Lieber Hans,
Du hast natürlich Recht, dass jedes Medikament lange und verschiedene Stufen einer Testung durchläuft.
Aber jeder Mensch reagiert im Rahmen der aufgeführten Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und insbesondere je nach der Schwere der zu behandelnden Krankheit ein wenig anders.
Entscheidend ist die Wirksamkeit gegen den Tumor. Wenn der aggressiv ist, muss er auch aggressiv bekämpft weden. Und das kann diese Nebenwirkungen verursachen, die sehr lästig, aber vermutlich vorübergehend sind. Eine Chemotherapie ist ein enormer Angriff gegen den gesamten Körper, der selbst mitkämpfen muss.
Es ist eigentlich kaum vorstellbar, dass dieser Kampf ohne Erschöpfung verlaufen soll.
Und die Appetitlosigkeit ist auch erklärbar: Gib diesem aktiven Kämpfer die zusätzliche Aufgabe, Nahrung zu verwerten!
Alles hängt dann auch noch zusammen: Der Körper kämpft und braucht dafür einerseits die medikamentöse Unterstützung und andererseits Energie durch Nahrung. Die Nahrung kriegt er in geringerem Maße. Wie soll er den inneren Kampf gegen den Tumor fortsetzen und außerdem Deine gestresste Frau lustig und munter machen?
Es ist für Dich sicher sehr schlimm, sie so zu sehen, so erleben zu müssen und ihr kaum helfen zu können. Gönne ihr Ruhe. Gib ihr immer mal kleine Mahlzeiten. Sei aufmerksam ihren Wünschen gegenüber. Bring ihr Blumen oder andere schöne Dinge mit. Muntere sie ein wenig auf. Akzeptiere, dass sie eine schwer kranke Frau ist, die alles tut, um wieder richtig gut und mit Dir leben zu dürfen.
Ich wundere mich ein wenig darüber, dass Du Deine Beobachtungen mit dem Apotheker und dem Hausarzt besprichst. Der Spezialist ist der behandelnde Onkologe! Löchere ihn mit Deinen berechtigten und verzweifelten Fragen, ruf gegebenenfalls an, schreib ihm Mails.
Und such Dir auch für Dich jemanden, dem Du Dein Herz ausschütten kannst. Ich kann Deine Ängste und Sorgen als Betroffene nur bedingt nachvollziehen, aber seit ich mich seit 1995 mit diesem Mist herumplage, habe ich immer große Sorgen um den Kummer meiner Angehörigen und Freunde gehabt. Irgendwie war ich froh, dass ich betroffen war und nicht als Angehörige ziemlich hilflos daneben stehen musste. Ich stelle mir das so viel schwerer vor!
Aber Du wirst es für sie schaffen und sie kämpft für sich und Dich! Halte durch!
Meld Dich wieder!!
Gruß
KaSy