mir fehlte lange das Gefühl der Anerkennung und der Blick auf das, was ich immer noch leiste.
In Gesellschaft erzählten die Menschen aus ihrem Job und von ihren Kollegen. Das alles fehlte mir so sehr.

Es dauert lange, bis man das sieht was noch geht und sich an kleinen Erfolgen erfreuen kann. Dann kommen noch Rückschläge dazu, die man erst wieder verkraften muss.

Oft glaube ich, ich erwarte zu viel von mir. Meine Ansprüche waren immer hoch und ich bin diesem meißt gerecht geworden.
Wer die Messlatte so hoch anlegt, der muss sich immer recken. Das ist sehr anstrengend.

Ich wünsche uns allen, dass wir auch die kleinen Dinge sehen die wir leisten, ohne die sich das Rad des Alltags nur langsamer drehen würde.

Herzliche Grüße,
Bea

Offline cindra

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #77 am: 01. April 2011, 10:30:07 »
Hallo Bea,

das mit dem Schwarz auf Weiß sehen ging mir genauso wie dir. Ich hab mich ja schon sehr dazu durchringen müssen überhaupt eine Teilrente zu beantragen und dann wurde diese in knapp 5 Wochen ohne Gutachter genehmigt, sogar rückwirkend.
Ich hatte mir insgeheim gewünscht das es
1. nicht so schnell geht und dass ich
2. zum Gutachter muss (wovor ich mich dann ja auch noch drücken kann.

Wirklich gewollt habe ich die Rente nicht, aber ich habe dieses Mal einfach auf meinen Kopf gehört und nicht auf meinen Bauch.
Rückblickend sage ich das war die richtige Entscheidung, denn nun habe ich Zeit meine Belastbarkeit langsam zu steigern und hoffentlich wieder ganz fit zu werden.

Schon heute sage ich dass ich in 1 1/2 Jahren wieder voll arbeiten möchte und setze mich dabei schon wieder unter Druck...Ich weiß das und kann trotzdem nicht aus meiner Haut.

Ich hoffe dass ich bis dahin mit klarem Kopf entscheiden kann was das richtige für mich ist, und natürlich auch dass nichts dazwischen kommt. Ich stehe nämlich auf der Liste für ein Video-Monitoring in Erlangen. Dort soll geklärt werden ob ein epilepsiechirurgischer Eingriff meine Anfallssituation verbessern kann, da ich als pharmakoresistent gelte.Und wenn eine OP möglich ist, wie werde ich mich dann entscheiden??

Es wird schon alles werden: Vergangenheit war gestern- Zukunft ist ein Geheimnis und jeder Augenblick ist ein Geschenk. Ich versuche danach zu leben und mir nicht zuviele Gedanken über die Zukunft zu machen.

Andrea

Andrea
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Offline KaSy

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #78 am: 03. April 2011, 19:55:35 »
Danke, liebe Cindra und Bea, für Eure Antworten.

Ja, ich habe es auch für mich aufgeschrieben und mir ist dabei deutlicher bewusst geworden, dass ich meinen Teil im Beruf beitragen möchte, aber eben nur so viel, wie ich kann. Denn wenn ich gerade so viel leiste, ist das belastungsmäßig immer noch mehr, als es andere tun (wofür natürlich keiner etwas kann).

In den letzten drei Monaten meiner Wiedereingliederung habe ich meine Grenzen erkennen müssen, was auch sein Gutes hat, denn oft genug habe ich meine Belastungsgrenzen nicht erkannt und weiter-weiter-weiter gemacht, ohne zu bemerken, dass Schluss sein sollte sowie dass so viel gar nicht unbedingt nötig ist.

