Ich lese hier seit einger Zeit mit und wollte eigentlich nichts schreiben, aber vielleicht hilft es ja.
Ich bin 46 jahre jung, männlich, ledig und verunsichert.
Ich hatte direkt angefangen zu schreiben, und auch wenn meine Art etwas sarkastisch wirken sollte, es ist meine Geschichte:
Peng, das hatte gesessen, ich hörte nur die Worte " Strahlentherapie und Chemo ".
Ich räuspere mich, " haben wir denn schon eine Diagnose? "
" Ja, Sie haben einen Gehirntumor! "
Schnell mal ein paar Leerzeichen eingefügt, meine Gefühle von verdutzt bis sprachlos sollen so verdeutlicht werden.
Kleine Rückblende . . .
Eine Woche vorher beschloss ich zum Arzt zu gehen, da mir immer schwindelig war und ich so einen Kopfdruck hatte, keine richtigen Kopfschmerzen, aber eben Kopfdruck, und mein Flug nach Moskau lag an.
Ich dachte, es sei vielleicht doch besser in Deutschland zum Arzt zu gehen als in einem Land, dessen Sprache ich nicht verstehe und wahrscheinlich auch nicht mehr lernen werde.
Also bin ich ab zum Arzt, der, nachdem ich weitere Symptome schilderte, meinte, er würde mich zum Kopf CT ( Computertomographie) schicken. Als Privatpatient bekam ich diesen Termin noch am gleichen Tag.
Also Kopf CT gemacht und ohne Nachfrage verkündigte mir der Mitarbeiter; " Glückwunsch, ich kann Ihnen eine gute Nachricht mitteilen: Sie haben keinen Gehirntumor! "
Ich hatte nicht gefragt, war aber natürlich sehr erleichtert. Trotzdem meinte der Leiter der Praxis, es würde kleine Auffälligkeiten geben, und es wäre wohl besser, noch eine MRT einzuschieben.
Und so wurde direkt für den Samstag ein Termin vereinbart für eine MRT: es ist schon eine merkwürdige Stimmung, die wartenden Leute. Ich meine, was erwartet uns?
Da ist wohl keiner dabei, der vor Glück jauchzen kann. Ich sag nur Damokelesschwert.
Ich war ja immer noch guten Mutes und schwupps in der Röhre. Danach warten, Bilder wurden erklärt. Immer noch kein Gehirntumor. Anscheinend wollte der sich nicht zeigen oder Ärzte sind xxxxx und haben nicht die xxxxx, einem das zu sagen.
Ich teilte ihm mit, dass ich am Montag beim Hausarzt bin und er sagte, er würde diesen Montag als erstes anrufen. Alarmglocken tief in meinen Inneren fanden aber immer noch nicht den Weg ins Bewusstsein. Ich war immer noch auf dem Trip: Sie haben keinen Gehirntumor ...
Montags Termin beim Hausarzt: Gesichtsausdruck des Arztes bedenklich. Eigentlich wollte der mich in die Neurochemische Abteilung eines Krankenhaus am Ort einliefern , aber meinte, es wäre wohl besser, ich würde einen Termin mit einem Neurochirugen der Uniklinik Düsseldorf wahrnehmen. Es gab aber keinen Termin, der Chefarzt unseres Klinikums (auch wir haben mehr als eine Klinik) hätte sofort Zeit für mich. So befand ich mich zügig im Büro vom Chefarzt und dann fiel das böse Wort:
Mein neuer Feind: Gehirntumor !
Klatsch Peng! xxxxxx, verdauen! Wie sage ich es meiner alten Mutter, wie gehe ich damit um?
Schnell noch einen Termin beim Strahlenmann vereinbart im Klinikum und dann erst mal nach Hause.
Firma informiert, meine Kollegen, meine Mitarbeiter in Russland und irgendwie komplett durch den Wind. Meine Mutter heulte wie ein Schlosshund. Eigentlich musste ich sie beruhigen, das tat schon mal sehr weh, aber ich erhielt viel Zuspruch von allen Seiten, das tat gut.
Und xxxx drauf, ich war abends bei meinen Freunden habe mich, - vielleicht nicht der weiseste aller Entschlüsse- erst mal richtig volllaufen lassen, weil ich sonst bestimmt kein Auge hätte zu tun können.
Und jetzt bin ich in der Gegenwart. Ich war in Köln bei Herrn Prof Sturm und traf auch noch zufällig einen alten Freund, der dort Oberarzt ist. Mit dem hatte ich noch lange gesprochen, und danach hatte er mich sogar angerufen.
Es geht eigentlich darum: Biopsie oder nicht Ponsgliom Grad 2 nicht operabel Er meinte, er würde es machen, damit man histologisch auf der sicheren Seite ist.
Ich bin aber skeptisch. Nicht operabel aber Biopsie? Irgendwie bin ich im Zweifel. Nichts zu tun ist auch xxxxxx.
Meine grösste Sorge ist es, dass ich morgens aufwache und mich nicht mehr artikulieren kann.
Ich hab Kopfdruck, Schwindel, extreme Antriebsarmut, bekomme den Haushalt nicht mehr auf die Reihe, bin krank geschrieben. Und ich habe noch keine Entscheidung getroffen.
1. Biopsie + anschliessend Strahlentherapie + evtl. Chemo
2. nur Strahlen
3. leichte Chemo. Was das bewirken soll, habe ich nicht wirklich verstanden, ist für mich aber auch keine Option
4. nicht tun. Das geht für mich auch gar nicht, denn ich hab Symptome und die werden nicht von alleine besser.
Aber was ?
Ich denke, es wird auf eine Biopsie hinauslaufen und dann mal sehen, was passiert. Wenn ich mich zuhause nicht mehr versorgen kann, fühle ich mich aber trotzdem nicht wohl dabei. Ich habe zwar mit engen Freunden gesprochen, die sich kümmern werden.
Ich bin verunsichert, nicht so sehr wegen der Krankheit sondern auch, wie es weitergeht finanziell, wer beantragt mein Krankentagegeld, falls ich es nicht alleine kann, wie geht man vor?
Das betrifft ja Alle, aber irgendwie ist es xxxxxx, dass man sich um soviele Dinge kümmern muss, obwohl man kaum in der Lage ist, es zu tun.
Sorry, wollte hier nur mal meine Ängste loswerden. Es gibt hier soviele starke Menschen, und eigentlich war ich auch immer einer, aber im Moment bin ich etwas kraftlos
LG
Micha