Ja. Uns gibt es noch.
Ich habe eine Zeit lang nicht die Kraft und/oder die Motivation gefunden, mich mal wieder zu melden.
Aktuell tröpfelt das Leben so vor sich hin. Es ist durchzogen von Höhen und Tiefen, von himmelhoch jauchzend bis hin zu tode betrübt.
Der Alltag hat sich irgendwie eingespielt... Meistens. Wenn da nicht diese Momente wären, in denen der Himmel erneut über einem einzustürzen droht.
Meinem Papa geht es gleichbleibend gut/schlecht.
Ich weiß gar nicht so recht, wo ich anfangen soll... *grübel*
Seine Lähmung ist nach wie vor vorhanden, allerdings ist die Physiotherapeutin mit den Lauffortschritten relativ zufrieden. An der Hand wird man vermutlich nicht mehr so viel machen können. Wobei er sie unlängst bei einem Hustenanfall, als er sich verschluckte, bewegt hat. Reflexe? Müsste da nicht noch etwas sein, wenn Reflexe funktionieren!? Die Physio macht jetzt parallel eine Spiegeltherapie.
Für meinen Vater ist das alles furchtbar anstrengend. Nicht mal unbedingt körperlich, sondern viel mehr geistig. Er kann seine Gedanken nicht richtig ordnen oder formulieren.
Oft sitzt er völlig teilnahmslos dort, und wenn man ihn etwas fragt, holt er luft... überlegt... überlegt... überlegt... zuckt mit den schultern.
Meine Mutter hat vor zwei/drei Tagen darauf beharrt, dass er mit ihr reden muss, wenn ihn etwas bedrückt. Dabei kam dann heraus, dass er offensichtlich nicht in der Lage ist, seinen Gedanken Wort zu verleihen.
Wenn wir Unterschriften von ihm benötigen, starrt er viele Sekunden erst mal auf das Papier bevor die Gedanken und das Hirn umsetzt, was zu tun ist.
Er weint immer mal wieder. Nie heftig, abe dennoch.
Durch die Lähmung sind die beiden derartig isoliert... Wir versuchen schon immer, die beiden mal rauszubekommen. Aber das ist alles nicht so einfach. Unlängst kam jetzt eine Bronchitis dazu, die mit Antibiotikum Gott sei Dank gut in den Griff zu bekommen war.
Nach wie vor hat er seine Dekubituswunde an der Ferse, die ihm aber gar nit so belastet.
Positiv zu vermelden ist, dass er nicht mehr permanent nach rechts starrt sondern wieder richtig mit einem in Kontakt tritt. Soweit es der Verbalaustausch dann halt zulassen.
Über die Krankheit redet keiner so wirklich mit ihm. Wir untereinander alle schon, aber Papa wird Außen vorgelassen. Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob das so richtig ist. Auf der andren Seite finde ich nicht, dass wir ihn mit sowas belasten müssen.
Durch seine linksseitige Lähmung ist seine rechte Seite mehr beansprucht und seine rechte Hand zittert mitlerweile recht stark.
Durch das Kortison (16mg am Tag) legt er jetzt aber immerhin ein paar Reserven an, die er gut gebrauchen kann.
Leider redet er zwischendurch auch immer mal wirr. Nie massiv und nie dauerhaft, aber es kommt vor.
Ich hoffe, dass das Kortison nicht ganz unbeteiligt an der Sache ist.
Hat jemand von euch ein paar Ideen, wie man ihn beschäftigen kann? Er sitzt den ganzen Tag in seinem Rollstuhl. Abends schaut er fern, aber mehr passiert da nicht. Er hat halt aktuell nur beschränkte Möglichkeiten.
Wäre es naiv oder dumm, zu hoffen, dass sich alles wieder etwas bessert? Bleiben wir jetzt auf dem Stand, den er hat? Ist DAS Lebensqualität für ihn oder ein Dahinsiechen?
Donnerstag (15.11.) ist sein erstes Kontroll-MRT nach der Bestrahlung und dem ersten Temodalzyklus. Donnerstag soll es dann evtl. auch mit Chemo weitergehen.
Letzte Bestrahlung und letzte Temodal waren am 5.10.
Wie aussagekräftig kann/wird das MRT sein?
Diese Zukunftsungewissheit macht mich wahnsinnig.
Hin und wieder erwische ich mich dabei, wie ich mir vorzustellen versuche, wie das Leben ohne ihn wäre... und es tut verdammt weh.
Warum merkt man immer erst, was das Leben bietet und wie gut man es eigentlich hat, wenn alles bedroht ist?
Ich wünsche euch allen einen schönen Abend und stetig positive Befunde und Nachrichten.
LG,
Babsy