Da geht es mir wie vielen von uns, denen es verdammt schwer fällt einzusehen, dass weniger ausreichend ist. Ich versuche (!), zu erkennen, wann ich mehr als nötig und mehr als für mich gut ist, tue. Ich versuche, mich dazu zu zwingen, nur eine halbe Stunde für den Garten oder den Haushalt oder sonstwas zu nutzen und mich dann auszuruhen. Danach mache ich vielleicht nochmal für kurze Zeit etwas oder lasse es einfach liegen - bis morgen, übermorgen oder bis es sich von allein erledigt. Und ich rede mir ein, dass ich nicht faul bin, weil ich ich wenig schaffe.

Aber tatsächlich ist es ein gewaltiges Umdenken und fordert viel Kraft. Und mir geht es auch wie Dir, Cindra, die Hoffnung auf Normalität ist da. Und so bleibt es ein Zwischending zwischen Sich-unter-Druck-setzen und Sich-zurücknehmen.

(Ich hoffe, es ist für Euch jetzt nicht zu verwirrend.)

Eure KaSy
Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

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Offline cindra

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #79 am: 06. April 2011, 14:16:28 »
Hallo Kasy,

für mich sind deine Schilderungen gar nicht verwirrend. Ich finde mich darin wieder.
Und hinter allem steht die Hoffnung dass alles wieder gut werden wird.
Mittlerweile gibt es schon Phasen (betreffen der Anfälle) die besser sind als vor einem 1/2 Jahr und jedesmal denke ich, jetzt wird es gut, um dann wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt zu werden.

Trotzdem....Zuknuft ist ein Geheimnis und irgendwie bin ich mir sicher dass es ein schönes Geheimnis ist das auf mich wartet.

Andrea
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Offline KaSy

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #80 am: 06. April 2011, 20:07:57 »
Liebe Cindra,
es ist schön, dass Du Deine Zukunft als ein schönes Geheimnis sehen kannst, trotz aller Dinge, die Dir genau das vermiesen wollen.

Ich treibe mich immer noch auf mehreren "Baustellen" herum.
Ich hoffe, dass ich wegen des Aufhörens der gyn. Dauerblutungen die Hormone bald absetzen darf, warte aber mit dieser Frage bis Mitte April, dann sind zwei Monate um, das muss reichen.
Heute war ich das zweite Mal turnusmäßig zur Mammografie, war vorher ziemlich cool, aber dann wurde ich dort beim Warten derart unruhig, dass ich sogar an eine Tavor zum Beruhigen dachte. Das Personal war im Unterschied zum Jahr 2009 so wenig freundlich und entgegenkommend. Und - ich hab in meinem Leben so viele Schmerzen fast locker ertragen, aber das hier war mir derart zuviel, dass ich mich nur bis zum Anziehen danach zusammenreißen konnte. Dann hab ich geheult. Irgendwie hab ich es mit passender Musik im Autoradio, Sport danach, mit einer Viertelstunde Harken im Garten und dann Kaffee, Hörbuch, Kerzen ... überwinden können.
Mein Augenarzt sucht seit Oktober 2010 nach der Ursache für meine damalige Augenentzündung. Bis jetzt sind viele Verdachtsmomente ausgeräumt, eine dreiwöchige Antibiose im März 2011 liegt hinter mir. Jetzt fahre ich seit Montag täglich vor dem Unterricht für eine Cortisonspritze die 10km zu ihm, eventuell wird bald auf Tabletten umgestellt. "Wir müssen Sie wieder auf die Beine kriegen", sagt er. Immer wieder kleine Hoffnungsfünkchen ...
Zu diesem Zweck habe ich am 1.April den Versuch gestartet (mit der Neurologin-Erlaubnis, austesten zu dürfen), mein beruhigendes Psycho-Medikament auf die Minimaldosis zu reduzieren. Da gings mir zwei Tage ganz gut - aber es war wohl doch mehr die Sonne und das Wochenende. Dann habe ich ab Montag wieder meine Grenzen spüren müssen. Na ja, durch diese Fahrten für die neue Therapie war es ja auch mehr, was mich körperlich und seelisch auf Trab hielt. Ich hab vernünftig mit Ausruhen, Nichtstun, Sport oder Hörbuch reagiert. Vielleicht hat deswegen mein Inneres heute auch so verrückt gespielt, aber jetzt hab ichs ja überwunden.

