Guten Morgen, liebe Gerda,
Ich hoffe sehr, dass sich hier noch jemand meldet, der bereits eine derartige Therapie durchlebt hat.
M.E. Sollte es möglich sein, die Seeds einsetzen zu lassen und damit in den Urlaub zu fahren. Aber ich habe keinerlei Erfahrung mit der interstitiellen Bestrahlung, „nur“ mit der 30-Tage-Bestrahlung mit 30x2Gy.
Ich würde den Strahlentherapeuten unbedingt fragen, was jetzt Vorrang hat. Die Erfolgsaussichten scheinen so gut zu sein, dass Du noch viele Urlaube (zwischen den Arbeitszeiten) vor Dir haben wirst.
Abschrift aus dem og. Beitrag (Voges/ Magdeburg und Sturm/ Köln), bezogen auf die ca. 1000 Patienten:
"Nebenwirkungen
Die Wahrscheinlichkeit, unmittelbar durch die Implantation der Seedkatheter eine Komplikation zu erleiden, betrug weniger als 1%.
Die in diesen wenigen Fällen für die Patienten entstandenen Unannehmlichkeiten (Wundheilungsstörung, Hirnhautentzündung, Liquorfistel, asymptomatische Blutung, Ödemzunahme mit neurologischen Symptomen) waren nur vorübergehend, so dass unmittelbar postoperative Komplikationen nicht zu bleibenden Schäden führten.
Im Verlauf der lokalen Bestrahlung kommt es innerhalb des Tumors zu dem gewünschten Untergang von Tumorgewebe. Dabei werden auch Blutgefäße des Tumors zerstört. Dadurch kann in bestimmten Teilen des Tumors Plasma aus den Blutgefäßen in das Gewebe übertreten und außerhalb des Tumors zur Bildung eines Hirnödems führen.
Diese Vorgänge sind typischerweise 6 bis 18 Monate nach Implantation der Strahlenquellen bei 40%-60% der Patienten durch MRT-Bilder nachzuweisen.
Die Ödembildung wiederum kann gelegentlich neue Symptome auslösen (Kopfschmerzen, neurologische Ausfälle). Diese bilden sich aber im Regelfall nach kurzzeitiger Einnahme eines Kotisonpräparates gut zurück.
Die Entwicklung eines klinischen Zustands nach interstitieller Bestrahlung wurde für sämtliche Patienten, die an einem Gliom Grad I, II oder III erkrankt waren (insgesamt 349 Patienten) ermittelt. Durch die interstitielle Bestrahlung konnte der klinische Status für 16,5% der Patienten gebessert werden und blieb bei 78% der Patienten unverändert. Bleibende neurologische Störungen als Folge der Behandlung, d.h. letztlich als Folge einer dadurch ausgelösten Ödembildung, traten mit einer Häufigkeit von 5,5% auf."
In der Diskussion wird darauf eingegangen, dass es sich hier um Behandlungen aus den 90er Jahren handelt, als die Bildgebungen zuerst nur durch CT, (später auch durch MRT) erfolgte. Eine bessere Bildgebung (höhere Tesla-Werte als Eigenschaft des MRT-Gerätes) ermöglicht auch das Erkennen von einzelnen Tumorzellen, die beim typischen Wachstum der Astrozytome (u.a.) aus dem soliden Tumor in das umgebende Hirngewebe auswandern. Aus diesen können sich im weiteren Krankheitsverlauf Rezidive bilden.
Außerdem gibt es mittlerweile die Möglichkeit der Chemotherapie, die gleichzeitig stattfinden kann.
Jetzt haben wir aber bereits das Jahr 2012, der Artikel wurde vor 2007 geschrieben.
Dennoch wurde bereits festgestellt, dass die Ergebnisse im Vergleich zur vollständigen Tumorresektion gleichwertig und sogar deutlich besser sein können.
"Bei der Beurteilung der klinischen Daten ist besonders die Lage der behandelten Tumoren zu berücksichtigen, die ja in den meisten Fällen in funktionell kritischen Hirnarealen lokalisiert waren."
Da es bei Dir ein Zufallsbefund war, gehe ich davon aus, dass es noch nicht zu neurologischen Problemen gekommen ist ?
Aus Versehen habe ich auch folgendes abgeschrieben.
"Behandlungsschemata
Nach Einbringen der Seeds geben diese kontinuierlich, d.h. 24 Stunden am Tag, über mehrere Wochen hinweg Strahlung ab. Über die Dauer der vorgegebenen Bestrahlungszeit kann die pro Tag gegebene Strahlendosis (Dosisleistung) verändert werden. Dabei unterscheiden wir zwischen einem Behandlungszeitraum von insgesamt 9 Monaten (Dosisleistung: 0,6-0,8 Gy/Tag) und zwei kürzeren Behandlungsintervallen (90 Tage, Dosisleistung: 1,2 Gy/Tag; 42 Tage, Dosisleistung: 2,1 Gy/Tag
Wie lange die Seeds im Tumor verbleiben oder ob eine Kombination der interstitiellen Bestrahlung mit einer konventionell fraktionierten Bestrahlung von außen erforderlich ist, hängt von der histologischen Diagnose des Tumors sowie von der bereits stattgefundenen Vorbehandlung ab. (Tabelle 1)"
Aus der Tabelle ist zu entnehmen, dass bei WHO-Grad II-Patienten ohne vorangegangene Strahlentherapie nur die Interstitielle Bestrahlung mit den Jod-125-Seeds 9 Monate lang mit einer Dosis von 50-65 Gy erfolgt.
"Im Regelfall werden nach Ablauf dieser Zeit die Teflonkatheter mit den ausgestrahlten Seeds belassen (sog. Permanentimplantation). "
...
"Eine ensprechend den eigenen Schemata auf einen längeren Zeitraum angelegte interstitielle Bestrahlung hat zwei Vorteile:
Erstens werden auch solche Tumorzellen, die sich gerade nicht teilen, sondern erst später in den Zellteilungszyklus eintreten, von der Strahlung getroffen und nachhaltig geschädigt.
Zweitens ist die pro Tag gegebene Strahlendosis (Dosisleistung) ausgesprochen gering, wodurch das Risiko für eine gefürchtete Nebenwirkung, die Strahlennekrose, die im schlimmsten Fall durch eine neurochirurgische Resektion entfernt werden muss, äußerst gering gehalten wird.
Damit unterscheidet sich die Vorgehensweise deutlich von dem Afterloadingverfahren, einer Sonderform der interstitiellen Bestrahlung", wo mit einer sehr hohen Dosisleistung von bis zu 20 Gy/Tag über lediglich 3-10 Tage bestrahlt wurde. Diese hohe Dosisleistung war Ursache erheblicher Nebenwirkungen. Es waren bei etwa der Hälfte der Patienten wegen des Auftretens von Nekrosen neurochirurgische Operationen durchzuführen.
Bei einem neueren Verfahren zur Kurzzeitbestrahlung (Glia-site-Brachytherapie) traten auch noch bei etwa 30% der Patienten behandlungsbedürftige Nekrosen auf.
Die bei Dir vorgesehene Methode hat also deutliche Vorteile bezüglich der Erfolgsaussichten und der Nebenwirkungen.
Ich wünsche Dir gute Berater und eine richtige Entscheidung für ein langes Leben.
KaSy