HirnTumor-Forum

Autor Thema: Auf einmal ist alles anders, mein Vater ist krank.Vorst. HeikeD ( Angeh)  (Gelesen 103949 mal)

Offline HeikeD

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Guten Morgen liebe Forianer,

ich möchte mich hier kurz vorstellen und die bisherige (sehr kurze) Krankengeschichte auflisten.

Es geht um meinen Vater (86 J.), körperlich fit, geistig fit (geht noch zur VHS zum Englisch Kurs einmal in der Woche, fährt selbst noch Auto und versorgt sich selbst. Kocht, wäscht und hält seine 80 qm Wohnung in Ordnung.

Alles bestens. Bis dahin. Um mich nicht zu emotional zu werden, liste ich das hier einfach mal nach Daum auf. Anders kann ich grad nicht, weil ich dann aus dem Weinen nicht mehr raus komme.

07.11. Mein Vater hatte zwei kleinere Autounfälle, konnte aber am Abend keine klaren Aussagen dazu machen, hatte einige wichtige Details vergessen. Machte insgesamt einen aufgeregten und verwirrten Eindruck.

08.11. Der behandelnde Arzt weist ihn wegen Verdacht auf Schlaganfall ins Krankenhaus ein.

09.11. Nach MRT wird klar, es ist "etwas in seinem Kopf"
Behandlung mit cortisonhaltigem Medikament.
übers Wochenende Besserung der Verwirrttheit

13.11. Transfer in ein neurochirurgisches Krankenhaus, Gespräch mit der Neurochirurgin, die kurz, knapp und schonungslos erklärt hat worum es geht (Glioblastom) und die Alternativen darlegte: so lassen wie es ist - oder risikoreiche OP und etwas Zeit gewinnen.
Mein Vater, in dem Moment klar, hat sich für die OP entschieden. Seine Aussage: die Hoffnung stirbt zuletzt, wenn man es nicht versucht, hat man schon verloren (so in der Art hat er es gesagt).

16.11. OP, gut überstanden, kann sprechen, gucken und auch alles bewegen, will uns (zwei Töchter) nicht sehen, möchte seine Ruhe. Er ist sehr sentimental am Tag danach, nur am weinen und er hat uns wieder weg geschickt.

19.11. sitzt schon wieder auf der Bettkante und spricht normal mit uns. Lt. Aussage der Ärztin ist der Tumor komplett entfernt worden, MRT ist für den übernächsten Tag angesetzt.

21.11. MRT wurde gemacht, Befund steht noch aus (keine Ärzte anzutreffen), mein Vater ist verwirrt, begrüsst uns mit den Worten: ich bin verwirrt! Bringt Dinge durcheinander, kann Worte nicht finden, sitzt aber in seinem Bett und kann auch im Zimmer am Stock umher laufen. Der Pfleger auf der Station sagt, dass diese Verwirrtheit zum Krankheitsbild gehört?

Was passiert mit ihm / uns? Der Tumor ist doch weg operiert? Ich habe Angst vor der Zukunft, bin voll berufstätig, kann mich nicht um ihn kümmern.
Meine Schwester arbeitet nicht, ist aber körperlich und mental nicht in der Lage einen kranken Menschen zu pflegen.

Pflegeheim? Bessert sich seine Verwirrtheit wieder, kann er vielleicht doch wieder für eine gewisse Zeit alleine leben?

Ich bin sehr durcheinander, vergesse selbst tausend Sachen,w eil ich so angespannt bin und muss mich mit der Tatsache Glioblastom erst einmal auseinander setzen.

Wie kann ich ihm helfen? Was kann ich machen?

Danke fürs Lesen und auch danke für jeden Tipp und gut gemeinten Ratschlag!

LG
Heike

Überschrift editiert Mod
« Letzte Änderung: 22. November 2012, 16:19:36 von fips2 »
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Phil Bosmans

Offline Romy

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Re:Auf einmal ist alles anders, mein Vater ist krank....
« Antwort #1 am: 22. November 2012, 08:07:24 »
Liebe Heike,

willkommen bei uns, auch wenn der Anlass kein guter ist.

Nach so einer Operation wären wir wohl alle verwirrt. Deine eigene Verwirrung kann ich gut nachvollziehen, mir ging es nach der Diagnose bei meinem Bruder ganz genau so. Ich bin in meinem Leben noch nie so tief unten gewesen, - aber, es geht auch wieder bergauf!