Vielleicht schaffe ich es doch, mir in den Osterferien nicht nur "Ausruhen zu Hause" zu gönnen.   
 
Tatsächlich sollte ich meine für mich momentan ungewisse Zukunft, was die gesundheitlichen Prognosen und die konkreten schulischen Aufgaben betrifft, auch als Geheimis ansehen, das Schönes verspricht.
Das ist ein schöner Gedanke.

Danke, Cindra
KaSy
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Offline cindra

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #81 am: 07. April 2011, 14:45:00 »
Liebe KaSy,

auch ich habe ja an mehreren Baustellen zu kämpfen...Neben meiner EPI kommt nun schon seit Monaten ziemliche Schmerzen an der rechten Schulter, Armbereich dazu... Lange habe ich es hinausgezögert überhaupt zum Arzt zu gehen, da ich nicht schon wieder eine neue Baustelle eröffnen wollte.
Nun bin ich bei der KG und habe dort erfahren dass meine ganzen Probleme vom Kopf bzw. von den vielen Anfällen kommen. Das Loch in das ich vor ca. 4 Wochen fiel war sehr tief. Ich dachte zuvor endlich geht es vorwärts, in Erlangen (Epilepsie-Klinik, dort gehe ich demnächst zur genaueren Diagnostik hin) können sie dir bestimmt helfen, dann wird es mit den Anfällen sicher besser werden. Und dann kam das...meine Probleme hängen mit dem Kopf zusammen, und ich habe nur an orthopädische Probleme vorher gedacht.
Mittlerweile ist es mit der Schulter etwas besser. wobei die letzten beiden Nächte wieder sehr schmerzhaft waren (Nachts ist es immer am schlimmsten) Aber immerhin ist mein Arm tagsüber beweglicher.

Ich habe sehr gute Erfahrungen mit der Cranio Sakralen Therapie gemacht, obwohl ich vorher an so einen "Humbug" nicht geglaubt habe. Bei der 1. Behandlung wusste ich auch gar nicht was der Therapeut mit mir machte. Ich war nur sehr überrascht über die prompte Besserung.

Du siehst, auch meine Zukunft ist alles andere als gewiß.
Aber Zukunft ist Geheimnis, nicht nur für uns, sondern für jeden Menschen.

Es werden uns schöne Dinge erwarten!!!

Andrea

P.S, Danke für die Erinnerung zwecks Mammographie und FA..Ich habe das die letzten 2 Jahre total vernachlässigt (obwohl ich sonst immer sehr regelmäßig war). Ich werde jetzt sofort anrufen und einen Termin ausmachen.
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Offline KaSy

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #82 am: 14. April 2011, 22:01:02 »
Eine Woche nach meinem letzten Eintrag muss ich zugeben, dass ich natürlich gar nichts überwunden habe.

Zwar war der Mammographie-Befund schnell da und in Ordnung und mein Gyn ist auch erstmals zufrieden mit mir, aber ich hab mich entnervt krank schreiben lassen, weil ich eigentlich seit schon drei Wochen immer wieder an Grenzen stoße, die auch noch immer näher rücken. Erst war ich "nur" zuhause fix und fertig, dann bereits auf dem Heimweg und nun hab ich bereits mehrmals in der Schule geheult - und bin heute in diesem Zustand zur Ärztin.

Vermutlich ist das für mich ersonnene "Schonprogramm" zur Belastungserprobung  für einen psychisch nicht so ganz belastbaren Menschen zumindest auf Dauer nicht das richtige. Es ist so eine Art "Springer-Tätigkeit", die wohl in jeder Branche nicht nur hohe Kompetenz und Flexibilität sondern auch ein dickes Fell erfordert. Mit letzterem kann ich nicht so gut dienen. Deswegen hatte ich seit einigen Jahren derartige "Springerstunden" auch in den Schwerbehindertengesprächen mit dem Chef abgelehnt - und nun habe ich nur das. Muss ich mich wohl nicht wundern, sondern lediglch staunen, dass ich das überhaupt so lange durchgehalten habe. 

