Liebe Frauypsilon,
gratuliere zur gelungenen OP!
Auch den NCs aus Freiburg, die bitte durch eine Nichtbeantragung einer AHB für Dich ihren eigenen großen Erfolg nicht kaputt machen sollen. Du brauchst - wie jeder HT-Patient nach OP/Bestrahlung/Chemo - eine AHB, egal wie fit Du nach der OP ausgesehen hast.
Ich habe es hier schön öfter so oder ähnlich geschrieben:
Vor einer HT-OP hat jeder enorme Ängste. Du hast uns Deine mit vielen Worten beschrieben. Nach der OP waren diese krassen Ängste nicht oder kaum eingetreten. Aber keiner kann sich vorher vorstellen, wie lange es dauert, bis man wieder einigermaßen belastbar wird. Im KH merkt man das nicht. Da ist man glücklich, weil die OP die Ängste nicht bestätigt hat, weil man wie vorher ... zu sein scheint. Und man läuft mit Hilfe die ersten Schritte und dann schon selbstständig und mit strahlenden Augen über den Flur.
OP erfolgreich - jeder freut sich(*) - kannst nach Hause - bist ja munter und agil - ...... - aber waren es nicht nur fünf Schritte im Zimmer und vielleicht zwanzig auf dem Flur, immer in der Sicherheit, ins Zimmer zurück zu können oder rasch Hilfe zu bekommen? Man wurde mit Essen versorgt, musste nichts einkaufen oder den Tisch decken und weitere Entfernungen gab es nicht oder in Begleitung.
Selbst ohne Cortison ist bereits der Weg von der Station zum Parkplatz eine echte Leistung und jetzt merkt man die Belastung zum ersten Mal. Und dann bricht das Zuhause, auf das man sich so gefreut hat, über einen herein. Es ist noch das gleiche Zuhause, aber man bewältigt es nicht mehr. Da kommt die Enttäuschung. Damit hatte man überhaupt nicht gerechnet. Dass man sich im KH gut und erst zu Hause miserabel fühlen würde.
Und bei Dir gleich diese Extrem-Belastung der ewigen Wartezeit bei den beiden Ärzten. (Es wäre vielleicht hilfreich gewesen, zu sagen, dass Du gerade direkt nach einer HT-OP aus dem KH entlassen wurdest.) Du musst ja höllisch kaputt sein!
Ich meine: Noch ist ein wenig Zeit, dass die Klinik und deren Sozialdienst direkt eine AHB beantragen. Ich glaube, der Hausarzt kann nur eine Reha in die Wege leiten und das ist viel umständlicher, dauert länger und ist auch finanziell etwas ungünstiger.
Ich rate es Dir dringend!
Deine KaSy
(*) Es gibt festgelegte Anzahlen von Tagen für jede Krankheit, die ein (Kassen-)Patient im KH verbringen darf. Jeder Patient, den man früher entlässt, schafft einen "Puffer" für diejenigen, die man unbedingt länger im KH behandeln muss. Deswegen ist die AHB heutzutage dringender erforderlich als früher. Ich war 1995 und 1999 noch etwa zwei Wochen nach den HT-OP im KH und das war normal. Ich war anschließend auch zu den AHB und ich musste nicht danach fragen, sie wurde mir angeboten.
Warum die NC keine AHB beantragen, kann ich nicht verstehen. Es sei denn, sie empfinden dies als Eingeständnis, dass ihre OP nicht so erfolgreich ist, wenn der Patient noch zur AHB geschickt wird.
Da es gerade bei HT-Patienten eigentlich vorrangig um eine psychologische Betreuung geht, wäre m.E. eine AHB-Klinik mit einer derartigen guten Möglichkeit die erste Wahl. Für die körperlichen Einschränkungen ist nahezu jede Klinik gut ausgestattet.
Ich jedenfalls war nach meinen ersten beiden OP in einer Rehaklinik mit Neurologisch-Neurochirurgischen-Orthopädischen Ausrichtung, wo sie mit mir kaum etwas anfangen konnten. Die anderen beiden Male war ich in einer Reha-Klinik mit u.a. psychosomatischer Ausrichtung, wo mir die verschiedenen Möglichkeiten des Klarkommens mit dem, was da mit mir geschehen war, sehr halfen. (Einzel- und Gruppengespräche, Musik- und Mal-Therapie mit Themen, die einen dazu anregten, sich mit sich selbst zu befassen. Körperliche Therapien gab es ausreichend, verwöhnende auch. Besonders war aber der Kontakt, den man automatisch zu anderen Patienten bekam, die völlig fremd sind und denen man sich irgendwie vorbehaltloser öffnen kann, wenn man will.)