Warte jetzt erst einmal die endgültige  Analyse des Tumors ab, das dauert einige Tage. Informiere Dich, frag nach und lese vor allem auch die Berichte von den vielen Langzeitüberlebenden, das macht Mut!!!

Jeder Verlauf ist anders. Dein Vater scheint ja ein tapferer älterer Herr zu sein...Die Krise übersteht er dann auch!!!!!

Euch alles Gute
Romy

Offline Iwana

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Re:Auf einmal ist alles anders, mein Vater ist krank....
« Antwort #2 am: 22. November 2012, 09:57:45 »
Hallo Heike
Tut mir leid dass dein Vater ein Hirntumor hat. Schön ist, dass er doch schon viel Lebenserfahrung hat und dies wird jetzt gewiss nicht leicht für einen Lebemann. Er wird sich überlegen müssen was für Therapien er alles will, die OP ist schon durch, sobald ihr die Histologie in den Händen habt müsst ihr euch entscheiden, wenn es ein Glioblastom ist, dann würde Bestrahlung und Chemotherapie anstehen. Ev. Kannst du dich darüber ja schon vorinformieren hier im Forum (Stupp Schema) mit Temodal.

Ich würde aber auch verstehen wenn er sagen würde ich möchte lieber noch ein wenig in der Wohnung leben oder sonst noch einen Wunsch erfüllen. Solche Fragen stellen sich mit dieser Diagnose nämlich, egal wie alt dass man ist. Bei mir war gerade die Bestrahlung sehr anstrengend und ich hatte nachhaltige Kognitive Defizite (Gedächtnis, Konzentration etc.) Kommt aber sicher auch darauf an wo der Tumor liegt und wie gross das Bestrahlungsgebiet ist. Sind aber alles Punkte die ihr mit den Aerzten bezüglich seiner Lebensqualität besprechen müsst und auch mit ihm besprechen müsst.

Hat er sich schon in einem Altersheim angemeldet oder blendet er dies völlig aus? (ich habe eine Grossmutter die lebte bis 95 alleine in einer Alterswohnung...sie wird in 4 Monaten 100)
Gruss Iwana

Offline HeikeD

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Re:Auf einmal ist alles anders, mein Vater ist krank....
« Antwort #3 am: 22. November 2012, 10:50:15 »
Hallo Romy und Iwana,

danke für die Antworten.

Ich habe beschlossen heute früher Feierabend zu machen, weil ich mit den Ärzten reden will. Das Ergebnis was es jetzt genau ist, wird zwar morgen erst vorliegen, aber ich will trotzdem wissen was passiert WENN es ein Glioblastom ist. Wovon aber auszugehen ist.

Habe nach dem ersten Beitrag heute früh im Krankenhaus angerufen und die Schwester meinte, dass er heute morgen nicht verwirrt war. Hat sich mit Hilfe der Schwester gewaschen und danach selbst angezogen. Na immerhin! Er würde aber müde sein und hätte sich wieder hingelegt und ist wohl auch eingeschlafen.

Ist schlafen die beste Medizin oder eine typische Sache bei dieser Krankheit?

Ich würde ihm gerne alle seine Wünsche erfüllen, darüber haben wir noch gar nicht gesprochen. Er liegt auf einem 4-Bett-Zimmer und da ist nix mit Privatsphäre  :'( überlege schon ob ich mal nachfragen soll wie teuer es wäre ihn auf ein normales 2-Bett-Zimmer zu verlegen. In seinem und in unserem Sinne. Kommt aber auch darauf an, wie lange er nun noch dort bleiben muss. Er hat keine Infusionen oder sonstige "Anwendungen" er sitzt den ganzen Tag da rum und wartet darauf, dass wir abends vorbei kommen.
Nach seiner Aussage ist ihm aber nicht langweilig. Etwas zu lesen möchte er nicht haben.

Alleine wohnen wäre ja toll, wenn er aber so vergesslich ist, vergisst er dann den Topf auf dem Herd? Oder sonstige Sachen? Was ist wenn er hinfällt? Das geht nur, wenn 2-3 mal am Tag jemand nach ihm sieht und der Herd abgestellt wird. Sonst hätte ich keine ruhige Minute mehr.

