HirnTumor-Forum

Autor Thema: Ist Manuelle Therapie nach HT-Operation sinnvoll?  (Gelesen 10495 mal)

Offline KaSy

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Ist Manuelle Therapie nach HT-Operation sinnvoll?
« am: 12. Juni 2010, 01:45:15 »
Liebe HT-Forum-Leser und liebes, fleißiges Moderatorenteam!

Nach meiner dritten Meningeom-OP (1. 1995-WHO I, 2. 1999-WHO III+Bestrahlung mit 60GY, 3. 1997-WHO III) war ich zu früh wieder arbeiten gegangen und bin zwei Jahre danach wegen psychischer und psychosomatischer Probleme zu einer medizinischen Reha gefahren. Dort habe ich die Stärke meiner Probleme überhaupt erst bewusst wahrgenommen und nahm mir vor, alles zu tun, um damit besser klarzukommen, um in meinem Leben und in meinem Beruf wieder relativ normal klarzukommen.

Ich gehe seitdem (seit Dezember 2009) durchschnittlich dreimal wöchentlich zum Sport (ca. 40 min Zirkeltraining bei Mrs.Sporty). Meine Hausärztin  habe ich gebeten, mir Massagen oder so etwas zu verschreiben, weil ich das in der Reha nach längerer Zeit als erholsam und entspannend erlebt habe. Sie hat mir manuelle Therapie verschrieben, sechsmal mit zwei Folgeverordnungen zu je sechs Behandlungen. Sie sagte aber auch, dass sie nur eine begrenzte Zahl aufschreiben könne.

Die Therapeutin war ihrerseits erstaunt, dass ich nicht schon viel früher, also nach den ersten HT-OP eine derartige Therapie erhalten habe. Das hatte ich doch nicht gewusst und gesagt hatte es mir auch niemand. Sie meinte, durch diese Operationen könnten "Verklebungen" verblieben sein. Dass ich total verspannt war, war mir ja klar, aber dass es einen Zusammenhang zu diesen OP geben könnte ...?
Sie sprach davon, dass mir jeder Arzt bei dieser Diagnose Manuelle Therapien oder auch sonstige zielgerichtete Massagen aufschreiben könne, also sogar müsste.

Also, dachte ich, da entlaste ich mal meine Hausärztin und lass mir einfach von der (neuen) Neurologin, die sich besser als die bisherige mit Hirntumoren auskennt, manuelle Therapien verschreiben. Sie hatte das mit den Antidepressiva auch recht locker gesehen und mir im April ziemlich viel davon verschrieben - für 200 Tage. Allerdings hatte die bisherige Dosis, die ich immer  morgens nehme, nicht ausgereicht und sie gab mir Anfang Mai zusätzlich für abends das Medikament in einer geringen Dosis dazu – für vier Wochen. Bis hierhin war alles prima.

Nur ließ sie dann die Schwester den Termin absagen, an dem ich ein neues Rezept brauchte. Ich rief  an und sagte, dass ich den Termin wegen der Verschreibung der Medis brauche. Ich kam hin – und die Schwester sagte, sie solle mir nur ein Rezept geben, die Ärztin wolle mich erst im Juli wieder in der Sprechstunde sehen. Nun bat ich also zusätzlich um eine Verordnung für eine manuelle Therapie, die drei Befunde der Therapeutin hatte ich mitgebracht. Auf das Rezept für die Medis wartete ich eine Stunde, dann musste ich einen anderen Arzttermin wahrnehmen. Ich kam gegen Ende der Sprechzeit wieder und wartete nochmal fast eine Stunde, um dann nur das Rezept für die Antidepressiva (nochmal für 100 Tage mit der höheren Dosis, aber nur für 7 Wochen das zusätzliche für abends) zu erhalten. Das andere werde sie sich erst mal ansehen. Ich fragte einige Tage später per Telefon nach und die Schwester sagte mir – sichtlich enttäuscht - , die Ärztin würde keine manuelle Therapie aufschreiben, ich wäre ausreichend versorgt. Ich holte mir die Befunde wieder ab, auch da war die Neurologin für mich nicht zu sprechen.

