Viele Dank für Euer Willkommenheißen!
Dann trau ich mich also... Auch wenn es bei uns eben alles so schnell ging...
Rückblickend gesehen hat es wohl im Sommer 2011 "angefangen" - damit, dass mein Freund immer mal wieder über Kopfschmerzen klagte. Dazu kam etwas später, dass er oft müde war.
Im November wachte er dann morgens auf und konnte nicht mehr scharf sehen. Wenn er ins Licht guckte begannen seine Pupillen zu "flackern" - den Fachausdruck dafür habe ich vergessen, aber selbst für mich als Laien war es zu sehen und ziemlich beunruhigend. Wir fuhren sofort ins Krankenhaus, wo nach einer unauffälligen Augenuntersuchung ein MRT vom Kopf gemacht wurde.
Nach der Auswertung des MRTs bekamen wir die beruhigende Nachricht, dass es kein Hirntumor sei, sondern eine Hirnentzündung, deren Ursache nun gefunden werden müsse. Sechs Wochen lang stellten sie ihn auf den Kopf, testeten auf alles mögliche, fanden aber nichts. Weihnachten und Sylvester verbrachten wir dann zu Hause im Kreis unserer kleinen Familie.
Anfang Januar legte mein Freund sich dann mittags schlafen und als ich zwei Stunden später in sein Zimmer guckte, fand ich ihn völlig orientierungslos vor. Er erkannte mich nicht und bekam kurz darauf einen epileptischen Anfall. Im Krankenhaus zeigte ein weiteres MRT vom Kopf, dass die vermeintliche Entzündung sich ausgebreitet hatte. Inzwischen lag sie so "günstig", dass eine Biopsie möglich war. Drei Tage später das niederschmetternde Ergebnis eines inoperablen Glioblastoms WHO IV.
Aus dem Jahr, dass uns als verbleibende Zeit prognostiziert wurde, wurden dann nur noch zehn Wochen. Mein Freund hat unglaublich schnell abgebaut. Bestrahlung war nicht möglich, da der Tumor sich schon zu weit ausgebreitet hatte. Eine Chemo ging dann auch nicht mehr, weil der Allgemeinzustand zu schlecht war.
Mein Freund selbst hatte zwar in meiner Anwesenheit von den Ärzten erfahren, dass er sterben würde, schätzte die Situation aber schon wenige Tage nach der Diagnose ganz anders ein. Er wusste, dass er einen Hirntumor hat, ging aber immer von einer Heilung aus. Rückblicken denke ich, dass es so für ihn vielleicht erträglicher war zu sterben - ohne sich von mir und unserer kleinen Tochter wirklich bewusst verabschieden zu müssen.
Von Woche zu Woche wurde sein Zustand nun schlechter.
Er konnte nicht mehr trinken und essen und musste über eine Sonde ernährt werden.
Er begann so massiv zu halluzinieren - dass er keine Sekunde mehr aus den Augen gelassen werden durfte.
Er konnte nicht mehr aufstehen und nicht mehr laufen.
Sein Gedächtnis und sein Erinnerungsvermögen wurden immer schlechter.
Und dann war plötzlich seine Sprache "weg". Ab diesem Zeitpunkt wurde es für mich als Angehörige wahnsinnig schwer, da ich irgendwie "erfühlen" musste, was ihm gut tun könnte. Auf meine Fragen konnte er immerhin noch mit Kopfnicken und -schütteln antworten.
An einem Abend verabschiedete ich mich von ihm und sagte "Bis morgen". Er schüttelte den Kopf und ich blieb. In dieser Nacht ist er in meinen Armen gestorben.
Er war gerade erst 41 Jahre alt. Es fühlt sich für mich immer noch so unwirklich an...
Und dann lese ich hier, dass eine Mutter um ihren 22 jährigen Sohn trauern muss, der an diesem Tumor gestorben sind. Im Vergleich dazu hat mein Freund so viel "mehr" Leben haben dürfen. Mein tiefes Mitgefühl! Einfach schrecklich!
Viele Grüße
Mathilda