hr Lieben!
Jetzt ist es so weit. Wir sind unglaublich froh, ein Platz ins Hospiz bekommen zu haben. Zu Hause ginge es nicht mehr, es war eine Qual. Alle haben nur noch gelitten. Mein Mann braucht mindestens zwei kräftige Leute, um sich vom Bett auf den Stuhl oder Rollstuhl oder Toilette zu hieven. Er kann nicht mal mehr stehen, ganz von gehen zu schweigen. Eigentlich ist er Bettlägerich, will aber noch rumkommen, und setzt sich dafür ein, egal was dies an Körperkraft von anderen verlangt. So waren meine Freundinnen und ich bei seine 120kg ganz schön am Ende. Auf unsere Pfleger kam damit nicht mehr klar. Hier fühlen wir uns geborgen und gut aufgehoben. Unsere Zimmer ist sehr schön, die Pflege wird kompetent und liebevoll gemacht, alles ist denkbar schön eingerichtet und organisiert. Die Leute sind offen, nett, flexible und verständnisvoll, und von meine Schultern fällt unglaublich viel Verantwortung, was unbeschreiblich gut ist und absolut notwendig war. Auch positiv ist, dass hier die Familie meines Mannes kommen kann, auf neutralen Boden empfangen wird, und von Profis betreut wird. So kriege ich das Gefühl, auf das was auf uns zu kommt, durch kommen zu können. Für meinen Mann war der Umzug emotional sehr schwer, auch wenn er es wollte. Er setzt sich Täglich mit das Thema Sterben auseinander. Er will nicht, er findet es schlimm. Kann ich nachvollziehen, würde ich wahrscheinlich auch. Plätze tauschen können wir nicht, ich kann ihm nur versprechen, dass ich irgendwann nach komme, und nie aufhören werde, ihm zu lieben und mit mir ins Herzen zu tragen.
Meine Bewunderung geht an alle, die deren Angehörigen bis zu letzt zu Hause gepflegt habe. Ich kann nicht. Ich habe schon längst meine Grenzen erreicht und überschritten. Dafür haben wir sehr viel andere, unglaublich schöne, wilde, mutige Sachen unternommen, die ganze Welt verreist, noch mit vollem Power gelebt, so lange es irgendwie ging. Jetzt geht es darum, gute Filme zu finden und auf DVD anzuschauen, schöne Musik zu hören, Hauskonzerte mit gute Musikern zu organisieren, Rollstuhlausflüge zu organisieren, mit Kerzen und Duften zu arbeiten, Bilder schön aufzuhangen, usw. Ich hoffe sehr, dass uns hier eine Stabile, ruhige, geborgene, liebevolle Zeit noch erwartet, bevor es dann wieder richtig los geht…
LG,
S.