Nach meinem anfänglich guten Eindruck fühle ich mich nun nicht mehr gut versorgt. Sie ist die neue Partnerin meiner bisherigen Neurologin und ich wurde ihr als eine der wenigen Patientinnen mit Hirntumor gleich zugewiesen und fand das auch richtig so. Ich hatte auch gleich Vertrauen zu ihr.
Aber jetzt?
Ich will mir keine neue Neurologin suchen müssen.
Vielleicht war sie einfach nur überlastet, weil die andere Neurologin gerade nicht da war?

Oder ist die Wichtigkeit von der „Manuellen Therapeutin“ übertrieben worden? Hat diese Therapie gar nichts mit den HT-OP zu tun? Aber ich hatte doch Probleme, die durch die Therapie verbessert wurden:  Kribbeln in den Händen, nachts bin ich davon aufgewacht, weil es sogar wehtat. Und Schulterprobleme links, also auf der Seite, wo die ersten beiden Meningeome waren.
Kann manuelle Therapie nützlich sein?
Sollte ich bei der Neurologin darauf drängen?
Oder die Hausärztin nochmal fragen?
Oder es für einige Wochen erst mal lassen? 


Vielleicht weiß ja jemand eine Antwort.
Danke sagt schon mal (auch für das Durchhalten beim Lesen des wohl viel zu lang geratenen Textes)
Eure KaSy

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fips2

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Re:Ist Manuelle Therapie nach HT-Operation sinnvoll?
« Antwort #1 am: 12. Juni 2010, 07:44:53 »
Hallo Kasy.
Ob manuelle Therapie sinnvoll ist oder nicht, steht auf einem andren Blatt. Bei dir hilft es offensichtlich und dann sollstes du es auch bekommen.
Beschreib das mal näher mit der manuellen Therapie. Ist das eine von den medizinischen Diensten, oder ist sie eine in den Leitlinien anerkannte Therapie?

Wenn ich das richtig verstanden habe, hat dir eine Therapeutin in der Reha diese Therapie als notwendig und sinnvoll genannt. Ich gehe davon aus, dass es auch irgendwelche Behandlungsleitlinien gibt in denen das drin steht. Da muss ich aber erst mal nachforschen.
Auf die Schnelle hab ich das hier gefunden:
http://www.krebsinformationsdienst.de/themen/grundlagen/ebm-leitlinien.php#leitlinien
Kannst ja mal ein wenig Stöbern.
Auf jeden Fall hat deinen Ärztin erst ohnen Murren verordnet und nun plötzlich nicht mehr. Es wird Gründe geben hinter die man nie so richtig als Patient schaut(Budget usw.).

Ich würde dir folgendes raten.
Setzte dich mit der unabhängigen Patientenberatung in Verbindung und lass dir da helfen.
Die geben dir kostenlos , falls du Anspruch darauf hast, die entsprechenden Argumente an die Hand und vermitteln auch zwischen Arzt ,Patient und KK.
www.unabhaengige-patientenberatung.de/

Typisches Beispiel sind Lymphdrainage bei Brustkepspatientinnen. Immer gibts deswegen Zoff mit den Gyns und Hausärzten. Die Lymphdrainage steht, wegen der Schädigung  den Patienten lebenslang nach der OP zu. Nur versuchen die Ärzte immer wieder das abzuwimmeln. Man darf sich das nicht gefallen lassen, denn wenn das Lymphsystem einmal nachhaltig geschädigt ist, bekommt man es nicht mehr, oder nur schwer, in den Griff. Das ist dann sparen an der falschen Stelle.
Bei dir ist es genau so.
Ob die Ärztin dann hinterher etwas verschnupft ist soll dir erst mal egal sein. Du hast die gesundheitlichen Probleme und nicht sie.

