Liebe Iwana.
ich habe leider auch keine harten Fakten für Dich, nur die allgemeine Theorie des Selektionsdrucks. Mit der Theorie des Selektionsdrucks versuchen Biologen zu erklären, wie sich Organismen an veränderte Umweltbedingungen anpassen können. Mit ihr wird auch erklärt wie es Organismen wie Bakterien es schaffen sich an Zellgifte wie Antibiotika anzupassen. Demnach schaffen es einige Zellen, durch leichte Kopierfehler in der DNS, sich gegen das Antibiotika zu behaupten und während die Normalpopulation untergeht übernehmen die veränderten Zellen die freiwerdenden Plätze. Hält der Selektionsdruck lange genug an, sind die nicht resistenten Zellen ausgestorben und nur die Zellen mit der resistenen Erbinformation übrig geblieben. Hört man allerdings mit der Gabe von dem Zellgift rechtzeitig wieder auf, so gehen die neu entstanden resistenten Zellen wieder unter. Warum? Die Lösung liegt im veränderten Stoffwechsel der neuen Zellen. Durch den Fehler in der DNS ist in den meisten Zellen der Stoffwechsel nicht so effektiv, der Aufwand den die neuen Zellen für die Resistenz betreiben müssen ist einfach zu hoch. Dies führt dazu, dass sie von den nicht resitenten Zellen wieder verdrängt werden, da diese einfach effektiver sind.
Schafft man es also nicht mit der Gabe vorn Zellgiften, und dabei ist es irrelevant ob es sich um Antibiotika oder Chemotheraputika handelt, die Zellen alle innerhalb kurzer Zeit zu vernichten, muss das Medikament abgesetzt werden um die Bildung von dauerhaften Resistentenzen zu vermeiden.
Das ist die kühle Theorie, die hinter der Absichtserklärung Deines Onkologen steht. Natürlich ist es für Dich die absolute Katastrophe. Du hast Dich an den Schutz, den Dir das Temodal verspricht, gewöhnt und Dein Bild als Ritter ohne Rüstung in den Kampf ziehen zu müssen ist absolut richtig. Es fragt sich nur, ob Du nicht schon lange diese Rüstung verloren haben könntest. Dennoch, es ist ein ungeheure psychische Belastung, die schon alleine ausreichend wäre, dass Dein Tumor wieder erstarkt.
Ich kann Dir leider keine Lösung in Form von Studien oder Patientendaten bieten, was aber nicht bedeutet, dass es solche nicht doch gibt.
Liebe Grüße in die Schweiz
Probastel