HirnTumor-Forum

Autor Thema: Proliferationsindex  (Gelesen 10794 mal)

Offline BiKa

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Proliferationsindex
« am: 08. September 2013, 11:35:55 »
Hallo zusammen,

letzte Woche hatte ich mein erstes Kontroll-MRT nach OP (10 Wochen danach - Meningeom rechts parietal - 6,5 x 6,5 x 7,5 cm). Die Bilder sahen ganz gut aus, eine kleine Schwellung, noch eine kleine Lücke, die sich vielleicht noch schließt, vielleicht aber auch nicht, was dann aber auch kein Problem sein soll.
Als es dann um den nächsten Kontroll-Termin ging, war sich der Neurochirurg nicht mehr sicher, ob WHO-Grad 1 oder 2. Ich sagte ihm dann es sei 1 gewesen, woraufhin er einen Termin in einem Jahr vorschlug. Da ich generell total ängstlich geworden bin, wollte ich lieber wieder in 1/2 Jahr hin. Er meinte, das sei auch in Ordnung.
Zu Hause ist mir dann aufgefallen, dass ich ja nie einen schriftlichen Befund zu sehen bekommen habe und habe ihn dann noch mal nachgefordert. Ein paar Tage später kam er dann:
1. Nachbericht: "... Grad I WHO mit einem erhöhten Proliferationsindex. In diesem Falle sollte eine engmaschigere Nachkontrolle erfolgen."
Jetzt bin ich doch sehr froh, dass ich gesagt habe, ich wolle lieber schon in 1/2 Jahr wiederkommen. Aber was genau soll "engmaschig" überhaupt heißen? Ich habe versucht, etwas über den Proliferationsindex herauszufinden, ist mir aber nicht gelungen. Weiterhin steht im Bericht, dass dieser Index bei mir bei ca. 10 % liegt. Weiß jemand was darüber? Oder hat jemand einen Link, der mir vielleicht weiterhilft?

Schöne Grüße,

BiKa.


Offline Bea

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Re:Proliferationsindex
« Antwort #1 am: 08. September 2013, 12:33:18 »
Hallo BiKa,

zum Thema Proliferationsindex findest Du auch hier im Forum etwas:
 http://www.hirntumor.de/forum/index.php?topic=7427.0

Wenn im Bericht engmaschige Kontrolle steht, dann würde ich an Deiner Stelle selbst überlegen, was es für mich bedeutet. Reicht Dir ein halbes Jahr?
Bei mir - allerdings liegt auch ein anderer Tumor vor, bedeutete es alle drei Monate. Heute wurde es ausgeweitet auf vier Monate.

Liebe Grüße,
Bea

Offline Bluebird

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Re:Proliferationsindex
« Antwort #2 am: 08. September 2013, 17:04:33 »

Hallo,

ich bin zum Proliferationsindex bei Meningeomen fündig geworden.
Auf Seite 4 steht was darüber.
Du solltest aber mit Deinem Arzt (NC/Neurologe) besprechen, was es in Deinem
Fall bedeutet.

tobias-lib.uni-tuebingen.de/volltexte/2005/2104/pdf/Dissertation... · PDF-Datei

Gruß
Bluebird
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Offline KaSy

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Re:Proliferationsindex
« Antwort #3 am: 09. September 2013, 01:01:34 »
Liebe Bika,

ich bin die KaSy, die im Link von Bea die etwas umfassenderen Erläuterungen gegeben hat.

Ich selbst hatte als ersten Rezidiv-Tumor ein WHO III-Meningeom mit einer Proliferationsrate* von 5 %.
Ein zweites Rezidiv wurde auch als WHO III-Meningeom eingestuft, wies aber eine Proliferationsrate* von 10 % auf.
Zu diesem Zeitpunkt erfuhr ich erst von meiner Strahlentherapeutin diese beiden Prozentangaben , die mir in ihrer Entwicklung von 5 % auf 10 % hoch vorkamen.    
Die Ärztin sagte jedoch, man könne abwarten, es würde sich um ein langsames Wachstum handeln. Als ersten Kontrollabstand nach der OP empfahl sie wie auch der NC** einen Abstand von 3 Monaten.
Dort zeigten sich die Befunde stabil, so dass danach halbjährliche Kontrollen genügten.