Gruß und igB
Fips2
 
« Letzte Änderung: 12. Juni 2010, 08:33:16 von fips2 »

Offline Bluebird

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Re:Ist Manuelle Therapie nach HT-Operation sinnvoll?
« Antwort #2 am: 12. Juni 2010, 09:24:45 »
Hallo KaSy,

mein Neurologe verordnet ebenfalls keine manuellen Therapien wie Massagen, allerdings geht es bei mir eher um Verspannungen wegen meiner Wirbelsäulenproblematik. Aber selbst der Orthopäde ist da sehr zurückhaltend, weil er der Ansicht ist. dass gezielte sportliche Betätigung einen weitaus günstigeren Effekt hat.

Was Massagen gegen Depressionen betrifft, so habe ich unter dem nachstehenden Link gelesen, dass diese nur kurzzeitig eine Besserung erzielen. Ist irgendwie logisch, dass allein durch das Wohlgefühl während der Anwendung erst einmal die Muskeln warm und locker sind und die Stimmung aufhellt. Man bekommt das Gefühl, sich was Gutes gegönnt zu haben.
http://www.medizinauskunft.de/artikel/diagnose/psyche/05_08_massage.php

Sehr angenehm sind sicher Ayurvedische Massagen mit heissen Steinen und warmen Ölen. Diese sind allerdings aus eigener Tasche zu zahlen und recht teuer.
Akupunktur und Magnetfeldtherapien können ebenfalls Linderung in vielerlei Hinsicht bringen.
Manche orthopädische Praxen bieten diese Selbstzahler-Leistungen an:

http://www.daegfa.de/Patientenportal/Anwendung_Depressionen.aspx

http://www.gesundheit.de/krankheiten/psyche-und-sucht/depressionen/magnetfeldtherapie-gegen-depressionen

Du solltest Dich auch erkundigen, ob Osteopathie auf Deine Krankengeschichte einen günstigen Einfluss nehmen könnte.

LG
Bluebird
The best time to plant a tree was 20 years ago.
The second best time is NOW.
(Chinesisches Sprichwort)

Offline Eva

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Re:Ist Manuelle Therapie nach HT-Operation sinnvoll?
« Antwort #3 am: 12. Juni 2010, 15:41:39 »
Hallo KaSy,

vor ein paar Jahren habe ich erfahren, dass bei meiner Diagnose Glioblastom mir Krankengymastik zustehen würde. Seit 2007 nehme ich das immer wieder das in Anspruch. Der Arzt (auf den Kanaren) verordnet  "Manuelle Therapie/Bewegungstherapie" + "Zustand nach Glioblastom". Die Rechnung und das Rezept lege ich in Deutschland bei meiner Krankenkasse vor und sie erstattet mir problemlos den Anteil, der in Deutschland genehmigt ist. In Deutschland habe ich letztes Jahr 10 Anwendungen als Erstverordnung, danach 2 x 10 als Folgeverordnung erhalten. Danach konnte der Professor nochmals 10 Anwendungen verschreiben, als er begründete, warum das nötig war. Ich habe eine Beinheberparese und ohne die Behandlungen hätte ich viel größere Probleme. So aber habe ich schon eine deutliche Verbesserung erreicht.
Der Gesunde weiß nicht, wie reich er ist.

Vergiss die Frage, was das Morgen bringen wird, und zähle jeden Tag, den das Schicksal dir gönnt, zu deinem Gewinn dazu.                                                                Horaz

Mein Erfahrungsbericht: http://www.langzeitueberlebende-glioblastom.de

Offline KaSy

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Re:Ist Manuelle Therapie nach HT-Operation sinnvoll?
« Antwort #4 am: 14. Juni 2010, 23:30:58 »
Vielen Dank für die fachkundigen und die aus Erfahrung gemachten Ratschläge!