Ja, er ist schon alt. Das ist das einzige was uns ein winziges Stückchen Trost gibt, dass er schon so lange gut gelebt hat (zwar mit ein paar OP`s, von denen er sich aber immer sehr gut erholt hat).

In ein Pflege- oder Altenheim möchte ich ihn nicht wirklich geben. Dann wäre schon eine Tagespflegekraft besser. Kommt auf die Kosten an, wir sind keine Millionäre  :'(
Auch darüber haben wir noch nicht gesprochen, ich brauche Zeit mit ihm in Ruhe. In diesem überfüllten Patientenzimmer möchte ich das nicht machen.

@Romy, ich kann verstehen was du mit "ganz tief unten" meinst. Ich glaube ich bin gerade im freien Fall. Habe kurz quer gelesen was euch so passiert ist und wünsche deinem Bruder alles Gute!

@Iwana, wow 100 Jahre! Das ist mal ein Alter! Ich werde mir das mal durchlesen was du mit Stupp Schema und Temodal meinst.

Ich bin froh, dass ich dieses Forum gefunden habe und es Menschen gibt, die nachfühlen können wie es mir im Moment geht.

Danke!
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Phil Bosmans

Offline Lackenkogel

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Re:Auf einmal ist alles anders, mein Vater ist krank....
« Antwort #4 am: 22. November 2012, 12:27:07 »
Hallo Heike,
ich drücke Dich virtuell mal feste - was auf Euch zukommt, wird kein Spaziergang :-(.

Bei meiner Mum wurde die Diagnose im Februar gestellt. Ähnlich wie bei Euch, ist auch sie mit Verdacht auf Schlaganfall eingeliefert worden. Was aber ja dann ein Glioblastom war. Im Zeitraffer führe ich auf, was bis dato alles passiert ist:
1. OP Anfang Ende Februar. OP gut verkraftet, aber Resttumor noch vorhanden.
2. OP Ende März. Wieder OP gut weggesteckt, der Tumor konnte vollständig entfernt werden (der Tumor! Aber nicht die Tumorzellen; diese kann man nicht so einfach entfernen. Und gerade beim Glio sind diese besonders aktiv!).
Danach 6 Wochen Strahlentherapie. Da meine Mutter alleine und ohne Aufsicht nicht zu Hause bleiben durfte, wurde diese Therapie stationär durchgeführt.
Kontroll-MRT Mitte Juni: 2 Rezidive!
OP Nummer 3 folgte.
Chemotherapie und in eine Reha: Mit Rollator rein, im Rollstuhl sitzend 3 Wochen später wieder raus.
Betreutes Wohnen ging nun auch nicht mehr, ganz kurzfristig und schnell musste eine Lösung her. Wir haben sie in eine Kurzzeitpflege bringen können.
Zustand verschlechterte sich zusehends. Gedächtnislücken waren noch das kleinste Übel.
Anfang Oktober Umzug in ein Pflegeheim. Sie ist mittlerweile ein Vollpflegefall; kann nichts mehr alleine. Schläft sehr viel, ist verwirrt, liegt nur noch, kann ihre Ausscheidungen nicht mehr steuern etc.. Chemotherapie wurde abgesetzt. Sie wird nur noch rein palliativmässig medizinisch versorgt und hat nur noch ein paar Tage/Wochen zu leben.

Zwischen den einzelnen OP's immer wieder Krankenhausaufenthalte, weil sie epileptische Anfälle bekommen hat.

Ich muß ehrlich sagen: Mit dem Wissen von heute und diesem Krankheitsverlauf innerhalb so kurzer Zeit, wüsste ich nicht, ob ich einem "alten" Menschen diese Prozedur noch einmal antun oder ob ich nicht besser auf Lebensqualität setzen würde. Die Maßnahmen sind sicher alle richtig, aber sie sind auch nur lebensverlängernd.
 "Die Hoffnung stirbt zuletzt!". Das ist sicher richtig, aber was ist mit dem dazwischen?

Ohje, liebe Heike, ich wünsche Euch aufrichtig alle Kraft dieser Welt.
Und wenn Du Fragen hast, nur zu. Meine Geschichte ist ja nur auf das Wesentliche beschränkt. Was all noch dazu kam, würde den Rahmen sprengen.

