Hallo!
Ich habe euer Forum leider erst jetzt entdeckt und bin sehr froh darüber. Momentan bin ich einfach sehr hilflos und bin über jede Person dankbar, die diese schlimme Krankheit schon mitdurchgestanden hat und mir einfach sagen kann, wie es jetzt weitergehen wird.
Ich erzähle euch den Krankheitsverlauf meines Vaters (66 Jahre) um einfach ein bisschen besser klar zu kommen.
Alles begann damals, als mein Vater mit meiner Mum und einem meiner Brüder im Urlaub war. Sie rief mich mittags an, es gehe Paps nicht gut. Er ist morgens aufgestanden, hatte Blut im Mund und konnte nicht mehr reden. Immer wieder versuchte er für sich zu sagen wie er heißt, doch er merkte, es klappt nicht mehr richtig. Auch das schreiben funktionierte nicht mehr so gut. Er wollte meiner Mutter mitteilen, dass er glaubt einen Schlaganfall gehabt zu haben.
Völlig erschrocken rief sie natürlich sofort den Notarzt und er kam ins Krankenhaus. Es folgten schwere Tage für meinen Dad, viele Untersuchungen, in einem fremden Land in einem Krankenhaus in dem er keinen verstehen konnte. Bald wurde er nach Deutschland geflogen, es ging weiter mit Untersuchung, wo man dann auch das Glio IV diagnostizierte. Es war ein Schock für uns alle. Man gab ihm damals ein halbes bis maximal 3 Jahre. Ich konnte es nicht glauben, ich sollte meinen Dad so früh schon gehen lassen? Das ist jetzt knapp 6 Jahre her.
Er wurde damals operiert, sie konnten einen Großteil entfernen und mittels vieler Medikamente, Strahlentherapie, Chemo, etc. kam es soweit, dass sie sagen konnten, er ist jetzt gleich geblieben und wächst nicht mehr. Man merkte es ihm schon an. Vor allem das Sprechen wollte nicht mehr so hinhauen, er suchte sehr lange nach passenden Wörtern, stotterte und vergass was er sagen wollte. Aber er konnte laufen, konnte Freunde besuchen. Es war noch sehr viel möglich. Das ging über viele Jahre so. Regelmäßig war er bei seinen Kontrollen und es änderte sich gott sei dank nichts.
Doch vor ein paar Monaten wurde es schlimmer. Das Sprechen wurde immer schlimmer, das Gehen viel ihm schwerer. Er stürzte immer öfter in unsere Glastische, oder auch mal die Treppe runter. Wir wussten uns nicht mehr zu helfen. Immer öfter war er im Krankenhaus, doch man stellte keine Veränderung fest. Er ist jetzt seit ca. Dezember in einem Pflegeheim.
Die erste Zeit wohnte er in einer relativ selbstständigen Gruppe. Man brachte ihnen nur das fertige Essen, den Rest erledigten die Bewohner selber. Quasi betreutes Wohnen.
Dann wurde es wirklich schlagartig schlimmer. Er nahm immer mehr ab, war immer öfter total ausgetrocknet, weil er nicht genug zu sich nahm. Im Krankenhaus wurder er immer wieder aufgepäppelt und kam dann zurück. Vor 2 Monaten in etwa kam er auf eine andere Station. Die Demenzstation, da er immer verwirrter war. Es kam immer mehr Unselbstständigkeit, er war plötzlich nicht mehr in der Lage selbst zu essen, sich zu pflegen und das gehen ging letztenlich auch nicht mehr. Nur noch wenige Schritte, vom Rollstuhl zum Bett.
Vor 2 Wochen kam er mit Verdacht auf Lungenentzündung ins Krankenhaus. Sie meinten es wäre keine Lungenentzündung, nicht ganz so schlimm. Jedoch ein Harnwegsinfekt. Im Katheter sah man den Urin immer ganz blutig. Er bekam Antibiotikum, wurde wieder etwas fitter. Es gab einen Tag, an dem ich mit ihm relativ gut reden konnte. Doch das ist bis jetzt der letzte gewesen. Seit dem ist er nur noch in der Lage JA und NEIN zu sagen. Er ist wieder in seinem Pflegeheim. Am Samstag hatte ich noch die Möglichkeit mit ihm raus an die frische Luft zu gehen. Es war ein richtiger Zwiespalt, soll ich ihm das jetzt antun, denn er hat inzwischen unheimliche Schmerzen, bei jeder Bewegung, oder soll ich ihm noch ein wenig Sonne und frische Luft ermöglichen. Ich bin mit ihm raus, ich hatte auch das Gefühl, es tat ihm gut.
Ich war dann erst gestern wieder da, die Arbeit hat es nicht anders ermöglicht. Er liegt nur noch, essen mag er auch nicht mehr. Sie füttern ihn mit Grießbrei, klappt wohl auch nicht so gut. Er bekommt Infusionen. Er liegt nur noch da, hat die meiste Zeit die Augen zu, und röchelt ganz ganz schlimm. Er ist total verschleimt und ich habe Angst, dass er jede Minute vor meinen Augen erstickt. Jede kleinste Bewegung tut ihm weh. Wenn er mal die Augen aufmacht um mich anzusehen, ist das ein Blick, der fast unbeschreiblich ist. Die Pupillen immer ganz klein und er sieht so "benebelt" aus. Der Arzt meinte neulich Verdacht auf Rezidiv, denn anders ist diese rapide Verschlechterung nicht zu erklären.
Es ist so schlimm zu sehen, wei mein Dad da liegt und leidet. Ich war gestern zweimal bei ihm. Bin heute nicht in die Arbeit gegangen um bei ihm sein zu können. Ich werde gleich zu ihm fahren. Als ich gestern abend um neun noch bei ihm war, hat er jedesmal, wenn ich mich weggedreht habe meine Hand ganz stark festgehalten, als wollte er nicht, dass ich jetzt gehe. Aber es ist mir nicht möglich 24h bei ihm zu sein auch wenn ich das noch so gerne wäre. Ich weiss nicht wie lang er noch leiden muss, aber es tut einfach so weh zu wissen, es geht ihm schlecht und er kann eigentlich nicht mehr. Ich versuche da zu sein für ihn, soviel und so gut es geht.
Wie ist das am Schluss, kurz bevor sie gehen müssen? Woher weiss ich, wann er an dem Zeitpunkt angekommen ist? Ich möchte bei ihm sein, wenn es soweit ist, ich will nicht, dass er alleine gehen muss!
Traurigste Grüße