Hallo …!
Bevor ich mich bald aus diesem Forum zurückziehe, möchte ich euch dennoch an meinen Erfahrungen teilhaben lassen … auch wenn ich selbst „gute Ratschläge“ teilweise zu hassen gelernt habe …
Meine Mutter ist vor wenigen Tagen an einem Glioblastom verstorben. Sie wurde 69 Jahre alt. Wir haben haben fast 4 Jahre alles mit ihr gemeinsam durchgestanden … 3 OPs, Bestrahlungen, Chemotherapien, Reha-Kliniken und alles weitere, was damit verbunden ist. Wir hatten aber das unsagbare Glück, nach der 1. OP und einer Kombitherapie aus Bestrahlung und Temodal 2,5 Jahre mit ihr zu erleben, in denen sie ohne Rezidiv völlig uneingeschränkt und ganz „normal“ leben konnte. Wir haben die Zeit gemeinsam genutzt und sehr intensiv gelebt … und das kann ich nur allen „raten“ … Nutzt jeden Tag mit euren Lieben, den Ihr geschenkt bekommt, auch wenn es für euch nur wenige davon geben sollte …
Als dann das erste Rezidiv bei meiner Mutter auftauchte und alles seinen Gang nahm, starke körperliche Einschränkungen, Wesensveränderungen etc., hat es sie sehr gestärkt, dass wir versucht haben, ihr so viel „Normalität“ zu erhalten wie nur möglich … sie sagte mal zu mir, sie hätte es total satt, von den Gesunden ausgeschlossen zu werden, indem sie über ihre Krankheit definiert würde … man mag es kaum glauben, aber es gab auch Momente, in denen wir gestritten haben. Aber auch oder gerade diese Momente gaben ihr das Gefühl, zu LEBEN.
Als sie dann seit Dezember letzten Jahres in allem sehr eingeschränkt war, haben wir uns bemüht, alles für ihr (körperliches) Wohlbefinden zu tun … das konnten auch sehr kleine Dinge sein, von der Maniküre oder Duftölen bis hin zur entspannenden Massage. Sie hat mir immer wieder zu verstehen gegeben, wie angenehm und schön das für sie war und war dafür sehr dankbar … ich habe allerdings das Gefühl, dass diesbezüglich ein Unterschied zwischen Männern und Frauen besteht … mein Bruder hatte sich da nicht so sehr die Gedanken gemacht, aber das meine ich natürlich nicht böse, denn er hat sich ja auf seine Art sehr liebevoll gekümmert …
Lebensqualität durch „Normalität“, körperliche Zuwendung sowie Dasein schenken und keine Zeit auf Krankenhausfluren vergeuden … außerdem MUSS man in manchen Momenten einfach stark sein, Heulen und Jammern in Gegenwart des Betroffenen geht gar nicht, es sei denn man möchte ihn zusätzlich belasten … Das ist das, was ich durch meine Mutter gelernt habe …
Ich bin durch den Verlust unendlich traurig, dennoch wurde meine Mutter durch den Tod zum Schluss erlöst und ich merke, dass die Verarbeitung all meiner Eindrücke und Erfahrungen erst jetzt beginnt …
Ich habe mich in diesem Forum sehr gut aufgehoben gefühlt und der informative Austausch, den ich hier erfahren habe, hat mir sehr geholfen. Vielen lieben Dank!
Ich bin total überzeugt davon, dass es die Forschung und Medizin bald schaffen wird, das Glioblastom besser oder gar ganz „in den Griff“ zu bekommen … Ich drücke allen Betroffenen und Angehörigen ganz kräftig die Daumen!
Euch allen viel Kraft und alles Gute!
Aviso