Astrid

Offline HeikeD

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Re:Auf einmal ist alles anders, mein Vater ist krank....
« Antwort #5 am: 22. November 2012, 12:53:00 »
ohje ohje Astrid,

mir wird ganz schlecht.... ich fühle mich wie in einem falschen Film wenn ich das alles lese. Vor allem weil es bei uns ja vielleicht ähnlich ablaufen könnte. Woher nimmst du die Kraft?

Ich muss unbedingt mehr mit den Ärzten reden, ich komme mir so unwissend vor.

Wenn ich nicht arbeiten würde, wäre das alles kein Problem, heute bin ich voeraussichtlich um 16.30 uhr im Krankenhaus, die Ärzte haben um 16.00 Uhr Feierabend. Habe meinem Kollegen schon gesteckt, dass ich vielleicht doch früher gehe, damit ich noch einen Arzt zu Gesicht bekomme.

Das mit deiner Mutter ist schlimm, es tut mir Leid!

Mein Vater hat selbst entschieden was er machen will, für die OP hat er sich aus freien Stücken entschieden. Mir ist es nur wichtig, dass er nicht ewig leidet, Schmerzen hat oder sein Leben unnötig mit hundert Maschinen verlängert wird, wo nix mehr zu verlängern ist.

Ich habe keine Ahnung von Glioblastomen, kannte bis letzte Woche nicht einmal diesen Begriff und ich fühle mich wie ein Säugling, der vom Leben noch nichts weiß und keine Entscheidungen treffen kann.

Dabei braucht mein Vater mich und meine Entscheidungskraft mehr denn je.

ob er in ein Pflegeheim kommt oder nicht, keine Ahnung. Was bleibt uns übrig außer einer Tagespflegekraft? Da müssen wir halt schauen wie es finanziell machbar ist.

Danke für deinen ehrlichen Bericht! Das ist genau das was ich wissen will, wie es anderen ergeht, was passieren könnte, womit wir eventuell rechnen müssen usw.

Ich werde sicher Fragen haben,w enn ich mit dem Arzt gesprochen habe, dann melde ich mich wieder!
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Phil Bosmans

Offline Lackenkogel

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Re:Auf einmal ist alles anders, mein Vater ist krank....
« Antwort #6 am: 22. November 2012, 13:27:58 »
Liebe Heike,
ich wollte Dich nicht erschrecken! Aber Du hast gefragt..............und ich wollte und möchte Nichts beschönigen.
Natürlich ist jeder Krankheitsverlauf auch individuell.
Sprich auf jeden Fall auch mit Deinem Vater! Was er für Vorstellungen und Wünsche hat, wie es weitergehen soll.
Habt Ihr bereits Vorsorge getroffen, was eine Patientenverfügung und Pflegevollmacht angeht? Wenn nicht, dann hat das Priorität. Insbesondere, wenn Du nicht möchtest, dass Dein Papa an Maschinen angeschlossen wird, etc.. Meine Mutter hat keine Schmerzen! Sie ist palliativmedizinisch sehr gut eingestellt. Sie schläft halt unglaublich viel. Aber sie ist in sich ruhend, hat keine Angst.
In ein Krankenhaus kommt sie auch nicht mehr; da greift die Patientenverfügung.

Tagespflegekraft ist gut und schön, aber was ist mit der Nacht?
Anfangs habe ich bei meiner Mutter übernachtet. Tagsüber war sie bei meinem Schwager.

Ein Gespräch mit Deinem Arbeitgeber wäre auch sinnvoll. Gesetzlich stehen Dir bis zu 10 Tagen zu, damit Du Deinen Vater kurzfristig versorgt bekommst. Man kann sich auch für 6 Monate freistellen lassen, allerdings unentgeltlich.
Gott sei Dank haben meine Schwester und ich Arbeitgeber, die voll hinter uns stehen und uns den Rücken freihalten. Das ist großartig und wir wissen dies sehr zu schätzen. Jederzeit können wir gehen oder gar nicht erst kommen, wenn Mama uns benötigt.

Dann wäre auch noch die Pflegestufe zu beantragen.

Alles bürokratischer Kram, der noch zu Deinen bereits vorhandenen Sorgen und Ängsten dazukommt. Braucht kein Mensch, aber leider notwendig.

Woher wir die Kraft nehmen? Keine Ahnung! Es funktioniert. Anfangs war wilder Aktionismus an der Tagesordnung. Das Netz glühte. Aber irgendwann wird alles  "automatisch".