Gestöbert habe ich in den Links von fips 2 und Bluebird noch nicht - hab nicht so viel Zeit.

Aber aus euren Einträgen habe ich entnommen, dass sportliche Betätigung womöglich mehr bewirkt als Massagen oder manuelle Therapie. Ich denke, dass beides bei mir positiv gewirkt hat, denn ich gehe seit fast 7 Monaten zwei- bis viermal pro Woche zum Sport, wo man gut betreut wird und auch auf richtige Haltung und die Vermeidung von körperlichen Anspannungen/ Fehlbelastungen geachtet wird.

Ich habe mich mittlerweile dazu entschlossen, meiner Hausärztin wegen der Verordnung einer manuellen Therapie vorerst nicht auf den Wecker zu gehen. Sie würde es sicher versuchen, es zu verschreiben. Gescheitert bin ich damit an der neuen Neurologin.

Für fips2: Die manuelle Therapie ist keine Massage im klassisch bekannten Sinn. Dafür benötigen die Physiotherapeuten eine spezielle Ausbildung und das darf auch nicht jeder tun. Normale Massagen könnte ja womöglich auch mal ein Partner oder so durchführen. Bei der manuellen Therapie wissen die Therapeuten, aus welchem Wirbelsäulensegment welche Beschwerden entstanden sind und sind in der Lage, sehr zielgerichtet an den richtigen Stellen - ich sag mal - zu manipulieren, um irgendwo anders im Körper eine Reaktion zu erzeugen, die nach mehreren Behandlungen die Beschwerden vermindert, beseitigt, bzw. die Mobilität steigert. Bei mir hat sie z.B. u.a. bewirkt, dass ich beim Heben des linken Arms und beim Kopf nach links drehen (Schulterblick im Auto)  keine Probleme mehr habe. Ganz sicher hat aber auch der Sport dazu beigetragen. Der Kontakt zu der Physiotherapeutin brachte mir auch einige weitere Informationen zur Krankheitsbewältigung und zum gesunden Umgang mit Anspannungen, z.B. beruflichen Belastungen. Übrigens ist eine manuelle Therapie auch teurer als eine Massage.

Ich hatte mir zunächst davon einfach nur erhofft, durch den Zeitraum von 30-40 min dem Alltagsstress (den ich mir auch selber gemacht habe) zwangsweise entfliehen zu können. Dass es viel mehr gebracht hat, finde ich natürlich toll. Nun stehen aber die Ferien vor der Tür und ich werde mich um weitere Verordnungen erst im Herbst bemühen.

Ich danke Euch sehr und wünsche Euch alles Gute
Eure KaSy
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Offline KaSy

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Re:Ist Manuelle Therapie nach HT-Operation sinnvoll?
« Antwort #5 am: 18. Juni 2010, 21:27:09 »
Hallo, Bluebird und fips2,
ich habe nun die Links gelesen - vielen Dank dafür!
Meine Hausärztin hat mir gestern erklärt, dass ein Patient innerhalb von 12 Monaten nur 3x6manuelle Therapien verschrieben bekommen darf, mehr zahlt die Kasse nicht. Also trifft ersten die Neurologin keine Schuld und zweitens könnte ich, wenn ich es früher als nach einem Jahr wünschen/brauchen sollte, mit der Krankenkasse reden wegen einer Ausnahmegenehmigung. Da hat mich der Link mit den Richtlinien und so drauf gebracht. Momentan setze ich auch Sport und bewusstes Enspannen der Schultern und der Nackenregion. Da war Bluebirds Link für mich eine gute Info.

Liebe Eva,
ich freue mich für Dich, dass es bei Dir einerseits mit der Finanzierung der Therapie so gut funktioniert, besonders aber, dass sie wirklich hilft. Ich hatte auch nicht erwartet, dass das so gut ist!

Liebe Grüße
Eure Karin
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