Im Unterschied zu Dir waren es jedoch bei mir WHO III - Befunde, dabei geht man ohnehin etwas engmaschiger vor.

Vergleichbar mit Dir wären die Kontrollabstände nach meiner ersten OP, in der ein WHO I - Meningeom vollständig entfernt wurde. Die erste Kontrolle fand nach 3 Monaten statt, dann nach 6 Monaten und danach jährlich, bis 5 Jahre um ... gewesen wären.

Deine erste Kontrolle hat ja bereits 2,5 Monate nach der OP stattgefunden und war bezüglich eines Rezidiv vollkommen unauffällig. Nach so relativ kurzer Zeit ist auch kaum etwas anderes zu erwarten. Der Abstand ab jetzt von sechs Monaten ist ausreichend für ein WHO I - Meningeom. Bei diesem etwas größeren Abstand lassen sich Veränderungen im Vergleich der MRT-Bilder besser einschätzen. Die 10 % bedeuten ein langsames Wachstum, das Dein Tumor hatte! Der ist ja nicht mehr da!
 
Da Du nichts anderes geschrieben hast, ist Dein WHO I - Meningeom vollständig entfernt worden. Es hat sich auch noch in seiner Kapsel*** befunden, die vermutlich mit entfernt wurde, so dass ein neues Wachstum an dieser Stelle nicht unbedingt zu erwarten ist. Genau mitgucken und Dir vom NC (!) erklären lassen solltest Du Dir aber die MRT-Aufnahmen. Und zwar nicht nur dort, wo der Tumor war.

Liebe Grüße
KaSy


Worterklärungen

* Proliferationsrate = Proliferationsindex = Zellteilungsrate

siehe nochmal hier:  http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,7427.msg54457.html#msg54457

und hier von einem HT-Info-Tag****:  http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,8967.msg643795.html#msg643795


** NC = Neurochirurg

*** Kapsel = Hülle, in der sich der Tumor zunächst lange befindet, bevor sich die Zellen rascher teilen und er über die Kapsel hinaus wächst, zunächst Hirngewebe verdrängt und dann in das umliegende Gewebe einwachsen (infiltrieren) kann. Deiner hat letzteres nicht getan!! Seine Zellen haben sich zwar ein wenig schneller geteilt als für WHO I üblich, aber seine Hülle hat gehalten - rechtzeitig entdeckt! Gut!!  

**** HT-Info-Tag = Hirntumorinformationstag = Veranstaltung der Deutschen Hirntumorhilfe e.V., die halbjährlich in unterschiedlichen Städten Deutschlands stattfindet und für die Information der Patienten und Angehörigen durch die verschiedenen Fachärzte gedacht ist


« Letzte Änderung: 09. September 2013, 01:23:15 von KaSy »
Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

Der Hirntumor hat einen geänderten und deswegen nicht weniger wertvollen Menschen aus uns gemacht!

Offline haijaa

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Re:Proliferationsindex
« Antwort #4 am: 09. September 2013, 02:31:50 »
hallo,
hier eine Info:
Empfehlungen zur Therapie und Nachsorge bei primären
Hirntumoren und ZNS- Metastasen


http://www.klinikum-stuttgart.de/uploads/tx_templavoila/Empfehlungen_zur_Therapie_u._Nachsorge_bei_primaeren_Hirntumoren_u._ZNS_Metastasen.pdf

