Liebe Regentropfen12345,
Deine Angst um Deinen Vater führt Dich in dieses Forum, wo Du auf Gleichgesinnte triffst, die Dich gut verstehen. Du bist hier willkommen!
Ich verstehe Deine Angst gut, denn die Diagnose Hirntumor trifft den Betroffenen und seine Familie völlig überraschend und erzeugt große Ungewissheit.
Nun ist aber die OP bereits gelaufen.
Der Neurochirurg (NC) hat mit seinem Team eine sehr gute Arbeit geleistet.
Jede OP hat Risiken und eine OP im Gehirn kann man nicht perfekt planen, sie ist sehr individuell.
Dass es zu dieser Blutung kam, gehört zu dem, was passieren kann. Dass der NC die Blutung stoppen konnte und einen Rest des Meningeoms stehen gelassen hat, zeugt von seiner Perfektion als Operateur und seinem Interesse daran, dass Dein Vater mit möglichst wenigen, am besten ohne Folgeschäden lange (!) und gut weiter leben kann.
Momentan hat er vielleicht noch einige Probleme, die mit der OP zusammenhängen, diese dürften vorübergehend sein. Befindet er sich noch in der Klinik, ist er zu Hause oder in einer Rehaklinik?
Die wirklich gute Nachricht ist, dass das Meningeom den WHO-Grad I hat.
Diese Meningeome wachsen sehr langsam, bleiben dadurch jahrelang unbemerkt. Sie verdrängen nach und nach Teile des Gehirns, was dieses lange toleriert. Bei Deinem Vater hat dieser Tumor leider auch ein wichtiges Blutgefäß umschlossen, so dass eine vollständige Entfernung nicht möglich war.
Momentan ist eine Bestrahlung wirklich nicht erforderlich. Falls in den folgenden MRT-Kontrollen überhaupt ein Wachstum gesehen werden sollte, kann langfristig geplant werden.
Bei WHO-I-Meningeomen teilen sich die Zellen sehr selten. Die Bestrahlung zielt darauf ab, Zellen zu stören, die sich gerade im Teilungsprozess befinden. Ihre DNA im Zellkern teilt sich und jede Hälfte bildet eine identische Kopie, so dass zwei neue Tumorzellen entstehen. In dieser Situation können die Strahlen die genetische Information so verändern, dass keine neuen Zellen gebildet werden können.
Wenn sich nun aber die Zellen so selten teilen, dann ist der Erfolg den eventuellen Strahlenschäden nicht angemessen.
Also wird abgewartet, Dein Vater kann sich von der OP erholen, wird alle drei Monate zum MRT gehen und der Neurochirurg wird schauen, wie sich der Resttumor entwickelt.
Dein Vater kann nach einigen Monaten wieder ein ganz normales Leben führen. Er kann alles machen, was er möchte. Autofahren erst nach drei Monaten, das wird er verkraften.
Sollte der NC nach ein - zwei - drei Jahren oder später feststellen, dass eine Nachbehandlung erforderlich ist, wird er mit den Strahlen-Ärzten beraten, ob eine weitere OP oder eine Bestrahlung am günstigsten ist.
Angst um sein Leben müsst Ihr nicht haben. (Es sei denn, es sind bereits jetzt vom Arzt dauerhafte oder sehr langwierige OP-Folgen benannt worden, aber davon hast Du nichts geschrieben.)
Freut Euch mit Deinem Vater, dass er das überstanden hat, helft ihm dabei, Geduld aufzubringen, denn eine stundenlange OP am Gehirn belastet doch länger bis zur vollen Leistungsfähigkeit und dieser Weg ist erstmal anstrengend. Also geht verständnisvoll und vor allem optimistisch mit ihm um.
Euch alles Gute!
KaSy