Ich habe für mich eine Art Schubladensystem eingerichtet: Wenn Input benötigt wird, geht diese Auf oder Zu - je nach dem. Ansonsten ist sie geschlossen und ich lebe weitestgehend mein Leben weiter. Gut, im Moment dieser Endphase dreht sich alles um meine Mutter. Da habe ich auch kein Problem mit.
Es gibt Tage, da möchte ich nichts über diese Dreckskrankheit mit Anderen sprechen. Das wird auch akzeptiert.

Astrid


Offline HeikeD

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Re:Auf einmal ist alles anders, mein Vater ist krank....
« Antwort #7 am: 22. November 2012, 13:52:26 »
Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung haben wir gemacht. Ich entscheide auch wo Papa bleibt wenn es soweit ist. Muss mir das nochmal genau anschauen, von Hospiz steht da nix drin. Vielleicht müssen wir nacharbeiten.

Das Ding mit den 10 Tagen freistellung ist mir neu! Danke für die Info, das kann mir bei wichtigen Behördengängenja sehr weiter helfen! Unentgeltlich geht leider nicht, auch nicht für ein halbes Jahr oder ein paar Monate. Zumindest sehe ich das momentan nicht... ist aber ein Gedanke, den man aufnehmen sollte.

Danke für deine Offenheit, du hast mich nicht erschreckt, es ist erschreckend zu lesen, tut mir aber gut, weil ich dann nicht wie Don Quichote gegen Windmühlen kämpfe sondern in etwa erahnen kann was auf uns zukommt.

Ich weiß gern mit wem oder was ich es zu tun habe, wenns auch noch so schrecklich und bedrohlich klingt.

Das nur schnell noch am Rande erwähnt, muss jetzt hier was tun und melde mich wieder sobald ich heute Abend kann. Werde dann berichten was die Ärzte gesagt haben und was das MRT von gestern ergeben hat.

LG
Heike
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Phil Bosmans

Offline Lackenkogel

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Re:Auf einmal ist alles anders, mein Vater ist krank....
« Antwort #8 am: 22. November 2012, 14:15:30 »
Nein, von Hospiz wird nichts drinstehen - ist bei uns auch nicht.
Grundsätzlich bin ich absolut pro Hospiz! Ich glaube, dass dies durchaus ein Ort  für einen Sterbenskranken ist, wo er seine letzten Tage mit Würde und Fürsorge verbringen kann, wenn es nicht möglich ist, ihn zu Hause zu pflegen.
Mangels Hospizplätze bei uns, ist meine Mutter in einem kleinen Pflegeheim, welches sich auch mit Palliativ befasst. Sehr, sehr liebevoll und schön. Sie fühlt sich dort wohl!

Bzgl. den 10 Tagen Freistellung gibt es ein relativ neues Gesetz.
Ich habe diese weniger für Behördengänge genutzt, sondern für die Betreuung meiner Mutter. Die Behördengänge habe ich vor, während oder nach der Arbeit gemacht. Die 10 Tage waren mir hierfür schlicht zu wertvoll.

Die Freistellung über 6 Monate wäre bei uns finanziell auch nicht möglich gewesen. Im Nachhin betrachtet, aber vielleicht doch, wenn man bedenkt, dass meine Mutter nur 9 bis 10 Monate überlebt hat und keine 2 Jahre - maximal, wie man uns prognostizierte. Aber was sind schon Prognosen?!

Viel Kraft weiterhin.
Astrid

Offline Thinking

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Re:Auf einmal ist alles anders, mein Vater ist krank....
« Antwort #9 am: 22. November 2012, 15:13:44 »
Hallo Heike,

zu der Krankheit kann ich nun nichts sagen, da ich auch mich damit nicht auskenne. Du kannst hier aber ja alle möglichen Fragen stellen und es wird Dir geholfen.
Sicher findest Du hier im Forum auch noch informative Links und Berichte.

Da ich mich grad mit Wahlleistungen im Krankenhaus (z.B. ein 2-Bett-Zimmer) beschäftigt habe, kann man für so ein Zimmer mit so ungefähr 50 Euro pro Tag an Zuzahlung rechnen.