Zitat
Als es dann um den nächsten Kontroll-Termin ging, war sich der Neurochirurg nicht mehr sicher, ob WHO-Grad 1 oder 2. Ich sagte ihm dann es sei 1 gewesen, woraufhin er einen Termin in einem Jahr vorschlug.
was diesen o.g. Empfehlungen entsprechen  würde- er hatte wohl deine Akte nicht oder nicht vollständig.
Ich glaube es wäre gut zum nächsten Gespräch den histologischen Befund über die  erhöhte Profilerationsrate mitzunehmen und wenn du unruhig bist, mache vor der Kontrolle einen Termin und lasse dir erkären, ob dieser Befund ein "atypisches  Verhalten" deines WHO I Tumors ist, das kürzere Zeitintervalle erfordern würde.

wenn du es vorab noch genauer wissen möchtes.... habe ich einen Aufsatz unter google: "meningeome-schattauer" gefunden
pdf Datei: nhk_2012-31-9_18126.pdf
dort steht auf Seite 2 unter dem Stichwort Pathogenese:
"Das proliferative Potenzial von Meningeomen wurde mit mehreren zytologischen Markern untersucht..." und dann werden verschiedene Marker erklärt, mal spricht ein "hoher" Wert für mehr proliferatives Potenzial, mal ein "niedriger" Wert . Es wäre daher gut zu wissen mit welchem Marker der Index erstellt wurde.
ich gehe aber davon aus, dass es der ki-67-Index ist, weil der "gängig" in der Klassifikation ist-
das wird für Hirntumore auf Seite 14 hier recht gut erklärt:
http://tumorzentrum-erfurt.de/tz/pdf/TZ_Journal_2_2009.pdf

...doch bei allem informieren, mach dich nicht "verrückt"...auch wenn es ein WHO I mit atypischen Verhalten ist... grundsätzlich wachsen "die Dinger" langsam, so dass ich glaube, dass du mit einer Kontrolle in 6 Monaten auf der sicheren Seite bist...

lg h.


Offline Bluebird

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Re:Proliferationsindex
« Antwort #5 am: 09. September 2013, 09:13:34 »
Hallo,

ich hatte Dir absichtlich knapp geantwortet, um meinerseits Interpretationen zu vermeiden,
da ich weder Medizinerin, Neuropathologin noch Neurowissenschaftlerin bin.
Deshalb solltest Du den geposteten Link lesen und weitere fachmedizinische Meinungen einholen.

Beschrieben wird bei gutartigen Meningeomen ein Proliferationsindex von unter 4 %.
Bei Deinem Meningeom lag er bei 10 %, obwohl WHO I.

Lass Dir von Fachärzten erläutern, was das für Dich für die Zukunft bedeutet und warum die Kontrollintervalle so festgelegt werden sollten und nicht anders.

LG
Bluebird
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Offline BiKa

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Re:Proliferationsindex
« Antwort #6 am: 14. September 2013, 18:24:21 »
Hallo zusammen,

die letzten Beiträge haben mir wirklich sehr geholfen.

Ein bisschen muss ich jetzt erst mal "sacken lassen". Ich habe im Moment das Gefühl, dass ich einfach nicht mehr kann. Immer wieder was Neues ...

KaSy, ich glaube, mein Tumor befand sich nicht mehr in seiner Hülle, weiß ich aber nicht genau, wurde mir nichts zu gesagt. Er hatte bereits die Hauptvene umschlossen/umwachsen. Außerdem hatte er sich an die Schädeldecke gedrückt, wo dann auch was "abgehobelt" werden musste.
Die Vene war wohl das Hauptproblem. Der NC hat mehrmals angemerkt, er habe alles herausgeholt, aber ob da nicht doch noch irgendwelche Zellen hängen geblieben seien, da könne man sich nie 100%ig sicher sein.

Haijaa, ja, es ist der ki-67-Index. Verrückt mache ich mich eigentlich nicht, aber es sind so viele Sachen schief gegangen, da bin ich eher verärgert.
Im Moment ist mir eher mal nach Ruhe und Abstand, aber ich glaube, das bekomme ich so schnell nicht. Heute z.B. ist es genau 3 Monate seit OP. Das lässt mich jetzt den ganzen Tag nicht zur Ruhe kommen. Ich kann es einfach nicht abstellen.

