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Autor Thema: Änderung des OP-Ablaufs nach Schnellschnittuntersuchung?  (Gelesen 9932 mal)

Offline dorf-ei

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Änderung des OP-Ablaufs nach Schnellschnittuntersuchung?
« am: 10. Februar 2011, 08:55:40 »
Hallo ihr Lieben!

Seit über einem Jahr quält mich diese Frage immer mal wieder zwischendurch, wenn ich gerade mal wieder darüber nachdenke...

Mein Freund erhielt Anfang 2009 die Diagnose eines "raumfordernden Prozesses" in seinem Gehirn. Im Februar erfolgte daraufhin die OP. Ich bin mir nicht ganz sicher, denn zu dieser Zeit kannten wir uns noch nicht, aber so, wie ich es seinen medizinischen Unterlagen entnommen habe, war der Plan, das Biest so vollständig wie möglich heraus zu operieren. Der Tumor hatte zu diesem Zeitpunkt ja schon die Größe einer Babyfaust und die Symptome waren schwerwiegend (der Tumor befand sich occipital, ziemlich mittig, und drückte genau auf die Sehrinde).

De facto wurden dann nur ca. 30% reseziert, und als der Befund der Schnellschnitthistologie "Gliosarkom" lautete, wurde der Kopf wieder zu gemacht. Darauf folgten viele Tage Hölle, bis der endgültige Befund der histologischen Untersuchungen ein Meningeom WHO°II ergab. Ab dann war klar, dass eine weitere OP unausweichlich sein würde.

Ich habe recherchiert, dass Schnellschnittergebnisse manchmal die OP-Taktik intraoperativ ändern, aber der Sinn des Vorgehens bei meinem Freund erschließt sich mir nicht. War das nach einem derartigen Befund eine Art Handtuch-schmeißen? Oder sind Ärzte dazu verpflichtet, das weitere Vorgehen aufgrund der schlechten Prognose zuerst nochmal mit dem Patienten abzusprechen?

Nebenbei, welchen Sinn hat eine Biopsie überhaupt? Ich meine keine stereotaktische, sondern eine, bei der der Patient sich ohnehin in Vollnarkose befindet und über Risiken aufgeklärt ist, der Schädel eröffnet ist und die Neurochirurgen das Ausmaß des Monsters gleich vor sich sehen. Warum sollte dann nicht immer gleich versucht werden, so viel wie möglich raus zu nehmen?

Das sind die Fragen, die mir auf der Seele brennen... Würde mich freuen, wenn ich Meinungen von euch dazu erhalte, denn das Fachwissen und die Erfahrungen einiger hier schätze ich sehr.

Liebe Grüße,
dorf-ei

fips2

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Re:Änderung des OP-Ablaufs nach Schnellschnittuntersuchung?
« Antwort #1 am: 10. Februar 2011, 09:38:01 »
Hallo Dorfei
Ich kann mir eigentlich nur die Begründung für das Vorgehen erklären, dass wirklich erst mit dem Patienten die weiteren Risiken erst abgesprochen werden mussten, wenn vor der Biopsie, für die ja nur, wenn ich das so richtig verstehe, eine Einwilligung vom Patienten erteilt wurde.

War vielleicht in eurem Falle einen etwas unglückliche Beratung vor der OP.

Ich denk. Wenn man im Vorfeld schon die entsprechende Aufklärung, für die weiteren Eingriffe, mit einbezogen und die ausdrückliche Erlaubnis dazu erteilt hätte, wäre sicher weiter gemacht worden.

Sieh es aber mal von der andren Seite.

Stell dir vor, die Neurochirurgen hätten, nach Sichtung der Lage, ohne das notwendige, ausdrückliche Einverständnis weiter gemacht und dein Freund wäre blind aus der Narkose erwacht. Welchen rechtlichen Regresses setzt sich ein Arzt damit aus, wenn ihn der Patient daraufhin verklagt?

Rechtlich gesehen, stellt sich für mich als Laie, die Sache als korrekt durchgeführt dar. Medizinisch, hätte man es sicherlich geschickter lösen können.

