Liebe Meike,
du hast gar nichts gemacht!
Ich habe, weil gesundheitlich schon vor dem Tumor stark angeschlagen, einige Jahre, bis ich dann ganz zu Hause geblieben bin, in damals noch 400,-- Minijobs gearbeitet, meist eher schlecht bezahlt, aber mehr hätte ich einfach nicht geschafft. Der Anfang war jedesmal gut und nach kurzer Zeit stellte sich heraus, dass nur ein billiger Arbeitssklave gesucht wurde, der alles das macht, wofür die anderen sich zu "fein" sind, der Überstunden machen soll und dem man richtig viel aufladen kann, für wenig Geld, versteht sich. Zweimal bin ich anschließend noch wochenlang Geld hinterhergerannt, obwohl ich die Leistung erbracht hatte.
Man gehörte nicht richtig dazu, weil zu wenig Stunden da und die Stunden wurden dann noch pickepackevoll gepackt. Einmal hatte ich Glück und die Stelle war super, dann habe ich den Fehler gemacht, eine "Freundin" reinzuholen, als ein weiterer Minijob frei wurde. Tja, was soll ich sagen, die hat mich so geschickt rausgemobbt, dass ich gar nicht gemerkt habe, wie an meinem Stuhl gesägt wurde, ich bin in psychiatrischer Behandlung gelandet und habe dann selbst gekündigt.
Den letzten Minijob habe ich nach zwei Tagen geschmissen. Es hörte sich super an, die Chefin war nett (zunächst), das Büro schön, die Arbeit vielseitig. Tja, bereits am ersten Tag wurden Überstunden verlangt, am zweiten auch (die natürlich nicht bezahlt werden, das wurde mir direkt klar gemacht, da man ja dann über die EUR 400 rutschen würde und Schwarzarbeit würde man gar nicht machen...).
Manche zahlen auch nur die Anwesenheit, obwohl du bei Minijobs auch Anspruch auf bezahlten Urlaub und Krankheitstage hast.
Ich glaube von dem, was du bisher geschrieben hast, dass du unkompliziert, herzlich und kommunikativ bist. Also, such den Fehler nicht bei dir!
Und: Sowas hast du einfach nicht nötig, dich so behandeln zu lassen. Durchbeißen bringt manchmal was, aber nicht in diesem Fall. Du hast alles richtig gemacht. Trink den Rotwein jetzt lieber zum Genießen und nicht zum Ärger vergessen!
Ich bin auch am Überlegen, was ich mache, wenn es mir wieder besser geht. Aber mein Mann sagt schon, bevor du dich wieder ausbeuten lässt für das Geld, bleibst du zu Hause. Auf der anderen Seite können wir natürlich auch ein paar Euro mehr gut gebrauchen. Ich weiß es noch nicht.
Und wenn ich deine Erfahrung lese, kommen bei mir wieder die Erinnerungen hoch und ich weiß, warum ich die letzte Stelle auch geschmissen habe.
Guck, dass es dir erst mal wieder besser geht und überlege, was du dann machen willst. Und auch bei Ehrenamt musst du genau hingucken, auch dort gibt es manchmal Neid und Profilierungssucht und Missgunst und manchmal noch härter, weil es ja kein Geld gibt, sondern für die Ehre geschieht.
Hör auf deinen Bauch und überlege zur Not einfach einen Tag länger, bevor du dich für was neues entscheidet. Mein Bauch hat mich - sofern ich sein Gefühl ehrlich zugelassen habe - noch nicht getäuscht. Ich habe nur manchmal nicht hinhören wollen :-)
Du bist gut, so wie du bist - lass dir nichts anderes erzählen!
lg
frauypsilon