Vielen Dank auf jeden Fall,

schöne Grüße,

BiKa.

Offline haijaa

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Re:Proliferationsindex
« Antwort #7 am: 14. September 2013, 22:03:36 »
Hallo BiKa
Zitat
Im Moment ist mir eher mal nach Ruhe und Abstand,
... ja, das kann ich gut nachvollziehen ... das Leben neu sortieren... nichts mit Tumor zu tun haben wollen... es gibt ja meist auch noch andere Sachen, die geregelt werden müssen... und überhaupt ...Ruhe/Raum  haben für das was ich gerne tue und mir guttut...

warst du nach der OP in Reha?

Dein "Durchgangssyndrom" ich glaube so nennt man deine Psychose nach der OP will ja auch noch verarbeitet werden...

Zitat
aber ich glaube, das bekomme ich so schnell nicht. ...   Ich kann es einfach nicht abstellen.

...ich wollte dir auch nicht sagen, dass du es abstellen sollst... das einzige was einigermaßen  (mit etwas Übung) geht, glaube ich, ist, es nicht größer werden zu lassen mit den Gedanken....
was mir dann hilft,ist,  mir zu sagen: ja, ich habe gerade Angst... ja, das ist gerade schwer für mich... und wenn es geht, jemand in meiner Nähe, dem ich sagen kann, dass ich Angst habe/mich anlehnen  bzw. die Nähe mit Menschen, die "abwiegeln" in solchen Phasen meiden...

und etwas tun, was mich tröstet, mir guttut...
ich bin mal eine Zeit in ein Krankenhauskiosk gegangen und habe da gefrühstückt, weil die Frau da so nett und freundlich war und mir das Brötchen und den Kaffee an den Tisch brachte... obwohl da Selbstbedienung war und ich keine körperliche Einschränkung hatte...
sie "guckte" als würde sie meine Angst/Traurigkeit/Unruhe verstehen...

mit dem "wegschieben" wollen, wird es bei mir meist "schlimmer"-und wenn ich mir diese "kurzen Momente" gönne, besetzt es mich nicht so ...

was mir auch noch hilft, ist dann unter Leute gehen die nichts von meiner Erkrankung wissen oder zu Freunden mit Kindern...das hilft auch
aus meiner "AngstSpirale" rauzukommen ...

viellt. ist etwas für dich dabei...
auf jedenfall... es wird besser werden.... es braucht Zeit

Zitat
Der NC hat mehrmals angemerkt, er habe alles herausgeholt,...
dass er  das betont ist zum Einen evtl. der Grund für deine Nebenwirkungen nach der OP... er war so wie es sich anhört besonders gründlich... zum Anderen "dein Glück" weil dann vllt. wirklich nichts mehr wächst!!!
Was sagen sie denn zu einer evtl. Nachbestrahlung, wenn der Sinus betroffen war? Welchen Simpson Grad gibt er an?
Die NC bei meinem jetzigen Rezidiv waren alle verwundert, dass mein WHO II Meningeom nach OP 2002(nichtvollständige  Entfernung, Simpson Grad III) nicht nachbestrahlt wurde... es hörte sich an, als sei es inzwischen "üblich")
hier steht auch nochmal, dass vollständig entfernte Meningeome nur zu 3% rezidivieren
http://www.uniklinikum-saarland.de/einrichtungen/kliniken_institute/neurochirurgie/patienteninfo/behandlungsschwerpunkte/hirntumore/meningeome/

ich hoffe "das mit der Bestrahlung" ist jetzt nicht wieder etwas "neues" für dich... mir fiel es  ein, weil ich dachte vllt. hilft es dir, den "Sicherheitsaspekt" zu erhöhen.... mmmh  :-[ ???

lg haijaa

 



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