Mal wieder ein Zwischenbericht.
Mitlerweile wird mein Vater seit 13.09. bestrahlt und bekommt 125mg Temodal und 24mg Cortison und noch andres Zeug. Unter andrem zur Vorbeugung Antibrechtabletten.
Lisinopril, Omeprazol, Predni, Ondansetron. Was auch immer was ist. Predni ist das Cortison. So viel verstehe ich.
Bei meiner Mutter sieht es aus wie in der Apotheke.
Insgesamt verträgt er die Therapie EIGENTLICH relativ gut. Ich finde auch, dass er gut aussieht. Leider isst er sehr wenig und heute auf den Tag genau hatte er seit acht Tagen keinen Stuhl. Trotz irgendwelcher anregenden Pülverchen, Apfelsaft und so weiter.... Ihm fehlt, so denke ich, unter andrem die Bewegung. Und er isst wie ein Spatz.
Er hat in der Zwischenzeit eien Rahmen für sein Bett bekommen... seine Wasserbettmatratze musste weichen... bzw. die wurde der Einfachheithalber aufgeschnitten und wird nun dem Entsorgungskreislauf beigeführt. Mir blutet da etwas das Herz. Das Wasserbett hatten wir unseren Eltern vor vielen Jahren zum Geburtstag gekauft. Naja, irgendwann treten andre Wichtigkeiten in den Vordergrund.
Die Bestrahlung schafft ihn Kopftechnisch sehr. Wo vor vier Wochen noch Kreuzworträtsel gemacht wurden liest er jetzt nicht einmal mehr. Er kann sich nicht konzentrieren. Er schäft sehr, sehr, sehr viel.
Was zum nächsten Problem führt: meine Mutter fühlt sich zunehmend isoliert und ich denke auch sehr einsam. Das können wir ihr ur ein Stück weit abfangen, denn wir sind tagsüber da, aber Nachts ist sie alleine mit meinem Vater.
Sie möchte gerne mit meinem Papa über die Situation reden, doch er blockt völlig ab, ist völlig abwesend. Ihr fällt das sehr schwer, das zu akzeptieren und das für sich auszumachen.
Ich versuche so gut es geht mindestens jeden zweiten Tag bei meinen Eltern zu sein. Mehr schaff ich stellenweise mit kleinem Kind nicht. Aktuell hat unser Fröschchen Schnupfen, Husten und erhöhte Temperatur. Also kann ich nicht zu meinen Eltern. Wär glaub ich nicht so förderlich, meinen Dad jetzt auch noch mit so einem Zeug anzustecken.
Die Patientenverfügung ist immer noch offen. Wobei ich das vielleicht sebst etwas versemmelt hab.
Meine Mutter rief mich letzte Woche an, dass sie da Unterstützung brauchen würde, sie würden das nicht so blicken. Hab ihr dann versprochen, dass wir das am Wochenende zusammen machen, weil es mir da lieber gewesen wäre. Am Wochenende ist mein Vater eigentlich echt gut drauf und fit, weil keine Bestrahlung ist, und er nicht so viel Stress mit der Fahrerei hat. Man merkt den Unterschied einfach. Und ich will, dass er weiß und versteht, was wir da ausfüllen. Ist ja auch Sinn und Zweck des Ganzen. Jetzt musste ich aber gestern wegen unserer kranken Tochter absagen.
Mein Papa wird mit Krankentransport nach Würzburg gebracht, da er durch seine linksseitige Lähmung nicht alleine Taxi fahren kann. Meine Mutter hat keinen Führerschein und meine Schwester und ich kleine Kinder, die wir nicht so biegen können, wie es gebraucht werden würde.
Das heisst für meine Eltern morgens um 5:15 aus den Federn, damit meine Mutter meinen Vater fertig machen kann. gegen 7 uhr wird er meistens geholt, gegen 8 ist die erste und gegen 14 uhr die zweite Bestrahlung. Also ein SEHR langer Tag finde ich. Schon für einen Gesunden.
Einen Pflegedienst will sie (noch) nicht in Anspruch nehmen, da sie sagt, dass sie Papa die Zeit geben und lassen will, die er für alles braucht. Also wenn er 20 Minuten einfach nur in der Badewanne sitzen möchte (sie hat einen Badewannenlift bekommen) dann will sie, dass er die Möglichkeit hat.
Heute rief ein Arzt aus Würzburg an, dass sie ihn gerne stationär aufnehmen würden, da sein Allgemeinbefinden bedingt durch die Ess- und Stuhlproblematik etwas angeknackst wäre. Sie würden ihm zum Beispiel gerne einen Einlauf machen. Das wäre für meine Mutter schlicht und ergreifend nicht zu bewerkstelligen. Das gäb eine ziemliche Sauerrei zu Hause.
Meine Mutter ist da soweit auch völlig mit einverstanden... nur Papa zickt. Er fühlt sich zu Hause am wohlsten, in der Klinik ist langweilig etc. pp. Klar... alles nachvollziehbar. Aber es wäre auch wichtig, dass meine Mutter mal wieder Luft zum Atmen hat.
Parallel ist mein Mann in Emailkontakt zum behandelnden Arzt. Das Boosting würde jetzt Donnerstag anfangen, so wie ich das verstanden hab.
Was mit der Temodalgabe ist, müssen wir noch herausfinden. Morgen wäre die letzte Dosis aufgebraucht.
Es ist schwer, das ganze zu Händeln, wenn man nie mitkommt. Aber es wäre viel Zeit, die wir in Würzburg einfach absitzen würden, da mein Vater zwischen den Bestrahlungen verständlicherweise total fertig ist und viel schläft.
Außerdem halte ich es nach wie vor für wichtig, dass meine Mutter etwas Zeit für sich hat, auch wenn es ihr absolut schwer fällt, sich das selbst einzugestehen.
Wie gibt man einem kranken Menschen das Gefühl, dass er im Krankenhaus erst mal besser aufgehoben wäre, aber man ihn nicht abschieben möchte?
Wie kann man jemandem, der es partout nicht möchte, einen Psychologen schmackhaft machen?
Ich wäre für allgemeine Tipps, egal zu was, sehr dankbar.
Liebe Grüße.
Babsy