HirnTumor-Forum

Autor Thema: Streut ein Glioblastom IV  (Gelesen 8966 mal)

rose-lenz

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Streut ein Glioblastom IV
« am: 16. Mai 2009, 10:25:00 »
Hallo, meine Mutter hat ein Glioblastom IV und ist - nach einer schweren OP und langer Bewußtlosigkeit  - nun zwar leidlich wach, aber linksseitig immobil und auf Vollpflege angewiesen in einer Intensiv-Reha. Dort hat man sie bereits nach einer Woche 'abgeschrieben'. Es würde sich bei der Prognose kaum lohnen, auf eine längere Therapie zu setzen. Um uns das plausibel zu machen, meinte der Arzt dort, meine Mutter hätte ja eine Hirnblutung gehabt, vermutlich hätte die Metastasen in den den ganzen Körper verstreut. Eine Information, die man uns in der Klinik, in der die OP stattfand, nicht gegeben hatte. Natürlich wußten wir von der Hirnblutung. Aber waren nach eigenen Recherchen der Meinung, dass ein Glioblastom eben nicht streut. Kennt sich da jemand aus? Wäre dankbar für eine Antwort... viele grüße - Conny

Offline KarlNapf

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Re: Streut ein Glioblastom IV
« Antwort #1 am: 16. Mai 2009, 11:06:43 »
Zitat
vermutlich hätten die Metastasen in den ganzen Körper verstreut.

Das wäre extremst unwahrscheinlich. Bis zum Beweis einer Metastase (in Lunge oder Leber oder anderswo) bin ich geneigt, diese Aussage eher für unwahr zu halten.

Ein GBM IV kann im Liquorraum streuen (muß aber nicht), siehe: Lassen Sie eine Liquoruntersuchung auf Metastasen machen!
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fips2

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Re: Streut ein Glioblastom IV
« Antwort #2 am: 16. Mai 2009, 15:32:56 »
Ohne was unterstellen zu wollen.
Es regt sich aber trotzdem der Verdacht,dass die Klinik den Patienten los sein will,weil er Arbeit macht.

Rehakliniken sind meist gewinnorientierte Unternehmen. Das liegt in der Natur der Sache,dass hier das buchhalterische Denken mehr zählt als der Mensch ist wohl klar.So hart es klingt.
Leider wird sich das überall fortsetzten.Bei KK,Pflegekasse,Kliniken und und und.

Dieses Manko haben wir leider der Politik zu verdanken,welche die Fallpauschalen eingeführt haben.Es wird gespart wo geht und meist trifft es leider immer wieder die Schwächsten.Die bleiben auf der Strecke.

Man kann höchstens an den Arzt und seinen hippkratischen Eid apellieren.Aber was zählen solche Eide heut noch?
Wess Brot ich ess......

Wen der hippoktatische Eid einmal in seinem Wortlaut interessiert lese hier:
http://www.wer-kennt-wen.de/club/nl7uoerz

Gruß Fips2



rose-lenz

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Re: Streut ein Glioblastom IV
« Antwort #3 am: 16. Mai 2009, 19:15:22 »
Habe mir schon so etwas gedacht. Die ganze Haltung dort ist dazu angelegt, dass meine Mutter die Klinik so rasch wie möglich verlässt. Ständig wird betont, dass eine Reha - länger als drei, vier Wochen - bei der Prognose ja sowieso kaum Sinn macht. Obwohl wir finden, dass jedes Stückchen Lebensqualität, das meine Mutter in der Reha erlangen könnte, ihr die folgende Zeit vielleicht etwas leichter macht. Selbst ein wenig essen können beispielsweise, im Rollstuhl sitzen, sich ein wenig bewegen können. Offenbar halten die aber dort Verwandte für vollkommen hoffnungsbenebelt, nicht zurechnungsfähig und keinesfalls ernstzunehmen. Vielen Dank jedenfalls für die Info! Liebe Grüße Conny

Kara

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Re: Streut ein Glioblastom IV
« Antwort #4 am: 16. Mai 2009, 20:02:53 »
Darf ich fragen, um welche Rehaklinik es sich handelt? Wir haben nämlich leider auch extrem schlechte Erfahrungen machen müssen.