Dein Vater scheint einen starken Lebenswillen zu haben - und ich wünsche ihm, das er sich gut wieder erholt und euch als Töchtern viel Kraft.

Viele Grüße
Renate

Offline HeikeD

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Re:Auf einmal ist alles anders, mein Vater ist krank.Vorst. HeikeD ( Angeh)
« Antwort #10 am: 23. November 2012, 06:45:21 »
Guten Morgen liebe Forianer,

gestern ging es meinem Vater schon besser, hat er selber auch festgestellt und er freute sich auch ein wenig darüber. Immer wieder sagte er, es ist ja noch alles frisch (operiert) und wird noch dauern, bis alles wieder verheilt ist. Ich bin ja noch nicht gesund, so seine Worte.

Das MRT Ergebnis habe ich auch von der Ärztin bekommen. Der Tumor konnte beinahe komplett entfernt werden (bis auf ca. 2 mm kleinen Streifen, der an einer inoperablen Stelle sitzt) und die Ärzte sind mit meinem Papa vollauf zufrieden, was die Heilung nach der OP angeht.

Das Ergebnis liegt aber noch nicht vor, vielleicht heute oder Montag.

Mein Vater hat fast keine körperlichen Ausfälle, das Gesichtsfeld ist eingeschränkt, er greift gerne mal neben die Gegenstände die er anfassen will und er kann nicht lesen. Er kann aber sehen, offensichtlich erkennt er die Buchstaben nicht richtig. Beim zweiten Versuch mit dem Pfleger eine halbe Stunde später hat er die Zeile aber fast lesen können (von 5 Worten 3 oder 4 richtig gelesen).

Die Ärztin meinte, dass sich dieser Ausfall in den nächsten Wochen bessern KÖNNTE. Da die OP durch das Sehzentrum durchgeführt werden musste (der Tumor sass genau zwischen Sprache und Sehen), musste mit diesen Nachwirkungen gerechnet werden.

Wenn der histologische Befund dann vorliegt, werden die nächsten Schritte besprochen, dann wird man sehen ob man mit einer Bestrahlung weiter macht oder nicht. Zudem ist er teilweise noch verwirrt und hat Worfindungsstörungen, bzw. verwechselt z.B. jung und alt. Er wollte gestern sagen: ich bin ja schon alt und sagte: ich bin ja noch jung.

Bis das Ergebnis vorliegt müssen alle meine "was ist wenn" und "wie geht es weiter" und "wo bleibt Papa wenn..." auf dann verschoben werden.

Gestern Abend bin ich dann zuhause zusammen geklappt und mein Mann war in Sorge um mich.

Ich bin arbeitsmäßig 10 Stunden am Tag aus dem Haus, fahre dann nach Hause um die Hunde zu versorgen, steige dann ohne weiteren Aufenthalt sofort ins Auto um entweder 1. meinen Vater zu besuchen oder 2. meine Schwester abzuholen um mit ihr meinen Vater zu besuchen oder 3. meine Tochter, meine Schwester abzuholen um mit denen meinen Vater zu besuchen. Zwischendurch erledige ich auch noch Teile des Umzugs meiner Tochter, die kein Auto hat und besuche mal eine Freundin oder telefoniere für meinen Vater mit Versicherungen oder so.

Die Entfernung zum Krankenhaus beträgt ca. 45 km eine Strecke - ohne den Umweg zu meiner Schwester.

Meine Schwester ist Alkoholikerin, die leider überhaupt keine Kraft hat sich um etwas zu kümmern (mein mann sagt, sie ist einfach nur zu bequem, denn was sie will kann sie auch erledigen).

Ihre Aussage war letzte Woche Samstag, dass sie leider am Sonntag nicht ins Krankenhaus kann, weil der Sonntag der einzige Tag ist an dem sie mal nichts macht. Sie geht weder arbeiten, noch wäscht sie die Wäsche meines Vaters, das mache ich alles. Ich gehe auch die Sachen einkaufen die er braucht, alles so nebenher.

Vorgestern meinte sie dann auf dem Rückweg, dass sie dann nächste Woche wieder mit ins Krankenhaus fährt. Alleine war sie noch nie da, sie fährt nicht mit Bus oder Bahn.

Das alles macht mich zu den Sorgen um meinen Vater sehr unglücklich und teilweise auch böse (allerdings habe ich dazu kaum mehr Kraft).

