HirnTumor-Forum

Autor Thema: Meningeom entfernt - zuerst alles gut, jetzt starke Lähmungen  (Gelesen 6414 mal)

Offline Oma aus Polen

  • Newbee Mitglied
  • *
  • Beiträge: 3
    • Profil anzeigen
Hallo zusammen,

ich bin selbst nicht Betroffener aber meine Oma, die in Polen lebt wurde am 08.01.19 operiert. Ihr wurde ein faustgroßer Meningeom, der sehr leicht zu erreichen war, entfernt. Laut den Ärzten ist dieser direkt nach dem Öffnen des Schädels rausgesprungen. Er lag unter der Schädeldecke auf der rechten Seite. Laut den Ärzten war er riesig. Meine Oma hatte das Teil wohl schon seit ca. 20 Jahren. Man hat ihr immer gesagt dass es normale Kopfschmerzen seien. Da sie am 02.01 epileptische Anfälle hatte, wurde sie ins Krankenhaus gefahren und dort schließlich operiert.
Einen Tag nach der OP hat sie die Intensivstation verlassen und die Drainagen wurden gezogen. Meiner Oma ging es den Umständen entsprechend hervorragend. Am dritten Tag nach der OP ging es dann bergab. Sie fühlt die linke Seite nicht mehr. Heute, 7 Tage nach der OP, macht auch die gesunde rechte Seite schlapp. Sie merkt aktuell nicht, wenn sie auf Toilette muss. Ist das normal? Die Ärzte sind entspannt und sagen die ganze Zeit, dass sich das Gehirn an die Veränderung gewöhnen muss und dass nun die Arbeit im Gehirn, welche der Tumor übernommen hat, von gesunden Zellen übernommen werden muss. Sie bekommt starke Medikamente, ist aber extrem ungeduldig.

Ist der hier skizzierte Verlauf "normal"?

Vielen Dank für Eure Unterstützung!

Gruß
Martin
« Letzte Änderung: 15. Januar 2019, 20:11:26 von Oma aus Polen »

Offline KaSy

  • Mitglied Forum
  • God Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 2715
  • Ich gebe niemals auf!
    • Profil anzeigen
Antw:Meningeom entfernt - zuerst alles gut, jetzt starke Lähmungen
« Antwort #1 am: 15. Januar 2019, 22:53:47 »
Hallo, Martin,
sei herzlich Willkommen in diesem Forum!

Es ist wirklich nicht schön, dass bei Deiner Oma so lange die richtige Diagnose nicht gestellt wurde und es erst eines epileptischen Anfalls bedurfte, damit das Meningeom erkannt und dann recht rasch operiert wurde.

"Rausgesprungen" ist es jedoch garantiert nicht. Die Ärzte haben es vermutlich sehr gut erkennen können. Aber um es zu entfernen, haben sie einige Stunden (!) benötigt.
In dieser Zeit waren sie hochkonzentriert.

Für Deine Oma war das eine sehr belastende Operation, die sie nur nicht so empfand, weil sie sie verschlafen hat. Die Heilung IM GEHIRN braucht jetzt sehr viel Zeit, Wochen, Monate!

Dass der Tumor Funktionen des Gehirns übernommen hat, stimmt meiner Meinung nach nicht. Ein Meningeom besteht aus Zellen, die keine Hirnfunktionen übernehmen können. Der faustgroße Tumor hat das Gehirn verdrängt.
(Das ist "gut", denn andere Hirntumoren dringen in das Gehirn ein.)
Nun muss sich das Gehirn wieder zurück bewegen, was es nur teilweise erreichen wird. Es wird eine "Resektions-Höhle" (dort, wo der Tumor entfernt wurde) verbleiben.

Die nachträglich aufgetretenen Lähmungserscheinungen sind für die linke Seite halbwegs erklärbar, für die rechte Seite nicht so ganz. Es kann mit der Veränderung innerhalb der Kopfes zu tun haben. Aber das weiß ich nicht.

Was ich weiß, ist, dass es unbedingt beobachtet werden muss und dass die Ärzte Deiner Oma (bzw. Dir und ihren Angehörigen) ernsthaft, exakt und für Laien nachvollziehbar erklären sollten, warum das so ist, wie lange das dauern kann und was dagegen getan wird. Sie soll fragen, fragen, fragen, bis sie alles wirklich verstanden hat.

Ich kenne es so, dass bereits im Krankenhaus Physiotherapeuten ans Bett kommen, um die Patienten zu mobilisieren. (Auch wenn sie keine Lähmungserscheinungen haben.)
Eine Reha-Maßnahme im Anschluss würde in Deutschland Pflicht sein.

Allerdings ist die Zeit seit der OP mit einer Woche noch sehr kurz und ich hoffe sehr, dass die Ärzte richtig liegen, wenn sie den momentanen Verlauf als "noch normal" bezeichnen. Sie gehen von vorübergehenden Problemen aus.

Aber Lähmungen zu haben, die zuvor nicht da waren, ist für Deine Oma und Euch erschreckend und muss erklärt werden.

Ich wünsche Deiner Oma einen nach und nach guten Verlauf nach dieser schweren Operation. Sie braucht Geduld, viel Geduld, aber auch Antworten.

Schreibe gern wieder hier!
KaSy
Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

Der Hirntumor hat einen geänderten und deswegen nicht weniger wertvollen Menschen aus uns gemacht!

Offline Oma aus Polen

  • Newbee Mitglied
  • *
  • Beiträge: 3
    • Profil anzeigen
Antw:Meningeom entfernt - zuerst alles gut, jetzt starke Lähmungen
« Antwort #2 am: 16. Januar 2019, 10:06:50 »
Hallo KaSy,

Danke für Deine Antwort!