edit: @rose-lenz: Bitte den Namen der Klinik direkt weitergeben. Oder dieses Thema in der Abteilung "Klinikbewertungen" besprechen. Abwertende Äußerungen über eine Klinik, die nicht anonymisiert ist, im öffentlichen Bereich des Forums könnten zu juristischen Problemen führen. KN
« Letzte Änderung: 17. Mai 2009, 08:39:56 von KarlNapf »

fips2

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Re: Streut ein Glioblastom IV
« Antwort #5 am: 17. Mai 2009, 17:07:02 »
Ein vielleicht interessanter Beitrag zum streuen von Hirntumoren findet man hier:
http://www.krebsgesellschaft.de/pat_ka_hirntumor_definition.html?markierung=statistik


Zitat aus diesem Beitrag 17.5.09

Eine weitere, bislang noch nicht genau verstandene Eigenheit primärer Tumoren des Nervensystems ist die Tatsache, dass diese nur sehr selten Tochtergeschwülste in anderen Organen ausbilden. In den allermeisten Fällen bleiben zentralnervöse Tumoren auf ihren Ursprungsort beschränkt. Dies unterscheidet sie von den meisten bösartigen Tumoren in anderen Organen.

Zitat ende

Gruß Fips2

Offline KarlNapf

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Re: Streut ein Glioblastom IV
« Antwort #6 am: 17. Mai 2009, 17:33:40 »
Richtig, und ein wenig darunter steht dieser Satz (Zitat):

Nur in seltenen Fällen bilden Gehirntumoren, insbesondere die besonders bösartigen Formen wie das Glioblastom [...], Tochtergeschwülste an anderen Stellen des Nervensystem. Diese entstehen durch Zellwanderung oder durch Verschleppung von Tumorzellen über das Hirnwasser (Liquor cerebrospinalis).

Und genau die Geschichte vom Hirnwasser, dem Liquor, habe ich bei meiner Antwort zugrunde gelegt. Ein GBM IV kann im Liquorraum streuen, aber sonst nicht. An anderer Stelle des Nervensystems heißt: Im Spinalkanal oder an anderer Stelle im Schädel.

Ein aktueller Forschungsbericht, den ich neulich las, sagt: Je mehr Hemmung der Angiogenese (der Blutgefäßneubildung), desto mehr streut ein GBM IV im Liquorraum. Das wäre auch ein Aspekt, den man längerfristig beobachten sollte.
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Fahrradklingel

  • Gast
Re: Streut ein Glioblastom IV
« Antwort #7 am: 23. Mai 2009, 11:36:03 »
Hallo Karl,

diese Studie über Angiogenese-Hemmer würde mich mal interessieren. Habe mehrmals davon gehört, dass bei der Avastin/Irinotecan-Chemo ( die ja u.a. auf Anti-Angiogenese abzielt ) eher solche Tumorzellen überleben, die zu diffus-infiltrierendem Wachstum neigen und wenig/kein Kontrastmittel aufnehmen. Hab auch schon nach Fachartikeln gesucht, aber nichts gefunden.

Vielen Dank und viele Grüße

Franziska

Offline KarlNapf

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Re: Streut ein Glioblastom IV
« Antwort #8 am: 23. Mai 2009, 13:23:06 »
Hier ein Artikel von März 2009, der in diese Richtung geht. Ich bin deshalb hellhörig geworden, weil in unserem Forum ja mehrere Artikel stehen unter dem Aspekt: dem Tumor "den Saft abdrehen", den Tumor "aushungern". Die Anti-Angiogenese ist bisher ein wichtiger Aspekt einer multimodalen Therapie, die von mehreren Seiten auf das GBM IV einwirken soll. W.H. hat diesen Ansatz in der Mailingliste immer wieder hervorgehoben.

Man muß einfach abwarten, ob dieses Ergebnis bestätigt wird... Das ist Forschung...

Antiangiogenic Therapy Elicits Malignant Progression of Tumors to Increased Local Invasion and Distant Metastasis

elicit heißt auslösen

Zitat:
Multiple angiogenesis inhibitors have been therapeutically validated in preclinical cancer models, and several in clinical trials. Here we report that angiogenesis inhibitors targeting the VEGF pathway demonstrate antitumor effects in mouse models of pancreatic neuroendocrine carcinoma and glioblastoma but concomitantly elicit tumor adaptation and progression to stages of greater malignancy, with heightened invasiveness and in some cases increased lymphatic and distant metastasis. Increased invasiveness is also seen by genetic ablation of the Vegf-A gene in both models, substantiating the results of the pharmacological inhibitors. The realization that potent angiogenesis inhibition can alter the natural history of tumors by increasing invasion and metastasis warrants clinical investigation, as the prospect has important implications for the development of enduring antiangiogenic therapies.
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