Ich bin selbst angeschlagen, befinde mich noch immer in Therapie wegen eines BurnOuts im letzten Jahr.

So, jetzt habe ich mich am frühen Morgen hier mal ausgekotzt.

Danke fürs Lesen  :)

LG
Heike


edit:
ich möchte jetzt hier aber nicht den Eindruck erwecken, dass mir das alles zuviel wird. Ich mache das gern für meinen Vater, aber ich fühle mich halt ein wenig allein gelassen und ein bisschen überfordert, weil ich auch nicht weiß was noch alles auf ihn / uns zukommt. Das wollte ich hier einfach mal zum Ausdruck bringen.  Angst haben ist doch nicht schlimm, oder?
« Letzte Änderung: 23. November 2012, 07:09:30 von HeikeD »
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Phil Bosmans

Offline krimi

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Re:Auf einmal ist alles anders, mein Vater ist krank.Vorst. HeikeD ( Angeh)
« Antwort #11 am: 23. November 2012, 09:40:24 »
Guten Morgen HeikeD,

da ist ein riesen Berg an Sorge und Belastung auf dich zugerollt, ohne Vorwarnung. Hier hast du auch schon Zuspruch und Trost erhalten. Und wir verstehen dich sehr gut. Du lamentierst nicht.

Als Betroffene gehöre ich „hier“ zwar zu der Sparte Meningeom, war aber vor einigen Jahren auch Angehörige eines Krebs kranken Vaters.

Was ich bis jetzt gelesen habe, hast du alles im Alleingang gemeistert. Sicher hast du die moralische Unterstützung deines Mannes und deiner Tochter. Und bestimmt auch Hilfe Zuhause. Alles andere aber lastet auf deinen Schultern.

Dein Vater scheint auf einem guten Weg der Genesung zu sein und ich wünsche ihm, dir natürlich auch, dass nichts anderes dazwischen kommt.

Es ist eine schöne Strecke, die du zurücklegen musst, um deinen Vater zu besuchen. Kannst du an Tagen, an denen du zu ihm fährst, die Versorgung der Hunde nicht deinem Mann überlassen? Wenn du mit den Ärzten sprichst, wäre da auch die Frage der weiteren Therapie und somit der Unterbringung für deinen Vater. Du solltest diese Last der Entscheidung und Verantwortung nicht allein tragen.


Was deine Schwester betrifft. Alkoholikerin hin oder her. Du solltest sie nicht aus der Verantwortung zu eurem Vater nehmen und dazu noch stets das Taxi bieten. So hilfst du ihr nicht und dir schon gar nicht. (Ich hatte eine Tante die Alkoholikerin war, ihren Haushalt geführt und sogar ihre Tochter versorgt hat. Es war für alle Beteiligten nicht immer leicht. Aber sie konnte sich so nicht hinter ihrer Sucht verstecken und abgeben, weil die anderen ja einen Teil ihrer Verantwortung abnahmen.)
 
Du schreibst, dass du selbst auch noch in Therapie wegen Burnout bist. Du musst auch weiter an dich denken. Das möchte dein Vater bestimmt auch.

Ich wünsche dir von Herzen, dass dein Vater soweit wiederhergestellt wird, dass er noch einige Jahre in guter Verfassung und selbstständig in seiner Wohnung leben kann.

Viele Grüße

krimi
Wer einen Platz im Herzen eines Menschen hat, ist nie allein.
______________

http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,6956.msg50233.html#msg50233

Offline Lackenkogel

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Re:Auf einmal ist alles anders, mein Vater ist krank.Vorst. HeikeD ( Angeh)
« Antwort #12 am: 23. November 2012, 10:36:21 »
Guten Morgen Heike,
na, das hört sich doch schon recht positiv an.
Dass sich das Sehfeld wieder bessern könnte, ist richtig. Meiner Mutter hat man bei der 1. OP ein Stück Augenrinde entfernen müssen. Dadurch hat sie links eine sehr beschränkte Sicht. Anfangs war das natürlich schwer, aber im laufe der Zeit hat sich das Gehirn daran gewöhnt, dass es anders gucken muss. Und sie ist damit ganz gut zurecht gekommen. Autofahren allerdings war nicht mehr drin.

