Liebe Jasmin79,
ich war bei meiner ersten Meningeom-OP (1995) 37 Jahre alt, meine drei Kinder im Alter von 10, 12 und 14 Jahren erzog ich damals seit zwei Jahren allein.
Über eine Reha hatte ich zuvor überhaupt nicht nachgedacht.
Als der Neurochirugie-Chef, der mich operiert hatte, ein/zwei Tage später fragte, ob ich zur AHB wollte, lehnte ich aus dem gleichen Grund ab wie Du.
Wer sollte sich denn um meine Kinder kümmern?
Ich hatte sie ja schon für die Zeit im Krankenhaus meinen Eltern "übergeholfen", die mich in unserem geplanten Familienurlaub vertraten.
Mein Vater hat mir das damals entschieden ausgeredet.
Und es war gut so!
Deine Kinder sind noch jünger und brauchen Dich sehr.
Aber brauchen sie eine Mama, die ziemlich gleich nach der OP in ihrer Genesungszeit häufiger müde sein wird? Die sich um die Heilung der Narbe kümmern möchte. Die - und das ist schwerwiegender - mit sich und dieser Tatsache, dass am GEHIRN operiert wurde, erst mal klarkommen muss. Das kapiert die beste Psyche nicht so richtig.
Wenn Du Dir die paar Wochen Zeit, die Du für DICH brauchst, nicht nimmst und statt dessen das Kümmern um Dich hinter das Kümmern um Deine beiden süßen Kinder verschiebst, versteckst, dann können sich die nicht verarbeiteten Probleme auf irgend eine andere Weise und irgendwo anders äußern.
Das können Kopfschmerzen, Juckreiz, Bauchschmerzen, Angstgefühle, Rückenschmerzen und sonstwas unspezifisches sein, wo Du dann nicht weißt, wo das her kommt.
Gerade für Deine Kinder musst Du Dir eine Auszeit von den Kindern nehmen.
Erst wenn Du mit Dir wieder klar kommst, hast Du auch genügend Ruhe, Kraft, Nerven und Liebe für Deine Kinder, die Dich noch sehr, sehr lange brauchen.
Mir wurde vor meiner dritten Meningeom-OP (2007) auch (von einem kurzzeitig anwesenden NC-Chef) gesagt, ich könne nach 14 Tagen wieder arbeiten. Von einer Reha war demzufolge keine Rede. Naja, man glaubt ja denen, die es aufgrund Ihres Studiums und ihrer Erfahrungen wissen müssen - oder wissen sollten.
Ich bereue es bis jetzt, dass ich nicht auf eine AHB gedrängt habe und bereits nach zweieinhalb Monaten wieder arbeiten war. Meine Psyche nimmt mir das bis heute übel. Ich habe diese Seite meiner HT-Geschichte im Forum verarbeitet. (
http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,6332.msg637500.html#new)
Meine sonstige Krankengeschichte:
http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,4989.0.htmlDas musst Du aber nicht lesen.
Nur noch so viel zu meinen Kindern:
Obwohl ich des öfteren längere Zeit erkrankt war, sind sie zu jungen Erwachsenen geworden, auf die ich sehr stolz bin. Ihr Abitur haben sie (nicht mit "links") gemacht, haben ihre Berufe erworben, in denen sie nun tätig sind und auf eigenen (finanziellen) Füßen stehen. Alle haben liebe Partner/innen und die beiden Älteren haben bereits eine richtige Familie mit Kind gegründet.
Es ist nicht schädlich, wenn man Kinder eine Zeit lang allein lassen muss. Sie müssen wissen, dass man sie liebt. Und sie müssen wissen, dass sie in einer Familie leben, in denen alle gemeinsam füreinander sorgen. So werden sie selbstständig und verantwortungsbewusst.
Gönne das Deinen Kindern auch.
Auch wenn sie noch sehr jung sind, sie dürfen erfahren, dass ihre Mami auch mal krank wird und danach wieder da ist für sie.
Ich wünsche Dir alles Gute für die OP und das Danach!
KaSy