Als Beispiel von mir selbst.
Mir sollte wegen eines Arterienverschlusses im Bein einen Stent gesetzt werden, um den Blutfluss wieder zu gewährleisten/verbessern. Dabei war im Einverständnisbogen ein Passus drin, der mir überhaupt nicht behagte. Ganz nebenbei war bemerkt, dass beim Misslingen der Stentung und endgültigem Durchblutungs-Zusammenbruch, eine Amputation erfolgen dürfte.
Es war so geschickt formuliert, dass ich eigentlich im Glauben gewesen wäre, nur für die Stentung die Einwilligung gegeben zu haben.
Stell dir mal vor ich wäre wach geworden und es hätte mir der Unterschenkel oder Bein gefehlt.
Der Arzt war zwar leicht angesäuert, als ich haben den Abschnitt durchgestrichen und noch mal quer über die Einwilligung drüber geschrieben habeAuf keinen Fall Amputation ohne ausdrückliche Einwilligung und Absprache mit dem Patienten.
Hintergrund: Es gab noch Optionen in diesem Falle Extremitäten zu retten. Aber nicht in dieser Klinik. Amputation wäre aber die billigere Lösung gewesen.
Egal. Es hat ja alles geklappt.

Ich bestimme was mit mir passiert und sonst Niemand. Es sei denn ich haben Jemanden dafür beauftragt.


Es bringt aber jetzt nichts mehr sich darüber den Kopf zu zerbrechen und Schuldige dafür zu suchen.
Auch wenn es schwer fällt zu akzeptieren, dass es bei deinem Freund nun mal blöd gelaufen ist.
Komplikationen kann es immer geben. Eine medizinische Behandlung, ohne Restrisiken gibt es nicht. Eine Wirkung hat zwangsläufig immer auch Nebenwirkungen und wenns nur Durchfall, Übelkeit bei Medikamenteneinnahme, oder sich um Narbenschmerzen bei einer OP handelt.

Mein Rat
Quäle dich nicht immer wieder damit und freue dich eher an dem Erfolg, der sich eingestellt hat.
Du kannst die Zeit nicht mehr zurückdrehen.

Fips2

« Letzte Änderung: 10. Februar 2011, 10:17:41 von fips2 »

Offline Bea

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Re:Änderung des OP-Ablaufs nach Schnellschnittuntersuchung?
« Antwort #2 am: 10. Februar 2011, 09:56:02 »
Hallo dorf-ei,

ein Schnellschnitt kann treffend sein, muss er aber nicht.
Deshalb geht der Tumor immer in die Pathologie.

Es könnten noch andere Gründe geben, warum unter dieser OP so entschieden wurde.
Diese Antwort kennt der Arzt. Und der wäre zu fragen, wenn es für euch wichtig ist.

Mir persönlich wäre dies zwar wichtig. Wichtiger aber das, was nach dem heutigen Kenntnisstand zu tun ist.

Die Hirnchirurgie ist ein sehr komplexes und sensibles Gebiet.

Mein Rat: Sprich mit deinem Freund und überlegt gemeinsam was für euch wichtig ist und ob ihr euch an Hand der Berichte (es gibt sicher auch einen OP-Bericht) nochmal beraten lassen wollt.

Auch für Angehörige ist es hilfreich, wenn man verstehen kann was passiert ist.

LG und ganz viel Kraft,
Bea

Offline dorf-ei

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Re:Änderung des OP-Ablaufs nach Schnellschnittuntersuchung?
« Antwort #3 am: 10. Februar 2011, 10:18:45 »
Hallo ihr zwei,

und danke erst einmal für eure Antworten  :)

Vielleicht habe ich das alles ungeschickt formuliert. Den Kopf darüber zermatern tue ich mir nicht, auf der Suche nach Schuldigen bin ich auch nicht. Schuldige wofür? Dass mein Freund sich ein zweites Mal einer Hirn-OP unterziehen musste? Spielt in unserem OP-Marathon eigentlich eh eine untergeordnete Rolle.

Veilleicht war es ja auch gut so, denn vor der zweiten OP war ja dann auch noch einiges mehr an Untersuchungen gemacht worden (Angiographie, präoperative Embolisation usw.) und alles ganz schön intensiv geplant worden.

Vielleicht befrage ich zu diesem Thema einfach auch nochmal irgendwann unsere Ärzte - weils mich einfach nur interessiert.

Befassen tue ich mich zur Zeit allerdings fast ausschließlich mit dem guten Gefühl, dass es meinem Freund ENDLICH so viel besser geht  :D  Wir genießen gerade beide das uns umgebende Licht nach dem endlos langen, düsteren Tunnel.

 



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