Hallo, Meike,
Also erst mal, die Schmerzen habe ich in der Kkinik bei den Fragen nach der "Schmerzstärke auf der Skale von 1 bis 10" immer mit Null angegeben, man hatte mich ja auch mit Drogen vollgepumpt. Seit Freitag bin ich zu Hause und hab die Dinger nach und nach abgesetzt und wenn Du willst, kannst Du die Reste haben.
Jaaaa, Vergesslichkeit kenne ich von den Bestrahlungen her. Das ist besonders blöd,,wenn man, wie ich damals, noch arbeiten geht. Ich hatte mir alles mehrfach aufgeschrieben und diese Zettel steckten in jeder Tasche, lagen in der Schule auf dem Tisch und zu Hause sogar auf dem Fußboden. Das half mir sehr. Ich hatte meine Termine (mangels Handy-Kalender) in drei Papierkalender geschrieben und die Termine trotzdem vergessen.
Aber während andere Gleichaltrige klagten, sie würden mit dem Älterwerden jetzt so viel vergessen, lächelte ich still im Inneren, denn bei mir wurde es besser.
Vielleicht war es ein Training für das Gehirn, vielleicht hat es sich auch mit der langen Zeit erholt oder vielleicht haben andere Gehirnregionen diese Aufgabe zusätzlich übernommen und nun habe ich in meinem Kopf mehr Funktionsbereiche für mein Gedächtnis, denn ich wundere mich selbst immer wieder, wie gut mein Gedächtnis funktioniert bzw. wie ich es immer wieder bei gezielten Suchen nach bestimmten Informationen auch gezielt einsetzen kann, um Richtiges von "fake news" sicher zu unterscheiden.
Aber vielleicht hat dieses Gehirn dafür mein Sport-Bewegungs-Zentrum missbraucht und sich daran bedient. Denn was ich mit dem Kopf mehr kann, kann ich körperlich nur noch ab und zu und nur noch kurzzeitig.
Aber die Motivation ist noch da.
Mit den Augen, da sagst Du was! Neee, das wollte ich auch nie und einen Hirntumor schon gar nicht. Und nun habe ich seit Ewigkeiten erst mit dem einen Auge, dann mit den Meningeomen, dann mit beiden im Wechsel und nun auch noch mit dem Tumor am gesunden Auge zu tun.
Das Leben ist wohl kein Wunschkonzert.
Oder man muss die Wünsche dem Leben anpassen. Ich glaube, das ist das, wovon ich Dir "eine Scheibe abgeben kann".
Ich akzeptiere das, was weniger geht, versuche (ohne darüber nachzudenken) trotzdem, immer mal über diese unsichtbaren Grenzen zu gehen, freue mich, dass ich etwas Schönes erlebt oder im Garten oder zu Hause geschafft habe, und weiß im Nachhinein, warum ich danach ein, zwei oder drei Tage völlig kaputt bin. Ich weiß aber auch, dass ich danach wieder funktioniere.
So nach dem Motto, nach Regen kommt Sonnenschein oder ein Gewitter oder ein wunderschöner Regenbogen - auf jeden Fall kommt nicht nichts, sondern es geht immer weiter mit einem kleinen Blümchen, mit zwitschernden Spätzchen oder schreienden Krähen, mit mich faszinierenden Flugzeugen (die 10 km weiter am BER landen) oder glitzernden Wassertröpfchen...
Und wenn auf Blitz und Donner wieder Blitz und Donner folgen, dann gibt es das Telefon und irgendeins meiner Kinder sagt das zu mir, was Dein Liebster zu Dir sagt. Und schon ist mein Himmel wieder blau.
Vielleicht denke ich auch einfach mal nicht darüber nach, was mit mir geschieht, also nur dann, wenn ich mit den Ärzten darüber reden muss. Dann brauche ich wieder Zettel.
Ich helfe in diesem und dem DHH-Forum lieber anderen, weil ich erkannt habe, dass es das ist, was ich gut, emotional, faktenbasiert, mit Erfahrungen begründet und sinnvoll gegliedert kann.
Ich glaube, das ist so eine Art Verdrängung. Ob das gut ist, weiß ich nicht. Aber mir andauernd vorzustellen, was "ich alles durchgemacht habe", damit könnte ich nicht leben. So ein Leben kann keiner aushalten.
Deswegen stimmt das wohl, was mir mein Mittelkind kürzlich sagte: "Du bist ein Wunderkind."
Ach, egal, wie man das durchlebt, wir sind alle Wunderkinder! Du auch!!
Liebste Grüße
Deine KaSy