Guten Tag, sewo,
es scheint nicht von der Art des Hirntumors abzuhängen, dass man solche Probleme nach der OP hat wie Du sie beschreibst.
Nach meinen OP hatte/ habe ich auch damit zu tun.
Allerdings wurde mir kein Hirnleistungstraining verordnet.
Ich habe mir im Alltag und im Beruf (Lehrerin) mit Merkzetteln für alle Gelegenheiten geholfen, von denen ich mich nach und nach löste, indem ich versuchte, ohne sie auszukommen.
Termine schreibe ich zu Hause auf zwei verschiedene Kalender - durch das zweimalige Notieren habe ich eine größere Chance, sie mir zu merken und muss meist nicht mehr auf diese Kalender schauen.
Die Konzentrationsprobleme habe ich auch.
- Gesprächsinhalte, die mir wichtig sind, notiere ich, um sie nicht zu vergessen.
- Beim Lesen lese ich oft die gleiche Seite noch einmal oder nochmal ... und entscheide evtl., ob das wichtig ist, was ich gerade erfassen möchte.
- Ich muss auch beim Abschreiben von Zahlen mitunter zweimal hinschauen, dann gelingt es aber problemlos.
- Das Lesen von Büchern ersetze ich, wenn ich Zeit und Kraft habe, manchmal durch Hörbücher, wo man sich die gleichen Stellen auch wiederholt vorlesen lassen kann. Im Alltag gelingt mir das aber kaum, da ich dabei "gern" einschlafe.
Meine normalen Tätigkeiten belasten mich also auch mehr als zuvor, was sich durch rascheres Ermüden bzw. psychische unerwünschte Reaktionen bemerkbar macht. Ich versuche zu lernen, da richtig zu reagieren, z.B. rechtzeitig Pausen einzulegen, mich in gewissen Situationen zurückzuhalten, ... Hierfür nutze ich allerdings seit einigen Jahren eine Psychotherapie.
- Sport ist für eine höhere physische und auch psychische Belastbarkeit auf jeden Fall gut. Man sollte sich eine Sportart auswählen, die einem Spaß macht, damit man sich dazu nicht zwingen muss. Da hast Du in der Reha aber bestimmt eine reiche Auswahl erfahren dürfen.
- Was mich mehr und mehr stört, ist das Verwechseln von Buchstaben beim Tippen oder auch beim normalen Schreiben. Da hilft nur, nochmal konzentriert zu lesen.
- Ich komme auch mitunter nicht auf die passenden Begriffe zu den Dingen, die ich meine, oder sage etwas anderes als ich will. Ich denke, dass ich es bemerke, aber wie oft ich es nicht bemerke, weiß ich nicht. Das ist ein wenig blöd. Das Lösen von Rätseln verschiedener Arten, wo man sich u.a. im Wortfinden, aber auch in der Logik oder Strategie übt, kann dagegen hilfreich sein. Das tue ich fast täglich, dann genügen dafür kurze Zeiten.
Zum Zeitraum muss ich allerdings sagen, dass ich nach einem halben Jahr erst wieder in meinen Beruf einsteigen durfte und die Beeinträchtigungen insgesamt etwa ein Jahr lang hatte, bevor ich im Nachhinein sagen konnte, dass ich mich wieder fühlte wie vorher. (Das war zumindest nach meinen ersten beiden OP so.) Ich hatte wie Du keine sonstigen Ausfälle vor oder durch die OP.
Also geh es langsam an! Du hast noch jede Menge Zeit in Deinem Leben, Dir alles wieder zuzumuten. Die Belastungen in der Reha scheinen groß zu sein, der Alltag mit Beruf ist mit größeren, bzw. anderen Belastungen verbunden.
Ich wünsche Dir, dass Du Dein Leben und Deinen Beruf wieder mit aller Kraft und Freude ausüben kannst, aber lass Dir dafür bitte etwas Zeit!
KaSy