Ich glaube, es ist gut, dass ich nicht "tapfer" bis zu den Ostertagen weitermache, sonst denken noch alle, ich schaff das alles locker. Es ist ja leider im Schulbetrieb höchst wenig Zeit, auf die Befindlichkeiten des "Nebenmannes" aufmerksam zu werden. Wer da ist, ist da - Punkt.

Aber tatsächlich brauche ich die Ruhe jetzt wirklich.

Gruß
KaSy
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Offline Bea

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #83 am: 15. April 2011, 08:28:44 »
Liebe KaSy,

sei mal stolz, dass du nun genau diesen Weg gewählt hast. damit stellst du dich der Situation und genau das ist mutig. Alles andere wäre meiner Meinung nach Verdrängung.
Der Schule gegenüber ist es auch fair. So können sie planen.

Vielleicht hilft es dir ja ein wenig, wenn du dir nach deinen Möglichkeiten jeden Tag etwas vornimmst, was dir Freude macht. Und wenn es nur ein Eis in der Sonne nach einem kleinen Spaziergang ist.

Ich hoffe, dass dir ein wenig Druck genommen werden kann.
Das was du geleistet hast, das ist für manch einen gesunden Menschen grenzwertig. Wir sehen leider oft nur was nicht geht.
Wir müssen die noch vorhandenen Kräfte nutzen, dürfen sie aber nicht ständig aufbrauchen.

Meine Daumen sind fest gedrückt für dich und ich senden dir die besten Grüße,
Bea

Offline KaSy

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #84 am: 16. April 2011, 20:13:12 »
Danke, Bea,
das tut gut.

Ich hab natürlich jede Menge gegrübelt, wieso ich das schon wieder ein wenig zu spät gemerkt habe, aber ich habe es mir aufgeschrieben, um es aus dem Kopf zu bekommen.

Ich hab die Sonne genutzt, um im Garten zu sitzen und wenn ich mich nicht mehr auf mein Buch oder das Rätsel konzentrieren konnte, hab ich mich ein wenig mit meinem Kräuterbeet beschäftigt, das den Winter noch nicht abgeschüttelt hatte. Es ist wunderbar, welche Düfte die gerade so im Wachsen beginnenden Kräutlein von sich geben, wenn man ihnen das alte Laub wegnimmt. Und faszinierenderweise flattern Kohlmeisen, Blaumeisen und einige Spatzenpärchen über und neben mir in den Bäumen, Hecken und Sträuchern herum und "unterhalten" sich aufgeregt, besonders, wenn sich ein Eichhäher auf dem Nussbaum niederlässt.

Der auf mir lastende Druck ist natürlich nur ein wenig geringer geworden, denn ich frage mich immer wieder, wieso es anderen psychisch belasteten Menschen mit geeigneten Medikamenten deutlich besser geht. Nun hab ich mich auf eine medikamentöse Therapie schon eingelassen, und doch fällt es mir nicht leichter. Nun, es wird wohl daran liegen, dass es bei mir eben eine organische Ursache für die Psychoprobleme gibt. Wieso muss sich das immer wieder vordrängeln? Aber ich werde es schaffen!

Ich war letztens bei meiner lieben Steuerberaterin (wir kennen uns, seit unsere Kinder klein waren) und sie erzählte mir von einer knapp 50-jährigen Frau, die aus psychischen Gründen voll berentet ist und "so ganz nebenbei" im Büro bei ihrem Mann arbeitet, an Model-Wettbewerben teilnimmt und ständig unterwegs ist. Neee, so will ich nicht werden. 

