Es ist der 15. September 2011 und mein 23. Bestrahlungstag liegt hinter mir.
Die Müdigkeit nimmt sehr zu, ich neige dazu, im Taxi einzuschlafen, aber Manne ist zu lustig, als dass ich mit ihm nicht schwatzen würde.
Ich vergesse schrecklich viel sofort, sogar es aufzuschreiben. Die Konzentrationsfähigkeit hat auch rapide nachgelassen.
Ich habe das Gefühl, der Tag habe nur noch 6 Stunden, so wenig schaffe ich.
Aber ich versuche immer mal, etwas im Garten oder im Haus zu erledigen und das zu einem akzeptablen Ende oder Zwischenstopp zu bringen.
Simple Sachen sind gerade richtig wie trockene Blüten abschneiden oder Schrauben sortieren - bei letzterer Tätigkeit kam mir der
-Gedanke, dass das die richtigen Arbeiten für Behinderte sind.
Sudokus gehen kaum noch, ich mache selbst bei den einfachen Fehler. Ich lese kaum, weil ich nicht vorwärts komme, also bleiben Zeitungen ungelesen und gute Bücher warten auch auf bessere Zeiten.
Rausgehen ist gut, aber weite Wege sehen mich im Schleichgang, erst recht, wenn ich einige Einkäufe heimtrage.
Am Heißwerden, Schwitzen, zeitweise Kopfschmerzen bemerke ich, dass Schluss ist. Bei leichterer Tätigkeit geht das 45-60min, aber wenn ich etwas rasch tun soll oder in Zeitdruck gerate, lässt der Körper es unmittelbar nicht zu und "winkt mit der Stopp-Fahne
", u.a. auch durch höhere Temperaturen, mitunter Schwindelgefühl (also nicht LÜGEN
).
Das Bestrahlungsfeld sieht man jetzt nicht nur an den ausgefallenen Haaren. Es ist auch rot und ich muss mich mitunter zusammenreißen, dem Juckreiz dort nicht zu erliegen. Ich schmiere regelmäßig Panthenolsalbe auf alle interessanten Stellen auf meinem Kopf.
Die ausgefallenen Haare sind das geringste Problem für mich, seit der Bestrahlung im Jahr 2000 muss ich ohnehin damit leben, dass die vordere Kopfhälfte haarfrei ist und bleibt. Es gibt derart gute Perücken, dass selbst Fachleute sie nicht erkennen, auch "meinen" Kindern ist es nie aufgefallen, was mir sehr wichtig ist in meinem geliebten "Job", der nun wieder auf mich warten muss.
Irgendwelche besonderen Probleme habe ich nicht, deswegen schaut ein Strahlenarzt auch nur nach mir, wenn ich es erbitte. Die Problematik mit der durch die Maske aufgerubbelten Stelle ist supergut erledigt. Allerdings war die Maske zu Beginn schon eng und nun bekommen die RTA (Schwestern) nur mit viel Kraft die Befestigungen zu, da es wohl eine leichte Anschwellung des Kopfes durch die Bestrahlung gibt. Die kurze Zeit unter der sehr engen Maske ist mit der Aussicht auf ein absehbares Ende am 23.9.2011 gerade so zu ertragen.
Meiner Stimmung tut das Ganze keinen Abbruch, allerdings habe ich den Eindruck, zwar gefühlvoll, aber nicht mehr so humorvoll zu schreiben. Aber auch das wird wieder.
Das wars für heute zu wieder unmöglicher Zeit.
Gute Nacht ...
KaSy