Zu Deiner Schwester: Ich gebe Kimi da recht. Ich würde sogar noch einen härteren Gang einschalten. Ich würde mich mit diesen Sorgen nicht auch noch zusätzlich belasten. Wenn sie nicht mitzieht, dann gäbe es auch kein Entgegenkommen mehr von meiner Seite. Soll sie sehen, wie sie ins Krankenhaus kommt. Ist nicht Deine Aufgabe dafür zu sorgen. Du brauchst deine Energie für wichtigere, viel wichtigere Dinge! Ihr seid noch am Anfang.

Gute Besserung für Deinen Papa! Das ist ein Kämpfer, wie mir scheint! :-).
Und Du pass auf Dich gut auf - weg mit unnötigem Ballast. Delegieren ist was Wunderbares ;-).

Alles Liebe
Astrid

Offline HeikeD

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Re:Auf einmal ist alles anders, mein Vater ist krank.Vorst. HeikeD ( Angeh)
« Antwort #13 am: 23. November 2012, 13:08:39 »
Hallo,

ihr habt ja recht  :( ich sollte mehr delegieren. Das tue ich den ganzen Tag im Job, privat klappts leider nicht so gut.

Allerdings habe ich gerade meiner Tochter erklärt, dass ich mit ihr gleich nicht noch nach der Arbeit zum Baumarkt fahre um Abtönfarbe zu kaufen. Mein Mann hat gesagt, dass er mich heute Nachmittag zu meinem Vater fährt, ich habe Autofahrverbot.  ;)

Ich kann mich nicht dagegen wehren schon Gedanken an "später" zu haben. Ich spiele alle Möglichkeiten schonmal durch, wenn er es gut überstanden hat (die Therapie) und doch nicht mehr alleine wohnen kann. Vielleicht kann er dann zu mir/uns (tagsüber in die Tagespflege und am Wochenende und über Nacht in unserem Gästezimmer was wir ihm dann wohnlich herrichten).

Wenn er sehr pflegebedürftig ist, kann er leider nicht zu mir ziehen, ich kann meinen Job nicht aufgeben und ich brauche meinen Schlaf (Wechseldienst), so dass ich eine Pflegeleistung leider nicht erbringen könnte.

Ach was ein Mist alles.

Ich hoffe nur, dass es ihm gleich genauso gut geht wie gestern. Dieses Ungewisse von einem Tag zum anderen macht mich kirre.

Meiner Schwester werden wir am Wochenende ins Gewissen reden. Mindestens unsere Meinung werden wir äußern, das muss raus, anders ersticken wir dran.

Wenn sie nicht einsichtig ist, werde ich sie nicht mehr abholen um mit ihr zum Vater zu fahren, sie kann die Bahn nehmen, die hält nicht weit vom Krankenhaus entfernt. Da sie nicth arbeitet, liegt das im Bereich des Möglichen, Alkohol hin oder her.

Ich danke euch allen für die lieben und tröstenden Worte. Es hilft mir hier im Forum quer zu lesen und mich über die verschiedensten Dinge zu informieren.

LG
Heike
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Phil Bosmans

Offline Lackenkogel

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Re:Auf einmal ist alles anders, mein Vater ist krank.Vorst. HeikeD ( Angeh)
« Antwort #14 am: 23. November 2012, 13:46:14 »
Heike, noch einen kleinen Rat von meiner Seite.
Auch, wenn Du noch nicht weißt, wie es pflege- und betreuungstechnisch mit Deinem Vater weitergeht, würde ich dennoch schon bei einigen Pflegeheimen, -dienste, evtl. sogar Hospiz "anklopfen". In der Regel gibt es dort eine Warteliste.
Für den Übergang wäre auch eine Kurzzeitpflege sicher möglich.

Ach und nochwas: In einem Hospiz darf man maximal 3 Monate wohnen. Nach dieser Frist kann man eine Verlängerung beantragen, die die Krankenkassen in der Regel aber nur von wenigen Wochen genehmigen. Ich kenne einen Fall, da musste der Gast nach 4 Monaten das Hospiz verlassen und in einem Pflegeheim untergebracht werden. Dieser Weg ist also machbar. Umgekehrt geht das nicht! Erst Pflegeheim und dann Hospiz wirst Du nicht durchkriegen. Da sperren sich aufgrund der Kosten die Kassen.

Und Deiner Schwester steig aufs Dach. Und sei konsequent! ,-).

Astrid

 



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