Hallo, Blonder Engel,
(ich hatte diese Mail schon vor einer Woche im Urlaub angefangen, bis mein Laptop eigenmächtig entschied, abzustürzen, damit ich Urlaub mache ...)
Ich wollte mich zu dem Gluckern in Deinem Kopf äußern.
Die Neurochirurgen wollten ja Deinen Tumor entfernen und dazu mussten sie Deinen Kopf öffnen. Und da wollte die (sterile) OP-Saal-Luft auch mal gucken, wie das in Deiner Rübe aussieht und - schwups - war sie drin und guckte sich neugierig alles an. Da sie eine Tarnkappe aufhat, konnte sie keiner sehen. Aber sie hat es vor lauter Interesse an Deinem Denkapparat leider verpasst, wieder aus Dir zu verschwinden, bevor der Kopf verschlossen wurde. Also war sie nun da, wo vorher der Tumor war. Da wollte sie aber keinesfalls bleiben. Also schlüpfte sie in die Blutgefäße und mischte das Hirnwasser auf. Und in Dir war es wie in einer Kaffeetasse - wahlweise Teetasse. Glucker-glucker. Aber nach und nach hat sie die Luft auf den verschiedensten Wegen wieder aus Dir heraus begeben und nun gluckert es nicht mehr.
Die Naht am Kopf sorgt höchst selten für ernsthafte Probleme, selbst wenn sie 30 cm lang ist. Der Vorteil von Kopfnarben ist ja, dass die Kopfhaut lediglich eine Wächterfunktion für das Gehirn und eine Schönheitsfunktion für den Menschen hat. Ansonsten ist sie ziemlich faul und bewegt sich den lieben langen Tag lang nicht. Nachts schläft sie sowieso. Also stört sie den Heilprozess auch nicht. Ganz anders als eine Blinddarmnarbe, die bei jedem Essen, Laufen, Lachen strapaziert wird. Oder eine Karpaltunnel-OP-Narbe im Innern des Handgelenks, wo die Haut verdammt aktiv ist, weil man seine Hände immerzu benutzt, sogar beim Schlafen und auf dem Klo. Die Sonstwo-Narben kann man sich auch andauernd angucken, für den Kopf braucht man schon einen Spiegel. Aber die Kopfnarben schämen sich auch so sehr, dass sie sich möglichst schnell unter Haaren verstecken. Bei mir wollten die Strahlen das gern verhindern und weil die Narben so traurig waren, habe ich ihnen eine Perücke spendiert, wovon die weiteren Nähte auch profitierten. Wenn ICH will, kann ich sie mir im Spiegel alle alle angucken. Und Du bald nicht mehr.
Ein fröhlich heißes Wochenende ohne Narbenprobleme wünscht Dir und allen Kopfnarbenträgerinnen und -trägern KaSy