Ich hab mich entschlossen, in den Osterferien den Mut aufzubringen, in die Ostseenähe zu fahren, um dort eine Woche weit weg von allem zu sein. Ich habe zwar (aus Erfahrung von 2010) die Befürchtung, dass mich die Autofahrt (ca. 250km) zu sehr belasten könnte, aber dann mache ich eben jede Menge Pausen und genieße die Schönheiten am Wegesrand. Es gab mal Zeiten, da habe ich eine solche Strecke in einem Stück zurückgelegt. Aber - um jedem Ratschlag vorzubeugen - ich fahre viel zu gern Auto und will es im Urlaub dabei haben. So weit ist es ja  nun auch nicht. Jedenfalls habe ich so wenigstens für die nächsten Tage ein Stückchen Zukunft.

Aber jetzt mach ich erst mal weiter Ruhe und nur ein bisschen zwischendurch, so wie Du, Bea, es mir auch geraten hast.
KaSy.

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Offline KaSy

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #85 am: 04. Mai 2011, 22:24:19 »
Hallo,ich melde mich mal wieder,

denn in den zweieinhalb Wochen seitdem ich mich hab krankschreiben lassen, ging es mir mit viel Ruhe und Vorfreude auf Ostern und auf meine Fahrt nach und nach besser. Es liegt sicher auch daran, dass ich meine Neurologin bat, mich auf ein mir bekanntes Medikament zurück-umzustellen, mit dem es mir 1,5 Jahre ganz gut ging, auch wenn es nicht ganz optimal war. Aber es ging mir damals besser, als mit den zwei neuen. Und ich habe vielleicht inzwischen durch die anderen Medis gelernt, mich nicht zu überlasten, denn das war mein Problem mit dem AD, das ich jetzt wieder nehme.

Erstaunlicherweise bin ich problemlos die 280 km in den Urlaub gefahren, mit einer Pause zum Lesen und einem Kaffee. Ich bin sogar am gleichen Tag noch 40 km weiter an die Ostseeküste gefahren, um Meer, Sonne, Wind, Sand und Fischbrötchen zu genießen.

Ich habe viel erlebt, mich aber auch immer wieder zur Ruhe gezwungen, wofür ich extra ein dickes Buch zum Lesen fast überall hin mitgeschleppt habe.

Und nun bin ich wieder seit drei Tagen in meinem Beruf. Es geht mir gut dabei. Ich habe meinen Stundenumfang um einige Stunden gesteigert, bin mir aber stets der Möglichkeit bewusst, wieder reduzieren zu können. Aber zur Zeit fühle ich mich rundum wohl.

Und ich freue mich auf den Hirntumortag in Berlin, wo sich mehrere von uns treffen werden.

Es geht also wieder mal aufwärts ...

Eure KaSy
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Offline Bea

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #86 am: 05. Mai 2011, 12:46:06 »
Hallo KaSy,

ich freue mich sehr, diese guten Nachrichten von dir zu lesen.

Nun hast du erlebt, dass es auch anders gehen kann und das tut mit Sicherheit sehr gut.
Vielleicht magst du es nochmal für dich aufschreiben. Wenn es (was ich nie hoffen mag) doch nochmal zu einem Rückfall kommt, dann hast du deine realen Erinnerungen schwarz auf weiß und kannst dich vielleicht erneut zu einem Rückzug aus dem Alltag entscheiden.

