Ein sehr schwieriges Thema. Aber doch... ich bin dafür, dass man in einem solchen Fall der Aussichtslositkeit selbst bestimmen kann, wie und wann man sterben wird und dann auch entsprechende Hilfe bekommt.
Ich habe den Tod, das Sterben und den Weg dorthin jetzt zwei Mal aus nächster Nähe erlebt:
1. bei meinem Mann, der an einem Hirntumor zugrunde gegangen ist. Er äußerte allerdings im letzten wirklich schlimmen Jahr nie, dass er sterben möchte. Vielleicht weil ihm klar war, dass er es eh nicht selbst bestimmen kann, vielleicht auch aus Rücksicht auf uns, vielleicht weil sein Geisteszustand so kaputt war, dass solche Gedanken nicht mehr aufkommen konnten... oder, oder, oder... Ich weiß es nicht. Allerdings - so muss ich gestehen - hatte mein Mann nie und auch bis zum Schluss keine wesentlichen Schmerzen.
2. bei meinem Vater, der im Prinzip per Patientenverfügung zu gesunden Zeiten festgelegt hat, dass er im Falle einer aussichtslosen gesundheitlichen Situation nicht mehr per Maschinen etc. am Leben erhalten werden möchte und es trotzdem wurde, weil er durch "Erste-Hilfe-Maßnahmen" bei einem Unfall nämlich an diese Maschinen angestöpselt wurde. Im Prinzip kommt eine Patientenverfügung ja einem Suizid gleich: Ich lege fest: Diese und jene Lebensumstände sind für mich nicht mehr lebenswert und lasst mich sterben. Es war für mich so schrecklich, genau zu wissen, mein Vater wollte so NIE leben und kein Arzt hat dies akzeptiert. Mit meinen Worten gesprochen: Die Umsetzung der Patientenverfügung ist bei den derzeitigen gesetzlichen Bestimmungen ein "humanes KANN" aber kein "gesetzliches MUSS".
Genau aus diesen beiden Erlebnissen raus muss ich sagen, dass ich für die Sterbehilfe bin. Bei entsprechender gesetzlicher Grundlage muss natürlich ausgeschlossen werden, dass ein Druck auf die Todkranken ausgeübt wird, denn das ist auch ein Risiko (Krankenkasse, Angehörige etc.), sondern dass es wirklich der maßgebliche Wille des Patienten in einer wirklich aussichtslosen Situation ist.
Die Patientin, um die es in den Artikeln geht, berichtet beispiesweise von "immer öfter über starke Schmerzen im Kopf und lähmende Krampfanfälle, die selbst die stärksten Medikamente nicht mehr wirksam zu lindern vermochten." Sie weiß mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, dass das, was sie gerade erlebt, sich wahrscheinlich noch drastisch verstärken wird. In diesem Fall: Ich kann sie verstehen...
Aufgrund meiner Trauerfälle hatte ich mal versucht, in einem speziellen Trauerforum einen Raum für meine eigene Trauer zu finden. Ich muss aber sagen, dass ich es dort nicht ausgehalten habe, die schlimmen Geschichten von Menschen, die sich mit unendlichen Schmerzen durch diverse Krebsarten (trotz Palliativmedizin) bis zum Ende sooo wahnsinnig quälen mussten, dass sie ihre Angehörigen beispielsweise angefleht haben, sie zu erschlagen. Genau dies sollte heutzutage nicht mehr notwendig sein und an dieser Stelle möchte ich sagen können: "Ich will nicht mehr. Bitte Arzt: Hilf mir entsprechend."
Ich denke, wenn ich die Möglichkeit habe, selbst zu bestimmen, wo meine Grenze ist, wie viel ich aushalten kann, kann ich vielleicht sogar noch mehr aushalten, wenn ich weiß, dass ich das Aushalten auch jederzeit beenden kann.
LG Pem, die hofft, sich verständlich ausgedrückt zu haben.