Für mich als Laien ist es nicht ganz nachvollziehbar weshalb es einen Tag nach der OP die Lähmungserscheinungen nicht gab. Die Ärzte sagen auch, dass sie ein Hirnödem hat und das Gehirn sich an die Umstellung gewöhnen muss. Vorgestern war auch eine Therapeutin da und hat mit einer Oma Übungen gemacht. Gestern war sie ebenfalls da, hat aber gesagt, dass es keinen Sinn macht Übungen zu machen, da meine Oma zu schwach war.

Kannst Du mir noch eine Einschätzung zu dem Stuhlgang geben? Kann das auch durch die Entfernung des Tumors kommen?

Die OP hat 3 Stunden gedauert und verlief ohne Komplikationen. Vor 3 Tagen wurde nochmal ein CT gemacht. Der Tumor ist komplett entfernt und der Kopf "sauber".

Gruß
Martin

Offline KaSy

  • Mitglied Forum
  • God Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 2715
  • Ich gebe niemals auf!
    • Profil anzeigen
Antw:Meningeom entfernt - zuerst alles gut, jetzt starke Lähmungen
« Antwort #3 am: 16. Januar 2019, 15:40:05 »
Hallo, Martin,
hier im Forum tauschen Betroffene und Angehörige ihre Erfahrungen sowie angelesenes und von Ärzten erfahrenes Wissen aus. Wir sind also alle Laien.

Dass Deine Oma nicht merkt, wenn sie auf die Toilette muss, das kann vielleicht mit den Lähmungserscheinungen zu tun haben. Eine Lähmung ist mit fehlendem Gefühl gleichzusetzen. Außerdem stellte die Physiotherapeutin Kraftlosigkeit fest, das kann natürlich auch die Muskulatur in Beckenboden und Enddarm betreffen.

Ich verstehe allerdings nicht, warum die Übungen völlig ausgesetzt werden. Gerade bei Kraftlosigkeit und Lähmungen sind Übungen besonders wichtig! Die Therapeutin sollte Deine Oma bewegen, denn sie kann es ja gar nicht allein. Wenigstens die Füße auf und ab bewegen (zugleich und im Wechsel), die Beine heben (einzeln, beide, länger gehoben halten, Scherenbewegung, ...), Hand- und Armbewegungen, ...
Das alles ist auch zur Vermeidung einer lebensgefährlichen Thrombose wichtig!

Was tun die Ärzte gegen das Ödem? Ich verstehe (wieder mal) nicht, wie man ein CT als "sauber" bezeichnen kann,,wenn zwar der Tumor komplett entfernt wurde (super!), aber noch ein Ödem vorhanden ist.

Ein Ödem ist eine Wasseransammlung im Kopf, die um einen Tumor oder nach einer Tumorentfernung entstanden ist. Das Ödem braucht Platz, ist also so wie ein Tumor auch eine "Raumforderung" und bedrängt das Gehirn, nun aber vielleicht an anderen Stellen. Das könnte eine Erklärung dafür sein, dass Deine Oma nach der OP andere Symptome hat als vor der OP.

Wer hält eigentlich den Kontakt zu Deiner Oma?
KaSy

Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

Der Hirntumor hat einen geänderten und deswegen nicht weniger wertvollen Menschen aus uns gemacht!

Offline Oma aus Polen

  • Newbee Mitglied
  • *
  • Beiträge: 3
    • Profil anzeigen
Antw:Meningeom entfernt - zuerst alles gut, jetzt starke Lähmungen
« Antwort #4 am: 09. Februar 2019, 18:26:26 »
Hallo KaSy,

Ihre Schwester hält den Kontakt.

Meine Oma ist seit 2 Wochen in der Reha und konnte mit Unterstützung sogar schon laufen. Seit heute Nacht kann sich meine Oma wieder kaum noch bewegen und kann nicht aufstehen und sich bewegen.

Kann es nach 4 Wochen nach der OP so einen Rückschlag geben? Logisch denken fällt ihr schwer, Bewegungen sind unkoordiniert.

LG
Martin

Offline KaSy

  • Mitglied Forum
  • God Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 2715
  • Ich gebe niemals auf!
    • Profil anzeigen
Antw:Meningeom entfernt - zuerst alles gut, jetzt starke Lähmungen
« Antwort #5 am: 09. Februar 2019, 21:34:26 »
Hallo, Martin,
in der Reha-Klinik gibt es Ärzte, die das entweder erklären, behandeln, in Kontakt mit den Neurochirurgen treten oder - falls das alles nicht hilft - Deine Oma in die Klinik zurück überweisen können.

Es gab aber doch bereits erste Fortschritte und
da sind Rückschritte möglich, wenn sie nicht zu lange dauern.
Ich denke, Deine Oma ist auf einem guten, wenn auch langen, Weg, der ihr und ihren Angehörigen noch einiges an Geduld und viel Optimismus abverlangen wird.   

Kannst Du sie am Wochenende besuchen? Vielleicht könnt Ihr mit einem Rollator der Klinik  oder eben noch im Rollstuhl ein wenig nach draußen gehen?
Alles Gute wünsche ich ihr, ihrer Schwester und Dir!
KaSy
Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

Der Hirntumor hat einen geänderten und deswegen nicht weniger wertvollen Menschen aus uns gemacht!

 



SMF 2.0.19 | SMF © 2022, Simple Machines
Hirntumor Forum © 1996-2022 hirntumor.de
Impressum | Datenschutzerklärung