Weiterhin alles Liebe und ganz viel Glück und Kraft auf deinem Weg,
Bea

Offline enola2

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #87 am: 06. Mai 2011, 21:56:42 »
hallöchen
ich hab mir den ganzen beitrag durchgelesen und BINGO!!! ;) ich hab mich wiedererkannt...
achterbahn der gefühle, zuviel druck, mehr wollen als geht,niemandem zeigen und merken lassen wies wirklich ist wie eingeschränkt man zeitweise ist

druck das ist das geheimnis...

bei mir zumindest: ich will mehr als ich kann und es ist mir peinlich/unangenehm jemandem zusagen ich kann nicht das geht nicht oder ich versteh das nicht oder was MEIN grösstes problem ist die schnelligkeit/muss oft! überlegen was ich nun tue

ich hab 3 tage hintereinander je 3 std gearbeitet/bin eingesprungen-viel zu viel... jetzt mach ich 2 wochen lang nichts
na ja meine terasse ist wieder begrünt, neue sommerblumen gesetzt, meine hunde erfreuen mich tagtäglich

ABER ich vergesse!/oder bewusst dass ich oft nicht kann mein umfeld/familie/freunde sagen leider mitlerweile "stell dich nicht so an"!  setzt mich schon unter druck

na ja ich weiss aber nun dass es euch ja auch nach langer zeit nach der op so geht...

Offline KaSy

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #88 am: 08. Mai 2011, 15:03:12 »
Liebe enola2,

danke für Deinen Eintrag hier und ich freue mich, dass Du die "Kleinigkeiten" des Lebens als wunderbar aufnehmen kannst - die Hunde, die Sommerblumen, die Terrasse,...

Und ich freue mich, dass Du durch diesen Tread für Dich annehmen kannst, dass Du jetzt eben so bist wie Du bist.

Das fällt nun mal verdammt schwer, das so zu akzeptieren und das Erkennen ist nur der erste Schritt. Wie oft habe ich es immer wieder falsch gemacht, bin verzweifelt, habe an sonstwas gedacht - immer wieder und jeden Tag neu.

Ich erinnere mich übrigens daran, wie ich Dir einmal auf einen Deiner traurigen Beiträge schrieb und Dir Mut machen wollte und Du hast geantwortet, dass es ja eigentlich doch nicht so schlimm sei und Du kämst schon klar. Das hab ich auch immer wieder gedacht. Irgendwer wollte mir helfen und ich: "Ich komm schon klar." Damit habe ich andere vor den Kopf gestoßen und es hinterher bereut, denn sie wollten mir doch helfen und was kann es besseres geben. Aber zu dieser realistischen Einschätzung sind wir in unserer Situation nicht immer in der Lage. 

Ich wünsche Dir immer längere gute Zeiten, in denen Du für die nicht so guten Tage herausfinden kannst, was Dir helfen kann. Ich habe von meinem Psychotherapeuten den Tipp bekommen, einen "Notfallplan" aufzuschreiben, wo auch steht: Melissebad, Schönes im Garten suchen, Freunde anrufen, HT-Forum; aber auch: Brüll die Wut aus Dir raus, tritt gegen irgendwas; sowie Notfallnummern und ein Notmedikament.

Es ist schwer  >:(, aber wir schaffen das  :D !!

Mir geht es nach einer Arbeitswoche mit mehr Stunden, zwei vollen Nachmittagen und dem gestrigen vollen HT-Tag in Berlin tatsächlich gut, ich wundere mich noch darüber, aber es ist schön und ich genieße es - und passe auf, mich nicht zu überlasten.

Ich grüße Dich herzlich
KaSy
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sharanam

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #89 am: 09. Mai 2011, 07:56:41 »
Guten Morgen KaSy,

ich freue mich, dass Du in guten Händen einer Psychotherapeutin bist. Ich habe auch so meine Probleme, die in letzter Zeit immer mehr zunehmen. Habe jetzt versucht mich anzumelden,  habe über 10 Psychotherapeuten angerufen, keiner hat Zeit, sind ausgebucht, ich könnte mich erst Ende des Jahres melden. Ich habe aber ein Glioblastom, wer weiß ob ich dann noch da bin. Hat man nicht das Recht, wenigstens einmal mit so einer Person zu reden, ich hätte so viele Fragen - wie ich jetzt mit meinem Kind umgehen sollte.

Danke, wenn Du mir einen Tipp geben könntest.
sharanam

 



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