Bis heute, 4 Wochen später, hat meine Welt Purzelbaum geschlagen.
Am Do, 14. April ein gutes Gespräch mit meiner NC, die allerdings eine Schwellung vor dem rechten Ohr nun auch sah und erstmal die Radiologen in der Klinik fragte, was das sein könne. Am Di, 19. April teilte sie mir telefonisch den Verdacht auf etwas mit der Ohrspeicheldrüse (Glandula Parotis) mit. Am Do, 21. April berichtete ich das Schöne und das Verdächtige meiner Hausärztin, die mich zu meiner HNO-Ärztin überwies. Dort stellte ich mich am Di, 26. April vor und sie nahm das Ernst, machte einen Ultraschall (Sono) und nahm den Telefonhörer in die Hand, um für mich "für morgen" einen Termin beim Parotis-Spezialisten in der nahegelegenen Klinik zu vereinbaren. Am Fr, 27. April stellte ich mich dort vor und traf auf einen netten HNO-Oberarzt, der eine Sono und eine Feinnadelbiopsie (FNB) durchführte.
Dazwischen hatte ich am Mo, 2. Mai meinen Neurologen-Termin und sprach ihn auf die Risiken dieser nun als Tumor bezeichneten Schwellung an, weil dort einige Gesichtsnerven (Faszialis-) hindurchlaufen.
Am Di, 3. Mai wollte mir der HNO-Oberarzt das Ergebnis mitteilen und ich traute mich nicht weg. Auch am Folgetag kam der Anruf nicht. Aber am Do, 5. Mai rief er an, dass der Befund suspekt wäre und er "für morgen" einen Termin für eine vorstationäre Aufnahme in der Klinik vereinbart hatte, in der meine Meningeome seit 1995 behandelt worden waren.
Eine KH-Einweisung holte ich mir bei meiner Hausärztin und war auch dort völlig durch, sie nahm sich Zeit.
Am Fr, 6. Mai verbrachte ich in 'meiner Klinik" sechs Stunden für den Corona-Test, die Patientenaufnahme, die Schwesternaufnahme, das Arztgespräch mit gründlichen Untersuchungen und dem OP-Termin für Mo, 9. Mai, und das Anästhesiegespräch.
Ich war fix und fertig, heulte immer mal, wurde beim Lesen und Ausfüllen dieser vielen Zettel mit den vielen Risiken, die ich nicht will, unterbrochen und dadurch wütend und irgendwann schmiss ich im Arztzimmer alle Sachen um mich und heulte wie ein Schlosshund. Sie hatten Verständnis.
Ich war doch gerade halbwegs durch mit diesen vierteljährlichen Ärzteterminen, die vom 1. April (Überweisungen) bis zum 2. Mai (MRT, Augenarzt, NC, Neurologe) dauerten und wollte zwei Monate Ruhe haben.
Erst auf der Rückfahrt kam ich halbwegs zum Denken und Sortieren dessen, was ich alles gehört habe, etwas Schriftliches hatte ich noch gar nicht in diesem Tempo.
Ich beriet mich mit meinen Verwandten und einer HT-Freundin und war fest entschlossen, die Untersuchung abzusagen und erst mal zu warten. Ich kannte diese Schwellung ja schon seit Jahren, die Ärzte sahen sie erst jetzt, zuvor hatte ich mal gefragt, aber ... naja ...
Ich machte einen Plan. Ich wollte die nächste MRT am 7. Juli und das NC-Gespräch am 14. Juli mit einer Vorstellung bei der HNO verbinden, um es kontrollieren zu lassen und rief am Sa, 7. Mai früh dort an, um abzusagen, bat aber um einen Rückruf des Arztes.
(Sie waren dort alle wirklich nett und einfühlsam, aber ich kannte sie doch alle nicht. Zu Hause schaute ich mir ihre Fotos an und konnte zwei Frauen und zwei Männer nicht klar zuordnen. Ich hatte den Verdacht, dass ein "Arzt in Weiterbildung" diese OP durchführen würde, der mich gar nicht gesehen hatte.)
Aber der Arzt rief mich an und ich konnte ihn alles fragen, auch wer er ist und dass die Risiken kleiner sind und mit wem er operiert. Und es soll ja auch nur eine Probeentnahme (PE) sein, weil die FNB kein eindeutiges Bild erbracht hatte.
Ich entschied mich nun doch für "Ja". Es ging alles so schnell. Mein Bruder fuhr mich am Mo, 9. Mai früh hin, die OP lief gut, außer dass schon bei der Blutabnahme und in der OP-Vorbereitung je zwei Schwestern je zwei Versuche brauchten, um den Zugang zu legen. Ich weinte beim letzten Mal und sie trösteten mich.
Obwohl die Risiken dieser PE als gering erachtet wurden, fragte mich jeder Arzt, der ins Zimmer kam, ob ich dies oder das noch machen könne. Konnte ich.
Naja, ich hatte meinen Kindern, die das ja alles miterlebt haben, gesagt, dass ich dieser Frosch sei, der dem Storch den Hals zudrückt, weil er nicht gefressen werden will. Und damit er schön stark bleibt, futtert er jede Menge Klee aus meinem Garten, der gerade frühlingsgrün und bunt wird.
Ich kenne mich nun halbwegs mit Parotis-Fachwörtern aus. Auch damit, dass die Faszialisnerven per Monitoring stimuliert werden können, um sie während einer OP nicht zu treffen. Was im Falle eines bösartigen Befundes, was sie dort eigentlich ausschließen wollen, vielleicht nicht geht, wenn die Parotis entfernt werden muss. Immerhin haben sie heute noch ein CT und eine Oberbauch-Sono gemacht und die Sono zeigte nirgends Metastasen. (Ich Glückspilz ...) Der Arzt hatte bereits mit dem Pathologen gesprochen, damit er den Befund ganz schnell ermittelt.
(Ich dachte immer, das geht gar nicht, weil man diese Zellen erst anzüchten muss, bis man weiß, wie schnell sie sich teilen und so ... Aber auch meine HNO-Ärztin, die ich heute, 10. Mai von zu Hause anrief, bestätigte mir das.)
Morgen soll die Tumorkonferenz tagen, ohne NC, aber mit HNO, Radiologen, Pathologen, Strahlenarzt. Der HNO-Arzt hofft, mich morgen mit dem Befund anrufen zu können.
Soweit erstmal.
Eure KaSy